Der Unterhändler der Hanse. Thomas Prinz
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Читать онлайн книгу Der Unterhändler der Hanse - Thomas Prinz страница 7

Название: Der Unterhändler der Hanse

Автор: Thomas Prinz

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Hansekrimi

isbn: 9783863935146

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СКАЧАТЬ den Jütländern ist das zuzutrauen, und es gibt genügend Städte, die kein Interesse am Handel mit den Dänen haben, Städte, die es gerne sehen würden, wenn Lübeck unter den Einfluss der holsteinischen Grafen geraten würde. Es gibt Fürsten und Landesherren, die den Dänen am Boden halten wollen, um sich selbst ein Teil des dänischen Reiches einverleiben zu können. Es dürfte unmöglich sein herauszufinden, wer dahinter steckt.«

      »Was willst du tun?«

      »Ich werde morgen Boten nach Danzig, Bremen und Wismar senden und versuchen, den Gang der Dinge zu beeinflussen. Und ich möchte dich bitten, dass du mich nach Stralsund begleitest, zusammen mit Pietro. Ich weiß, dass du nicht willst, aber du solltest es dir durch den Kopf gehen lassen. Ich brauche jemand, dem ich vertrauen kann. Und ich brauche vielleicht auch einen, der das Schwert zu führen weiß.« Balthasar schaute die beiden Männer an.

      Reinekin Kelmer senkte den Blick. Er schwieg und zögerte, bis er schließlich sagte: »Morgen ist es ein Jahr, dass ich meiner Frau bei Gott versprochen habe, dass ich mich um die Kinder kümmern werde und dass ihr Wohl alles ist, wonach ich trachte.«

      Balthasar Grevenrode hatte sich erhoben. »Du hast deinen Schwur gehalten. Die Kinder sind tadellos versorgt. Sie lieben dich und haben alles gut verkraftet. Jetzt sind wir vielleicht an einem Punkt angelangt, wo du wieder über den Horizont der Familie hinausschauen musst. Ich brauche dich. Lübeck braucht dich.«

      Balthasar Grevenrode hatte seinen Mantel ergriffen.

      »Un momento. Ich verstehe von Eurer Politik nicht viel, aber eins solltet Ihr umgehend veranlassen. Die Wachen an den Stadttoren würde ich verdoppeln und jeden Fremden, der in die Stadt will, kontrollieren. Und an Eurer Stelle, Bürgermeister, würde ich keinen Schritt mehr ohne Leibwache tun.«

      KAPITEL 3

      Der Mann, der sich Albert Puster nannte, hatte die Nacht in einem Gasthaus an der Handelsstraße von Lüneburg nach Lübeck verbracht – etwa einen halben Tagesmarsch vor den Toren der Stadt an der Trave. Er ließ sich Zeit mit dem Frühstück, bestellte eine zweite Pfanne mit Eiern und Speck und genoss das Gefühl des schweren Geldbeutels, der in seiner Gürteltasche hing und der bald noch schwerer werden würde. Er war ein wohlhabender Mann, und er war ein freier Mann. Albert Puster sah einer strahlenden Zukunft entgegen. Sein Vater hatte ihn geschlagen, gequält, eingesperrt und schließlich aus dem Haus geprügelt. Er hatte in der Gosse gelebt, gehungert und sich vor hohen Herren verneigt. Erst mit dem Krieg gegen die Dänen hatte sich das geändert. In Rostock suchte man damals Armbrustschützen, um eine Kogge zu bemannen. Sie lachten ihn aus, als er sich bewarb, weil er zu klein und zu schwach sei. Darauf hatte er sich zum Beweis seiner Fähigkeiten eine Armbrust von dem Hauptmann erbeten und auf einen Weinkrug gedeutet, der gut 150 Meter weiter vor einem Gasthaus stand. Der Bolzen zerschmetterte den Weinkrug, und Albert Puster führte fortan das Leben eines gut bezahlten Söldners. 1362 hatten sie vor Kopenhagen die Dänen schon fast besiegt, als dieser Idiot von Bürgermeister, Johan Wittenborg, die Hälfte der Flotte nach Helsingborg abzog. Zwölf Koggen eroberten die Dänen damals, und Albert Puster fiel mit einer dieser Koggen in die Hände der Dänen. 1362 war kein gutes Jahr für ihn gewesen, und zu den zahlreichen Narben auf seinem Körper, die er dem Alten verdankte, waren neue hinzugekommen. Aber es war wieder die Armbrust gewesen, die ihn rettete.

      »Auf 150 Meter den Weinkrug«, hatte er mit dem Kerkermeister gewettet – und gewonnen. Danach arbeitete er zwei Jahre für die Dänen. Eine schöne Zeit: Raubzüge auf Gotland, Überfälle auf Hansekoggen und Plünderungen, bis dieser Hauptmann gekommen war – Henning von Putbus –, weil er in Schonen eine Frau erschossen hatte. Eine Frau! Henning ließ ihn auspeitschen, bis das Fleisch in Fetzen von seinem Rücken hing. Das lag jetzt sechs Jahre zurück, und seitdem hatte er seine Armbrust eingesetzt, wo immer man ihn dafür bezahlte, und er erledigte seine Aufträge mit der Präzision eines unterschätzten, kleinen, gewissenhaften Mannes.

      Er befestigte seinen Reisesack, in dem sich die Armbrust befand, am Pferdesattel und schwang sich geschmeidig auf die Stute. Der Wirt stand in der Tür, nickte ihm freundlich lächelnd zu, drehte sich um und ging in die Wirtsstube.

      »Ist die Ratte endlich weg?«, flüsterte seine Frau.

      »Ja, Richtung Lübeck.«

      »Gott sei Dank!«

      »Er hatte Geld.«

      »Das hat er gestohlen. Hast du die kalten Augen gesehen, die Narben, dieses überhebliche Grinsen und wie er mich von oben herab behandelt hat, als sei er ein Herr?«

      »Hier, nimm und scher dich nicht mehr drum.« Der Wirt warf ihr zwei Pfennige zu – das Doppelte dessen, was »die Ratte« eigentlich hätte bezahlen müssen.

      Zwei Stunden vor Lübeck hatte Albert Puster eine Gruppe von Fuhrwerken eingeholt.

      »Gott sei mit Euch, Kutscher. Salz nach Lübeck?«

      »Gott mit Euch. So ist es, und Ihr?«

      »Nach Lübeck. Geschäfte.«

      Zehn Minuten später hatte Albert Puster sein Pferd an das Fuhrwerk gebunden und saß neben dem Kutscher, den sie Langheinrich nannten, auf dem Bock. Es war unauffälliger, die Lübecker Tore in Begleitung einer Lüneburger Salzlieferung zu passieren. Kein Mensch würde sich an ihn erinnern. Viel schwieriger dürfte es werden, die Stadt wieder zu verlassen, nachdem er den Bürgermeister getötet hatte.

      Nachmittags um vier erreichten sie das äußere Mühlentor, das südliche der drei Lübecker Stadttore. Die Fuhrwerke holperten über die Travebrücke, passierten das innere Mühlentor und wurden von einem Wachmann gestoppt. Albert Puster war nervös. Wusste man von seinem Vorhaben?

      »Kutscher, hier herüber zum Wiegen«, rief der Wachmann.

      »Ja, ja, Soldat, ich kenne mich aus, komme jedes Jahr fünfmal nach Lübeck, und das schon seit einer Zeit, in der du noch in die Hosen geschissen hast.« Die Fuhrleute lachten über Langheinrichs Scherz, und der junge Wachmann verschwand mit rotem Kopf in der Wachstube.

      Als der letzte Wagen das Tor passiert hatte, erschien eine Gruppe von vier Wachmännern unter dem Kommando eines blonden Hauptmanns, der sich bei seinen Kollegen in der Wachstube meldete, die ihn fragend anschauten.

      »Die Ablösung kommt zwei Stunden früher als erwartet, Kameraden«, witzelte einer der Männer, die sich mit Würfeln die Zeit vertrieben.

      »Die Wachen werden verdoppelt. Anordnung des Bürgermeisters. Jeder, der die Stadt betritt, soll durchsucht und befragt werden. Jeden Verdächtigen sollen wir festhalten und dem Hauptmann vorführen.«

      »Scheiße.«

      »Verdammte Scheiße.«

      »Und warum?«

      »Sie befürchten einen Mordanschlag auf den Bürgermeister.«

      »Wonach suchen wir denn?«

      »Nach einer Nadel im Heuhaufen.«

      Einer der Spieler schob den Würfelbecher beiseite. »Na dann ans Werk. In einer guten Stunde schließen wir das Tor, und bis dahin bringt ihr mir diesen Satan bei.«

      Die Männer lachten und zogen ihre Mäntel an.

      »Alsdann, habt Dank für den gemütlichen Ritt und macht Euch einen schönen Abend.« Albert Puster legte СКАЧАТЬ