Deutsche Geschichte. Ricarda Huch
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Название: Deutsche Geschichte

Автор: Ricarda Huch

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: Sachbücher bei Null Papier

isbn: 9783962817725

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СКАЧАТЬ über Nacht, ließ ihn durch einen Gold­schmied in einen Kelch ver­wan­deln und am an­de­ren Tage wäh­rend der Weih­nachts­mes­se in Ge­gen­wart des Kai­sers ge­brau­chen. Der Kai­ser schalt ihn zwar einen Dieb, füg­te sich aber. Da es be­kannt war, dass Mein­werk kein Ge­lehr­ter und nicht si­cher im La­tei­ni­schen war, ließ Hein­rich ein­mal in Mein­werks Mess­buch bei der Ge­bets­for­mel für die Ver­stor­be­nen in den Wor­ten fa­mu­lis et fa­mu­la­bus die Sil­be fa aus­ra­die­ren, so­dass der Bi­schof, als der Kai­ser ihn bat, die See­len­mes­se für sei­ne El­tern zu le­sen, für Maulesel und Maulese­lin­nen be­te­te. Der Be­richt­er­stat­ter fügt hin­zu, dass der Bi­schof zwar zu le­sen an­ge­fan­gen, dann aber doch den Ulk be­merkt habe. Ein­mal trieb der Kai­ser das Hän­seln so weit, dass er auf Per­ga­ment­strei­fen die Wor­te schrei­ben ließ: »Bi­schof Mein­werk, be­stel­le dein Haus, in fünf Ta­gen musst du ster­ben«, und sie in der Um­ge­bung des Bi­schofs ver­streu­en ließ. Für das Ver­hält­nis der Men­schen je­ner Zeit zum Tode ist es be­zeich­nend, mit wel­cher Ruhe und Um­ständ­lich­keit der Bi­schof sich auf sei­ne Ab­be­ru­fung vor­be­rei­te­te, über sein Hab und Gut ver­füg­te, be­te­te, fas­te­te und schließ­lich der Vor­schrift ge­mäß auf dem Bo­den der Kryp­ta aus­ge­streckt das Ende er­war­te­te. Da der Tod aus­blieb, er­riet er den Ver­an­stal­ter des bru­ta­len Scher­zes oder soll­te er ab­sicht­lich auf ihn ein­ge­gan­gen sein? – und be­leg­te den Schul­di­gen und sei­ne Ge­hil­fen mit dem Bann, aus dem sie erst ge­löst wur­den, als der Kai­ser öf­fent­lich Buße ge­tan und zu Fü­ßen des Bi­schofs Ver­zei­hung er­fleht hat­te.

      Ein an­de­rer Ver­wand­ter Kai­ser Hein­richs II., mit dem er gleich­falls gern Ne­cke­rei­en trieb, und der noch mehr An­lass dazu bot als Mein­werk, war Bi­schof Me­gin­gaud von Eich­stätt. Er war ein fröh­li­cher Ze­cher und lieb­te es nicht, sich die Es­sens­zeit durch das vor­ge­schrie­be­ne Psal­men­sin­gen und Be­ten ver­kür­zen zu las­sen. Wenn er ein Klos­ter be­such­te und man ihn, wie üb­lich, mit Ge­sän­gen be­grü­ßen woll­te, stell­te er sie durch einen Wink ab, um de­sto eher zu Tisch ge­hen zu kön­nen. Wenn er das Hochamt hielt, kam es vor, dass er sich är­ger­lich die Se­quenz ver­bat und gleich zum Evan­ge­li­um über­ging: »Die Nar­ren las­sen mich mit ih­rem Ge­sang vor Hun­ger und Durst ster­ben«, sag­te er. Er wur­de leicht hef­tig und fluch­te gern; mit den hun­dert Flü­chen, für die er ein­mal die Er­laub­nis er­hielt, war er im Um­se­hen fer­tig. Wenn die üb­ri­gen Bi­schö­fe sich vor dem Kai­ser er­ho­ben, blieb er sit­zen, weil er der äl­te­re sei, und die Bi­bel ge­bie­te, den Äl­te­ren zu eh­ren. Trotz sei­ner Hef­tig­keit und Form­lo­sig­keit wur­de er ge­liebt. Sein Bio­graf füg­te dem Be­richt, dass Me­gin­gaud die Pries­ter zu­wei­len, um schnell da­mit fer­tig zu wer­den, im Wal­de ge­weiht habe, die Be­mer­kung hin­zu, dass Gott die­se form­lo­se Pries­ter­wei­he im Wal­de viel­leicht lie­ber ge­we­sen sei als die von man­chem Bi­schof in der Kir­che voll­zo­ge­ne; denn Me­gin­gaud sei ohne Falsch ge­we­sen.

      Eine große po­li­ti­sche Rol­le spiel­te Wil­le­gis, wozu ihn schon sei­ne Stel­lung zu­erst als Kanz­ler Ot­tos I., dann als Erz­bi­schof von Mainz und Erz­kanz­ler be­rief. Er hat zur­zeit der bei­den letz­ten Ot­to­nen die Ein­heit des Rei­ches ge­wahrt und dem tüch­ti­gen Her­zog von Bay­ern, Hein­rich II., die Kro­ne zu­ge­wen­det. Wil­le­gis war ein Sach­se, wie man an­nimmt in Schö­nin­gen ge­bo­ren; dass er nie­de­ren Her­kom­mens, etwa gar ein Hö­ri­ger ge­we­sen sei, wird neu­er­dings be­zwei­felt, aber ge­wiss ist, dass er in den Krei­sen des ho­hen Adels nicht be­liebt war. Für die Ar­men sorg­te er durch Al­mo­sen­spen­den und Spei­sun­gen, wo­bei er sich per­sön­lich be­tei­lig­te; er selbst aß erst, nach­dem er die Ar­men be­dient hat­te. Eben­so war er streng in der Beo­b­ach­tung der Ge­bets­stun­den, aber auf grund­sätz­li­che mön­chi­sche As­ke­se leg­te er kei­nen Wert; auf Got­tes­furcht kom­me es an, pfleg­te er zu sa­gen, ein Ka­no­ni­ker, ja ein Laie kön­ne Gott eben­so an­ge­nehm sein wie ein Mönch. Von der klu­nia­zen­si­schen Re­form woll­te er nichts wis­sen. Mit viel Ver­ständ­nis ord­ne­te er das Schul­we­sen und sorg­te da­für, dass die ar­men Schü­ler nicht zu­rück­ge­setzt wur­den. Sei­ne Bautä­tig­keit war au­ßer­or­dent­lich. Ein selt­sa­mes Ge­schick woll­te, dass sein Dom am sel­ben Tage, wo er ihn ge­weiht hat­te, durch Feu­er zer­stört wur­de; nur ein Teil der Fun­da­men­te ist in der Pracht­ge­stalt des heu­ti­gen Do­mes er­hal­ten. Am Markt­por­tal des­sel­ben be­fin­den sich die Erz­tü­ren mit den Lö­wen­köp­fen, die Wil­le­gis in Nach­ah­mung der Tü­ren des Aa­che­ner Doms für die wäh­rend der Fran­zö­si­schen Re­vo­lu­ti­on zer­stör­te Lieb­frau­en­kir­che gie­ßen ließ.

      Wil­le­gis dank­te sei­nen Auf­stieg ei­nem Geist­li­chen na­mens Vol­kold, der ihn un­ter­rich­te­te, er­zog und dem Kö­ni­ge emp­fahl. Die Ver­trei­bung Vol­kolds, der spä­ter Bi­schof von Mei­ßen wur­de, durch die auf­rüh­re­ri­schen Tsche­chen gab Wil­le­gis Ge­le­gen­heit, sei­ne Dank­bar­keit zu er­wei­sen: er nahm den Pfle­ge­va­ter herz­lich auf und be­rei­te­te ihm in Er­furt eine Hei­mat. Sei­ner­seits brach­te Wil­le­gis durch sei­ne Emp­feh­lung einen tüch­ti­gen Mann auf den Bi­schofs­stuhl zu Worms, Burchard, der als ers­ter ein ge­schrie­be­nes Recht für sei­ne Fa­mi­lie, näm­lich die auf dem Stifts­ge­biet an­säs­si­gen, der Kir­che und ih­rer Ge­richts­bar­keit un­ter­ge­be­nen Leu­te, ver­fass­te. »We­gen der un­abläs­si­gen Kla­gen der Ar­men«, so be­ginnt das be­rühm­te Ho­frecht, »und der zahl­rei­chen Ge­walt­ta­ten vie­ler Per­so­nen, die wie Hun­de die Fa­mi­lie des hei­li­gen Pe­trus zer­fleisch­ten, in­dem sie den die­ser Fa­mi­lie Zu­ge­hö­ri­gen alle mög­li­chen Ge­set­ze auf­bür­de­ten und die Schwa­chen durch ihre Ur­tei­le un­ter­drück­ten, habe ich, Bi­schof Burchard, un­ter dem Bei­rat mei­nes Kle­rus, mei­ner Va­sal­len und der gan­zen Fa­mi­lie die­se Ge­set­ze auf­zeich­nen las­sen, da­mit kein Stifts­vogt, Viz­tum, Mi­nis­te­ri­al oder sonst eine recht­wei­sen­de Per­son der ge­nann­ten Fa­mi­lie et­was Neu­es auf­er­le­gen kön­ne, son­dern dass reich wie arm ein und das­sel­be Ge­setz vor Au­gen ge­stellt wer­de und al­len ge­mein­sam sei.« Der mäch­ti­ge Bi­schof er­ließ kein Ge­setz ohne die Mit­wir­kung und Zu­stim­mung nicht nur des Kle­rus und sei­ner Va­sal­len, son­dern auch sei­ner Un­ter­ge­be­nen.

      Burchard zeig­te sich als ge­schick­ter Po­li­ti­ker, in­dem er die sa­li­schen Her­zö­ge zum Ver­las­sen der Stadt Worms zu be­we­gen wuss­te und da­durch ihr al­lei­ni­ger Herr wur­de. Als sol­cher hat er sie in fünf­und­zwan­zig­jäh­ri­ger Re­gie­rung in­ner­lich und äu­ßer­lich ge­pflegt und ge­ho­ben. Wil­le­gis nach­ei­fernd bau­te er den Dom auf ei­ner al­ten Kult­stät­te, wo eine früh­christ­li­che Ba­si­li­ka ge­stan­den hat­te, die vom Blitz ver­nich­tet und noch nicht wie­der auf­ge­baut war. Das herr­li­che Ge­bäu­de ist wohl mehr­fach ver­än­dert, aber in der Grund­an­lage er­hal­ten ge­blie­ben; die Fes­tig­keit sei­ner Mau­ern hat im Jah­re 1689 der sys­te­ma­ti­schen Zer­stö­rungs­wut der Fran­zo­sen ge­trotzt. Bis zur Vollen­dung des Doms von Spey­er war der Dom von Worms die Be­gräb­nis­stät­te der Sa­lier; hier ruht Her­zog Kon­rad der Rote, der Schwie­ger­sohn Otto I., der in der großen Un­garschlacht fiel. Jetzt ist der Dom fast das ein­zi­ge Denk­mal aus Worms’ großen Ta­gen.

      Ein großer Bau­herr war Burchards Zeit­ge­nos­se, Erz­bi­schof Pop­po von Tri­er. Von ei­ner Rei­se nach Je­ru­sa­lem brach­te er СКАЧАТЬ