Nebel im Aargau. Ina Haller
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Название: Nebel im Aargau

Автор: Ina Haller

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Kantonspolizei Aargau

isbn: 9783960416623

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      «Warum sollte sie das?» Häusermann klang abweisend.

      «Es tut mir leid, es war nur so eine Idee.»

      «Kein Problem.»

      Andrina schwieg. Sie hatte sich blamiert. Wie bekam sie einen einigermassen würdevollen Abgang hin?

      «Andrina?»

      «Ja?»

      «Spiele bitte nicht Polizistin.»

      «Das habe ich nicht vor.»

      «Das sieht gerade für mich anders aus.»

      «Es war Lukas’ Idee.» Sie hätte nicht anrufen, sondern es Lukas überlassen sollen.

      «Wer ist Lukas?»

      «Mein Kollege im Verlag.»

      «Für ihn gilt das Gleiche. Er sollte sich nicht unseren Kopf zerbrechen.» Aus abweisend war inzwischen schneidend geworden.

      «Mach es gut und grüsse bitte Susanna von mir», sagte Andrina hastig und brach das Gespräch ab.

      SECHS

      Die restliche Vorbereitung für den Adventsapéro am späten Nachmittag nahm alle in Anspruch. Tische wurden aufgestellt und letzte Dekorationen aufgehängt. Der Duft von Tannengrün und Weihnachtsgebäck breitete sich in den Verlagsräumen aus. Mehr als einmal jagte Elisabeth alle aus der Küche, weil sie von den Weihnachtsguetzli stibitzten oder um die Torten herumschlichen.

      Am Mittag erschien die Cateringfirma, die Elisabeth engagiert hatte, und spätestens ab diesem Zeitpunkt war arbeiten definitiv nicht mehr möglich. Gabi und Elisabeth sausten wie aufgescheuchte Hühner von einem in den anderen Raum, während Andrina, Lukas und Kilian das Ganze aus Distanz verfolgten, nachdem sie die Möbel auf die Seite geschoben hatten. Andrina hatte eher das Gefühl, im Weg zu stehen, als sich als nützlich zu erweisen.

      «Ich habe von Anfang an gesagt, das ist eine Schnapsidee», brummte Kilian, der sich neben sie an die Wand lehnte und einen Zimtstern in den Mund steckte, als die Cateringmitarbeiter Weinkisten an ihnen vorbeischleppten. «Ich sehe nach wie vor den Sinn dieser ganzen Übung nicht.»

      «Es soll eine Gelegenheit sein, sich persönlich kennenzulernen», erwiderte Lukas, der sich zu ihnen gesellte. Er schaute sich um und steckte verstohlen ein Chräbeli in den Mund. «In der heutigen Zeit ist alles so schnelllebig», sagte er kauend. «Der persönliche Kontakt ist auf ein Minimum reduziert. Telefoniert wird nicht mehr unbedingt. Rasch wird eine E-Mail geschrieben, und das war es.»

      «Das mag ja nett sein, aber braucht es dafür so einen Aufwand? Sie sollte das lieber mit Vertretern machen», sagte Kilian.

      «Für die gibt es bereits zweimal im Jahr die Anlässe, wenn wir das neue Programm vorstellen», mischte Andrina sich ein.

      Lukas warf einen Blick auf die Uhr. «Ich bezweifle, dass alles rechtzeitig fertig ist.»

      «Es wäre hilfreicher, wenn du mit anpacken würdest, anstatt hier herumzustehen und dumme Sprüche zu klopfen», zischte Gabi, die an ihnen vorbeieilte. Sie quetschte sich an Kisten vorbei. Beinahe wäre sie bei ihrem Leibesumfang stecken geblieben. In der Küchentür drehte sie sich um. «Das Gleiche gilt für euch andere auch.»

      Kilian und Lukas stöhnten gleichzeitig auf.

      «Würden wir gerne», brummte Kilian. «Aber wir werden verscheucht, weil wir im Weg stehen.» Er löste sich von der Wand und verschwand in seinem Büro. Lukas machte Anstalten, zum Sitzungszimmer zu gehen, als er innehielt. Er horchte, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in dem Büro, das er sich mit Andrina teilte. Einige Sekunden später tauchte sein Kopf in der Tür auf. Er hielt Andrina den Hörer hin.

      «Telefon für dich. Deine Polizistin.»

      Andrina schloss die Tür, nachdem Lukas das Büro verlassen hatte, und lehnte sich dagegen. «Susanna?»

      «Was ist bei euch los?», sagte Susanna als Begrüssung. «Das klingt, als würde eine Elefantenherde durch euer Büro trampeln.»

      «Heute ist der Adventsapéro mit unseren Autoren. In vier Stunden soll er anfangen, aber hier sieht es aus, als habe eine Bombe eingeschlagen.»

      «Das klingt, als seid ihr knapp dran.»

      «Gabi ist eben nicht unbedingt das Organisationstalent. Was gibt es?»

      «Hast du überhaupt Zeit?»

      «Wenn ich mit dir telefoniere, stehe ich wenigstens nicht im Weg.»

      «Könntest du dich loseisen und ins Polizeikommando kommen?»

      «Warum?» Das hörte sich amtlich und nicht nach einer Einladung zu einem Nachmittagskaffee an. Es klang aber nach einer guten Möglichkeit, diesem Chaos offiziell entkommen zu können, obwohl es Andrina nicht unbedingt ins Polizeikommando zog.

      «Die Kollegen aus Solothurn haben uns gefragt, ob wir dir und deinem Freund ein Bild von der Toten zeigen könnten. Die Frau hatte keine Papiere bei sich und konnte nicht identifiziert werden.» Eine weitere Übereinstimmung. Andrina musste sich setzen, was schwer möglich war. Sie ging zu ihrem Tisch und rutschte auf die Arbeitsfläche.

      «Das fällt nicht in euren Zuständigkeitsbereich», erwiderte Andrina.

      «Herr Hegy dachte, es wäre für euch angenehmer, als wenn ihr nach Solothurn kommen müsstet.»

      «Geht das morgen?», fragte Andrina.

      «Ungern.» Susanna machte eine kurze Pause. «Sämi hat mir übrigens von deinem Anruf gestern Abend erzählt.» Der abrupte Themenwechsel überraschte Andrina. «Es tut mir leid, ich hätte mich hierzu eher melden sollen.»

      Nach Häusermanns ablehnender Haltung hatte Andrina ihn nicht gebeten, Susanna auszurichten, sie solle zurückrufen. «Er hat gesagt, das sei eher unwahrscheinlich», sagte sie.

      «Wir haben gestern Abend lange miteinander darüber geredet.» Geredet? So wie Susanna das sagte, klang es eher, als hätten sie eine unerfreuliche Diskussion gehabt. «Bei der Teamsitzung heute Vormittag habe ich es zur Sprache gebracht. Marco war zuerst überhaupt nicht begeistert.» Marco würde sie hassen, wenn sie sich in Ermittlungen einmischte.

      «Es war nur so eine Idee», sagte Andrina ausweichend.

      «Können wir das hier besprechen?»

      Andrina gab sich geschlagen.

      «Danke», sagte Susanna und führte Andrina ins Zimmer, in dem sie bereits bei früheren Vernehmungen ihre Aussage gemacht hatte. Susanna wies auf einen Stuhl und setzte sich neben Andrina. Sie entnahm der Mappe ein Blatt. Der Ausdruck eines Fotos zeigte eine Frau, deren Kopf und Oberkörper bis kurz unter die Schlüsselbeine abgebildet waren. Sie lag wie der Mann vom Hallwilersee auf einem Stahltisch. Andrina zwang sich, die Frau genauer zu betrachten. Sie schätzte sie auf Ende zwanzig bis Anfang dreissig. Die Frau hatte dunkelblonde Haare, die offen ihren Kopf umrahmten. Braune Augen starrten Andrina an. Anklagend, aber gleichzeitig leblos. Der verschmierte dunkelgrüne Lidschatten unterstrich die Blässe der Haut. Die Augenbrauen waren СКАЧАТЬ