Kuchen für die Aliens. Melisande Arven
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Kuchen für die Aliens - Melisande Arven страница 17

Название: Kuchen für die Aliens

Автор: Melisande Arven

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9783969443095

isbn:

СКАЧАТЬ auch Bilder gezeigt.

      Als im Schiff Ruhe einkehrte, wusste Kaya, dass die Ssorsa Mittagsruhe hielten. Ein festes Ritual, dass den Alltag bestimmte wie essen und arbeiten. Tede kam in die Kabine und Kaya machte sich rücksichtsvoll davon.

      Sie schnappte sich ihre Stiefel und die Jacke. Ein bisschen frische Luft würde ihr guttun. Sie konnte zwar das Schiff nicht verlassen, aber die Luke durfte sie öffnen und ein wenig auf der Rampe stehen und frieren.

      Als sie die Treppe nach unten stieg, wunderte sie sich über die Klänge, die durch den Gang hallten. Dean Martins Stimme drang an ihr Ohr. Die Ssorsa hatten selbst schöne Musik, aber als Kaya unterschiedliche Stile von Musik vorstellte, hatte es dieser Schnulzensänger aus dem 20. Jahrhundert dem Äile angetan. Er mochte auch Frank Sinatra, doch an Dean Martin hatte er einen Narren gefressen. Kaya musste schmunzeln. Das würde Stoupidis als Anlass nehmen dem jungen Kapitän Schwachsinnigkeit zu bescheinigen.

      Ino Mmah saß am Eingang und sah in den Flockentanz hinaus. Er hatte lässig die Beine aufgestellt und die Arme auf die Knie gelegt. Zwischen seinen drei Fingern hielt er eine dampfende Tasse. Eine ziemlich menschliche, entspannte Haltung. Doch die glitzernde grüne Haut und das Schimmern der silbernen Nieten an seinen Schläfen verdarben den Eindruck gründlich. Kaya fragte sich, wie Ino Mmah von seinesgleichen gesehen wurde. War er ein gutaussehender Prinz von dem jede Ssorsafrau schwärmte? Über den die Klatschzeitungen in seiner Heimat schrieben und die Alienmädels kreischten, wenn er huldvoll am Fenster winkte?

      Ino Mmah war hochgewachsen. Er hatte Kaya erlaubt ihn zu messen und zu wiegen. Er war 2,05 Meter groß und brachte 105 Kilo auf die Waage. Trotzdem bewegte er sich mit einer eleganten Leichtigkeit. Kaya biss sich auf die Unterlippe. Sie sollte sauer auf ihn sein. Weil er ihr Funkgerät gemopst hatte. Stattdessen wollte sie ihn mögen. Zum Kuckuck mit all diesen verwirrenden Gefühlen!

      Das violette Schimmern, das sich wie ein wippendes Spinnennetz in der Lukenöffnung zeigte, verriet Kaya, dass der Prinz den Magnetvorhang angelassen hatte. Man konnte ungehindert hindurch schreiten, aber er dämmte ein wenig die Kälte. Kaya hasste es hindurch laufen zu müssen. Jedes Mal luden sich ihre Haare elektrisch auf.

      Ino Mmah bemerkte sie plötzlich und drehte den Kopf.

      „Äile.“

      „Gaia.“

      So begannen ihre Gespräche meistens.

      „Ich wollte nur frische Luft schnappen.“

      „Dann bitte.“ Er machte eine einladende Geste neben sich.

      Kaya zögerte kurz und drückte ihre Winterjacke gegen den Bauch. Dann setzte sie sich. Die Schneeflocken prasselten auf das Magnetfeld und verdampften. Die Tannen in zehn Meter Entfernung waren kaum zu erkennen. Kaya konnte aus den Augenwinkeln sehen, dass der Prinz auch ins Freie starrte. Wie immer mit diesem faszinierenden nachdenklichen Gesichtsausdruck. Kaya nestelte die Finger nervös ineinander.

      „Morgen geht die Woche zu Ende, die uns gesetzt wurde. Meint Ihr, wir kriegen das hin?“

      Ino Mmah wandte den Blick zu ihr.

      „Was hinkriegen?“

      „Eine diplomatische Lösung zu unterstützen.“

      Der Prinz zog die schmalen Lippen zu einem traurigen Lächeln auseinander.

      „Eine diplomatische Lösung?“ Er schüttelte den Kopf und deutete an die Decke. „Ich habe ein Schiff da oben mit 250 Mann Besatzung. Die wollen alle nachhause. Denen ist es egal, dass ihr eure Meere so liebt. Die sagen, ihr habt mehr als genug Wasser und könnt ruhig etwas davon abgeben. Zumal wir die Mittel haben es uns einfach zu nehmen. 250 Mann! Und ich bin ihr Prinz, dem sie gehorchen. Noch.“

      „Und da Eure Leute nicht wissen, wo Ihr Euch befindet und ob Ihr noch lebt, könnt Ihr nicht sagen, ob die Crew nicht bald eigenmächtig handelt.“

      „Meine Position als würdiger Thronfolger ist noch nicht gefestigt. Das Geburtsrecht alleine reicht nicht. Der Grund dieser langen Reise der O-Timre ist eben jener. Ich muss ein großer Mann werden.“ Er seufzte tief.

      Kaya nickte und versuchte ihren kleinen Jubel zu verbergen. Der Prinz hatte endlich von sich erzählt. Da war es zweitrangig, was das mit dem Meeren- und dem Wassergefasel auf sich hatte.

      Der Ausdruck ‚großer Mann‘ stand für einen Erwachsenen. Sie selbst wurde stets als kleine Frau bezeichnet, also von den Ssorsa noch als Mädchen angesehen. Das hieß, dass Äile Ino Mmah nach ssorsischer Ansicht noch nicht sehr alt sein konnte.

      „Das bedeutet bestimmt einen enormen Druck.“

      „Du hast ja keine Ahnung.“ Ino lehnte den Kopf gegen die Wand, ohne sie aus den Augen zu lassen.

      Kaya knautschte ihre Jacke zusammen.

      „Das wird mir ständig gesagt. Dass ich keine Ahnung habe. Obwohl ich so viel kann und so schnell lerne, heißt es immer wieder: Das verstehst du nicht.“ Kaya runzelte die Stirn, weil ihr Tränen in die Augen purzeln wollten. „Wisst Ihr, ich bin Autistin. Eine Inselbewohnerin. Wir ticken anders als andere Menschen. Manchmal komme ich mir vor wie ein Alien unter meinem eigenen Volk.“

      „Was bedeutet das, Autistin und auf einer Insel wohnen?“

      Kaya hielt ein kurzes strukturiertes Referat. Ino Mmah hörte aufmerksam zu und nippte vornehm an seinem Tee. Am Schluss liefen Kaya tatsächlich diese blöden Tränen über die Wangen.

      „Ich finde aber, dass du recht viele und völlig normale Emotionen zeigen kannst“, meinte Ino Mmah und legte den Kopf schief.

      „Das liegt an diesem Schiff“, schniefte Kaya. „Hier gibt es eine bestimmte Strahlung, die sich auf mein Gehirn oder so auswirkt. Solche Versuche mit Bestrahlung hat es schon an Menschen vor mir gegeben. Da sie aber nicht legal sind und keine Erfolge brachten, sind sie strengstens verboten.“ Kaya wischte sich die Wangen trocken. „Mich stören diese ganzen Gefühle eigentlich nur. Sie machen mich uneffektiv und müde.“

      „Was bist du? Eine Maschine?“ Ino Mmah musste lachen. Er beugte sich nach vorne und tippte Kaya gegen das Knie. „Gefühle sind wichtig. Für dich selbst. Und für Freundschaften.“

      „Ich habe keine Freunde. Und meiner Familie gehe ich oft auf die Nerven. Als ich noch in meiner stumpfen Blase existierte, habe ich es einfach nur nicht so mitgekriegt.“

      Ino Mmahs Augen funkelten auf.

      „Du hast keine Freunde?“

      „Nein. Armselig, oder?“

      „Irgendwie schon“, meinte der Prinz wenig hilfreich. Aber er lächelte.

      Kayas Herz machte einen Satz. Wieso fühlte sie sich so davon angetan, wenn er ihr Aufmerksamkeit schenkte? Gerade wollte sie die Jacke anziehen, als ein greller Blitz die Luft durchschnitt und ein heftiger Schlag die Erde erbeben ließ.

      Kaya kreischte auf und riss die Arme über den Kopf. Sie hörte, dass Ino Mmah einen ssorsischen Fluch ausstieß und die Worte: „Zu früh!“

      Bevor Kaya ergründen konnte, was das bedeutete, wummerte ein zweiter Knall durch das Tal und dann zerfetzte Gewehrfeuer Kayas Schreckensstarre. Sie sprang auf. Ein Schatten schob sich über die große Mulde, in der Bugschiff I lag СКАЧАТЬ