313 kurzgefasste Vorschriften. Basilius der Große
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СКАЧАТЬ aufgegeben haben. Was Das aber angeht, genöthigt werden und nicht können, so ist Das ein Beweis von unserer Sorglosigkeit in früherer Zeit; — denn es ist nicht möglich, daß, wenn Jemand ohne Überlegung und ohne viele und sorgfältige Übung plötzlich an eine Sache herantritt, er ihrer Herr werde, — wie es dann ferner anzeigt, daß die Seele von andern Leidenschaften beherrscht und ihr von jenen nicht gestattet wird, für Das frei zu sein, was sie will, noch dem Ausspruche des Apostels, welcher sagt: „Ich aber bin fleischlich, verkauft unter die Sünde; denn was ich nicht will, Das thue ich, sondern was ich hasse, Das thue ich.“ Und ferner: „Nun aber wirke nicht mehr ich Dieses, sondern die in mir wohnende Sünde.“65 Denn Gott läßt uns Dieses zu unserem Besten widerfahren, damit die Seele durch Das, was sie widerwillig leidet, zur Erkenntniß dessen gelangt, was sie beherrscht, und, wenn sie erkannt hat, worin sie der Sünde widerwillig dient, sich dem Fallstricke des Teufels entzieht und die Barmherzigkeit Gottes findet, welche zur Aufnahme Derer bereit ist, die aufrichtig Buße thun.

       17. Frage.

      Ist Jemand, der ans Essen denkt, sich dann aber darüber tadelt, der Ängstlichkeit anzuklagen?

      Antwort. Denkt Jemand, ohne daß die Natur ihn belästigt, vor der Zeit an den Hunger, so ist Das offenbar eine Zerstreuung der Seele, welche sie sowohl der Anhänglichkeit an das Zeitliche als auch der Vernachläßigung dessen, was Gott wohlgefällig ist, anklagt. Aber auch in diesem Falle ist die Barmherzigkeit Gottes bereit. Denn wenn Jemand sich selbst verdammt, so ist er in Folge der Buße von der Schuld freigesprochen und wenn er sich fernerhin vor dem Falle hütet, eingedenk der Worte des Herrn: „Siehe, du bist gesund geworden, sündige nicht mehr, damit dir nicht etwas Ärgeres widerfahre.“66 Zwingt uns aber die Natur und der überhandnehmende Hunger ans Essen zu denken, und es siegt die Vernunft durch den Eifer für das Bessere und die Beschäftigung damit, so ist dieser Gedanke nicht tadelswerth, sondern ein ruhmvoller Sieg.

       18. Frage.

      Ist in der Brüderschaft einem Sünder nach längerer Bußübung ein Amt anzuvertrauen und welches?

      Antwort. Eingedenk des Apostels, der da sagt: „Gebet nicht Ärgerniß weder den Jungen noch den Greisen noch der Kirche Gottes, gleichwie auch ich in Allem Allen zu Gefallen bin, indem ich nicht suche, was mir, sondern was Vielen nützlich ist, damit sie gerettet werden,“67 müssen wir große Sorgfalt anwenden, auf daß wir dem Evangelium Christi kein Ärgerniß bereiten noch den Schwachen zum Anstoß werden noch Andere in der Bosheit bestärken. Deßhalb muß man Dieser wegen darauf sehen und erwägen, was zur Erbauung des Glaubens und zur Vollendung jeder Tugend in Christus dient.

       19. Frage.

      Soll man auf Jemanden, der im Verdachte einer Sünde ist, Acht haben, damit die Sünde an den Tag komme?

      Antwort. Böser und aus böswilligem Vorurtheile entspringender Argwohn wird von dem Apostel getadelt.68 Der aber, welchem die Sorge für Alle anvertraut ist, muß aus christlicher Liebe und dem Wunsche, den Verdächtigen zu heilen, auf Alle Acht haben, damit der Ausspruch des Apostels erfüllt werde: „Auf daß wir jeden Menschen vollkommen in Christus darstellen.“69

      20. Frage.

      Soll ein Sünder die Gesellschaft Andersgläubiger sowohl als auch derer, die einen schlechten Lebenswandel führen, vermeiden?

      Antwort. Da der Apostel sagt: Entziehet euch jedem Bruder, der unredlich wandelt und nicht nach der Überlieferung, die ihr von uns empfangen habt;“70 so ist überhaupt für Jeden jede Theilnahme an jeder verbotenen Sache, in Gedanken, Worten und Werken schädlich und gefährlich. Die in Sünden sich Befindenden müssen aber um so mehr auf ihrer Hut sein, erstens, weil die an die Sünde gewöhnte Seele meistens mehr dazu geneigt ist, dann, weil, gleichwie die Leiber der Kranken einer sorgfältigeren Pflege bedürfen, so daß oft Das, was für die Gesunden heilsam ist, versagt wird, ebenso auch die an der Seele Kranken eine weit größere Wachsamkeit und Sorgfalt nöthig haben. Wie groß aber der Schaden ist, der aus dem Umgange mit Sündern entsteht, zeigt der Apostel in folgendem Satze, in dem er sagt: „Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig.“71 Wenn aber Diejenigen, welche in dem Sittlichen fehlen, so sehr schädlich sind, was soll man erst von Jenen sagen, die über Gott verkehrt denken, und die diese verkehrte Ansicht auch in dem Übrigen nicht gesund sein läßt, da sie sich in Folge dessen einmal den schädlichen Lastern hingegeben haben, wie an vielen Stellen gezeigt wird, besonders aber in Dem, was im Briefe an die Römer über Einige in folgender Weise gesagt ist: „Und wie sie es nicht werth achteten, Gott zu haben in der Erkenntniß, überließ sie Gott dem verwerflichen Sinne, zu thun, was sich nicht ziemt; sie wurden erfüllt mit jeder Ungerechtigkeit, mit Hurerei, Bosheit, Habsucht, Schlechtigkeit; voll Neid, Mord, Zank, Arglist, Bösartigkeit; sie wurden Ohrenbläser, Verleumder, Gott verhaßt, übermüthig, stolz, prahlerisch, erfinderisch im Bösen, ungehorsam den Eltern, vernunftlos, unbändig, lieblos, treulos, unbarmherzig; sie, welche, nachdem sie die Gerechtigkeit Gottes erkannt hatten, nicht einsahen, daß die, welche Solches thun, den Tod verdienen, und nicht allein Die, welche Solches thun, sondern auch Die, welche Denen beistimmen, die es thun.“72

       21. Frage.

      Woher die Zerstreuung und die eitlen Gedanken entstehen, und wie ihnen zu begegnen.

      Antwort. Die Zerstreuung entsteht, wenn der Geist in Unthätigkeit ist und sich nicht mit dem Nothwendigen beschäftigt. Der Geist wird aber unthätig und sorglos, wenn er nicht an Gottes Gegenwart glaubt, der Herzen und Nieren erforscht. Denn glaubte er daran, so würde er auch gewiß Das thun, was gesagt ist: „Ich sah den Herrn immer vor meinen Augen, denn er ist mir zur Rechten, damit ich nicht wanke.“73 Wer aber Dieses und Ähnliches thut, der wird weder jemals wagen noch Muße haben, Etwas zu denken, was nicht zur Erbauung des Glaubens dient, selbst wenn es gut zu sein scheint, geschweige denn etwas Verbotenes und Gott nicht Wohlgefälliges.

       22. Frage.

      Woher die unreinen Träume in der Nacht.

      Antwort. Sie entstehen aus den unordentlichen Regungen der Seele am Tage. Hält sich aber die Seele von jenen Regungen rein, indem sie die Gerichte Gottes betrachtet und sich beständig mit schönen und Gott wohlgefälligen Dingen beschäftigt, so wird sie auch Diesem entsprechende Träume haben.

       23. Frage.

      Welche Reden als unnütz verurtheilt werden.

      Antwort. Überhaupt ist jedes Wort, das nicht dem ihm von Gott bestimmten Zwecke entspricht, unnütz. Und die Gefahr eines solchen Wortes ist so groß, daß, selbst wenn das Gesagte gut ist, aber nicht zur Erbauung des Glaubens beiträgt, der Redende wegen der Güte des Wortes nicht der Gefahr entrinnt, sondern dadurch, daß das Gesagte nicht zur Erbauung diente, den heiligen Geist Gottes betrübt. Denn Dieses hat der Apostel ausdrücklich gelehrt, indem er sagt: „Kein häßliches Wort gehe aus eurem Munde, sondern was gut ist zur Erbauung im Glauben, damit es Gnade verleihe den Hörenden,“ und hinzufügt: „Und betrübet nicht den heiligen Geist Gottes, in welchem ihr besiegelt seid!“74

       24. Frage.

      Was ist Lästerung?

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