Название: H. G. Wells – Gesammelte Werke
Автор: Herbert George Wells
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier
isbn: 9783962813628
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Vor uns lag eine stille, sonnige Landschaft, Weizenfelder, die von jeder Seite der Straße aufstiegen und das Wirtshaus von Maybury mit seinem hin- und herschwankenden Schild. Vor uns sah ich das Gefährt des Doktors. Am Fuße des Hügels wandte ich mich um, um die Hügelseite, die wir jetzt verließen, noch einmal zu sehen. Dichte Säulen schwarzen Rauches, durchzuckt von Fäden roten Feuers fuhren in die stille Luft hinauf und warfen dunkle Schatten auf die grünen Baumwipfel im Osten. Der Rauch breitete sich schon in weiter Ferne nach zwei Richtungen aus, gegen das Fichtengehölz von Byfleet im Osten und gegen Woking im Westen. Die Straße war besät mit Leuten, die uns entgegenliefen. Und jetzt hörte man sehr leise, aber sehr deutlich durch die heiße stille Luft das Schwirren eines Maschinengeschützes, das aber rasch wieder verstummte, zwischendurch das Knattern von Gewehren. Die Marsleute steckten offenbar alles, was sich innerhalb des Bereiches ihres Hitzestrahls befand, in Brand.
Ich bin kein erfahrener Kutscher und musste sofort meine Aufmerksamkeit auf das Pferd lenken. Als ich mich wieder umblickte, hatte der zweite Hügel den schwarzen Rauch verborgen. Ich hieb mit der Peitsche auf das Pferd und hielt die Zügel lose, bis Woking und Send zwischen uns und jenem rasenden Tumult lagen. Den Doktor überholte ich zwischen Woking und Send.
1 Kleiner zweiräderiger Kutschenwagen <<<
X. Im Sturm
Leatherhead ist etwa zwölf Meilen vom Maybury-Hügel entfernt. Ein Duft von frischem Heu war in der Luft, als wir zu den üppigen Wiesen jenseits von Pyrford kamen, und den Hecken auf jeder Seite des Weges gab eine Menge wilder Rosen einen lieblichen farbenglänzenden Schmuck. Das heftige Schießen, das begann, als wir den Maybury-Hügel hinabfuhren, hörte ebenso unvermutet auf, als es eingesetzt hatte. Der Abend war wieder friedlich und still. Wir kamen ohne jeden Unfall, um neun Uhr ungefähr, nach Leatherhead. Das Pferd rastete eine Stunde, während ich mit meinen Verwandten das Abendbrot nahm und meine Frau ihrer Obhut empfahl.
Meine Frau war während der Fahrt auffallend schweigsam gewesen, und schien auch jetzt durch böse Vorahnungen bedrückt zu sein. Ich versuchte sie in jeder Weise aufzuheitern, bewies ihr, dass die Marsleute durch ihr Schwergewicht an die Grube festgebunden seien, dass sie im günstigsten Fall nur ein wenig aus ihr herauskriechen könnten. Aber sie gab mir nur einsilbige Antworten, hätte sie nicht das Versprechen, das ich dem Wirt gegeben hatte, abgehalten, so hätte sie wohl in mich gedrungen, jene Nacht in Leatherhead zu bleiben. Wollte Gott, dass ich es getan hätte! Ich erinnere mich noch, wie weiß ihr Gesicht war; als wir Abschied nahmen.
Was mich betraf, so war ich den ganzen Tag fieberhaft erregt, gewesen. Eine Wallung, sehr nahe dem Kriegsfieber verwandt, das gelegentlich jedes gesittete Gemeinwesen erfasst, war in mein Blut gefahren. Und in meinem Herzen war ich nicht sehr bekümmert, dass ich jene Nacht noch nach Maybury zurück musste. Ich fürchtete sogar, dass jenes letzte Gewehrfeuer, das ich gehört hatte, die Vertilgung unserer Eindringlinge vom Mars bedeutet hatte. Meine Gemütsverfassung kann ich am besten ausdrücken, wenn ich sage, dass ich geradezu das Bedürfnis hatte, bei ihrem Tode zugegen zu sein.
Es war fast elf Uhr, als ich mich zur Rückfahrt anschickte. Die Nacht war unerwartet finster. Als ich aus dem erleuchteten Flur des Hauses meiner Verwandten heraustrat, schien sie mir geradezu schwarz; und sie war heiß und schwül wie der Tag. Über uns jagten die Wolken, wenn auch kein Lufthauch das Buschwerk um uns bewegte. Der Diener meiner Verwandten zündete beide Wagenlampen an. Zum Glück kannte ich die Straße ganz genau. Meine Frau stand im Lichte der Einfahrt und blickte nach mir, bis ich mich in den Wagen schwang. Dann wandte sie sich plötzlich um und ging hinein. Sie überließ es unseren Verwandten, mir eine glückliche Fahrt zu wünschen.
Anfangs war ich ein wenig gedrückter Stimmung, indem die ängstliche Stimmung meiner Frau mich angesteckt hatte. Sehr bald aber kehrten meine Gedanken zu den Marsleuten zurück. Ich war damals noch völlig im Dunkeln, wie der Kampf am Abend verlaufen war. Ich kannte nicht einmal die Umstände, die den Zusammenstoß beschleunigt hatten. Als ich durch Ockham kam (denn das war der Weg, den ich zur Rückfahrt gewählt hatte, nicht den über Send und Alt-Woking), sah ich am westlichen Horizont einen blutroten Schein, der, als ich näherkam, langsam am Himmel kroch. Die treibenden Wolken des drohenden Gewitters vermengten sich dort mit Unmengen schwarzen und roten Rauches.
Die Ripley Street war verlassen, und außer einigen beleuchteten Fenstern verriet das Dorf nicht ein Zeichen von Leben. Aber ich entging nur mit knapper Not einem Unfall an der Ecke der Straße, die nach Pyrford führt. Dort hatte sich ein Haufen von Leuten gebildet, die mir alle den Rücken kehrten. Sie riefen mir nichts zu, als ich an ihnen vorüberfuhr. Ich weiß nicht, wie viel sie von den Vorgängen wussten, die sich jenseits des Hügels zutrugen. Ich weiß auch nicht, ob die schweigenden Häuser, an denen mich mein Weg vorbeiführte, in sorglosen Schlaf versunken, oder verlassen und öde waren, oder verwüstet und der Schrecken harrend, welche die Nacht noch bringen sollte.
Von Ripley bis Pyrford fuhr ich im Tale des Wey, und der rote Feuerschein war mir verborgen. Als ich den kleinen Hügel jenseits der Kirche von Pyrford hinauffuhr, kam der Schein wieder in Sicht und die Bäume um mich herum bebten unter den ersten Anzeichen des Sturmes, der sich über mir zusammenzog. Dann hörte ich von der Pyrforder Kirche hinter mir Mitternacht schlagen, und dann kam die Silhouette des Maybury-Hügels heraus, mit seinen Baumwipfeln und seinen Dächern, die sich schwarz und scharf von der Röte abhoben.
Als ich so hinsah, erhellte ein fahler, grüner Schein die Straße vor mir, und beleuchtete den fernen Wald gegen Addlestone. Ich spürte einen СКАЧАТЬ