Der kleine Fürst Staffel 12 – Adelsroman. Viola Maybach
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Название: Der kleine Fürst Staffel 12 – Adelsroman

Автор: Viola Maybach

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der kleine Fürst Staffel

isbn: 9783740970284

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СКАЧАТЬ in einer Bäckerei gestanden und eine Entschuldigung gestammelt, weil ihr die unkonzentrierte Verkäuferin an der Theke nur zwei statt der bestellten drei Brötchen gegeben hatte. Dabei hatte sie, Verena laut und deutlich gesprochen! Als sie den Irrtum der Angestellten bemerkte, wiederholte sie ihre Bestellung: »Ich wollte drei Stück, entschuldigen Sie bitte.« Worauf die Verkäuferin noch ein Brötchen dazu legte und huldvoll nickte. Als läge die Schuld – natürlich! – bei Verena!

      »So eine war ich bis jetzt«, dachte die junge Frau. »Lange genug. Ab jetzt ist alles anders!«

      Alles anders, das war zumindest äußerlich so. Wie zur Bestätigung fuhr sie mit der Hand durch ihre neuerdings stoppelkurze Frisur. Vorgestern war ihr das Haar noch in schweren Wellen über den Rücken gefallen. Es war so schön gewesen, ein Ausdruck von Wärme und Freundlichkeit, was auch genau Verenas Wesen untermalte. Wie viele Komplimente sie für ihre Haare bekommen hatte! Ja, sie hatte heimlich ein bisschen geweint, als die Locken auf dem Boden des Friseursalons gelandet waren, aber nicht nur wegen der verlorenen Schönheit. Sie hatte überhaupt viel geweint in diesen letzten Tagen. Aber auch damit war jetzt Schluss. Und erstaunlicherweise sah die neue Frisur sogar gut aus. Die kurzen aschblonden Fransen fielen fröhlich in die Stirn und betonten Verenas hellblaue Augen, in denen sich an diesem Morgen die Wiener Frühlingssonne spiegelte.

      Laut rumpelte der Koffer über das Kopfsteinpflaster, als sich Verena ihren Weg vom Taxi zu der alten Backsteinvilla suchte. Sie sah sich um. Eigentlich der perfekte Ort für einen Neubeginn!

      Klar, versprach ihre neue Aufgabe als Gesellschafterin einer alten Dame nicht gerade einen Karrieresprung. Ihre eigenen Eltern waren ihr ein Beispiel dafür, was es hieß, Hausangestellte zu sein. In der Villa des Fernsehproduzenten Grünbach arbeitete Verenas Mutter als Haushälterin und Mädchen für alles. Verenas Vater war der Hausmeister, der um vier Uhr früh aus dem Bett geläutet wurde, um ein Fenster zu schließen oder die Heizung einzuschalten. Schon als kleines Mädchen hatte sich Verena geschworen, etwas Besseres aus ihrem Leben zu machen. Nun, das war, bevor sie sich in den Sohn der Grünbachs verliebt hatte und mit ihm zusammenzog. Dass sie im Verlauf der Beziehung mit Bernd nur eine andere Art der Dienstbotin geworden war, bemerkte sie erst kürzlich. Hätte Bernd sie nicht betrogen, würde sie wahrscheinlich heute noch in Hamburg wohnen, im Poolhaus der Familie Grünbach.

      Ob sie nun nicht erst recht in die Fußstapfen ihrer Eltern trat? Gesellschafterin – wie altmodisch sich das schon anhörte, das klang ja wie aus einem englischen Roman des 18. Jahrhunderts! Doch es sollte ja nur vorübergehend sein, denn eigentlich war sie nach Wien gekommen, um endlich ihren Traum zu leben und Malerin zu werden!

      Die Straße in Sievering war von hohen, blühenden Kastanienbäumen gesäumt. Wie zur Begrüßung wehte ein sanftes Lüftchen eine der zartrosa Blüten gegen Verenas Wange. Als wollte die Stadt ihr zuflüstern: Willkommen in Wien! Willkommen in einem neuen Leben.

      »Na dann los, ich bin bereit«, murmelte Verena und drückte auf die Messingklingel an der verschnörkelten Gartentür. Hinter dem schmiedeeisernen Zaun lag ein kleiner Garten mit blühenden Fliederbüschen und wild wachsenden Tulpen. Ein paar Knorrige Obstbäume standen inmitten eines Teppichs von Gänseblümchen. Das Haus lag etwas versetzt im hinteren Teil des Gartens, schwere Efeuranken wucherten an den roten Steinen empor. Verenas Blick wanderte zum Dach hinauf. Ein schwungvoller Giebel legte sich über moderne Fensterscheiben. Augenscheinlich waren sie frisch geputzt. Die dunkelgrünen Läden vor den Fenstern der unteren Stockwerke sahen jedoch so aus, als könnten sie einen frischen Anstrich gebrauchen. Alles zusammen sah es hier ein bisschen verwunschen aus, fand Verena, und sie hoffte bloß, dass im Inneren des Hauses nicht eine Hexe auf sie wartete.

      Die Stimme aus der Sprechanlage allerdings klang ziemlich menschlich, und als Verena auf einer Steinsäule neben dem Hauseingang in das Auge einer Überwachungskamera blickte, erkannte die junge Frau, dass das moderne Leben hier nur hinter einer altmodischen Fassade verborgen lag.

      Der Lautsprecher gab ein knatterndes Geräusch von sich, die Tür, von einem Surren gebeutelt, sprang auf. Einen Augenblick lang spürte Verena einen stechenden Zweifel an ihrer Entscheidung. Ob es richtig gewesen war, alles aufzugeben, ihr Zuhause zu verlassen?

      Ja. Es war Zeit, höchste Zeit ein eigenes Leben zu beginnen! Bernd war Vergangenheit. Eine schmerzliche, unglückliche und im Rückblick manchmal auch wunderschöne Vergangenheit. Das hier war das Jetzt. Ihre neue Freiheit wartete auf sie!

      *

      Lilo Benedikt ließ den Spitzenvorhang zurückgleiten. So sah sie also aus, die Kleine aus Hamburg! Die Enkeltochter ihrer besten Freundin. Das arme betrogene Mädel.

      Na, sie würde schon dafür sorgen, dass die kleine Grübchen, die an den Wangen der Kleinen nur schwach zu erahnen waren, wieder zum Vorschein kämen! Lilo lächelte entschlossen und warf einen kurzen Kontrollblick in das Spiegelbild der Fensterscheibe. Ihre weißen Löckchen kringelten sich perfekt und harmonierten mit den langen Perlengehängen an ihren Ohren. Mochte ihr Gesicht inzwischen auch faltig geworden sein – die strahlenden Augen blitzten noch immer wie bei einem jungen Mädchen.

      »Guten Tag, Frau Benedikt!« Verena streckte der alten Dame die Hand entgegen, die auch gleich mit festem Griff gepackt wurde.

      »Jetzt komm einmal herein, Mädl! Und nix da mit Gnä’ Frau oder solchen Spompanadeln. Ich bin die Lilo. Und sag bitte Du zu mir. Sonst komm’ ich mir ja noch älter vor, als ich eh schon bin! Außerdem bin ich die beste Freundin deiner Oma. Wie geht es ihr denn, meiner lieben Grete?«

      »Ach, danke der Nachfrage. Sie leidet halt sehr an der Arthritis. Aber im Kopf ist sie fit wie eh und je!«

      »Na, das ist doch die Hauptsache. Dass es ständig irgendwo zwickt, ist in unserem Alter ganz normal. Ich sag immer: wer nicht alt werden will, muss jung sterben. So, und jetzt willst wahrscheinlich erst einmal deine Sachen auspacken und dich unter die Dusche stellen. Dein Zimmer ist oben, aber sei mir nicht bös, wenn ich dich nicht rauf begleite. Meine Haxen sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren.«

      Die alte Dame zeigte mit einem bunt beringten Finger zur Treppe. »Und wenn du nachher fertig bist mit dem Eingewöhnen, dann freu ich mich auf deine Gesellschaft. Wenn du Hilfe brauchst, meine Perle Anna ist in der Küche.«

      »Danke«, murmelte Verena, und sie konnte nicht verhindern, dass bei so viel Herzenswärme Tränen in ihre Augen stiegen.

      »Na, na, na!«, sagte die Ältere und tätschelte ihr den Rücken. »Mach dich nur erst einmal frisch. Ich warte hier unten. Und keine Angst: ich renn dir nicht weg!« Und dann lachte sie schallend, wobei ihre Stimme in ein Krächzen überging.

      Wie ein freundlicher Papagei, dachte Verena und musste im Stillen lachen. Ja, der Vergleich passte gut zu der Gestalt in dem smaragdgrünen fließenden Kleid, mit den hochgesteckten weißen Haarlöckchen und den knallrot lackierten Fingernägeln.

      Atemberaubend! Ja, anders konnte man es nicht ausdrücken. Große Fenster gaben den Blick auf die Hügellandschaft und die kleinen Berge des Wienerwaldes frei – auf der einen Seite. Auf der anderen Seite lag Wien mit seinen vielen Kirchtürmen und Kuppeln wie ein glitzerndes Meer in Braun- und Rottönen. Dazwischen leuchtete das Grün der Frühlingsbäume in den unzähligen Parks und Grünflächen.

      Das Mansardenzimmer war nicht besonders groß, aber wunderbar hell. Es war die perfekte Wohnung für eine junge Malerin. Und genau das wollte Verena ja auch werden, nachdem sie ihren Traum so viele Jahre vor sich hergeschoben hatte. Nein, falsch: Sie hatte ihn Bernds Wünschen untergeordnet. Seiner Idee, eine eigene Firma zu gründen und natürlich hatte sie seine Freundin, hinter ihm gestanden und ihm den Rücken freigehalten.

      Für Bernd, als Sohn eines Fernsehproduzenten, СКАЧАТЬ