Der kleine Fürst Staffel 12 – Adelsroman. Viola Maybach
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Название: Der kleine Fürst Staffel 12 – Adelsroman

Автор: Viola Maybach

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der kleine Fürst Staffel

isbn: 9783740970284

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СКАЧАТЬ lang kannte – und die Hälfte dieser Zeit in ihn verliebt gewesen war – unterstützte ihn, wo sie nur konnte. Sie war die gute Fee im Hintergrund, immer zur Stelle, wo sie gebraucht wurde. Auch seine Familie erkannte ihr Potential, und so wurde aus der Kunststudentin eine weitere Hilfskraft im Haushalt der Grünbachs. Verena Königshofer bekam eine Anstellung als Privatsekretärin und ein kleines Gehalt. Sie war gut zu gebrauchen gewesen, vor allem, als es Ärger mit Bernds drogensüchtigem Bruder gab. Wer war nachts losgezogen und hatte den Jungen schließlich am Hafen aufgestöbert? Wer hatte Bernds kapriziöse Mutter nach ihrem Skiunfall bedient und gepflegt, sechs Wochen lang – und dafür den ganzen Jahresurlaub geopfert? Wer hatte nie ein Dankeswort für all das bekommen? Wer hatte die ganze Buchhaltung der Firma bewältigt, während sich der coole Chef mit seinen Geschäftsfreunden in Bars vergnügte? Wer hatte sein Kunststudium geschmissen und Bernds ewigen Beteuerungen: »Nächstes Jahr heiraten wir, und dann kriegst du dein Baby!«, geglaubt, Jahr für Jahr? Wer hatte schließlich aus dem Radio erfahren, dass Bernd sich mit Elke verlobt hatte, der Moderatorin des ange­sagtesten Popsenders der Stadt?

      Was für eine dumme Nuss war sie gewesen! Idiotin! Am liebsten hätte Verena sich selbst ins Gesicht geschlagen.

      Sie seufzte und warf einen Blick in den Spiegel. »Aber ich stehe immer noch da«, sagte sie und straffte ihre Schultern. »Und ich werde endlich tun, was ich selbst will. Ich werde malen und meine Freiheit genießen.«

      Dann machte sie sich daran, ihren Koffer auszupacken.

      *

      Die Mittagssonne malte helle Flecken auf die weiße Bürowand im zweiten Stock des Palais Bäumler. Automatisch hielt Carl Graf von Bäumler nach einem Angestellten Ausschau, den er beauftragen konnte, die Jalousien herunter zu lassen. Da aber außer ihm nur sein Sohn Markus anwesend war, erhob sich der hünenhafte Mann schließlich selbst aus seinem ledernen Schreibtischsessel. Bevor er die Sonne verbannte, warf er noch einen flüchtigen Blick auf die Stadt zu seinen Füßen. So modern und auch wieder so altmodisch, dachte er. Als Oberhaupt der Kaiserlich-Königlichen Hoftischlerei Bäumler vertrat Graf Bäumler immer noch die traditionelle Seite und war damit auch lange Zeit erfolgreich gewesen. Nun aber kämpfte die Firma schon seit einigen Monaten um lukrative Aufträge. Die gewöhnlichen Leute kauften ihre Wohnungseinrichtungen lieber in schicken Möbelhäusern und schraubten die Kästen dann selbst zusammen. Er seufzte, fuhr sich mit der Hand durch das silbergraue Haar mit dem akkuraten Kurzhaarschnitt. Schließlich ließ er die Jalousien selbst herunter.

      »Wir haben ein Problem«, wandte er sich nun an seinen Sohn. »Einerseits heißt es, modern zu sein und am Puls der Zeit zu bleiben, andererseits müssen wir uns auf unsere alten Werte stützen. Und dafür benötige ich deine Hilfe. Ich will, dass du so bald wie möglich die kleine Rütter heiratest: Gute alte Familie, viel Geld. Und ihr beiden mögt euch ja auch.«

      »Eigentlich Paps«, antwortete Graf Markus und straffte seine Schultern, »möchte ich was ganz Anderes. Nichts gegen Sonja Rütter! Aber gleich heiraten … Soll ich dir sagen, was ich wirklich will? Ich möchte in der Werkstatt arbeiten, schließlich bin ich doch auch ausgebildeter Tischlermeister! Die Arbeit mit dem Holz erfüllt mich. Ich möchte dir gern einmal meine Entwürfe zeigen.«

      Graf Carl schüttelte unwirsch den Kopf und ließ seinen behäbigen Körper zurück in den Stuhl fallen. Was hatte er nur falsch gemacht mit diesem Jungen? Da stand sein dreißigjähriger Sohn mit leuchtenden braunen Augen und seiner wirren Bubenfrisur und redete von Holz. Markus, der seinen Doktortitel in Wirtschaftswissenschaft mit Auszeichnung erlangt hatte, wollte lieber Bettpfosten schnitzen! Im Grunde seines Herzens konnte der alte Graf das sogar nachempfinden, aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für väterliche Nachsicht. Jetzt musste er seinem Sohn deutlich machen, dass der Fortbestand der K & K-Hoftischlerei Bäumler einzig davon abhing, dass der Junge mit einer guten Ehe für frisches Blut und vor allem für frisches Kapital sorgte.

      »Du weißt, dass ich mich nicht auf deine Schwester Gabriela verlassen kann. Als Marketingchefin ist sie unschlagbar, aber sie ist nicht wirklich loyal. Sie würde, fürchte ich, dasselbe auch für jede andere Firma tun, die sie gut bezahlt. Es liegt an dir, Markus. Du bist der Erbe der Firma und der Erbe unseres Titels. Tischlern kannst du hobbymäßig, wenn du einmal alt bist.«

      »Ich habe dir doch von dem Emir aus Fudschaira erzählt, der sich für meine Arbeiten interessiert. Das könnte ein Riesen-Auftrag werden, Paps! Da geht es um einen ganzen Palast!«, beharrte der junge Mann auf seinem Argument.

      Wie er ihn anblickte! Wie damals, als er um das Rennrad gebettelt hatte. Wie lang war’s her? Aber nein, er durfte nicht sentimental werden, wo so viel auf dem Spiel stand. Es ging um die Firma, die schon seit mehr als dreihundert Jahren in Familienbesitz war. Die Firma war wichtiger als der treuherzige Blick dieses Jungen.

      »Hirngespinste!«, sagte Carl Graf von Bäumler deshalb brüsk und erhob sich ächzend. Er blickte auf seine Uhr und das hieß soviel wie: Raus hier!

      Noch hatte er hier das Sagen. Wer wusste, ob Markus es jemals schaffen würde, ihn zu überflügeln? Carl kraulte nachdenklich seinen buschigen Patriarchenbart. Nun, Markus ist wohlgeraten, dachte er. Der Junge kam eben eher nach der Mutter, die mit Anfang fünfzig immer noch schlank und sehnig war. Carl kniff die Augen zusammen. Er musste hart bleiben, Vertraulichkeiten würden alles nur verkomplizieren. Er öffnete die Tür und schob Markus hinaus.

      »Du solltest wieder mal zum Friseur gehen!«, rief er ihm unwirsch nach und wandte sich seinem Terminkalender zu.

      *

      Es regnete. Verena klemmte ihre Mappe fester unter den Arm, während sie mit der anderen Hand ihren Regenmantel vor der Brust zusammenhielt. Nun gut, als Hamburgerin war sie noch ganz andere Wetterkapriolen gewöhnt, sie würde sich von ein paar Regentropfen schon nicht unterkriegen lassen.

      Das war nun die fünfte Galerie, der sie Fotos ihrer Bilder zeigen wollte, und trotzdem hatte sie zwischendurch weder Bus noch Straßenbahn benutzen müssen. Wie nett in dieser schönen Stadt alles beisammen liegt, dachte Verena und schritt durch das Michaelertor Richtung Kohlmarkt. Kaum verließ sie das schützende Gewölbe, als der Regen auch schon wieder auf sie herunter prasselte. Sie überquerte die Straße, wich einem vorbeifahrenden Fiaker aus und lenkte ihre Schritte in die Herrengasse. Nach er Vorsprache in dieser Galerie wollte sie wieder zurück nach Sievering fahren. Ihr Magen knurrte ohnehin schon gewaltig.

      Trotz der Skulpturen in der Auslage wäre Verena beinahe an dem kleinen Schauraum vorbei gegangen. Mit einem leisen Quietschen schob sie die schmale Tür auf, das Bimmeln einer Glocke kündigte ihren Besuch an.

      »Kann ich Ihnen helfen?« Ein älterer Herr mit gestutztem Vollbart hob den Kopf und sah sie so missmutig an, dass Verena am liebsten kehrt gemacht hätte. Mit unsicherer Stimme brachte sie ihr Anliegen vor und ärgerte sich dabei selbst über den missglückten Auftritt. Sie war doch keine Bittstellerin!

      Achtlos blätterte der Galerist indessen ihre Mappe durch. Bis auf ein Grunzen von Zeit zu Zeit kam nichts über seine Lippen.

      »Schön«, sagte er nach einer Weile. »Ich werde nachdenken. Falls ich Interesse an Ihren Arbeiten habe, dann rufe ich Sie an. Darf ich Sie um Ihre Karte bitten?«

      Mit leicht zitternden Händen wies ihn Verena auf ihre hübsche Visitenkarte hin, die vorne an der Bewerbungsmappe steckte.

      »Gut, gut«, sagte der Alte und wandte sich wieder einem Katalog zu. »Ich wünsche einen schönen Tag.«

      »Danke«, stammelte Verena und schon stand sie wieder draußen im Regen.

      Nun aber war es für heute genug. Lilo wartete sicher schon mit dem Mittagessen, und Anna hatte ihr ein typisch wienerisches СКАЧАТЬ