Deutsche Geschichte (Band 1-3). Ricarda Huch
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Название: Deutsche Geschichte (Band 1-3)

Автор: Ricarda Huch

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

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isbn: 4064066388348

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СКАЧАТЬ nach Korvey gebracht und starb dort. Nachdem Ansgar in Schleswig eine Schule errichtet hatte, wurde ihm die Mission in Schweden aufgetragen, wo er das altberühmte Sigtuna am Mälarsee, den von Odin begründeten Ursitz der schwedischen Könige, und den heiligen Hain und goldenen Tempel von Uppsala mit den Bildern der Götter Odin, Thor und Freyr kennenlernte. Er hatte das Glück, daß der Ortsvorsteher der eine Tagereise von Uppsala entfernten großen Handelsstadt Birka sich zum Christentum bekehren ließ und auf seinem Gut eine Kirche baute und daß dieser Mann, der wirklich im Herzen für die neue Lehre gewonnen war, auch nach Ansgars Abreise an ihr festhielt.

      Zum Zwecke der Bekehrung der nordischen Länder wurde nunmehr, im Jahre 831, ein Erzbistum gegründet und Ansgar übertragen, dessen Sitz Hamburg sein sollte, und dessen Ausstattung dadurch zustande kam, daß die Erzbischöfe von Bremen und Verden auf einen Teil ihrer nordalbingischen Diözese verzichteten. Erzbischof Drago von Reims, ein natürlicher Sohn Karls des Großen, weihte Ansgar zum ersten Erzbischof von Hamburg. Die Verbindung Hamburgs mit Bremen veranlaßte 14 Jahre später ein Überfall der Wikinger, der Hamburg gänzlich zerstörte. Es war zur Stunde der Abenddämmerung, als 600 Schiffe bei der wehrlosen Stadt landeten; denn der Graf des Gaus, zu dem Hamburg gehörte, war abwesend. Ansgar rief wohl zusammen, was an waffenfähigen Männern da war; aber es war zu spät, um mehr als das Leben und einige Reliquien zu retten. Die wohl ganz aus Holz gebaute Stadt lag in Asche, als der Sturm vorübergebraust war.

      Es war nicht so, daß die Dänen und Schweden durch Ansgars Predigt Christen geworden wären; aber alle, die mit ihm in Berührung kamen, gewannen den Eindruck eines großen und guten Menschen. Man glaubte leichter an den allmächtigen Vater im Himmel, wenn ein Mann ihn verkündete, auf dessen Antlitz, wie es von Ansgar heißt, Adel und Hoheit leuchteten, der den Großen Ehrfurcht, den Niedrigen Vertrauen, den Bösen Scheu einflößte. Besonders bemerkenswert war seine Tätigkeit unter Armen und Kranken; es wird hervorgehoben, daß er, wo er Notleidende traf, nicht nur half, sondern sofort half. Dem Fehler des Hochmuts, in den er zuweilen zu verfallen fürchtete, wirkte er durch Handarbeit entgegen, namentlich beschäftigte er sich mit dem Stricken von Netzen. Überhaupt verlangte er von den missionierenden Priestern, daß sie sich Kleidung und Nahrung durch Handarbeit selbst verdienten. Wenn er gelegentlich einer Krankenheilung, da das Volk ihn als Wundertäter verehrte, sagte, Gott möge ihn des einen Wunders würdigen, einen guten Menschen aus ihm zu machen, bekannte er sich zu der Auffassung, daß erst die Güte des großen Mannes Vollendung ausmache. Ansgar starb im Jahre 865.

      Den heiligen Ulrich von Augsburg hat hauptsächlich sein heldenhaftes Verhalten beim Einfall der Ungarn berühmt gemacht. Als die gefürchteten Wilden in großen Massen heranzogen und Augsburg belagerten, das damals ganz ungenügend durch niedrige Mauern befestigt war, wollten die Ritter, seine Vasallen, die er in der Stadt versammelt hatte, dem Feinde entgegengehn; Ulrich verbot das und ließ die Tore gut verrammeln. Das Glück der Belagerten wollte, daß ein Führer der Ungarn fiel, worauf sie sich klagend ins Lager zurückzogen. Die dadurch gewonnene Zeit benutzte der Bischof, während der Nacht die Mauer verstärken zu lassen und Gebete anzuordnen. Nach kurzem Schlaf erhob er sich bei Tagesgrauen, feierte die Messe und reichte allen das Abendmahl. Noch hatte der Sturm nicht begonnen, als der herannahende Entsatz durch den König gemeldet wurde. Während des Kampfes war Ulrich mitten im Getümmel, hoch zu Roß, ungerüstet, mit der Stola bekleidet.

      Bischof Benno von Osnabrück, ein Schwabe, stammte, eine bemerkenswerte Ausnahme, von nichtadligen Eltern ab; begütert aber waren sie, denn sie pilgerten, um ihrer Kinderlosigkeit abzuhelfen, nach Rom und opferten am Grabe des Apostels ein silbernes Kind, worauf ihnen ein Knabe geschenkt wurde. Er wurde in Straßburg und in der Reichenau erzogen und lernte auf seinen Wanderungen viele Teile Deutschlands und viele Menschen kennen; seine mannigfache Begabung und ungewöhnliche Persönlichkeit machten auf ihn aufmerksam. Beim Bau des Domes von Speyer tat er sich durch seine Kenntnisse hervor: er ließ den Dom, der zu nah am Rheine gebaut war, auf eine neue und schwierige Art durch Mauern gegen Unterspülung sichern. Ebenso war er Leiter beim Bau der Burgen, durch welche die salischen Könige das Sachsenland unterwerfen wollten. Als Lehrer an der Domschule von Hildesheim glänzte er in der Wissenschaft, auf einem Kriegszuge gegen die Ungarn sorgte er erfinderisch für die Verpflegung des Heeres, in der Landwirtschaft und Viehzucht besaß er ungewöhnliche Kenntnisse, als Bischof von Osnabrück stellte er durch Entsumpfung brauchbare Wege her. In der aufgewühlten Zeit Heinrichs IV. war er unentwegt dem Kaiser treu, ohne sich deswegen gegen den Papst zu erklären. Es wird erzählt, daß er auf der Synode von Brixen, wo die königlichen Bischöfe den Papst absetzten, sich unter dem königstreuen Altar versteckte, um sich nicht gegen einen Akt auszusprechen, an dem er sich nicht beteiligen wollte. Daß weder Kaiser noch Papst ihm seine Haltung übelnahmen, beweist, wie hoch sie ihn schätzten, und daß sie ihn für ehrlich hielten. Lange Zeit war er von den Sachsen aus seinem Bistum vertrieben und mußte sich oft durch Verkleidung vor Nachstellungen schützen. Benno selbst hatte zuweilen das Gefühl, zu weltlich zu sein, um einen rechten Bischof abzugeben; jedenfalls hinderte ihn seine geistige Überlegenheit, das kirchliche Zeremoniell allzu ernst zu nehmen. Nicht selten befreite er Laien gegen Geld vom Fastengebot; er gab das Geld den Armen und sagte, es sei Gott lieber, als wenn einer den ganzen Tag einen leeren Bauch spazierentrage, um so mehr, als der Frömmigkeit dadurch kein Abbruch geschehe. Als er auf dem Sterbebett lag, bat eine vornehme Witwe, namens Azela, ihn besuchen zu dürfen. Er lehnte ab mit der Begründung, er wolle sie lieber im anderen Leben wiedersehen, wo sie sich gegenseitig ihres Anblicks erfreuen könnten, nachdem sie sich auf Erden rein und keusch geliebt hätten. Dort werde keine Todesangst ihre Liebe trüben.

      Weniger durch Begabung als durch Charakter zeichnete sich Bischof Meinwerk von Paderborn aus. Ihm lag das Los der Armen besonders am Herzen; es genügte ihm nicht, in der üblichen Art Almosen zu spenden, er überwachte die Meier und Vögte, von denen die Hörigen abhingen, untersuchte die Verhältnisse selbst, und damit er nicht betrogen würde, zog er als Kaufmann verkleidet im Sprengel herum. Er gebot den Meiern, die Hörigen zur Erntezeit mit Speise und Trank zu versorgen, was vorher augenscheinlich nicht üblich war, und als er einmal zufällig eine Wirtschafterin schimpfen hörte, daß man die Arbeiter mit Mehlsuppe abspeise, verordnete er, sie sollten noch einige Schinken außer denen erhalten, die die Meier ohnehin ihnen zu stellen verpflichtet waren. Wenn er auf Unregelmäßigkeiten stieß, wurde er leicht zornig, machte aber die Schläge, die er dann etwa austeilte, hernach in großmütiger Weise gut. Zur Zeit einer Hungersnot kaufte er in Köln Getreide auf und ließ es durch seine Meier so verteilen, daß ein Teil dem eigenen Bedarf, ein Teil den Leuten, ein Teil als Samengetreide und ein Teil den Bettlern diente. Wo die Bevölkerung einer Pfarrei sehr weite Wege zur Kirche hatte, teilte er sie entweder oder baute eine neue Kapelle innerhalb der Pfarrei.

      Er war ein naher Verwandter Heinrichs II. und stand mit ihm auf dem Fuße humoristischer Neckerei. Als der Kaiser beschlossen hatte, ihn zum Bischof zu machen, ließ er ihn kommen und überreichte ihm lächelnd einen Handschuh. Was das zu bedeuten habe? fragte Meinwerk. »Das Bistum Paderborn«, antwortete der Kaiser. Mit Bezug darauf, daß dies Bistum als sehr arm bekannt war, entgegnete Meinwerk: »Was soll mir dies Bistum, da ich mit meinen eigenen Gütern ein viel stattlicheres zu gründen vermöchte.« Eben darum, sagte der Kaiser, weil Meinwerk reich sei, solle er sich der Armut des Paderborner Sprengels erbarmen. Es scheint, daß diese Worte die tatkräftige Menschlichkeit Meinwerks entzündeten oder doch sie in beglückender Weise auf eine große Aufgabe lenkten. Er warf sich so stürmisch darauf, daß er drei Tage nach seiner Ankunft in Paderborn die bescheidene und ungenügende Hauptkirche niederreißen ließ und mit großem Aufwand einen neuen Dom zu errichten begann. Nicht genug, daß er unaufhörlich aus seinem eigenen Besitz spendete, er veranlaßte auch den Kaiser zu Schenkungen, wobei es den Spaß vermehrte, daß dieser sich seine Gaben ablisten oder abtrotzen ließ. Einmal schickte er dem Bischof einen Trunk edlen Weins in einem goldnen Becher. Unter einem Vorwand behielt Meinwerk den Becher über Nacht, ließ ihn durch einen Goldschmied in einen Kelch verwandeln und am anderen Tage während der Weihnachtsmesse in Gegenwart des Kaisers gebrauchen. Der Kaiser schalt ihn zwar einen Dieb, fügte sich aber. Da es bekannt war, daß Meinwerk kein Gelehrter und nicht sicher im Lateinischen war, ließ Heinrich einmal in Meinwerks Meßbuch bei der Gebetsformel für die Verstorbenen in den Worten famulis et famulabus СКАЧАТЬ