Schutzpatrone. Rudolf Trink
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Название: Schutzpatrone

Автор: Rudolf Trink

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783960743026

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СКАЧАТЬ hastige Fressen lag ihr im Blut, noch aus der gut zehn Jahre zurückliegenden Zeit, als sie in Kärnten als Streunerin um ihr Überleben hatte kämpfen müssen. Im Gegensatz zu ihr ließ sich Rumpler beim Essen besonders viel Zeit. Oft genug hatte er in seiner Aktivzeit nur sehr hastig oder bei schwierigen Einsätzen für längere Zeit manchmal auch gar nicht essen können und er hatte sich damals geschworen, das in seiner Pension gründlich zu ändern, was ihm auch gelungen war. Rumpler würzte die Hühnerleber mit einem speziellen Pfeffer aus Madagaskar, den ihm Sabine, die junge Witwe seines Neffen Karl, von einer Weltreise mitgebracht hatte und den er besonders schätzte, weil er sich nicht nur durch eine respektable Schärfe, sondern vor allem auch durch sein fruchtiges Aroma auszeichnete. In Verbindung mit dem wunderbaren Spiel von Süße und Säure, das der Cox Orange Apfel beitrug, den er mit Jungzwiebeln kurz angebraten und dann mit einem Schuss Portwein abgelöscht hatte, war seine kleine Mahlzeit einfach perfekt. Rumpler sah sich zufrieden in seiner ziemlich geräumigen und technisch sehr gut ausgestatteten Küche um, die er der Großzügigkeit eines schon vor Jahren verstorbenen entfernten Verwandten verdankte. Wenn er allein war, benutzte er praktisch immer den Essplatz in der Küche, der für zwei Personen gut und für vier Personen knapp ausreichend war. Erst wenn der Kaffee an der Reihe war, wechselte er normalerweise aus der Küche auf einen seiner abgeschabten, mit dunkelbraunem starkem Leder bespannten Fauteuils ins Wohnzimmer. Eben als er überlegte, welche seiner zahlreichen italienischen Kaffeeschalen er für seinen Espresso wählen sollte und er sich über den Duft des frisch gemahlenen Kaffees freute, läutete sein Telefon. Es war sein ehemaliger Kollege und noch immer aktueller Freund Alois Moser.

      „Hallo Hans, wie geht’s dir?“

      „Hallo Stinker. Mir geht’s in der Pension ausgezeichnet. Besser als euch jedenfalls.“

      Der so despektierlich Angesprochene nahm diese Anrede mit völliger Gleichmut zur Kenntnis. Sie stammte aus der Zeit, als er noch ein starker Raucher gewesen war. Das Rauchen hatte er sich aufgrund eines sehr ernst gemeinten ärztlichen Rates schon vor vielen Jahren abgewöhnt, der Name war geblieben.

      „Ich muss mit dir reden, Hans. Wegen der Obdachlosen.“

      „Hab ich mir eh gedacht. Café Rathaus?“

      „Gern. Wenn’s für dich passt, morgen um neun.“

      „Ja, bestens. Bis morgen, Stinker.“

      „Bis morgen. Servus Hans.“

      *

      2.

      Das Café Rathaus war Rumpler aus seiner Aktivzeit sehr vertraut. Oft genug hatte er sich dort mit Moser oder auch mit anderen Kollegen zusammengesetzt, wenn sich manche ihrer Fälle so zähflüssig entwickelt hatten, dass sie ihre Büros nicht mehr ertrugen, weil ihnen dort die Decke auf den Kopf fiel. Rumpler war von der wundertätigen Wirkung der Wiener Kaffeehäuser im Allgemeinen und der des Café Rathaus im Speziellen zutiefst überzeugt. Für dienstliche Fragen war für ihn das Café Rathaus das richtige, als Privatmann bevorzugte er hingegen das Café Sperl.

      Als Rumpler im Café Rathaus eintraf, war Moser hinter einer Zeitung versteckt, die er aber sofort senkte, als Rumpler näher kam. Moser hatte ihn wohl an seinem Schritt erkannt und ließ seine erstaunlich beweglichen hellen Augen blitzartig über Rumplers Erscheinung laufen. Seit Moser ihn zuletzt gesehen hatte, hatte Rumpler sich kaum verändert, außer vielleicht, dass er eine frischere Hautfarbe aufwies, die seinen umfangreichen Spaziergängen, die häufig im Volksgarten stattfanden, zu verdanken war. Moser ließ, erleichtert über das, was er sah, ein kleines zufriedenes Grunzen hören.

      „Gut schaust aus, Hans.“

      „Du aber auch, Stinker.“

      Moser lachte und klopfte sich mit der Hand auf seinen stattlichen Bauch, über dem sich trotz der sommerlichen Temperaturen ein stramm zugeknöpftes Sakko spannte.

      „Danke, dass du gekommen bist, Hans. Wir stecken bei den Obdachlosen irgendwie fest.“

      „Lass hören. Ich hab mein Wissen ja nur aus den Zeitungen.“

      „Wir haben mittlerweile drei Morde in weniger als drei Wochen. Alle Opfer waren Obdachlose, die in der Nähe ihrer Schlafplätze ermordet worden sind. Der Tathergang war immer der gleiche. Zunächst hat sie der Täter mit einem Elektroschocker außer Gefecht gesetzt und dann mit einer Stange, vermutlich aus Holz, erschlagen. Die Spurensicherung hat nichts Wesentliches ergeben und die Tatwaffe haben wir auch nicht. Wir haben uns natürlich auch in der Szene umgehört, aber nichts Brauchbares erfahren. Zeugen gibt es nicht oder sie sagen uns nichts. Der Einzige, der vielleicht was gesehen haben könnt, ist der Rudi Schätter, ein Freund des ersten Mordopfers, der aber seit dem Mord noch viel mehr durcheinander ist als vorher. Er lebt nur in seiner eigenen Welt und redet dauernd vom Kasperltheater. Als Zeugen kannst den vergessen. Wir haben ihn jetzt in der Psychiatrie am Steinhof untergebracht, weil er ohne Hilfe nicht weiter kann, aber es hat sich bisher bei ihm nichts geändert.“

      „Hast die Protokolle für mich?“

      „Ja, klar. Pass gut drauf auf, sonst krieg ich Schwierigkeiten.“

      „Mach ich. Und was soll ich deiner Ansicht nach jetzt tun?“

      „Du hast doch früher immer gute Kontakte zur Szene gehabt. Mit uns reden die kaum, aber bei dir ist das möglicherweise anders. Du könntest dich ein bissl umhören und vielleicht erfährst du ja was.“

      Rumpler nahm einen Schluck von seiner Melange. „Obs was bringt weiß ich nicht, aber ich werds versuchen.“

      „Danke Hans.“

      „Passt schon, Stinker.“

      „Was gibt’s bei dir sonst Neues?“

      „Du wirst es nicht glauben, aber die Sabine ist schwanger.“

      Moser hatte Sabine vor etwa einem halben Jahr kennengelernt. „Das ist ja großartig. Sie ist wirklich eine Nette. Wer ist denn der Glückliche?“

      „Sie hat zwar vor ein paar Monaten einen neuen Freund kennengelernt, mit dem es vielleicht was werden könnte, aber das Kind ist noch vom Karl.“

      „Gratuliere!“, rief Moser so laut, dass sich die anderen in der Nähe sitzenden Gäste überrascht umdrehten, und schlug mit der flachen Hand klatschend auf den zum Glück sehr stabilen Tisch. „Dann bist du nicht mehr der letzte Rumpler.“

      „Das ist wahr. Ich freu mich so, als ob ich selbst Großvater werden würd.“

      „Du Glücklicher. Bei meiner Anna tut sich leider gar nichts. Sie und ihr Freund wollen sich zuerst etwas aufbauen und dann erst Kinder kriegen. Ich versteh sie ja irgendwie, aber es dauert mir halt einfach zu lang. Ich hoff, es kommt überhaupt dazu.“

      „Ich halt dir die Daumen, Stinker.“

      „Danke, Hans. Würd mich schon sehr freuen über so einen kleinen Stinker. Wennst was hörst bei den Obdachlosen, ruf mich an.“

      „Mach ich.“ Rumpler winkte dem Kellner und übernahm die Rechnung. „Servus Stinker.“

      „Servus Opa.“

      Rumpler lachte.

      Bevor СКАЧАТЬ