Gesammelte Werke. Ernst Wichert
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Ernst Wichert

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027237517

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СКАЧАТЬ er über die Zugbrücke von der Vorburg nach dem mittleren Hause schritt, trat hinter dem Pfeiler Switrigal vor und näherte sich mit gesenktem Haupte. Hans trat sorglich zur Seite, einen neuen Überfall befürchtend. Der Prinz winkte ihm aber mit der Hand, stehenzubleiben, und sagte: Verzeiht, Ritter, was vorhin geschehen ist. Ich war meines Verstandes nicht mächtig, und es tut mir leid, daß ich Euch in solcher Art feindlich begegnet bin, wie es einem ritterlichen Manne nicht ziemt. Genügt Euch diese Abbitte?

      Hans war in so froher Stimmung, daß er ihm auch ohne Abbitte verziehen hätte. Sie genügt mir, antwortete er.

      So wollt Ihr nicht Klage über mich führen beim Herrn Hochmeister?

      Das wäre auch ohnedies nicht geschehen, Prinz Switrigal.

      Ich dank' Euch, Ritter. Zu jeder Genugtuung bin ich bereit.

      Ich brauche keine Genugtuung. Meine Ehre ist nicht verletzt, und es ist mir auch keine Schande, daß ich fast unterlag, da ich Euch und Euren Dolch mit der bloßen Hand abzuwehren hatte.

      Der Prinz errötete und sah finster zur Erde. Weiß man im Gießhause, was vorgegangen ist?

      Ihr habt's dort toll genug getrieben und das meiste selbst verraten.

      So versprecht mir, daß Ihr für mich zeugen wollt, wie ich wegen meiner Wildheit Abbitte getan und Euch Genugtuung angeboten habe mit ritterlichen Waffen.

      Es soll geschehen, Prinz, wenn es Euch beruhigt. Er grüßte und ging.

      Switrigal folgte ihm. Und noch eins: ich rate Euch, laßt das Euren letzten Gang nach dem Gießhause sein. Ich weiß, was Euch dorthin zieht. Aber ich leide nicht, daß ein anderer in mein Gehege kommt; merkt Euch das, Herr Ritter.

      Hans lachte leicht auf, nicht um den Prinzen zu verspotten, sondern weil er ihn so arg im Irrtum wußte. In Euer Gehege?

      Nennt's, wie Ihr's wollt. Waltrudis gehört mir.

      Wir wollen darüber nicht streiten, Prinz.

      So sollt Ihr's mir auch nicht bestreiten, Herr Ritter. Denn wisset: tretet Ihr meinem Recht bei dem Fräulein mit einem Wort oder auch nur mit einem unvorsichtigen Blick in den Weg, so beschimpfe ich Euch vor Zeugen, daß Ihr Genugtuung fordern müßt, wenn Euch Eure ritterliche Ehre lieb ist. Ich hab' Euch gewarnt.

      Er griff mit der Hand nach dem Geländer der Brücke und umkrampfte es, als wollte er sich selbst zurückhalten. Ein Blick glühenden Hasses folgte dem Feinde, der stolz aufgerichtet dem Torbogen zuschritt, ohne ihn einer weiteren Antwort zu würdigen.

      43. VOR DEM HOCHMEISTER

       Inhaltsverzeichnis

      Der Hochmeister nahm seine Meldung an. Was führt dich zu mir, mein Sohn? fragte er gütig.

      Ich komme, Ew. Gnaden um Urlaub zu bitten, antwortete Hans. Schon zu lange war ich von Haus und Hof fern.

      Plauen legte die Finger an die Stirn. Du willst mich daran erinnern, daß ich noch in deiner Schuld bin.

      Nicht das, gnädiger Herr. Aber es wäre mir freilich lieb, wenn Ihr dessen gedächtet, daß Ihr mir in Eurer Huld ein Versprechen gegeben habt.

      Ein Versprechen.

      Ich sollte eine Bitte frei haben, und Ihr wolltet sie erfüllen. Ungern mahne ich, aber mich treibt nun die Not.

      So sprich. Ich hoffe, daß du nicht bitten wirst, was nicht in unserer Macht steht zu gewähren.

      Es steht in Eurer Macht, gnädigster Herr. Ew. Gnaden nehmen sich einer Waise an, einer Anverwandten –

      Waltrudis. Was soll das? Er faßte ihn scharf ins Auge.

      Sie ist meines Freundes Schwester, und ich sah sie bereits in Schwetz in des Ratmanns Johannes Clocz gastlichem Hause, führte sie auch zu Euch nach der Marienburg –

      Weiter – weiter!

      Gnädigster Herr, ein Wort für viele: ich liebe die Jungfrau und begehre sie zu meinem Weibe.

      Und Waltrudis –?

      Sie ist mir wohlgeneigt und will mir in mein Haus folgen mit Ew. Gnaden Erlaubnis. Und das ist meine Bitte, gnädigster Herr, daß Ihr mir des Fräuleins Hand gewährt.

      Der Hochmeister sah ihn eine Weile unverwandt an und schien ihn doch nicht zu sehen. Sein Blick war wie umflort. Dann fuhr er mit der Hand aufwärts über die Stirn in das krause Haar und ließ sie dort liegen. Menschliche Kurzsicht, murmelte er.

      Hans fuhr fort: Mein Vater ist gestorben, und ich bin Erbe seines Gutes an Haus und Hof, Feld und Wald, Zubehör und fahrender Habe. Wenige im Kulmer Lande sind mehr begütert, und keiner mit besserem Recht ausgestattet. Mein Haus ist wieder aufgebaut und bereit, die Hausfrau zu empfangen. Ich stamme von Freien, und die von Buchwalde zählen von alters her zu dem Adel des Landes. Ew. Gnaden aber haben mich eigenhändig zum Ritter geschlagen und mir die höchste Ehre erwiesen, deren selbst in Eurer Bruderschaft ein Mann würdig befunden werden kann. So hoffe ich, daß mein Werben nicht zu kühn ist, gnädigster Herr.

      Waltrudis ist meine Anverwandte – bedenkst du das?

      Der Ritter verneigte sich. Ihr seid hoch erhoben, gnädigster Herr, durch die Wahl zum Hochmeister. Aber die Fürstlichkeit hängt Eurer Person an und berührt die Glieder Eurer Familie nicht.

      Die Plauen sind ein reichsfreies Geschlecht. Weißt du das nicht?

      Das Fräulein führt diesen Namen nicht. Ich frage nicht, wie Waltrudis von Waldstein Eurem Hause verwandt ist, aber das Kind erbt das Recht des Vaters, und die von der Buche dürfen sich nicht für schlechter halten als die von Waldstein. Auch hat's im Reiche den Töchtern der reichsfreien Geschlechter nie für ein Ehehindernis gegolten, sich mit Freien zu verbinden, die Güter von der Herrschaft zu Lehn haben. Auch die Plauen sind Lehnsleute und haben die Vogtschaft vom Kaiser.

      Der Hochmeister nickte mehrmals wie zur Bestätigung und schien doch an anderes zu denken. Er war nicht erzürnt, keine Ader auf der breiten Stirn schwoll, aber das Gesicht sah finster und grämlich aus, als ob schwere Sorge ihn bestürmte. Endlich streckte er die Hand aus und sagte mit mildem Tone: Es kann nicht sein, Hans – weiß Gott, es kann nicht sein!

      Der Ritter trat erschreckt zurück. Gnädigster Herr –

      Es kann nicht sein, Hans, glaube mir. Nicht deshalb, weil du mir zu gering bist für das Mädchen. Vielleicht, wenn du wüßtest – Aber es ist nicht deshalb. Ich halte dich in Ehren und habe dich als brav und zuverlässig erkannt. Zweimal hast du mir und dem Orden einen großen Dienst geleistet, der jeden Dankes wert ist. Und wenn Waltrudis meines Bruders, des Vogtes zu Plauen, leibliches Kind wäre, ich wollte gern für dich ein Fürwort einlegen bei ihrem Vater und die Ungleichheit des Standes nicht achten. Wahrlich, es tut mir weh, daß ich deine Bitte abschlagen muß, denn ich habe dich liebgewonnen. Bitte etwas anderes, daß ich mich dir nach Wunsch gnädig erweise – dies kann nicht sein.

      Und warum – nicht? fragte Hans mit zitternder Stimme.

      Der Hochmeister verließ СКАЧАТЬ