Sechs utopische Thriller. Conrad Shepherd
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Название: Sechs utopische Thriller

Автор: Conrad Shepherd

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Научная фантастика

Серия:

isbn: 9783745202267

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СКАЧАТЬ vor dem Eingang. Zwischen den Zelten spielten Kinder; neugierige Gesichter wandten sich ihnen zu, als sie vorüberrollten. Tsamcho hielt auf das größte Haus in der Mitte eines Platzes zu. Es hatte zwei Stockwerke und ein Flachdach wie die anderen Gebäude des Dorfes auch. Eine hohe Mauer umgab das ganze Grundstück. Sie fuhren durch das Tor auf den Innenhof. Tsamcho hielt den Buggy vor der Tür an und schaltete den Motor aus. Dann stieg er die Stufen zur Haustür hinauf, dicht gefolgt von Morton Conroy. In diesem Augenblick ging die Tür auf. Der Dorfälteste trat zur Begrüßung heraus. Er verneigte sich ehrerbietig vor Tsamcho.

      »Willkommen«, sagte er ruhig, fast feierlich, »es freut mich, dich wiederzusehen.«

      »Die Freude ist auf meiner Seite«, erwiderte der tibetanische Aristokrat und neigte leicht den Kopf. »Das ist mein Begleiter Conroy.«

      »Auch er ist mir willkommen. Doch tretet ein und wärmt euch am Feuer.«

      Während sie ins schützende Haus gingen, registrierte Conroy noch, wie ein paar Männer den Buggy unter ein Vordach schoben und ihn mit Bündeln von Gerstenstroh vor allzu neugierigen Blikken verbargen.

      Der Raum war allem Anschein nach die gute Stube des Hauses. Die Wände waren verputzt und bemalt, der Holzboden sauber geschrubbt und mit Schaffellen belegt. In dem großen, offenen Kamin brannte getrockneter Jakdung mit hellen Flammen. Die große Multivisionswand in einer Ecke wirkte wie ein Fremdkörper.

      »Kommt zum Feuer«, bat der Alte.

      Eine Frau in der typischen Landestracht hantierte an der Feuerstelle und bereitete Tee zu.

      Wenig später hielt Conroy einen Becher in der Hand und trank genussvoll den gesalzenen und mit ranziger Jakbutter versetzten Tee, zu dem Stücke von Hammelbraten mit Reiskuchen gereicht wurden.

      »Du hast besorgt, worum ich dich bat?«, fragte Tsamcho, nachdem sie gesättigt waren.

      »Ja. – Zwei meiner besten Führer und ein paar Jaks stehen morgen früh bereit. Aber...« er zögerte einen Augenblick, und in seiner Stimme schwang ein Ausdruck von Verwunderung mit, »was will dein Freund dort oben? Es ist ein alter Karawanenpfad, der einmal über die Berge hinüber zu den Salzseen von Kiong Tschongra führte, ehe die gelben Teufel ihn sprengten, als sie das ganze Land dort zu militärischem Sperrgebiet erklärten. Jetzt endet er im Nirgendwo.«

      »Wir werden nicht weiter als bis zum Ringmo-Plateau aufsteigen«, beschied ihm Tsamcho, und der Tonfall seiner Stimme riet dem Alten, nicht weiter zu forschen. Wenig später suchten sie ihre Schlafkammern auf.

      In Conroys Raum brannte ein angenehm wärmendes Feuer. Er stellte die Öllampe auf den Tisch neben dem Bett und öffnete das Fenster. Es hatte aufgehört zu schneien, der Wind war frisch und klar, der Himmel leergefegt von Wolken. Der Mond schien und warf sein gespenstisches Licht über die Häuser des Dorfes. Morton atmete tief den Duft der kalten Erde ein. Die frische Luft füllte seine Lungen und klärte seinen Geist, sie konnte aber die innere Unruhe nicht vertreiben. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass sich da draußen in der Dunkelheit etwas gegen ihn zusammenbraute. Aber dann zuckte er die Schultern. In seinem Leben hatte er so viele Gefahren überstanden, warum sollte das jetzt anders sein? Es war kaum vorstellbar, dass er in so kurzer Zeit so weit gekommen war. Weniger als 24 Stunden noch, und er würde sich erneut an einem Ort befinden, der so ganz anders sein würde, als der, an dem er sich im Augenblick aufhielt.

      Kurz kam ihm Ray Haan in den Sinn, und er fragte sich, ob der Waffenschmuggler wohl den Rückflug geschafft hatte. Plötzlich musste er lächeln. Das war wirklich ein Mann, mit dem er wieder einmal ein Glas zusammen trinken wollte.

      Dann überfiel ihn schlagartig die Müdigkeit und verdrängte jeden klaren Gedanken an den morgigen Tag. Nachdrücklich schloss er das Fenster, zog sich rasch aus und legte sich unter die dicken Wolldecken.

      Er blies die Lampe aus und gähnte. Dann starrte er zur Decke hinauf, spürte, wie sich seine strapazierten Muskeln entspannten, und schlief kurz darauf ein.

      12. Kapitel

      Der Wind peitschte die Schneevorhänge weniger heftig gegen den Hang, und im Windschatten der hohen Felsbrocken war es zeitweilig sonderbar still.

      Die kleine Karawane hatte eine Rast eingelegt. Conroy lehnte mit dem Rücken an einem Stein und war mit seinen Gedanken allein. Im ersten Licht des frühen Morgens waren sie von Salhée aufgebrochen und hatten die gefahrvolle Reise über den alten Trampelpfad den Berg hinauf angetreten. Sie waren sechs Stunden ununterbrochen aufgestiegen, als das Wetter umschlug und binnen Minuten starker Schneefall einsetzte. Das Schneetreiben war zeitweilig so stark gewesen, dass ihre Führer beschlossen hatten, eine Rast einzulegen, bis das Schlimmste überstanden war.

      Jetzt sagte der SY.N.D.I.C.-Agent: »Wenn wir uns nicht bald auf den Weg machen, dann erreichen wir nicht einmal den Startplatz. Das Wetter wird doch besser. Was hält uns noch?«

      Tinlé, einer der Führer, kauerte grinsend neben Tsamcho, kaute an einem Stück rohen Jakfleisches und blickte in das Schneetreiben. Er schüttelte den Kopf. »Das Wetter wird eher schlimmer als besser, weißer Mann. Eigentlich sollten wir hier kampieren und erst morgen weiterziehen. Der Platz ist gut.«

      »Nichts da«, bestimmte Tsamcho, der Conroys Miene richtig deutete. »Wir gehen weiter. Wenn wir den Weg über die Bergflanke weitermarschieren, stoßen wir genau auf das Ringmo-Plateau. Dort befindet sich eine alte Schutzhütte. In ihr können wir Unterschlupf vor dem Wetter finden und uns ausruhen. Ich bin sicher, am Abend lässt der Sturm nach. Es sind nur noch wenige Kilometer.«

      Tinlé zuckte die Schultern. »Wie Ihr meint, Herr. Alles steht bei Buddha.«

      Zehn Minuten später verließ die kleine Karawane den geschützten Rastplatz.

      Tinlé führte den Zug an, der zweite Bergführer bildete die Nachhut. Tsamcho und Conroy stapften in der Mitte des Zugs. Die Jaks sanken tief in den Schnee ein. Morton Conroy hielt den Kopf gegen den böigen Wind gesenkt und war mit der Frage beschäftigt, wie die Tiere bei diesen Verhältnissen mit nahezu traumwandlerischer Sicherheit den Pfad zu finden imstande waren.

      Der Wind war wieder stärker geworden – ganz wie Tinlé vorhergesagt hatte – Schnee und Eis bedeckten die Gesichter der Männer mit einer dicken Schicht.

      Der Sturm pfiff ihnen um die Köpfe und biss in ihre Gesichter, bis die Haut so gefühllos wurde, dass man keinen Schmerz mehr spürte. Stunden schienen zu verstreichen.

      Conroy duckte sich vor einem wütenden Windstoß. Sein Verstand arbeitete nur noch mit halber Kraft; krampfhaft hielt er sich an dem kurzen Seil fest, das ihn mit dem voraustrottenden Jak verband. Er war sich sicher, sollte das Tier ins Leere treten, er würde ihm folgen. So schnell würde er gar nicht mehr reagieren können.

      Nach Ewigkeiten kamen sie an einer Felsnadel vorbei, die wie ein regungsloser СКАЧАТЬ