Deutsche Geschichte (Band 1-3). Ricarda Huch
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Название: Deutsche Geschichte (Band 1-3)

Автор: Ricarda Huch

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

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isbn: 4064066388348

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СКАЧАТЬ Deutschland zu binden. Das seltsame Auftauchen von Pilgrims Namen im Nibelungenliede hat zu der Annahme geführt, das größte Epos der Deutschen sei an seinem Hofe, vielleicht unter seinem Einfluß entstanden. Da wo die Donau sich der Ostmark zuwendet, mögen sich wohl die Lieder von der burgundischen Königstochter, die vom Rheine her, ungesättigte Rache im Herzen, den schilfumraschelten Strom hinunter zu tragischer Hochzeit fuhr, im Gedächtnis des Volkes erhalten haben.

      Ein Freund der alten Volksgesänge war der schöne Bischof Günther von Bamberg, der auf einer Pilgerfahrt ins Heilige Land mehrmals für den König gehalten wurde, was wohl mit seiner Schönheit und stolzen Haltung zusammenhing. Bei den vielen Abenteuern, die die Pilger, unter denen noch andere Kirchenfürsten und mehrere Grafen und Herren waren, zu bestehen hatten, ging Günther allen an unerschütterlichem Mut voran. Kurz vor Jerusalem wurden sie von Arabern überfallen; ein Teil wurde ermordet, ein anderer warf sich unter Günthers Führung in einen festen Turm und verteidigte sich dort. Nachdem ein Waffenstillstand geschlossen war, wurden mehrere Araberfürsten eingelassen, um über den Preis der Befreiung zu verhandeln. Einer von diesen bedrohte Bischof Günther, den er für den höchsten von allen hielt, in rohen Worten mit dem Tode. Kaum hatte Günther durch den Dolmetscher erfahren, was der Mann gesagt hatte, als er, nicht im geringsten beunruhigt, den Feind mit einem Faustschlag zu Boden streckte und ihm mit dem Fuße die Kehle zudrückte. Einige Wochen später konnten die Andächtigen am Heiligen Grabe ihre Gebete verrichten. Als die Pilger auf der Rückreise die Donau erreicht hatten, kniete Günther nieder und küßte die Erde; gleich darauf erkrankte er und starb, noch jung, ohne sein geliebtes Bamberg wiedergesehen zu haben. Von ihm sagt der zeitgenössische Chronist, er habe sich nicht mit Augustin oder Gregor, sondern mit Etzel, Amalung und ähnlichen Ungeheuern beschäftigt, und habe die Schneidigkeit des Schwertes für ein besseres Beweismittel gehalten als die Spitzfindigkeit gelehrter Untersuchungen.

      Im Wesen vieler dieser Kirchenmänner waren Hochmut mit Demut, Ausgelassenheit, Wildheit, Abenteuerlust und Prachtliebe mit Gottergebenheit und Askese wunderlich gemischt. Die eben noch mit Begeisterung Hiebe ausgeteilt oder an reichbesetzter Tafel geschwelgt hatten, überschwemmten bald darauf den Boden der Kirche mit Tränen.

      Groß war aber auch die Zahl derer, die ihr Leben in staatsmännischer Arbeit verzehrten und daneben das Beispiel der Sittenreinheit und priesterlichen Frömmigkeit gaben.

       Inhaltsverzeichnis

      Die Leiden und Entbehrungen, zu denen die Frau durch die Natur bestimmt ist, wird keine menschliche Einrichtung je ganz aufheben können; denn wer befreite sie von der Liebe zu den Kindern, die von diesen nie im selben Grade erwidert wird, von ihrer Anhänglichkeit an den Mann, der im Wechsel glücklich ist, von ihrem Schwelgen in Unterordnung, das ihre Beherrscher erst recht zu Tyrannen macht, von ihrem Pflichtgefühl, das sie an Haus und Familie bindet, von der Zartheit ihres Gewissens, das ihr manches verbietet, was der Mann sich erlaubt, und ihr manches auferlegt, was der Mann vernachlässigt. Sieht man ab von den Beschränkungen, mit denen die Natur die Frau eingeengt hat, so findet man, daß sowohl die germanische Auffassung wie die der Kirche der Frau günstig war. Das Wort Frau heißt Herrin, und Herrinnen waren die adligen und freien nordischen Frauen, von denen Geschichte und Sage melden. Durch das Gesetz allerdings war die Frau vom Manne abhängig und von der Betätigung im staatlichen Leben ganz ausgeschlossen, wenn sie auch im Volksrecht einiger Stämme doppeltes Wergeld genoß und auch sonst gewisse Züge auf eine zartfühlende Berücksichtigung der körperlich schwächeren und geistig so wirksamen, der opferbereiten, mit so schwerer Verantwortung beladenen Gefährtin deuten. Allein man kann auf die Geltung, die eine Klasse von Menschen hat, nicht nur aus dem Gesetz schließen. Die enge Beziehung zwischen Mutter und Sohn, Vater und Tochter, Bruder und Schwester, Mann und Frau schuf im täglichen Leben Gewohnheiten, die der Frau mehr zuwendeten, als das plumpe Gesetz ihr nahm. Soweit die Persönlichkeit wirken konnte, hatte die Frau viel Einfluß. Läßt er sich selten ausdrücklich berechnen, so spiegelt er sich darin, daß die Überlieferung oft, wenn ein Mann etwas im Guten oder Bösen Auffallendes, etwas Sieghaftes oder Unheilvolles tat, die Mutter oder Frau dafür verantwortlich machte.

      Unbändiger Stolz beseelte die deutsche und namentlich die nordische Frau, ebenso wie die nordgermanischen Männer. Sie zürnen dem Vater, wenn er sie, ohne sie um ihre Einwilligung zu fragen, vermählt, zürnen ihm doppelt, wenn er sie einem Unebenbürtigen gibt. Es kommt vor, daß der Mann die Frau im Zorne schlägt, aber ebensooft, daß sie den Schlag mit seinem Tode rächt. Als der norwegische König Olaf Tryggvasohn um die schwedische Königin Sigrid warb und verlangte, daß sie Christin würde und sie das nicht wollte, schlug er ihr den Handschuh ins Gesicht. »Das soll dir noch einmal den Tod bringen«, sagte sie und hielt Wort. Sie heiratete den Dänenkönig Sven Gabelbart und bewog ihn, Olaf zu bekriegen, bis er als Unterliegender sich selbst den Tod gab. Es scheint, daß die Männer die Frauen um so mehr liebten, je stolzer, kühner und selbständiger sie waren. Sie bewunderten ihre Klugheit, hörten auf ihren Rat, ordneten sich ihnen unter, hatten besonders eine abergläubische Ehrfurcht vor ihnen, wenn sie ihre Sehergabe, Zauberkunst und Heilkunst ausübten. Zur Zeit, als die Sitten schon bedeutend gemildert waren, erscheinen in der Dichtung Kriemhild und Gudrun in einer Pracht der Persönlichkeit, wie sie nur bei ungekränktem Selbstgefühl sich entfalten kann. Gudruns entrüstete Ablehnung eines Gemahls, der Vasall ist, veranlaßt verheerenden Krieg, und wilden Stolz verleugnet das Königskind nie, nicht in Todesgefahr, nicht unter Qualen und Demütigungen, nicht gegenüber der Schmeichelei. Als Bräutigam und Bruder sie wiedergefunden haben und Befreiung in Aussicht steht, ist ihr erstes Tun, daß sie mit jubelndem Hohn die Wäsche, die sie waschen mußte, ins Meer wirft. In königlicher Großmut sucht sie die Feindin, als sich der Sieg den Ihren zugewendet hat, zu schützen, findet es aber doch richtig, daß die Frau, die sie, die Hochgeborene, gezwungen hat, Magddienste zu tun, mit dem Tode büßen muß. Nicht selten erscheint der Verschwendung, den hochmütigen Ansprüchen der Frau gegenüber der Mann als der Bescheidenere, Maßvollere.

      Wieviel Anteil die Frauen an den Staatsgeschäften nahmen, zeigt die Geschichte. Bertrada, die Mutter Karls des Großen, veranlaßte seine Heirat mit einer langobardischen Prinzessin; obwohl andere Wege eingeschlagen wurden, blieb sie bis zu ihrem Tode hochgeehrt von ihrem Sohn und ihrer ganzen Familie. Eine ähnliche Stellung hatte in Sachsen die fränkische Oda, die Frau Ludolfs und Mutter der Herzöge Brun und Otto, und ganz besonders die Königin Mathilde. Sie wurde einer Heiligen gleich geachtet, ihr Name erbte sich in der Familie fort, solange sie bestand. Nicht nur ihre eigenen erwachsenen Söhne betrachteten sie als Oberhaupt, sondern auch Ottos natürlicher Sohn Wilhelm, der Erzbischof von Mainz. Nach dem Tode ihres Mannes beschäftigte sie sich mit der Sorge für Arme, Kranke und Pilger, was als vornehmste Aufgabe der Frau angesehen wurde, aber auch mit Handarbeit und Wissenschaft; ihr Biograph betont, daß sie bei aller Demut immer die königliche Würde behauptete. Seiner Schwester Mathilde, der Äbtissin von Quedlinburg, vertraute Otto der Große während seiner Abwesenheit das Reich an; seine Tochter Mathilde, ebenfalls Äbtissin von Quedlinburg, hatte großen Einfluß während der Kindheit Ottos III. Ottos Bruder Heinrich hatte zwei energische und kluge Töchter, Gerberga, die Äbtissin von Gandersheim wurde, und Judith, die Gattin des viel älteren Herzogs Burkhard von Schwaben, welche letztere ganz besonders sowohl des Vaters Schönheit sowie seine Herrschsucht und sein heftiges Temperament geerbt zu haben scheint. Ihr Freund Ekkehard II., den sie zu sich auf den Hohentwiel befahl, um mit ihr den Virgil zu lesen, und den sie mit Gnaden und Geschenken überhäufte, genoß die Gunst der herben Dame halb widerwillig; so wenigstens wird berichtet. Unter der Führung der Äbtissin Gerberga und der Lehrerin Richardis bildete sich im Kloster Gandersheim, am Rande des Harzes, die Dichterin Hroswitha, deren Werk, wenn es auch, wie der Körper von einer Kutte, durch die fremde Sprache vermummt ist, Verstand und Geschmack und eine feste Linienführung offenbart. Daß Nonnen Latein lernten, war nicht selten. Nicht nur die Mädchen, sondern auch die Knaben erhielten ihren ersten Unterricht in den Frauenklöstern. Unter den Frauen der Salier ragt Gisela, die Witwe des Herzogs von Schwaben und Mutter des unglücklichen Ernst, als bedeutende Persönlichkeit hervor. Sehr großen Einfluß СКАЧАТЬ