CLOWNFLEISCH. Tim Curran
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Название: CLOWNFLEISCH

Автор: Tim Curran

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958355187

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СКАЧАТЬ dem Sitz und er kann nicht mal fünf Meter weit sehen. Hier draußen auf dem blanken Eis ist es sogar noch schlimmer, denn hier gibt es weit und breit kein Hindernis. Der Wind bläst einfach mit voller Kraft und wird eher noch stärker als schwächer.

      Plötzlich hört er die Glocken wieder und auch wenn es verdammt noch mal unmöglich ist, klingt es so, als würden sie sich direkt neben ihm befinden. Trotzdem hat Mil noch immer keine Angst. Unter seinem Schneeanzug schwitzt er zwar, das Herz schlägt ihm bis zum Hals, und er beißt die Zähne zusammen, damit sie nicht klappern, doch Angst hat er nicht. Denn er weiß, was Angst aus Männern machen kann. Er hat es in der Landezone X-Ray im November '65 selbst erlebt, als die Kämpfe eskaliert waren und der Vietcong sie mit allem beschossen hatte, was sie hatten, vielleicht abgesehen von ihren Stiefeln und Reisbeuteln. Angst konnte einen dazu bringen, seltsam zu denken, und dann beging man Fehler.

      Er ist ja gleich da, es ist nun nicht mehr weit.

      Mil denkt ganz fest daran und klammert sich in Gedanken an das nahende Festland, wobei der Schnee wie ein bodenloser Strudel um ihn herumwirbelt. Doch plötzlich fühlt er einen Stich in seinem Herzen, denn was er da am Rande seiner schmalen Piste sieht, ist einfach unmöglich. Es kann nicht sein. Nicht hier draußen. Doch die Gestalt winkt ihm zu, als er vorbeifährt und grinst dabei breit.

      Jetzt will er doch schneller fahren. Mil gibt Vollgas, er muss das Land unbedingt erreichen. Komme, was wolle, er muss es schaffen. Seine Gedanken füllen sich unwillkürlich mit den grausamen Bildern der Landezone X-Ray und er denkt daran, wie er sich damals, vor so vielen Jahren, immer wieder gesagt hat, dass, wenn er es nur schaffte, bis zum Morgengrauen durchzuhalten, alles in Ordnung wäre. Jetzt muss er das Festland erreichen, denn wenn er das schaffte, wäre alles …

       Lieber Gott im Himmel!

      Die Gestalt ist plötzlich direkt vor ihm. Sie steht einfach so mit offenen Armen da und wartet auf ihn. Mil weiß ganz genau, dass sie ihn niemals überholt haben kann … nicht auf dem Eis … nicht im Dunklen … nicht bei diesem Sturm. Was auch immer dieses Ding ist, es ist definitiv kein Mensch. Er kann das fiese, grinsende Gesicht sehen – die Zähne sind lang und scharf. Mil gibt erneut Vollgas. Er wird das Ding einfach volle Pulle umfahren. Einfach wegsensen. Es kommt näher und näher. Mein Gott, diese Augen!

      Im letzten Moment macht die Gestalt einen Schritt zur Seite und Mil fühlt so etwas wie ein Stahlseil an seinem Hals, das ihn von der Maschine reißt. Er kracht mit voller Wucht aufs Eis. In seiner Schulter flammt ein höllischer Schmerz auf. Sein Gefährt schlittert in eine Schneedüne, wühlt sich darin noch ein Stück nach oben und kippt dann schließlich auf die Seite.

      Trotz der entsetzlichen Schmerzen kämpft sich Mil auf die Beine.

      Er hat ein Springmesser am Gürtel und zieht es jetzt hervor, dann lässt er die fünfzehn Zentimeter lange Klinge herausschießen. Der Sturm peitscht auf ihn ein und schleudert ihm die ganze Zeit Schnee ins Gesicht. Eiskalte Winde versuchen, ihn wieder zu Boden zu drücken, doch in seinen Venen pulsiert immer noch etwas von dem eisenharten Willen des Soldaten der ersten Luftkavallerie.

       Zeig dich, du feiges Monster. Wenn du aufgeschlitzt werden willst, dann komm her!

      Dann steht die Gestalt plötzlich direkt vor ihm. Die Zähne sind wie Eiszapfen, die Klauen, die nach ihm greifen, wie die eines Bären. Mit einem Aufschrei rammt Mil das Messer tief in dessen Fleisch und ein wildes Jaulen ertönt aus der Kehle der Kreatur. Doch dann erwischt ihn eine der Krallen. Seine Kehle wird brutal herausgerissen, bevor er auch nur den Gedanken fassen kann, auszuweichen.

      Er ringt nach Luft, doch Blut flutet seinen Mund und schießt aus seinem zerrissenen Hals hervor. Kraftlos fällt er auf das Eis und seine Lebenskraft scheint ihn als heißer Dampf zu verlassen. Die Gestalt beobachtet genüsslich, wie er stirbt. Erst, als er sich nicht mehr bewegt, stürzt sie sich auf ihn, um zu fressen.

      Kapitel 3

      Obwohl er nun schon seit zehn Jahren der Sheriff von Clay County ist, weiß Will Teague ganz genau, dass ihn die meisten der alten Leutchen hier im Ort immer noch den Neuen nennen. Genau wie sein Vorgänger steht Will immer noch im Schatten von Lester Pease, der entweder der beste Cop aller Zeiten gewesen sein musste, oder das größte Arschloch, das je einen Sheriffstern getragen hatte – je nachdem, wen man fragte.

      Lester war 1993, nach stolzen vierzig Dienstjahren als County-Sheriff in Rente gegangen. Sein Nachfolger war Benny Lacks gewesen, der dieses Amt innehatte, bis Teague ihn 2005 abgelöst hatte. Doch selbst jetzt, über zwanzig Jahre später, war Lesters Glanz noch immer nicht verblasst – sein Schatten hingegen wurde immer länger. Für die Rentner in Craw Falls war Lester Pease augenscheinlich einfach nur der beste und härteste Cop, den die Welt je gesehen hatte, zu gleichen Teilen Dirty Harry und John Wayne. Ein pflichtbewusster, fleißiger Teufelskerl, der immer ganz genau gewusst hatte, was im Ort los war. Sobald irgendeine metaphorische Scheiße passierte, hatte er offenbar sofort mit der Schaufel daneben gestanden und hatte klar Schiff gemacht.

      Die Frage war nur: Was an diesem Bild entsprach der Wahrheit und was davon war von Lester einfach nur vorgegaukelt worden? Ehrlich gesagt, war das im Nachhinein schwer zu sagen.

      Als der Blizzard schlimmer wird, fährt Teague gerade die Nebenstraßen der Stadt ab und denkt über die Dinge nach, die außer ihm und Lester niemand weiß … die Veruntreuung von Geldern, die frisierten Statistiken, die gefälschten Beweise … und noch ein halbes Dutzend anderer unangenehmer Wahrheiten, die er damals, als Lesters Hilfssheriff, über seinen Boss erfahren hat. Benny Lacks hat es nie herausgefunden, sonst hätte er Les garantiert eingebuchtet. Teague hingegen hätte das natürlich tun können, doch er hatte es dem alten Mann durchgehen lassen, denn unterm Strich war durch Lesters schlampige Ermittlungsarbeit niemand je zu ernsthaftem Schaden gekommen. Nun war Les tot, deshalb breitete er einfach den Mantel des Schweigens über die Vergangenheit, auch wenn einiges davon einen wirklich üblen Nachgeschmack bei ihm hinterlassen hatte. Bis zu seinem Todestag hatte Les genau gewusst, dass Teague ihn durchschaut hatte, und wann immer sich die beiden getroffen hatten, hatte er es kaum fertiggebracht, Teague in die Augen zu schauen. Sein langer Schatten war nach und nach bis zur Bedeutungslosigkeit geschrumpft.

      Es ist schon seltsam, dass Will ausgerechnet jetzt darüber nachdenkt, während unbändige Winde den Schnee durch die nächtlichen Straßen treiben, aber manchmal holt einen die Vergangenheit eben ein.

      Auf seiner Fahrt sieht der Sheriff nur wenige Menschen, was gut ist, doch auf der Hauptstraße sind eine Menge Autos geparkt, was schlecht ist, weil der Schneepflug hier bald durch muss. Das bedeutet, er muss sämtliche Kneipen abklappern und den Saufnasen sagen, dass sie gefälligst ihre Vehikel wegfahren sollen, und das würde ihnen garantiert nicht gefallen. Sie werden Ärger machen, das weiß er ganz genau.

      Aber das gehört nun mal zu seinem Job.

      Die Schaufel wurde weitergereicht und nun muss er die Scheiße wegschaufeln.

      Er parkt vor einer Bar namens Broken Bottle, steigt aus und bleibt für einen Moment unter der wild im Wind schwingenden Werbetafel stehen, um sich in die richtige Stimmung für seine Aufgabe zu bringen. Wenn das folgende Gespräch die unangenehmste Situation ist, die ihn heute Nacht erwartet, war das doch eigentlich in Ordnung, denn es gibt deutlich schlimmeres, sagt er sich.

      Damit hat er verdammt recht, denn schon bald wird er etwas bedeutend Schlimmeres kennenlernen.

      Kapitel 4

      Es ist alles Tubbs Schuld, und Gina hat bereits beschlossen, dass er dieses Mal СКАЧАТЬ