Nebel im Aargau. Ina Haller
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Название: Nebel im Aargau

Автор: Ina Haller

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Kantonspolizei Aargau

isbn: 9783960416623

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СКАЧАТЬ legte ein zweites Bild vor Andrina. Es war aus der gleichen Perspektive aufgenommen worden, aber dieses Mal trug die Frau eine Brille.

      «Die Brille lag neben ihr auf dem Boden. Die Solothurner Kollegen gehen davon aus, dass sie ihr gehört, weil sie nach einem Modell aussieht, das Frauen bevorzugen.»

      Andrina hob den Kopf. «Tut mir leid. Ich kann nicht weiterhelfen.»

      «Das habe ich vermutet.»

      «Sie wird im Kanton Solothurn wohnen, nehme ich an. Da ich dort so gut wie nie bin, wäre es ein grosser Zufall gewesen, wenn ich sie gekannt hätte.»

      «Wenn sie dort getötet worden ist, heisst das nicht automatisch, dass sie dort wohnt.»

      Auch wahr, dachte Andrina und betrachtete die beiden Fotos.

      «Ich bin ihr definitiv nicht begegnet», sagte sie.

      «Was anderes.» Susanna legte die Fotos zurück in die Mappe. «Wir haben den Toten vom Hallwilersee identifiziert. Sein Name ist Bernd Lang.»

      «Mir sagt dieser Name nichts», sagte Andrina in die entstandene Stille hinein. «Wie habt ihr die Identität herausgefunden?»

      «Auf unseren Aufruf hin hat sich sein Nachbar gemeldet. Herr Lang war in Seon wohnhaft.»

      Wieder lag in Susannas Augen eine Aufforderung, sich dazu zu äussern.

      «Mir sagt der Name nichts», wiederholte Andrina.

      Susanna fuhr sich mit dem Zeigefinger über das Kinn und machte den Eindruck, als ob sie nicht wisse, wie sie den nächsten Satz formulieren sollte.

      «Nachdem wir deinen Verdacht von gestern im Team besprochen hatten, haben sich die Kollegen aus Solothurn gemeldet. Sie erkundigten sich nach unserem Fall vom Hallwilersee und kamen auf die Parallelen zu sprechen, die du bereits gestern Abend bei Sämi erwähnt hast.»

      Andrina fühlte Erleichterung in sich aufsteigen, die sich sogleich verflüchtigte. Wenn sie recht hatte, rückte die Vermutung eines Serientäters nach vorne.

      «Es gibt mehr Parallelen als die Pfahlbauten», fuhr Susanna fort. «Bei der toten Frau hat der Rechtsmediziner einen sehr niedrigen Blutzuckergehalt festgestellt.» Sehr niedrig? Bei dem Mann hatte sie nur von einem tiefen Zuckerspiegel gesprochen. «Allerdings hat sie wie Herr Lang kurz vor ihrem Tod eine Kleinigkeit gegessen. Aber, wie gesagt, bei der Untersuchung – Moment.» Susanna durchsuchte die Unterlagen, die vor ihr auf dem Tisch lagen, und holte ein Blatt hervor, das nach einer ausgedruckten E-Mail aussah. «Die Analyse der Glaskörperflüssigkeit hat einen tiefen Summenwert von Glucose und Lactat ergeben», las sie vor. «Im Blut beziehungsweise Blutserum ist der Insulinwert hoch, aber C-Peptid, welches zusammen mit Insulin produziert wird, ist stark erniedrigt.» Andrina begann der Kopf zu schwirren. «Bei genauerer Untersuchung der Leiche haben sie in der Brustfalte eine Einstichstelle gefunden», fuhr Susanna fort. «Bei der Untersuchung des Gewebes um diese Einstichstelle haben sie eine höhere Konzentration von Insulin gefunden, die dort nicht hingehört.»

      Sie machte eine neue Pause und gab Andrina somit Zeit, das Gesagte auf sich wirken zu lassen.

      Da Andrina nichts erwiderte, fuhr Susanna fort. «Unser Rechtsmediziner hat daraufhin die Leiche von Herrn Lang ein weiteres Mal unter die Lupe genommen und einen Einstich in einem Leberfleck in der Nähe des Bauchnabels gefunden, den er bei der ersten Untersuchung übersehen hatte. Wir haben die Eltern von Herrn Lang, die wir inzwischen ausfindig gemacht haben – sie wohnen in Basel –, gefragt, ob er Diabetiker war. Sie haben es verneint.»

      Nachdem Andrina in den Verlag zurückgekehrt war, hatte ein grösserer Trubel geherrscht als zu dem Zeitpunkt, als sie gegangen war. Sie war in ihr Büro geschlüpft, in dem die Vorbereitungen abgeschlossen aussahen. Sie trat an das Fenster und lehnte ihren Kopf gegen die Fensterscheibe. Draussen begann es einzudunkeln. Sie beobachtete die Autos, die auf der Entfelderstrasse vorbeifuhren. In ihrem Kopf drehten sich die Gedanken wie ein Karussell, das immer schneller wurde. Die Todesfälle mussten zusammenhängen. Diese Bestätigung ihrer Vermutungen jagte Andrina zunehmend Angst ein.

      In ihrem Kopf klang das Gespräch mit Susanna nach.

      «Als Nächstes werden wir das Foto der Toten vom Ballyareal deinem Freund zeigen und mit den Eltern von Herrn Lang sprechen.»

      «Enrico wird sie nicht kennen.»

      «Vielleicht haben wir Glück. Und sonst hoffe ich auf die Eltern von Herrn Lang.»

      «Warum hatten sie ihren Sohn nicht vermisst?»

      «Er hatte in die Ferien nach Italien fahren wollen und ihnen gesagt, er werde sich melden, wenn er zurück zu Hause sei. Da er alleine lebte, gab es keine Partnerin, die ihn vermisst hatte.»

      Am liebsten wäre Andrina nach Hause gegangen. Sie wusste nicht, wie sie den Anlass überstehen sollte.

      «Hier steckst du», sagte Lukas. Andrina hatte nicht gehört, wie er ihr Büro betreten und die Tür geschlossen hatte. «Gott sei Dank», sagte er und gesellte sich zu Andrina an das Fenster. «Endlich treffe ich auf eine normale Person. Hier ist das reinste Irrenhaus. Immerhin scheinen die Vorbereitungen mehr oder weniger abgeschlossen zu sein, und die Gäste können kommen.» Langsam wandte Andrina sich ihm zu. «Du siehst aus wie ein Gespenst. Was ist passiert?»

      «Nichts.»

      «Schlechte Nachrichten?»

      Andrina schwieg. Sie durchquerte den Raum und lehnte sich gegen ihren Tisch, der dem Fenster gegenüber an die Wand geschoben worden war.

      «Wo warst du überhaupt?»

      Nach Susannas Anruf hatte Andrina nur mit Elisabeth gesprochen und sie wissen lassen, ins Polizeikommando zu müssen. Sie war wenig begeistert gewesen, hatte Andrina aber gehen lassen.

      «Du machst mir Angst. Was ist los?» Lukas nahm eine Wasserflasche vom Tisch und schenkte Andrina Wasser in ein Glas, das er ihr reichte.

      «Es ist ein wenig viel.» Andrina zwang sich zu einem Lächeln. «Entschuldige, wenn ich schlappmache.» Sie legte die Hand auf den Bauch.

      «Du musst dich nicht entschuldigen. Gabi hat sich auch für einen Augenblick zurückgezogen. Sie ist in Elisabeths Büro. Es ist beträchtlich, was Elisabeth euch da aufbürdet.»

      «Das meiste ist an Gabi hängen geblieben.» Andrina trank einen Schluck.

      «Sie wollte es selber.»

      «Sind die Autoren schon da?» Andrina stellte das Glas auf den Tisch.

      «Sie trudeln nach und nach ein.»

      «Rein ins Getümmel.»

      «Bist du sicher?»

      «Mir geht es gut.» Andrina öffnete die Tür. Der Apéro würde sie hoffentlich von Susannas Neuigkeiten ablenken.

      Es waren bereits einige Autoren da. Andrina schüttelte die Hände und versuchte sich die Namen zu merken. Obwohl die Autoren auf der Verlagswebseite mit Bild vertreten waren, sahen viele anders aus als auf den Fotos.

      «Sie sind meine Lektorin?» Die braunhaarige zierliche Frau mit dem sportlichen Kurzhaarschnitt machte einen СКАЧАТЬ