Der Tod des Jucundus. Franziska Franke
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Название: Der Tod des Jucundus

Автор: Franziska Franke

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Krimi

isbn: 9783958132276

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СКАЧАТЬ Kopfschmerz und dafür, dass Lucius sich nicht an den weiteren Verlauf des gestrigen Abends erinnern konnte.

      Als ich die Haustür öffnete, fragte ich mich, wo meine Dienstboten steckten, die nicht zu meiner Begrüßung herbeigeeilt waren. Ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass sie mich um diese Uhrzeit nicht erwartet hatten. Meinen Bruder hingegen fand ich als Häuflein Elend zusammengekauert mit einem halbleeren Becher Rotwein in der Küche sitzen.

      »Schön, das du Nachschub mitbringst«, begrüßte er mich und der Anblick der Amphora entlockte ihm ein mattes Lächeln.

      »Hände weg!«, fuhr ich ihn an. »Wenn du nur einen einzigen Schluck trinkst, erzähle ich Marcus Terentius, dass du Jucundus erstochen hast.«

      Der entsetzte Blick meines Bruders zeigte, dass er meinte, dies sei mein Ernst.

      »Der Wein wird dich noch zugrunde richten«, fügte ich etwas umgänglicher hinzu, denn ich bereute meine Worte.

      Dann füllte ich den Wein in eine Trinkschale und schnupperte vorsichtig daran. In dem sauberen Gefäß roch er nicht mehr ganz so streng, wie am Vorabend in der Taverne.

      Im gleichen Augenblick drang durch das offene Fenster ein ängstliches Tschilpen an mein Ohr.

      »Catullus«, durchfuhr es mich.

      So hieß unser zahmer Spatz, dessen hölzerner Käfig im Atrium hing, wenn immer das kalte Klima in Germanien dies zuließ.

      Ich eilte in den Innenhof. Dort sah ich meine schlimmste Befürchtung bestätigt: Eine der streunenden Katzen unseres kinderreichen Nachbarn hatte sich ins Atrium geschlichen. Angespannt saß sie da und beobachtete konzentriert unseren Vogel, der aufgeregt zwischen den Gittern seines Gefängnisses herumflatterte. Ihr glänzendes Fell hatte die Farbe von Ebenholz. Ohne sich von mir stören zu lassen, sprang die Katze ganz plötzlich anmutig und geschmeidig auf den Vogelkäfig und versuchte dann ihre krallenbewehrte Pfote durch das Gitter zu schieben.

      Selbst daran Schuld, dachte ich als ich den kleinen Übeltäter am Nacken packte. Die schwarze Katze ließ automatisch alle Viere hängen. Ich setzte sie auf den Boden und stellte die Schale mit dem Wein vor ihre Nase. Dabei fragte ich mich bang, ob Katzen überhaupt Wein tranken. Diese zumindest tat es.

      Mit angehaltenem Atem schaute ich zu, wie die Nachbarskatze die Schale leer schlürfte und sich anschließend genüsslich die Pfoten ableckte. Das sah so possierlich aus, dass ich ein schlechtes Gewissen bekam, ihr den dubiosen Wein vorgesetzt zu haben.

      Hinter mir hörte ich Schritte. Es war Lucius, der mir gefolgt war. Die Katze wollte verschwinden, aber ich packte sie rechtzeitig am Nacken und expedierte sie wieder ins Atrium. Sie legte die Ohren an, ihre Nackenhaare sträubten sich und sie machte einen Buckel. Ganz langsam fuhr sie ihre Krallen aus. Aber als sie versuchte, nach mir zu schlagen wurden ihre Bewegungen langsam und unkoordiniert. Ich sagte mir, dass wahrscheinlich jeder Wein diese Wirkung auf ein so kleines Tier gehabt hätte. Dann gähnte die Katze herzhaft.

      »Was machst du da eigentlich?«, fragte mein Bruder schließlich. Er wirkte fast genauso träge wie die alkoholisierte Katze. »Das ist eine der Hauskatzen des Nachbarn. Sie hat dir schließlich nichts getan.«

      »Ich habe ihr von dem Wein gegeben, den du gestern literweise in dich hineingeschüttet hast:«

      »Woher …«

      »Frag nicht soviel!«, unterbrach ich ihn, denn ich wollte mich auf die schwarze Katze konzentrieren. »Warte lieber ab, was passiert.«

      »Was soll schon passieren, außer, dass die Katze betrunken wird?«, maulte Lucius. »Du hättest den Wein besser mir geben sollen als ihn so zu verschwenden.«

      »Damit du jetzt durch das Atrium torkelst?«, konterte ich und zeigte auf die Katze.

      Mein Bruder sagte nichts, sondern beobachtete die schwarze Katze, deren Bewegungen immer träger wurden, bis sie sich in eine Ecke zusammenrollte und sich nicht mehr rührte.

      »Ist sie tot?«, fragte Lucius, der ganz bleich geworden war.

      »Ich glaube nicht«, antwortete ich. »Wahrscheinlich schläft sie nur.«

      Zur Bestätigung meiner Theorie berührte ich die Katze. Ihr seidiges Fell fühlte sich warm an und ich spürte, dass sie atmete, aber sie rührte sich nicht mehr.

      »Was hat das zu bedeuten?«, fragte mein Bruder und ich verkniff mir mühsam den Kommentar, dass er wenigstens ab und zu seinen Verstand gebrauchen sollte.

      »Kleiner Bruder«, erklärte ich salbungsvoll. »Das bedeutet, dass der saubere Wirt uns gestern ein Beruhigungsmittel in den Wein geschüttet hat. Wahrscheinlich hat er das erst am fortgeschrittenen Abend getan, denn offensichtlich habe ich nur einen Becher davon getrunken, aber Jucundus und dich hat er betäubt.«

      »Warum?«, fragte Lucius entgeistert.

      Wieder hätte ich am liebsten »Dumme Frage« geantwortet, aber in dieser schwierigen Lage war es wichtig, dass wir zusammenhielten.

      »Um euch zu berauben«, antwortete ich. »Ist dir etwas abhanden gekommen?«

      Mein Bruder schüttelte ohne nachzudenken den Kopf.

      »Nein. Allerdings war meine Börse leer. Was hätte man mir schon stehlen sollen?«

      »Verdammt!«, entfuhr es mir. »Du hättest die Tasche des Jucundus durchsuchen sollen!«

      »Damit man mich für einen Raubmörder hält?«, protestierte mein Bruder und ich musste innerlich zugeben, dass mein Vorschlag ziemlich töricht war.

      Ganz plötzlich fiel mir ein, wie freigiebig der Viehhirte am Vortag gewesen war. Wahrscheinlich war auch bei ihm nichts mehr zu holen gewesen.

      »Warum hat Jucundus uns eigentlich gestern Wein spendiert?«, fragte ich daher.

      »Hast du ihm denn gar nicht zugehört?«, konterte Lucius erstaunlich heftig. »Jucundus hat uns gestern Abend lang und breit erzählt, dass er vorhatte, bald seine Verlobte Cornelia zu heiraten. Du kennst sie doch noch? Sie ist nämlich eine Sklavin unseres früheren Herrn. Er wollte sie freilassen.«

      Schuldbewusst fiel mir ein, dass Jucundus tatsächlich von einer Frau berichtet hatte. Da es mich aber nicht weiter interessierte hatte, war mir völlig entgangen, dass von der schönen Cornelia die Rede gewesen war.

      »Ich glaube, da hilft nur eins, wir müssen den Wirt zur Rede stellen«, bemerkte ich nach einer Weile.

      »Glaubst du, dass er Jucundus erstochen hat?«, fragte mein Bruder und hörte sich ängstlich an.

      »Eigentlich nicht«, beruhigte ich ihn. »Sonst würde ich nicht mit ihm reden.«

      »Und ich?«

      »Ich glaube, es ist besser, wenn du weiterhin den Kranken spielst.«

      Mein Bruder unternahm keinen Versuch mich vom Gegenteil zu überzeugen, sondern starrte in seinen leeren Becher, den er ins Atrium mitgenommen hatte.

      Ich vergewisserte mich nochmals, dass die Katze noch lebte. Dann marschierte ich wieder zurück zu dieser heruntergekommenen Taverne, obwohl ich mir noch am Vormittag geschworen hatte, niemals wieder einen Fuß auf ihre СКАЧАТЬ