Название: Star Trek - The Next Generation: Kollateralschaden
Автор: David Mack
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Star Trek - The Next Generation
isbn: 9783966583244
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Ohne ihr Zutun ballte sich ihre Hand zur Faust.
Sie atmete tief ein, zählte lautlos bis fünf und zwang ihre Hand, sich wieder zu öffnen. »Ärger folgt Ihnen nach, Mister Okona. Auch wenn Sie nie offiziell angeklagt wurden, scheinen Sie in buchstäblich Dutzende von ungeklärten Diebstählen, Entführungen, Kaperungen und Akte gewaltsamer Sabotage auf mehr als vier Dutzend Welten sowohl innerhalb als auch außerhalb der Föderation verwickelt gewesen zu sein.« Sie drehte das Padd, sodass er die Auflistung seiner mutmaßlichen Vergehen sehen konnte. »Was können Sie mir darüber erzählen?«
Ein kleines Schulterzucken und ein dreistes Grinsen. »Wie Sie schon sagten … Ich wurde nie angeklagt.«
Gott ist mein Zeuge, ich werde diesen Mann mit meinen bloßen Händen töten.
»Mister Okona, ich möchte wissen, was Sie hier in der Kamhawy-Kolonie gemacht haben. Warum man Sie auf der Flucht vor denselben nausikaanischen Banditen gesehen hat, die das Kraftfeld sabotierten. Und …«
Okona unterbrach sie mit einer wegwerfenden Geste. »Genug von mir. Reden wir doch mal über Sie.«
»Das werden wir sicher nicht!«
»Warum? Weil man Ihnen in jungen Jahren beigebracht hat, Ihre Gefühle zu verbergen? Wer hat Ihnen das eingetrichtert? Ihr Vater?« Er musterte sie mit zusammengekniffenen Augen. »Nein … Ihre Mutter. Ihr Vater hat Sie im Stich gelassen, oder?«
Wie konnte er das wissen?
Sein Blick war charmant, hypnotisierend. Šmrhová musste sich zusammenreißen, um wegzuschauen und sich wieder auf das Padd und sein Dossier zu konzentrieren. »Sie wurden im Madena-System geboren. Und Ihre Vorfahren scheinen von den Argelianern abzustammen …«
»Ihre Mutter hat Ihnen beigebracht, anderen Frauen nicht zu trauen. Und Ihr Vater? Alles, was Sie durch sein Verschwinden gelernt haben, war, dass Sie sich Anerkennung von männlichen Autoritätspersonen wünschen. So sehr, dass Sie sie imitieren. Sie geben sich hart, reden hart. Sie werden alles tun, was nötig ist, um dafür zu sorgen, dass die Leute, wenn sie Ihnen begegnen, nur die stählerne Klinge sehen – niemals die seidene Hülle.«
Sie fühlte sich bloßgestellt, enthüllt, verletzlich. Es ärgerte sie zu Tode.
»Küchenpsychologiegeschwätz? Ist das alles, was Sie draufhaben?«
»Tut mir leid, Süße, ich improvisiere hier. Aber davon mal abgesehen, wenn Sie zum Abendessen nichts vorhaben …«
Erst jetzt fiel ihr auf, dass etwas an dem Bild vor ihr ganz und gar nicht stimmte. »Wo sind Ihre Handschellen?« Ein rascher Blick umher zeigte ihr, dass sie in einer Ecke des Raums lagen. »Wie haben Sie die entfernen können?« Sie sprang von ihrem Sitz auf und zog sich ein paar Schritte zurück, um Raum zum Bewegen zu haben, sollte er sie angreifen. »Wer sind Sie?«
»Ich bin bloß ein Junge … der vor einem Mädchen sitzt … und es darum bittet, ihm etwas zu essen zu geben.«
Šmrhová war hin- und hergerissen zwischen dem Drang zu fliehen und dem Wunsch anzugreifen – aber ihr rationaler Verstand, der Teil von ihr, der von der Sternenflotte trainiert worden war, sagte ihr, sie solle ruhig bleiben, standhaft bleiben und dieses Problem lösen. Okona saß noch immer. Von seinem Mund abgesehen, hatte er sich kaum gerührt, seit sie hereingekommen war. Seine Augenbrauen waren lebhafter gewesen als seine Hände. Er war der Inbegriff der Ruhe.
Sie übernahm die Kontrolle über ihre Gefühle. Entspannte ihre Schultern. Kehrte zum Tisch zurück und setzte sich Okona gegenüber. »Warum haben die Nausikaaner Sie gejagt?«
»Haben sie das? Daran kann ich mich nicht erinnern.«
Und schon bin ich wieder so weit, ihn schlagen zu wollen.
»Erzählen Sie mir von Ihrem Schiff.«
»Der Tain Hu? Sie ist eine Schönheit, nicht wahr?«
»Sie ist unfassbar hässlich. Aber sie hat mehr Kraft als jeder hundertjährige Sternenhüpfer, den ich je gesehen habe. Fast so, als hätte jemand eine heruntergekommene alte Hülle auf ein viel neueres Schiff gesetzt.«
»Das wäre ein cleverer Trick, oder nicht?« Sein entwaffnendes Lächeln ging in die Breite. »Sie gehen nicht oft mit Männern aus, oder? Das ist wirklich eine Schande. Ich wette, Sie wären …«
»Wenn Sie diesen Satz beenden, werden Sie eine Woche lang Ihre Zähne ausscheißen.«
»Ich will Sie nicht beleidigen, aber Sie sollten wirklich an Ihrem Konversationsstil arbeiten.«
Das reicht.
Šmrhová kam auf die Beine und umrundete gerade den Tisch, um Okona ein wenig Vernunft einzubläuen … als die Tür des Befragungsraums aufglitt. La Forge kam zuerst herein. Er trug ein kleines Bündel unter dem Arm und ging auf Okona zu.
Hinter ihm folgte Worf und baute sich vor Šmrhová auf. »Lieutenant. Diese Befragung ist beendet. Alle Aufzeichnungen davon werden gelöscht.«
La Forge half Okona auf die Beine und reichte ihm seine persönlichen Sachen. Okona akzeptierte sie mit einem höflichen Nicken und einem Lächeln.
Šmrhová spürte Zorn in sich aufwallen. »Captain? Was zur Hölle geht hier vor?«
»Mister Okona ist kein Verdächtiger, keine Person von besonderem Interesse und nicht mal ein Zeuge. Und wenn jemand fragt, war er niemals hier.«
Während Okona seinen Gürtel und die Handfeuerwaffe anlegte, wandte sich La Forge Šmrhová zu. »Lieutenant«, sagte er mit verdrossener Miene. »Begrüßen Sie Agent Thadiun Okona vom Sternenflottengeheimdienst.«
KAPITEL 5
»Agent Okona wurde wie befohlen freigelassen.« Weil Worf allein im Bereitschaftsraum des Captains war, wagte er hinzuzufügen: »Aber fürs Protokoll möchte ich protestieren.«
»Protest verweigert.« Das Holoschirm-Abbild von Admiral Akaar vermittelte in beeindruckender Klarheit den finsteren Gesichtsausdruck des Hundertjährigen, selbst über die vielen Lichtjahre hinweg. »Denn es wird kein Protokoll von Okonas Festnahme auf der Enterprise geben, ebenso wenig wie von seiner Freilassung.«
Worf kannte die Anforderungen, die der Sicherheitsalltag mit sich brachte, vor allem was den Schutz von Agenten im Undercover-Einsatz wie Okona anging. Trotzdem ließ er eine gute Gelegenheit nicht gern ungenutzt. »Admiral, die Enterprise wurde nach Celes II gesandt, um eine Bande nausikaanischer Piraten zu fangen. Ich glaube, dass Agent Okona dieselben Nausikaaner jagt. Seine Informationen und unsere Ressourcen könnten …«
»Commander Worf, die Enterprise wurde ebenso nach Celes II geschickt, um der Kamhawy-Kolonie Beistand zu leisten. Ich schlage vor, dass sich die Enterprise für den Moment auf diesen Aspekt der Mission konzentriert.«
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