Der Unterhändler der Hanse. Thomas Prinz
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Название: Der Unterhändler der Hanse

Автор: Thomas Prinz

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Hansekrimi

isbn: 9783863935146

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СКАЧАТЬ Karbow abends auf der Heimkehr von einer Ratsversammlung hinterrücks mit einer Armbrust ermordet wurde. Der Mörder ist entkommen.«

      »Sie waren alle Geschäftsfreunde von dir. Richtig?«

      »Geschäftsfreunde, ehrenwerte Kaufleute, Ratsherren und Sendboten ihrer Städte bei den Hansetagen. Und alle drei sollten zu den Friedensverhandlungen nach Stralsund entsandt werden.«

      »Und du vermutest, dass der Tod dieser Männer damit im Zusammenhang steht.«

      »So ist es. Molteke, Wackerowe und Karbow wollten zu einem fairen Ausgleich mit den Dänen kommen, und es gibt genügend andere, die genau das nicht wünschen.«

      Reinekin wiegte skeptisch den Kopf.

      »Es geht um Macht, Reinekin, darum, wer das Sagen hat rund um die Ostsee, und es geht um Geld, sehr viel Geld. Die Holsteiner wollen weiter Krieg und der Mecklenburger auch. Sie wollen sich auf Kosten der Dänen bereichern, und Hamburg, Bremen und die Westfalen haben sich ihnen angeschlossen. Sie treiben Handel mit England, Süddeutschland und bis hinunter nach Italien. Was auf dem baltischen Meer passiert, ist ihnen egal.« Allmählich spürte Balthasar Grevenrode die wärmende Kraft des Feuers und schlüpfte aus seinem Pelzmantel.

      »Lübeck hat den größten Teil der Flotte bezahlt. Und dein Wort, Balthasar, das Wort des Lübecker Bürgermeisters, zählt mehr als das des schwedischen Königs.«

      »Unsere Schiffe waren wichtig, um den Sieg zu erringen. Aber jetzt, wo die dänische Flotte zerstört ist und Dänemark schutzlos, genügen ein paar Koggen, um zu plündern und zu rauben. Vor der großen Pest im Jahre 1350 hatte ich zehn, manchmal fünfzehn Schiffe, die nur zwischen Lübeck und Dänemark unterwegs waren. Als König Waldemar vor zehn Jahren Gotland eroberte und Visby besetzte – eine Hansestadt«, Balthasar erhob seine Stimme, um seiner Entrüstung Ausdruck zu geben, »da waren wir gerade wieder dabei, uns dem alten Handelsaustausch anzunähern. Das baltische Meer ist für uns so wichtig wie das Mittelmeer für Venedig. Nur wenn wir hier Frieden haben, werden unsere Städte gedeihen.«

      »Ich kenne keinen Besseren als dich, um einen guten Frieden auszuhandeln.«

      »Ich bin ein alter Mann, und wenn ich stürbe, müsste ein anderer für mich verhandeln. Nach Lage der Dinge wird das Burskup sein, und was das bedeutet, kannst du dir ausmalen. Burskup würde für seinen eigenen Vorteil die Seele seiner Mutter verkaufen.«

      »Henning Brödersen ist ein guter Mann oder der junge Rech.«

      Eine Pause trat ein, bevor der Bürgermeister das Gespräch wieder aufnahm.

      »Sicher hast du Recht«, meinte Balthasar, stand auf, trat näher an das Kaminfeuer und griff zu dem Argument, das er sich bis zuletzt aufgespart hatte und das er nur ungern anführte.

      »Es geht auch um dich. Ich will, dass du mich begleitest, weil ich möchte, dass du dich wieder mit etwas anderem beschäftigst als mit unnützen Selbstvorwürfen. Niemandem ist damit gedient, wenn du dich ständig bei den Franziskanern herumtreibst und dich zurückziehst. Johanna ist jetzt seit fast einem Jahr tot. Sie ist gestorben aufgrund des Ratschlusses unseres Herrn. Dich trifft keine Schuld. Nimm deine Arbeit wieder auf. Hilf mir im Rat und versteck dich nicht hinter Klostermauern oder auf der Werft von Swartekop.«

      »Und wozu das alles? Genügt es nicht, dass unsere Speicher gefüllt sind? Unser Wohlstand, Balthasar, wird reichen für unsere Kinder und Enkel und für deren Kinder und Enkel, und ich will nicht …«

      Balthasar Grevenrode unterbrach seinen Schwiegersohn mit ärgerlichem Tonfall.

      »Wir sind Kaufleute. Ohne uns gibt es im ganzen Land keine Fastenspeise, weil wir es sind, die Heringe von Gotland bis nach Köln, Nürnberg und bis nach Italien bringen. Ohne uns gibt es keinen Wein zur Feier des Abendmahls in Schweden und in Dänemark und keine Gewürze in den Speisen.«

      »Wir befriedigen vor allem die Wünsche unserer besonders reichen Kunden nach immer neuen Luxuswaren. Je reicher der Kaufmann, umso schärfer sind die Speisen gewürzt. Kein vornehmer Mann läuft mehr ohne Biberkragen, Luchsfell, schönes Eichhörnchenfutter oder Marderbesatz auf Umhang und Mantel herum. In Venedig tragen die Männer bei festlichen Gelegenheiten sogar im Sommer Luchsfell und die Frauen Zobel und Hermelin.«

      »Wir bringen Getreide nach Flandern und in die Niederlande, wo nicht genug produziert werden kann, und wir bringen Getreide an die kargen Küsten Norwegens.«

      »Und wir häufen dabei ungeheure Reichtümer an.«

      »Mit unserem Reichtum stiften wir Kirchen und Klöster und speisen die Armen. Es ist der Platz, an den uns der Herr gestellt hat.«

      Balthasar trat hinter Reinekin, der noch immer am Lucht stand, dem großen Fenster zum Hinterhof des Dielenhauses, und den Blickkontakt mit seinem Schwiegervater mied.

      »Vielleicht ist es dir egal, was ich denke, aber ich kann dir mit größter Gewissheit versichern, dass Johanna ebenso denken würde. Frag dich, was sie davon halten würde, dass du den größten Teil deiner Zeit mit einem Zimmermann und einem Franziskanermönch verbringst. Komm endlich zu dir, Reinekin!«

      »Du übertreibst. Mit dem Prior von St. Katharinen habe ich ein neues Geschäft durchgerechnet, und mit Swartekop werde ich ein Schiff bauen, wie es die Ostsee noch nicht gesehen hat. Und deine Befürchtungen hinsichtlich der Verhandlungen in Stralsund mögen berechtigt sein, aber die Ratsherren von Bremen, Danzig und Wismar werden andere Unterhändler schicken. Das ändert doch nichts am Verlauf der Friedensverhandlungen.«

      »An Stelle von Wackerowe wird Sudermann den Rat von Bremen vertreten. Seine Interessen liegen nicht in der Ostsee. Er handelt zwischen Köln und London. Für Molteke wird Sievert Classoen den Rat von Danzig vertreten. Er ist ein Dummkopf, der nur deshalb im Rat sitzt, weil sein Vater seit einem Jahr das Bett hütet. Der Kerl ist strohdumm und unberechenbar. Und für Karbow wird unser alter Freund Ghulsowe teilnehmen, und den kennst du so gut wie ich.«

      »Thymme Ghulsowe?«

      »Genau der.«

      »Habgierig und korrupt.«

      »Pietro, du hast noch eine Rechnung mit ihm offen«, sagte Reinekin grinsend.

      »Das Schwein hat uns verdorbenen Fisch verkauft, hat oben in die Fässer eine Schicht guten Hering gelegt, und unten drunter war alles verrottet. Der Hund, wenn ich ihn treffe, wird er es bereuen.« Pietro schlug mit der Faust auf den Tisch.

      »Und du wirst am Pranger landen. In Wismar darfst du dich ohnehin nicht mehr blicken lassen, seit du dem ehrenwerten Ratsherrn zwei Zähne ausgeschlagen hast.«

      »Wenn er mir noch mal begegnet, wird er den Rest seines Gebisses auch noch verlieren.«

      »Sehr unklug, lieber Pietro. Du hast den Prozess verloren. Wenn du Ware kaufst, musst du dich über deren Zustand vergewissern. Es war dein Pech, dass ihr Italiener keine Ahnung habt, wie Hering riechen muss«, sagte Balthasar Grevenrode.

      »Allerdings. Hering stinkt. Verrottet oder nicht. Er stinkt.« Reinekin schaltete sich grinsend ein: »Wir haben alle Lehrgeld bezahlt. Heute wissen wir, wer von wem kaufen kann. Aber eins ist sicher: Ein Mann, der kein ehrenwerter Kaufmann ist, wird auch kein ehrenwerter Unterhändler sein.«

      »So ist es. Molteke, Wackerowe und Karbow sind tot, und an ihrer Stelle haben wir es in Stralsund mit Classoen, Sudermann und Ghulsowe zu tun.«

      »Wer СКАЧАТЬ