Название: Gesammelte Werke
Автор: Ernst Wichert
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027237517
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19. DIE BELAGERUNG DER MARIENBURG
22. HOCHMEISTER – LANDESFÜRST!
33. DER GROSSSCHÄFFER VON KÖNIGSBERG
39. DAS GERICHT ÜBER DIE VERSCHWORENEN
42. IM SCHIESSGARTEN DER MARIENBURG
48. TOD UND LEBEN – LEBEN UND TOD
1. DIE »MARIA VON DANZIG«
Es war im Frühling des Jahres 1410, nicht lange vor Pfingsten. Über die Ostsee, die man auch das Baltische Meer nannte, strich ein scharfer Nordwest und legte sich breit und voll in die Segel der »Maria von Danzig«, die ihren Kurs auf die Landspitze von Hela nahm, von der sie nur wenige Meilen entfernt sein konnte.
Die »Maria von Danzig« – der Name stand mit deutlichen Buchstaben am Vordersteven unter der Figur von Holz, die des Deutschordenslandes Schutzpatronin, die Jungfrau Maria mit der Strahlenkrone darstellte – war ein Holzschiff von mittlerer Größe, als Zweimaster getakelt und vor einigen Jahren, als sie zum Seekrieg als »Friedenskogge« ausgerüstet wurde, mit einem Vorderkastell zur Aufnahme von Bombarden versehen. Jetzt stand dort nur eine eiserne Blide, mit Stricken an die Ringe festgebunden; der Kapitän hatte das Geschütz an Bord genommen, weil er in Lübeck erfuhr, daß die See wieder von den Vitalienbrüdern beunruhigt werde, obgleich die Danziger erst im vorigen Jahre, da sie's zu unverschämt trieben und selbst in die Weichsel einzulaufen wagten, einige Schiffe gegen sie ausgeschickt hätten.
Kapitän Johann Halewat hatte längere Zeit Reisen zwischen Frankreich und England gemacht, auch die schottischen Häfen besucht, und war nun kürzlich von den Danziger Reedern zurückgerufen, um Abrechnung zu halten. Er hatte in Lübeck eine Ladung von flandrischen Tuchen, wismarischem Bier, Öl, Wein, Früchten und Gewürzen, die von Gent nach Ypern auf dem Landwege dorthin gelangt waren, eingenommen und führte sie nun nach seiner Vaterstadt Danzig. Da dem Ordenslande ein Krieg mit Polen und Litauen drohte, in den leicht auch die pommerschen Herzöge verwickelt werden konnten, durch deren Land die Straße führte, hatten sich die dortigen Häuser noch zeitig über See mit Waren versehen wollen.
Der Zufall fügte es, daß sich in Lübeck, gerade als das Schiff segelfertig lag, eine kleine Gesellschaft von jüngeren und älteren Männern zusammengefunden hatte, die in sehr verschiedenen Geschäften und Absichten nach Preußen zu gelangen wünschten und sich nun die Gelegenheit einer raschen und bequemen Reise nicht entgehen lassen wollten. Zwar auf den Danziger Ratsherrn Bartholomäus Groß, des Bürgermeisters Schwiegersohn, der auf der hanseatischen Faktorei zu Brügge persönlich wegen der Ausfuhr von hundert Lasten Getreide verhandelt hatte, war der Kapitän durch Briefe aus der Heimat angewiesen zu warten. Die anderen Passagiere aber hatten СКАЧАТЬ