Schwarzer Regen Rotes Blut. Leonhard Michael Seidl
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Название: Schwarzer Regen Rotes Blut

Автор: Leonhard Michael Seidl

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

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isbn: 9783839267967

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СКАЧАТЬ der abgerissenen Männer, ein gewisser Waller, hob ein ums andere Mal den Krug und die Stimme, um auf den Führer anzustoßen. Seine Kumpane fielen in das Gebrüll mit ein. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ein Teller oder ein Bierglas zu Bruch ging.

      Waller bestellte eine weitere Runde. Elise sollte das Geld, ein paar Münzen, entgegennehmen, während sie das Tablett mit den Getränken auf den Tisch stellte. Waller umfasste ihre Hüften, zog die junge Frau auf seinen Schoß. Elise war ganz in Weiß gekleidet; eine Farbe, die sie liebte, mit einer hochgeschlossenen Bluse unter dem Trägerkleid und flachen weißen Schuhen. Sie hatte ein blasses, nahezu durchscheinendes Wesen, rotes Haar umrahmte ihr Gesicht mit den großen schwarzen Augen, aus denen jetzt zornige Funken schlugen. Was bildete sich dieser Kerl ein?

      »Tanz für uns, schönes Kind!«, rief er und griff ihr hart an die Brust.

      Elise wollte sich aus seinem Griff befreien, schaffte es aber nicht. Noch nicht.

      »Nein!«, sagte sie energisch und schlug Waller auf die Hand. Die anderen lachten.

      »Warum denn nicht?«

      »Weil ich nicht mag.«

      »Sie mag nicht … sie mag nicht«, höhnte Waller und packte sie am Hintern.

      »Vielleicht kann sie bloß nicht«, rief ein kräftiger Bursche mit Namen Michi.

      »Vielleicht kann sie was anderes besser?«, sagte Waller und spielte an ihrer Brust. Da biss sie ihm in die Hand.

      Wieder lachten die anderen. Es gefiel ihnen, wie das hübsche Mädchen mit ihrem Sturmbannführer kämpfte. Ein lustiger Zeitvertreib, bevor sie die karge Realität zu Hause bei den Familien einholte. In diesem Augenblick kam Bernhard Pfanzelt aus dem Keller. Mit einem Blick erfasste er die Situation und stürmte los.

      Montag, vierzehnter Mai 1945

      Die letzten deutschen Truppen in Ostpreußen (rund hundertfünfzigtausend Mann) ergeben sich der Roten Armee.

      Kommissariat Zwiesel, Bayern

      Außenstelle Schachtenstein

      Polizeikommissär Leo Klemm

      EINVERNAHME

      Heute ist Montag, der 14. Mai 1945. Es ist 9.42 Uhr.

      1. Vorbemerkung

      Etwas abgelegen am Waldrand von Schachtenstein befand sich bis zur Brandlegung das bürgerliche Gasthaus von Anna und Maximilian Pfanzelt. Es galt, obwohl Anna Pfanzelt im vorigen Jahr plötzlich verstorben war, als solides Gasthaus mit fünf Zimmern, wo man zu vernünftigen Preisen essen und Quartier nehmen konnte.

      2. Einvernahme des Zeugen Josef Schnaitz

      Vor dem Unterzeichneten ist heute erschienen Josef Schnaitz, Küchenhilfe in Pfanzelts vormaligem Gasthaus. Josef Schnaitz ist Bürger des Dorfes Schachten­stein im Zwieseler Winkel und hat sich durch seine Kennkarte ausgewiesen.

      Frage: »Ihr Name ist Josef Schnaitz. Geboren wann und wo?«

      Antwort: »Geboren am achtzehnten April 1915 in Schachtenstein, Bayern. Meine Eltern Konrad und Emilia Schnaitz, Häusler dahier, und die sechs Geschwister sind eingegangen im Jahr 17 an Auszehrung. Bloß ich hab überlebt.«

      »Wo befanden Sie sich nach dem Ableben der Familie?«

      »War im Zwieseler Waisenheim. Ab sieben Jahr bin ich gewesen beim Pfanzelt. Seitdem bin ich da.«

      »Schulische Bildung?«

      »Wenig.«

      »Was heißt wenig?«

      »Drei Jahr Lesen und Schreiben. Und Religion. Ganz viel Religion. Im Heim Kartoffeln geschält. Jeden Tag. Das kann ich gut.«

      »Rechnen?«

      »Nicht so gut wie Kartoffeln schälen. Aber lesen kann ich.«

      »Das ist in der Tat wenig. Sie tragen sehr starke Brillengläser. Ich gehe davon aus, dass Sie nicht gedient haben?«

      »Jawoll. Nicht gedient, Herr Kommissär.«

      »Sie sind nicht vorbestraft, haben keine Schulden und besitzen einen einwandfreien Leumund?«

      »Jawoll, Herr Kommissär.«

      »Soweit ist das also nun klar. Sie waren gestern, Sonntag, dreizehnten Mai 1945, in Pfanzelts Gasthaus damit beschäftigt, Gäste zu bewirten. Ist das korrekt?«

      »Jawoll, Herr Kommissär.«

      »Wie viel Uhr war es da?«

      »Circa halb elf, glaub ich.«

      »Vormittags?«

      »Jawoll, Herr Kommissär.«

      »Wie viele Personen befanden sich zu dieser Zeit im Gastraum?«

      »Mit dem Austragswirt Max Pfanzelt, Bernhard, seinem Bub, und mir und den Soldaten waren es … ungefähr.«

      »Schon gut. War Bernhards Eheweib Elise ebenfalls anwesend?«

      »Jawoll, Herr Kommissär. Meine Elise hat die Getränke gebracht.«

      »Herr Schnaitz, bitte schildern Sie nun aufrichtig und ohne Auslassungen, was Sie am Sonntag, den dreizehnten Mai 1945, in der Zeitspanne zwischen zehn und zwölf Uhr in Pfanzelts Gasthaus beobachtet haben.«

      »Jawoll, Herr Kommissär. Richtig und ohne Auslassen. Der Max, was der Altwirt war, ist auf der Bank gehockt, am Kachelofen in der Gaststube. Draußen war ein grauslicher Sturm.«

      »Stimmt. Ich erinnere mich.«

      »Was der Altwirt war, der hat gesehen, wie der Bernhard und meine Elise die Gäste bedienen. Der Krieg ist ja gar. Die Soldaten wollen heim. Männer, die wo nicht einsehen, dass die Schlacht vorbei ist. Daran, Herr Kommissär, glaub ich ganz fest.«

      »Sprechen Sie bitte weiter, während ich mir Notizen zu den Vorfällen mache. Was für Soldaten waren das?«

      »Die waren von der SS. Haben noch die Uniform angehabt und dauernd vom Dirlewanger geredet.«

      »Dirlewanger? Darauf kommen wir noch. Weiter.«

      »Heim haben sie wollen. Das hab ich gehört. Sie haben unsere Wirtschaft gesehen. Lümmeln am Bauerntisch beim Bier und beim Schnaps und saufen den Fusel hinein, die groben Lackeln. Einer gefährlicher als wie der andere. Die Gewehre sind an der Wand neben der Tür gelehnt.«

      »Einen Augenblick, Josef. Ich darf Sie doch Josef nennen?«

      »Jawoll, Herr Kommissär.«

      »Danke. Sie sagten soeben, die Gewehre lehnten an der Wand neben der Tür.«

      »Jawoll, Herr Kommissär.«

      »Trugen die Männer Pistolen?«

      »Jawoll, СКАЧАТЬ