Gesammelte Werke. Ernst Wichert
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gesammelte Werke - Ernst Wichert страница 173

Название: Gesammelte Werke

Автор: Ernst Wichert

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027237517

isbn:

СКАЧАТЬ hast mit Konrad Letzkau und Arnold Hecht dem König von Polen zugeschworen und später unserem Orden und dem Komtur, meinem Bruder, viel Hindernis bereitet.

      Es ist damals vieles geschehen, gnädigster Herr, was besser nicht geschehen wäre.

      Die Danziger der Rechten Stadt haben allezeit wenig darauf geachtet, wie sie uns bei unserem Recht ließen und sich ihrer Herrschaft gehorsam bewiesen.

      Sie sind schwer bestraft, gnädigster Herr, und ich hoffe wohl, daß Ew. Gnaden es dem einzelnen nicht mit Groll nachtragen werden, was etwa die gesamte Gemeinde in schwerer Zeit verbrochen hat, sondern seine Sache untersuchen und ihm mit Rechtem zu seinem Recht helfen ohn' Ansehen der Person.

      So ist's, Tidemann Huxer, schloß der Hochmeister dieses Verhör. Und nun steh auf und trage deine Sache vor. Gegen wen kommst du zu klagen?

      Der Kaufherr zeigte auf Heinz, der einige Schritte seitwärts und zurück stand. Gegen diesen da, gnädigster Herr, der sich Euren Diener nennt und sich unserem städtischen Gericht nicht stellen will, obgleich er betroffen ist auf frischer Tat.

      Plauen schien jetzt erst von des Junkers Anwesenheit Kenntnis zu nehmen. Sein Gesicht verfinsterte sich noch mehr, da er es ihm nun zuwandte, und sein Blick war so streng, daß wohl auch ein Mutiger hätte erschrecken müssen. Ich hatte nicht erwartet, dich so wiederzusehen, Heinrich, sagte er. Es wird schwere Klage über dich geführt, und ich weiß nicht, wie du dich rechtfertigen willst.

      Dem Junker schlug das Herz, und seine Lippen waren brennend trocken, da er antworten wollte. Aber er faßte sich und entgegnete aufrichtig: Höret ihn an, gnädigster Herr Hochmeister, und entscheidet dann, ob mein Vergehen gar so groß ist. Gegen das Gesetz mag ich mich freilich vergangen haben, aber vor Gott hoffe ich wohl verantworten zu können, was ich getan habe und wozu dieses Mannes Härte mich zwang. Richtet Ihr an Gottes Statt, so richtet nach der Gerechtigkeit. Wie Ihr aber richten möget, ich bin Eurem Willen untertänig.

      Nun trug Huxer seine Sache vor und redete sich recht in Grimm und Wut hinein, daß die Gebietiger ihm mehrmals winken mußten, sich nicht so ungebärdig vor dem hohen Herrn zu äußern, und klagte den Junker des Jungfrauenraubes an. Straft ihn, bat er, nach seiner Schuld, die er nicht leugnen kann, oder hört meine Zeugen, wenn er mit sträflichen Lügen seinen gnädigsten Herrn zu hintergehen trachten sollte.

      Hat er dich um deiner Tochter Hand gebeten? fragte der Meister.

      Das hat er freilich, eiferte Huxer, aber ich habe sie ihm ernstlich abgeschlagen und ihm mein Haus verboten, wie ich das Ew. Gnaden schon nach der Wahrheit vortrug.

      Und warum versagtest du ihm des Mädchens Hand?

      Gnädigster Herr, das war mein Recht. Der Vater hat zu verfügen über sein Kind.

      Aber deine Gründe laß mich wissen.

      Huxer sah verlegen zur Erde. Ich bin darüber niemand Rechenschaft schuldig, stotterte er.

      Gewiß nicht. Aber waren deine Gründe gut, was scheust du dich, sie mitzuteilen?

      Ich wollte ihn nicht zu meinem Eidam, der Grund ist hoffentlich gut genug.

      Und hattest sonst an ihm nichts auszusetzen?

      Daß er nichts hat als seinen Harnisch und sein Pferd und fremd ist hier im Lande.

      Und wenn ich selbst für ihn werben würde, Tidemann –

      Ich bitte Ew. Gnaden, davon abzustehen. Denn des Mädchens Hand ist vergeben, und ich kann mein Wort nicht brechen.

      Nie wird Maria Rambolts Weib werden! rief Heinz.

      Schweige, gebot der Meister streng, und sieh zu, wie du antwortest, wenn man dich fragt.

      Gebt meiner demütigen Bitte Gehör, großmächtigster Herr Hochmeister, erhob Huxer wieder kräftiger seine Stimme, straft nach Gebühr den schändlichen Jungfrauenraub. Es sind Artikel gesetzt gegen solche Verführer und Räuber. Laßt es nicht geschehen, gnädigster Herr, daß man im Lande sagt, es sei keine Gerechtigkeit zu finden gegen die Übeltäter, die den Kreuzherren versippt oder befreundet sind.

      Der Hochmeister schien ihn heftig anfahren zu wollen; aber er trat nur mit dem Fuß vor und hob die Hand, bezwang sich jedoch und wandte sich zu Heinz. Nun sprich, sagte er; du hörst, wessen man dich beschuldigt.

      Gnädigster Herr, begann der Junker, wenig eingeschüchtert, alles, was der sehr ehrenwerte Ratsherr sagt, ist richtig, und weit entfernt bin ich, ihn Lügen strafen zu wollen. Gleichwohl kann ich mich nicht schuldig bekennen.

      Wie paßt das zusammen? fragte der Meister.

      Ich habe immer gehört, gnädigster Herr, daß, wer Raub verübt, nimmt sich mit Zwang und Gewalt, was ihm nicht angehören will. So also, wer eine Jungfrau raubt, entführt sie mit Zwang und Gewalt, aus unzüchtiger Leidenschaft, gegen ihren Willen. Ich bin nicht gelehrt, aber das begreift sich ohne Gelehrsamkeit. Nun hab' ich aber dieses Mannes Tochter nicht gewaltsam aus ihres Vaters Hause entfernt und zu Schiff gebracht, sondern freiwillig ist Maria mir gefolgt und aus ihres Vaters Gewalt entflohen, um mir anzugehören. Deshalb bin ich kein Räuber oder Dieb, sondern habe mir genommen, was mein sein wollte, und so nenne ich den einen Lügner und elenden Wicht, der's anders sagt.

      Ist's so, Tidemann? fragte Plauen.

      Huxer kaute und würgte an seinem Ärger. Freilich ist das Mädchen betört und vom bösen Geist besessen, antwortete er mürrisch, und hat die Pflicht wenig geachtet, aber –

      Gibst du jenem dort schuld, daß er durch teuflische Künste, Beschwörungen oder Zaubertränke des Mädchens Sinn von dir ab und zu sich gewandt hat?

      Nein, gnädigster Herr, davon weiß ich nichts. Aber das Mädchen ist unsinnig in ihn verliebt, und er hat sich solche Schwäche zunutze gemacht.

      Maria ist ihm also freiwillig gefolgt?

      So muß ich's glauben, gnädigster Herr. Doch bedenkt selbst, ob ein unmündiges Kind einen Willen haben kann, der gegen des Vaters Willen ist, und ob er sich auf eine Vollmacht berufen kann, die von einem Unmächtigen gegeben ward. Mir gehört mein Kind! Und nimmt er mir's mit List oder Gewalt, so nenne ich ihn mit Fug und Recht einen Räuber und Dieb.

      Heinz trat nahe an ihn heran. Ich hab' Euch flehentlich gebeten, Ihr möchtet Euch des Mädchens erbarmen und des Herzens Gebot achten. Ihr aber seid hart mit Eurem Kinde verfahren und habt zum Ungehorsam getrieben. So hat es geschehen müssen, was wir beide tief genug beklagten. Und so bitt' ich Euch hier nochmals in des Herrn Hochmeisters und seiner Gebietiger Gegenwart: Verzeiht mir, daß ich Euer Recht nicht achtete und mir und Maria zu dem Unsern helfen wollte durch rasche Tat. Macht Euer Kind nicht unglücklich durch Eure Halsstarrigkeit – gebt mir des Mädchens Hand.

      Huxer schüttelte den Kopf. Nein! antwortete er ohne Besinnen. Lieber mag sie ihr Erbe dem Kloster zubringen – so bleibt's in der Rechten Stadt Danzig.

      Der Hochmeister mußte daran denken, daß er sich vor einer Stunde auch so unerbittlich bewiesen habe, und wagte nicht, den starren Mann zu schelten, der überdies wohl Grund hatte, schwer erzürnt zu sein. Er kreuzte die Arme über der Brust und sah ein paar Minuten lang abwechselnd den einen und den andern an, ob sich unerwartet eine günstige Wendung zeige, daß er sie versöhnen könne. Aber Heinz stand traurig mit gesenktem Kopfe da, offenbar ganz hoffnungslos, und Huxer schien gespannt auf seinen Spruch zu warten. Endlich sagte er, sich СКАЧАТЬ