Название: Fesseltrick
Автор: Klaus Stickelbroeck
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Privatdetektiv Hartmann
isbn: 9783954415502
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Hartmann öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber wieder und ließ es sein.
»Danach haben wir uns noch ein bisschen unterhalten, eine interessante Frau.«
Ja, wollte Hartmann zustimmen, aber Alina hatte den Druck auf die Muskelstränge am Hals verstärkt, was ihm kurzzeitig den Atem raubte.
Jill Scott hatte ausgelovelydayed.
»Und dann war merkwürdiger Besuch für dich da. Ein Kerl wollte dich sprechen. Verwegen. Bisschen kleiner als du, lange, graumelierte Haare, dickes Goldkettchen, mit schwarzer Lederweste, strange. Er hieß Heinz.«
Huren-Heinz, kombinierte Hartmann, der Zuhälter. Massage her oder hin, sofort verkrampfte sein Körper. Was wollte Huren-Heinz denn hier? Der hatte ihn noch nie persönlich aufgesucht.
»Der Mann hatte einen Krückstock bei sich, mit Totenkopfknauf aus Chrom, ein scharfes Teil.«
»Jow, den kenne ich, den Kerl. Ist auch ein alter Kumpel von mir.«
»Auch was Sexuelles?«, fragte Alina unschuldig, womit sie natürlich nicht weniger zum Ausdruck brachte als die Tatsache, dass sie mit dem Thema Silke noch nicht ganz fertig war.
»Hm«, brummte Hartmann.
Da es bei Huren-Heinz immer entweder um Frauen oder um Drogen ging, lag Alina mit ihrer Mutmaßung möglicherweise richtig. »Hat er gesagt, was er wollte?«
»Er hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, bei einer Filmproduktion mitzuwirken. Ich hab mal vorsichtiges Interesse signalisiert.«
Hartmann riss die Augen auf. »Alina, er produziert Pornofilme.«
»Ja, ja, das ist mir klar. Er sah jetzt nicht aus wie intellektuelles Programmkino. Und außerdem hat er einen Job für dich. Er erwartet dich heute Abend um 22 Uhr, du wüsstest, wo du ihn dann antreffen kannst.«
»Aha«, sagte Hartmann.
Huren-Heinz war Düsseldorfs zweitprominentester Zuhälter und – man mochte sagen – Hartmanns Kumpel. So etwas in der Art. Beide hätten es anders formuliert, aber im Grunde lief es darauf hinaus. Huren-Heinz hatte Hartmann mehrmals aus der Bredouille geboxt und Hartmann ihm einmal das Leben gerettet. Mit von seinen Pferdchen bei Rotlicht zusammengetrabtem Geld hatte Huren-Heinz aus einem heruntergekommenen Boxpalast in Oberbilk ein recht ansehnliches Fitness-Center zusammengeschraubt. Sein Gym lockte zwar nicht die Börsenmakler der Königsallee, hatte sich aber bei Sportlern, die nicht so ganz genau hinsahen und hinrochen, durchaus einen guten Ruf erarbeitet.
Hartmann trat zügigen Schrittes ein. Aus den Boxen sägten fette Gitarren Powermetal. Es roch nach Schweiß, verlorenen Kämpfen und feuchtem Turnschuh. In einem abgewetzten Boxring in der Mitte des Raumes kloppten sich zwei junge Männer mit Migrationshintergrund wütend die Muttersprache aus den kantigen Schädeln.
An der Gerätewand links ackerte eine absurd durchtrainierte Frau in greller Leggins unter den wohlwollenden Blicken ihres Personal Trainers. Nichts ist so ehrlich, wie eine Leggins, dachte Hartmann und nahm an, dass der Trainer jeden Morgen dem lieben Gott für dessen Job dankte.
»Atmen! Atmen ist wichtig«, hielt der Coach seinen Schützling an.
Ja, fand Hartmann, da hatte der Mann recht. Hartmann atmete auch regelmäßig, das hatte sich irgendwie bewährt.
Mehrere Viereckige lungerten an den Langhanteln herum. Alle hatten unlängst ihre Zehnerkarte brav im Assitoaster heruntergesonnt und schimmerten im Licht der flackernden Deckenbeleuchtung ölig. Die Männer hatten Muskelpakete an Stellen, an denen hatte Hartmann nicht mal Stellen.
Ein Bodybuilder mit glänzender Glatze im verschwitzten Tank-Top zwirbelte im Takt der Musik Kurzhanteln hoch und runter. Die Brustmuskulatur ließ dazu ein großflächiges Tattoo mit Lorbeerkranz und Datum tanzen.
Angeber!
Der Mann rechts am Empfangstresen trug einen Anzug von Armani, der so maßgeschneidert war, dass man es ihm nicht ansah. Das auf Taille geschnittene Hemd und die dazu passende Seidenkrawatte in spielerischen Grautönen waren zusammen vermutlich mehr wert als ein Fiat 500.
Gianfranco entdeckte ihn und trat mit weit ausgebreiteten Armen auf ihn zu. »Hartmann, mein Freund. Ich habe dich lange nicht gesehen. Was machst du hier?«
»Ich bin mit Heinz verabredet.«
»Ich weiß, mein Freund«, summte Gianfranco.
Ja, warum fragst du dann, dachte Hartmann. Gianfranco war nach internen, finalen Personalumstrukturierungen seit einigen Monaten die rechte Hand von Huren-Heinz. Gianfranco hatte das nach hinten fliehende Gesicht eines Windhundes – und einen ähnlichen Charakter. Hartmann mochte ihn nicht und fragte sich, warum der ansonsten so smarte Huren-Heinz bei der Auswahl seines Mitarbeiterstabes so ein unglückliches Händchen hatte.
Gianfrancos Händchen wiederum tätschelte Hartmanns Schulter. »Gut siehst du aus, Hartmann. Du hast ein bisschen abgenommen.«
»Ich jogge regelmäßig.«
»Wie wäre es bei uns mit einem Schnupperkurs, mein Freund?«
Hartmanns Nase zog sich entsetzt zusammen. »Danke, nettes Angebot«, haspelte er schnell. »Aber ich bin mehr der Draußen-Typ. Rennen, Fußball und so.«
»Rennen, is klar. Wo du keinen Führerschein hast, kommt fahren ja auch nicht infrage«, lachte Gianfranco und spielte auf die doofe Tatsache an, dass Hartmanns Fleppe seit Längerem Urlaub in Flensburg machte.
Hartmann lächelte gequält. Wieso wusste der Assi das überhaupt?
»Ach komm, Hartmann, deine Muckis können ein bisschen Training gebrauchen.«
»Da hat er recht. Und Sport ist gesund«, fügte Igor hinzu.
Igor stand weiter links bei der Kasse. Der immer recht blasse Russe hatte mehrere Abschlüsse in Mathematik und im Kaufmännischen, sah allerdings aus, als ob er nicht bis drei zählen könnte. Er maß nur knappe 1,65 Meter, Haare sprossen bei ihm lediglich auf dem Rücken und sein Blick stürzte immer ins leicht Abwesende. So wie: Es brennt Licht, aber keiner ist zu Hause. Tatsächlich hatte Huren-Heinz ihn vor einem knappen halben Jahr eingestellt und hielt sehr viel von Igors Fähigkeiten, mit Zahlen geschickt und gewinnbringend jonglieren zu können. Man durfte nicht immer nur nach dem Äußeren gehen.
»Noch mehr Muskeln wären Wettbewerbsverzerrung«, behauptete Hartmann.
Gianfranco lachte und nickte mit dem Kopf hinter sich in die Richtung einer Tür. »Durch den Flur, letzte Tür links, mein Freund. Da, wo Coach draufsteht.«
»Aha«, sagte Hartmann, der das Büro kannte, und stiefelte los.
Mit einem matschigen Klatschen ging in diesem Moment einer der beiden Boxer wie mit der Axt gefällt zu Boden. So viel zum Thema Sport sei gesund.
Hartmann spürte Gianfrancos СКАЧАТЬ