Название: Gesammelte Werke
Автор: Ernst Wichert
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027237517
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Switrigal! stöhnte Hans. Waltrudis ist er verhaßt – Er bietet ihr einen Fürstenthron.
Und sie liebt mich!
Sie wird gehorsam sein.
Zwei Menschen, die Eurem Herzen nahestehen, macht Ihr unglücklich!
Ich habe mein Wort gegeben, unwissend, daß es mir so schwer werden würde, es zu halten. Das ist mein Verhängnis, tun zu müssen, was die Pflicht gebietet.
Ihr wolltet Waltrudis zwingen –?
Sie ist ein kluges Mädchen und wird einsehen, daß ich von ihr fordern muß, was ich fordere. Sie weiß, daß sie mir teuer ist, daß ihre Freude mich freut und ihr Schmerz mich schmerzt. Wußte ich, daß ihr Herz nicht mehr frei war? Durfte ich eines Fürstensohnes Werbung ausschlagen? Vielleicht, wenn du früher gekommen wärest – nun bin ich selbst gebunden.
Nein, rief Hans, ein so grausames Opfer könnt Ihr dem Orden nicht bringen wollen. Er ließ sich auf ein Knie nieder. O Herr, laßt Euch bitten. Waltrudis überlebt's nicht.
Um des Hochmeisters Mund zuckte ein bitteres Lächeln. Man überlebt andere Schmerzen. Es ist für eine arme Waise noch nicht der herbste, eine Herzogin zu werden.
Nie wird sie vergessen, daß sie geliebt hat.
Wer vergißt das? Der Meister strich mit der Hand über seine müden Augen und seufzte leise. Steh auf und mache mich nicht weich. Mein Herz muß hart und unbeweglich sein. Steh auf!
Hans erhob sich. Das ist nicht Euer letztes Wort, gnädigster Herr.
Nimm's dafür, und du wirst dir viel Kummer ersparen. Dir und dem Mädchen, das du liebst – bedenke es wohl! Nimm raschen Abschied, Hans, und sattle dein Roß morgen in der Frühe. Es wäre mir leid, wenn ich dir später unfreundlich begegnen müßte.
Er reichte ihm wieder die Hand, aber der junge Ritter drückte und küßte sie nicht. Das Blut wallte ihm zornig auf, und er sagte mit halberstickter Stimme: Ich bin verbannt. Das ist mein Lohn, weil ich die Genossen an Euch verriet. Mir wird mein Recht.
Das will ich nicht gehört haben, antwortete der Meister und wandte sich ab.
Hans stand noch eine Sekunde lang unschlüssig auf seinem Platz. Es war ihm, als könne so dieses Gespräch nicht enden. Aber der Meister zeigte deutlich, daß er es nicht wieder aufnehmen wollte; er hatte wirklich sein letztes Wort gesprochen. Kaum seiner Sinne mächtig, verließ Hans das Gemach.
Als er in den Vorraum trat, sah er dort rechts und links von den Ordensbeamten zwei Männer stehen, die einander den Rücken zukehrten.
Dem älteren mit dem grauen Bart konnte er ins Gesicht sehen. Er kam ihm bekannt vor. Ganz recht – das war der Ratsherr Huxer aus Danzig. Er hätte ihn sonst wohl angesprochen; jetzt eilte er mit flüchtigem Gruß vorüber. Den andern mußte er beim Ausgang streifen. Er trat ein wenig zur Seite und blickte dabei über die Schulter. Kaum aber hatte er Hans ins Auge gefaßt, als er mit einem raschen Satz herumsprang und ihm die Tür versperrte. Bist du's –? rief er. Hans –! Bist du's wirklich?
Diese Stimme? Heinz – Freund –! Du hier? Und Waltrudis wußte nicht –
Ich bin erst vor einer Stunde angelangt. Aber du –! Was führte dich in des Meisters Gemach?
Nichts jetzt davon – der Kopf schwindelt mir, ich kann nichts denken. Heinz, Heinz, gerade in dieser schmerzlichen Stunde – Er warf sich in seine weit geöffneten Arme. Du sollst alles erfahren. Waltrudis ist ja deine Schwester – du darfst nicht leiden, daß man ihr das Herz bricht.
Heinz küßte ihn auf die Wange. Du rufst einen an, der selbst in Not ist. Hast du Bekümmernis, mir geht's nicht besser. Aber es ist gut, daß wir nun zu zweien sind; da können wir beraten, wie wir einander helfen – wenn zu helfen ist.
Komm gleich mit mir zu Waltrudis, Liebster. Sieht sie dich wieder, so wird's ihr den Schmerz erleichtern wegen dessen, was ich ihr zu berichten habe.
Heinz zuckte die Achseln. Es geht nicht an. Ich muß da hinein.
Zum Hochmeister?
Er nickte. Und wie es mir da ergehen wird, weiß ich noch nicht. Den Mund dicht an des Freundes Ohr haltend, flüsterte er ihm etwas zu.
Hans prallte zurück. Unglücklicher! Wie willst du dich verantworten?
Das wäre das wenigste, meinte Heinz. Aber daß ich Maria verloren habe – Ach, Freund! Sie ist ins Kloster der Reuerinnen eingesperrt meinetwegen.
Und soll Nonne werden?
Oder einen andern heiraten, den sie nicht mag. Aber sie tut's nicht – nicht das eine und nicht das andere, ich kenne sie dafür zu gut! Das sprach er laut, so daß es durchs ganze Zimmer zu hören war. Huxer verstand es auch und zuckte unwillig mit der Schulter.
In diesem Augenblick trat der Hauskomtur aus des Meisters Gemach und sagte: Kläger und Beklagter, Seine Gnaden wollen beide zugleich sehen und hören.
Heinz drückte den Freund noch einmal an die Brust und folgte Huxer.
In des Hochmeisters Gemach befanden sich jetzt mehrere Gebietiger und Priesterbrüder, die hinter dem obersten Herrn standen und wohl als Zeugen der Verhandlung zugezogen waren, vielleicht auch, um auf Erfordern Rat und Auskunft zu erteilen, denn einer von den Priesterbrüdern war ein gelehrter Doktor der Rechte und in Bologna promoviert. Der Reeder und Schiffsherr meinte mit einer Verbeugung abzukommen; als er aber des Meisters ernstes Gesicht sah und dessen graues Auge sich auf ihn heftete, zitterten ihm die Knie; er sank nieder, hob die Hände bittend auf und rief: Gnade, großmächtigster Herr Hochmeister, Gnade!
Man sagte mir, du kämest Recht zu fordern, antwortete Plauen.
Ich bitte, Eure Gnade wolle mir zu meinem Recht verhelfen.
Dein Name ist Huxer.
Tidemann Huxer, gnädigster Herr.
Ich habe ihn oft nennen hören, wo ich ihn lieber nicht gehört hätte. Im vorigen Jahre warst du im sitzenden Rat der Rechten Stadt Danzig.
Ja, СКАЧАТЬ