Gabriele Reuter – Gesammelte Werke. Gabriele Reuter
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gabriele Reuter – Gesammelte Werke - Gabriele Reuter страница 15

Название: Gabriele Reuter – Gesammelte Werke

Автор: Gabriele Reuter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962814076

isbn:

СКАЧАТЬ streck­te ihre Fin­ger in die Är­mel­chen und lach­te es an.

      War das al­les rät­sel­haft, selt­sam – ein tie­fes Wun­der … Und was sie hör­te, was sie träum­te, mach­te al­les nur un­be­greif­li­cher … Ach, die schweig­sam se­li­ge Er­war­tung in ihr – Tag und Nacht – Tag und Nacht – – – –

      *

      Im Ge­gen­satz zu der Mat­tig­keit und Schlaf­sucht, ge­gen die Aga­the wäh­rend ih­rer Pen­si­ons­zeit be­stän­dig zu kämp­fen ge­habt hat­te, er­füll­te sie jetzt ein im­mer­wäh­ren­des Ver­lan­gen nach Be­we­gung und Tä­tig­keit.

      Sie fühl­te sich oft na­men­los glück­lich, auch ohne eine be­son­de­re Ur­sa­che. Beim Ab­stäu­ben der Mö­bel konn­te ihr hel­ler So­pran sich plötz­lich zu lau­tem Ju­bel auf­schwin­gen. Un­zäh­li­ges wur­de zu glei­cher Zeit be­gon­nen: Kunst­ge­schich­te, Schnei­de­rei, Mu­sik und Be­su­che bei Freun­din­nen und bei ar­men Leu­ten, de­nen die Er­spar­nis­se ih­res Klei­der­gel­des zu­flos­sen. Ach ja – so recht prak­tisch, lie­be­voll, auf­op­fe­rungs­freu­dig und da­bei ge­scheut und von ge­die­ge­ner Bil­dung! Um das zu er­rei­chen, muss­te man sich schon tum­meln! Al­les, al­les für ihn – den ge­lieb­ten, herr­li­chen, zu­künf­ti­gen Un­be­kann­ten! – Für sich al­lein, nur aus Freu­de an den Din­gen – nein, das wäre doch Selbst­sucht ge­we­sen! Und es war ja auch so schön, so süß, für an­de­re zu le­ben.

      Aga­the schloss sich mit neu­er­wach­ter Zärt­lich­keit ih­rer Mut­ter an. Sie fand rei­zen­de klei­ne Auf­merk­sam­kei­ten für ih­ren Va­ter. Der Re­gie­rungs­rat be­gann sei­ne Toch­ter mit stil­ler Ver­liebt­heit zu be­trach­ten. Er fühl­te jene herz­li­che Freu­de an der be­stän­di­gen Nähe ei­nes fri­schen, jun­gen Mäd­chens, die äl­te­ren Män­nern das Heim mit ei­nem neu­en son­ni­gen Zau­ber ver­klärt, ei­nem Zau­ber, wel­cher un­ge­stört von sinn­li­chen Stür­men, kaum we­ni­ger hold, nur fried­vol­ler ist, als der der ers­ten Ehe­jah­re – ein Zau­ber, der wie zar­ter Früh­lings­duft die El­tern um­spielt, zur Form er­starr­te In­nig­keit, zur Ge­wohn­heit ver­trock­ne­te Zu­nei­gung mit wär­mer pul­sie­ren­dem Le­ben er­fül­lend.

      *

      In Aga­thes woh­lig durch­heiz­tem Er­ker­zim­mer fei­er­te sie ih­ren sieb­zehn­ten Ge­burts­tag, um­ge­ben von blü­hen­den Ro­sen und ro­si­gen Freun­din­nen.

      Die Mäd­chen wa­ren in der ge­ho­be­nen Stim­mung, in der sie sich ei­gent­lich alle Tage be­fan­den, ganz be­son­ders aber, wenn sie zu­sam­men­tra­fen, und das ge­sch­ah eben­falls täg­lich – zum min­des­ten ein Mal. Da­rum be­ka­men ihre Un­ter­hal­tun­gen auch nach­ge­ra­de eine ge­wis­se un­ge­nier­te Zu­trau­lich­keit.

      »Wirst Du aber stark, Eu­ge­nie! Zeig’ mal her! Wahr­haf­tig Kin­der – al­les echt!« Die jun­ge Dame mit der nei­dens­wer­ten Büs­te ließ sich in sie­ges­si­che­rer Ruhe auf Aga­thes Kre­ton­ne­so­fa nie­der.

      »Rog­gen­mehl­sup­pe mit Ei­ern zum Früh­stück – nach­mit­tags einen Tel­ler voll Gries­brei – da, nun wisst Ihr’s.«

      »Das möcht’ ich nicht«, rief die blas­se Lis­beth Wend­ha­gen und knab­ber­te an ei­nem Ma­kro­nen­stück­chen.

      »Man muss sich doch auf den Kampf des Le­bens vor­be­rei­ten«, be­merk­te Eu­ge­nie wei­se.

      »Pfui Ge­nie!«

      »Die keu­sche Aga­the er­rö­tet«, sag­te Eu­ge­nie, sich be­hag­lich mit Ku­chen ver­sor­gend. »Das hat sich das gute Kind im­mer noch nicht ab­ge­wöhnt!«

      »Ach, es ist schreck­lich!« Aga­thes Wan­gen er­glüh­ten bei die­ser är­ger­li­chen Ent­schul­di­gung noch feu­ri­ger.

      »Du wirst wohl über­haupt nicht mehr rot?« frag­te bis­sig ein äl­te­res Mäd­chen aus dem Krei­se.

      »O doch – aber nur wenn ich will! Den Atem an­hal­ten! Seht mal her!«

      Mit Be­wun­de­rung und viel Ge­läch­ter wur­de das Kunst­stück be­ob­ach­tet.

      »Ich wer­de mir auch Gries­brei ko­chen las­sen«, über­leg­te Fräu­lein von Hen­ning, wel­che die gan­ze Zeit in erns­ter Be­trach­tung vor dem Spie­gel ge­stan­den hat­te. Sie be­dach­te da­bei, ob ihre Mut­ter wohl die Ex­tra­aus­ga­be ge­stat­ten wür­de? Es war doch ge­mein, sich so ein­rich­ten zu müs­sen!

      »Wie­so denn?«

      »Na – die Gries­kör­ner las­sen sich, glau­be ich, nicht gut ver­dau­en und krie­chen dann ir­gend­wie im Kör­per her­um.«

      »Ach, Un­sinn!« wi­der­sprach Eu­ge­nie.

      »Doch! Ex­zel­lenz Wimpf­fen hat zu Mama ge­sagt: in Russ­land es­sen die jun­gen Mäd­chen nie­mals Gries, weil sich die Gries­kör­ner un­ter der Haut fest­set­zen und ent­zün­den, da­her kommt die Gän­se­haut und Pi­ckel und al­les mög­li­che!«

      Es trat eine Stil­le ein. Das klang ernst­haft!

      »Ich glau­be nicht dar­an«, sag­te Aga­thes ru­hi­ge Stim­me. »Je­der will heut­zu­ta­ge et­was wis­sen! Pfau­en­fe­dern sol­len auch schäd­lich sein!«

      »Das glaubst Du wohl auch nicht?« frag­te Lis­beth Wend­ha­gen wich­tig. »Mein al­ter On­kel …«

      »Mit Pfau­en­fe­dern, das weiß ich nicht«, rief die Toch­ter des Ober­prä­si­den­ten – »aber See­ro­sen …! das habe ich sel­ber er­lebt, das kann mir kei­ner ab­strei­ten! Als ich vo­ri­ges Jahr bei mei­ner Tan­te in Pots­dam war, schlepp­te mei­ne Cou­si­ne von ei­ner Kahn­par­tie einen gan­zen Arm voll nach Haus. Meh­re­re Da­men warn­ten sie noch, die Din­ger bräch­ten Un­glück – aber sie woll­te ja nicht hö­ren! Rich­tig – am an­de­ren Mor­gen be­kommt sie Diph­the­ri­tis – wäre bei­na­he dran ge­stor­ben! Ne, ne – vor Was­ser­ro­sen habe ich al­len Re­spekt!«

      Trotz der Ge­fah­ren, die dem Le­ben und der Schön­heit der jun­gen Ge­schöp­fe von al­len Sei­ten ge­heim­nis­voll droh­ten, be­sa­ßen sie doch Leicht­sinn ge­nug, die be­vor­ste­hen­den Ball-Aus­sich­ten eif­rig zu be­spre­chen. Wu­trows woll­ten tan­zen las­sen! Und dann der große Ju­ris­ten­ball! Aga­the hat­te eine ent­zücken­de Toi­let­te be­kom­men: ech­te Pa­ri­ser He­cken­ro­sen – schreck­lich teu­er – von On­kel Gu­stav.

      »Sag’ mal – Dein On­kel Gu­stav hat wohl Geld, dass er so lebt, ohne was zu tun? Das wäre am Ende eine ganz gute Par­tie?«

      »Ach nein – Geld hat er keins! Das heißt, er sagt im­mer, wenn sei­ne Er­fin­dung glückt, könn­te er Mil­lio­när wer­den!«

      »Ach, СКАЧАТЬ