Deutsche Geschichte. Ricarda Huch
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Название: Deutsche Geschichte

Автор: Ricarda Huch

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: Sachbücher bei Null Papier

isbn: 9783962817725

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СКАЧАТЬ wach­sen, für die es sich ein­set­zen kann. Und die Auf­ga­be, die Otto der Gro­ße sei­nem Vol­ke be­stimm­te, war nichts Aus­ge­klü­gel­tes, sie war in der Ge­schich­te, in der geo­gra­fi­schen Lage, in der An­la­ge und den Nei­gun­gen der deut­schen Stäm­me vor­ge­bil­det. Es wäre nicht mög­lich ge­we­sen, das deut­sche Volk zum Trä­ger des uni­ver­sa­len Ge­dan­kens zu ma­chen, wenn nicht vie­le Tat­sa­chen ihn be­stä­tigt hät­ten.

      Den­noch war es nicht die Be­grün­dung des Kai­ser­tums al­lein, die Otto vor so vie­len Gro­ßen groß er­schei­nen ließ, son­dern auch das Um­fas­sen­de sei­ner Be­stre­bun­gen und sei­ne Per­sön­lich­keit. Nicht nur be­sieg­te er end­gül­tig die Un­garn, son­dern er be­kämpf­te auch mit Glück die Sla­wen und grün­de­te, al­len Wi­der­stand über­win­dend, das Erz­bis­tum Mag­de­burg als Aus­gangs­punkt der Chris­tia­ni­sie­rung der Län­der jen­seits der Elbe. Ge­sandt­schaf­ten von nah und fern be­wie­sen, dass ihm die christ­li­chen und die heid­nischen Völ­ker einen Ehren­platz in der abend­län­di­schen Welt ein­räum­ten. Hat er auch auf die Kir­che, die Wis­sen­schaf­ten und Küns­te nicht so ent­schei­dend und rich­tung­ge­bend ge­wirkt wie Karl der Gro­ße, so hat er doch die Be­deu­tung die­ser Sei­te des geis­ti­gen Le­bens nicht ver­kannt. Sei­ne mensch­li­che Grö­ße geht wohl am meis­ten dar­aus her­vor, dass mehr­mals aus sei­nen Fein­den Freun­de wur­den. Die ei­ge­ne Mut­ter hat­te ihm ver­schie­dent­lich ent­ge­gen­ge­ar­bei­tet, teils durch Be­güns­ti­gung ih­res Lieb­lings­soh­nes Hein­rich, teils durch all­zu ver­schwen­de­ri­sche Schen­kun­gen an die Geist­lich­keit und die Ar­men; aber auch sie wen­de­te schließ­lich ihr gan­zes Herz ihm zu. Es wird er­zählt, dass ei­nes Ta­ges in Nord­hau­sen, Mat­hil­dens Wit­wen­sitz, nach­dem Mut­ter und Sohn sich un­ter Trä­nen um­armt und ge­trennt hat­ten, die alte Kö­ni­gin nie­der­knie­te und den Bo­den küss­te, wo Ot­tos Füße ge­stan­den hat­ten; durch die­se rüh­ren­de Ge­bär­de moch­te sie, des Soh­nes Grö­ße end­lich ganz be­grei­fend, ihr frü­he­res Ver­ken­nen ab­bit­ten wol­len. Als die, die das mit an­ge­se­hen hat­ten, dem Kö­ni­ge nach­folg­ten und es ihm er­zähl­ten, sprang er so­fort vom Pfer­de, kehr­te um und um­arm­te sei­ne Mut­ter, in­dem er sag­te: »Durch wel­chen Dienst kann ich die­se Trä­nen ver­gel­ten?« Wie sein Va­ter, starb Otto I. in Mem­le­ben, wo noch ein paar Säu­len­gän­ge an die Zu­nei­gung der Sach­sen­kö­ni­ge zu die­ser Pfalz er­in­nern. Nach­dem er wie im­mer bei Mor­gen­grau­en auf­ge­stan­den war, den Ar­men Al­mo­sen ge­spen­det, fröh­lich, wie es sei­ne Art war, zu Mit­tag ge­speist und am Schluss des Ta­ges den Abend­got­tes­dienst be­sucht hat­te, wur­de er von ei­nem plötz­li­chen Übel­be­fin­den er­grif­fen. Mit­ten aus er­füll­tem Le­ben schied der tä­ti­ge Geist kö­nig­lich ge­fasst. Be­gra­ben wur­de er, wie er ge­wünscht hat­te, ne­ben sei­ner ers­ten Frau, Edith, im Dome zu Mag­de­burg, der im Jah­re 1207 ab­brann­te.

      Wäh­rend der Krie­ge Karls des Gro­ßen mit den Sach­sen schick­te die alt­bri­ti­sche Kir­che Mis­sio­na­re an die deut­sche Küs­te; ei­ner von ih­nen war Wil­le­had, den Karl der Gro­ße im Jah­re 787 in Worms zum Bi­schof mach­te. Zu sei­nem Wohn­sitz wähl­te er ein Dorf, das Bre­men hieß, wo er auch, als er zwei Jah­re spä­ter starb, be­stat­tet wur­de. Erst sein Nach­fol­ger Wil­le­rich er­hielt zum Bi­schofs­ti­tel ein Bis­tum, das dem Erz­bi­schof von Köln un­ter­stellt wur­de. In Nor­dal­bin­gi­en, dem Nie­de­rel­be­land, gab es da­mals zwei Kir­chen, die eine war in Ham­burg und ge­hör­te zu Bre­men, die an­de­re war in Mel­dorf im Dith­mar­schen und ge­hör­te zu Ver­den. Sehr, sehr lang­sam be­fes­tig­te sich bei den Sach­sen und Frie­sen, die die Ge­gend der un­te­ren We­ser und Elbe be­wohn­ten, das Chris­ten­tum; an eine wei­te­re Aus­brei­tung des­sel­ben nach dem skan­di­na­vi­schen Nor­den konn­te erst nach dem Tode Karls des Gro­ßen ge­dacht wer­den. Der An­lass dazu ging von Dä­ne­mark aus, da Kö­nig Ha­rald sich mit sei­nem Ge­fol­ge in Mainz tau­fen ließ; Kai­ser Lud­wig selbst war sein Tauf­pa­te. Als er den Wunsch äu­ßer­te, einen Geist­li­chen mit­zu­neh­men, der den Got­tes­dienst aus­übe und das Volk be­keh­re, und nach ei­nem Man­ne ge­sucht wur­de, der sich dazu eig­ne­te und be­reit er­klär­te, mel­de­te sich der, den man an ers­ter Stel­le nen­nen muss, wenn man von großen Bi­schö­fen er­zäh­len will, Ans­gar, da­mals Mönch im Klos­ter Kor­vey. Schon in dem Kin­de, das der Va­ter dem Klos­ter Cor­bie dar­ge­bracht hat­te, wirk­te das Feu­er ge­nia­ler Be­ga­bung. Jun­gen­haf­te Aus­ge­las­sen­heit wech­sel­te ab mit schmerz­li­cher Sehn­sucht nach der früh ver­lo­re­nen Mut­ter. Ein­mal er­schi­en ihm die Hei­li­ge Jung­frau und zeig­te ihm die Ge­lieb­te im Chor der Se­li­gen wan­delnd; wenn er nicht flei­ßig und fromm wer­de wie sie, sag­te sie, wer­de er nicht zu ihr kom­men. In sei­nem 13. Jah­re er­fuhr er eine star­ke Er­schüt­te­rung durch den Tod Karls des Gro­ßen. So mäch­tig war die Zau­ber­kraft, die der große Kai­ser aus­strahl­te, dass für den im Klos­ter auf­ge­wach­se­nen Kna­ben die Erde zu be­ben schi­en, die der He­ros ver­las­sen hat­te. Aus der schwan­ken­den See­le des Kna­ben stie­gen wie­der Vi­sio­nen auf: Pe­trus und Jo­han­nes tra­ten zu ihm und führ­ten ihn in das himm­li­sche Licht und dann in die un­durch­dring­li­che Fins­ter­nis des Fe­ge­feu­ers, wo er drei Tage blieb, die wie drei Jahr­tau­sen­de wa­ren. Dann wie­der in ein Meer un­end­li­chen Glan­zes, das die Chö­re der Se­li­gen er­füll­ten. »Ihn aber sah ich nicht. Und doch war Er in al­len und alle in Ihm. Er um­gab alle äu­ßer­lich. Er lenk­te alle in­ner­lich. Er stütz­te alle von oben her und stütz­te sie von un­ten. Da er­ging zu mir eine süße Stim­me, sü­ßer denn ir­gend­ein denk­ba­rer Klang, die schi­en das All der Welt zu er­fül­len, und sprach zu mir: Gehe hin, und mit der Mär­tyr­kro­ne wirst du wie­der­keh­ren.« Aus die­sem in­ne­ren Aufruhr ging Ans­gar reif, mit dem Be­wusst­sein ei­nes ho­hen Zie­les her­vor. Bald dar­auf wur­de durch Adal­hard, den Abt von Cor­bie, der als Sohn ei­ner säch­si­schen Mut­ter das Chris­ten­tum in Sach­sen zu ver­brei­ten such­te, das Klos­ter Kor­vey in der We­ser­ge­gend ge­grün­det. Adal­hard selbst be­gab sich im Jah­re 823 mit ei­ni­gen Mön­chen, un­ter de­nen Ans­gar war, in die ent­le­ge­ne Wald­wild­nis. Trotz sei­ner Ju­gend wur­de Ans­gar bald Vor­ste­her der Schu­le und Pre­di­ger der Ge­mein­de, das heißt, dass er in der Lan­des­s­pra­che pre­dig­te.

      Als die Fra­ge der Mis­si­on in Dä­ne­mark sich er­hob, führ­te man Ans­gar nach In­gel­heim, wo der Kai­ser sich auf­hielt, und gab ihm zu be­den­ken, mit wel­chen Ge­fah­ren die Be­keh­rung des heid­nischen, bar­ba­ri­schen Vol­kes ver­bun­den sei. Wäh­rend er al­lein in sich ver­sun­ken sein Schick­sal be­dach­te, mö­gen ihn ab­wech­selnd Bil­der des lieb­ge­won­ne­nen Le­bens im Klos­ter und er­ha­be­ne Ge­sich­te be­drängt ha­ben, die ihm jen­seits der Wol­ken die Mär­tyr­kro­ne zeig­ten. Nun sie sich auf ihn her­ab­senk­te, sah er die blu­ti­gen Dor­nen, und es grau­te ihn. Er hat­te sich eben ent­schlos­sen, als Ant­bert, ein Freund aus dem Klos­ter Cor­bie, zu ihm trat, ein vor­neh­mer jun­ger Mann, der zum Nach­fol­ger des Ab­tes aus­er­se­hen war, und sag­te: Wenn du gehst, gehe ich mit dir. Ant­bert er­trug die Stra­pa­zen der Rei­se nicht, er­krank­te, wur­de nach Kor­vey ge­bracht und starb dort. Nach­dem Ans­gar in Schles­wig eine Schu­le er­rich­tet hat­te, wur­de ihm die Mis­si­on in Schwe­den auf­ge­tra­gen, wo er das alt­be­rühm­te Sig­tu­na am Mälar­see, den von Odin be­grün­de­ten Ur­sitz der schwe­di­schen Kö­ni­ge, und den hei­li­gen Hain und gol­de­nen Tem­pel СКАЧАТЬ