Sechs utopische Thriller. Conrad Shepherd
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Sechs utopische Thriller - Conrad Shepherd страница 49

Название: Sechs utopische Thriller

Автор: Conrad Shepherd

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Научная фантастика

Серия:

isbn: 9783745202267

isbn:

СКАЧАТЬ das ihm dieser vor dem Einschlafen gegeben hatte, aufgehört. Nur die Wunde an der Schulter brannte noch leicht. Auch Chakatow machte keinen besonders ausgeschlafenen Eindruck. Als die Söldner fertig waren, forderte er Conroy zum Einsteigen auf. Der SY.N.D.I.C.-Agent kletterte auf den Rücksitz hinter dem Gatling- Drehkreuz. Seine linke Hand wurde mit einer Handfessel an eine Strebe gekettet.

      Die Räder rollten knirschend über den gefrorenen Boden. Vor ihnen erstreckte sich die scheinbar endlose Steppe mit bereiftem, braunem Gras.

      Nach dreißig Minuten erreichten sie eine breite Landstraße, die, Conroys Wissen zufolge, vor rund hundert Jahren zwischen Sinkiang und Jarkand gebaut worden war, um dem chinesischen Heer eine raschere Truppenverschiebung während des Khambas-Aufstandes zu ermöglichen.

      Chakatow gab dem Fahrer den Befehl, die Geschwindigkeit zu erhöhen.

      Conroy lehnte sich zurück und betrachtete die Gegend. Auf der einen Seite ragte das Aksai Tschin-Plateau in den blauen Morgenhimmel. Vor dem Buggy erstreckten sich nur die leichten Bodenwellen der Steppe, durchschnitten vom hellen Band der Straße.

      »Eigentlich«, begann Chakatow nach einer Weile ganz unvermittelt, »sind wir Kämpfer für die gleiche Sache. Haben das gleiche Ziel... nur schade, dass Sie es ohne meine Hilfe nie erreichen werden.«

      Conroy hob den Blick. »So? Welches Ziel meinen Sie?«

      »Kommen Sie, stellen Sie sich nicht naiver, als Sie sind. Wir wissen doch beide, dass es um Basis Alpha geht, nicht wahr, mein Freund?«

      Conroy setzte eine unbeteiligte Miene auf.

      »Sie sind hoffentlich nicht beleidigt, wenn ich Ihnen sage, dass ich mich nicht als Ihren Freund betrachte. Außerdem habe ich keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«

      »Und Sie vergessen, dass Basis Alpha auf Initiative der russischen Regierung gegründet wurde. Auch einige unserer unersetzlichen Wissenschaftler befinden sich noch immer dort, ohne dass wir ein Lebenszeichen von ihnen bekommen. Würde es Sie sehr überraschen, wenn ich Ihnen verrate, dass der Geheimdienst des Zaren mich damit beauftragt hat, herauszufinden, was in dem Laborkomplex vor sich geht? Weshalb tun wir uns nicht zusammen und tauschen unser gemeinsames Wissen aus? Zu zweit sind wir besser gerüstet für die Aufgabe.«

      »Das wäre ja gerade so, als würde man den Teufel mit dem Beelzebub austreiben wollen«, versetzte Conroy mit beißendem Spott. »Verschonen Sie mich mit Ihren Anbiederungsversuchen.«

      Über das Gesicht des Russen zog ein Schatten. Ein seltsames Licht glomm im Hintergrund seiner Augen auf.

      »Schade«, sagte er bedauernd. »Sie waren und sind noch immer ein sturer Hund! Doch keine Bange. Wenn Oberst Xiang Sie erst in seinen Fingern hat, werden Sie bedauern, auf meinen Vorschlag nicht eingegangen zu sein.«

      Ihm schien plötzlich die Lust an der Fortsetzung der Unterhaltung vergangen zu sein; er hüllte sich in Schweigen.

      Nach weniger als eine Stunde erreichten sie eine breite, fast brettebene Niederung. Der Grund bestand aus festgebackenem Sand und Kies. Hier trat der Fahrer das Gaspedal noch mehr durch, und der Buggy raste mit erhöhtem Tempo dahin. Kalter Fahrtwind peitschte Conroy ins Gesicht und weckte seine Lebensgeister. Am Ende der ebenen Strecke schaltete der Söldner herunter und lenkte den skelettartigen Wagen einen leicht ansteigenden Hügel hinauf. Oben angekommen, sah Conroy ein Kloster am jenseitigen Talende liegen. Das Tal selbst wurde von einem schmalen Fluss durchschnitten, der eisfrei war. Zwischen Fluss und Kloster lag nur ein schmaler Streifen Land.

      Der Anblick des Klosters elektrisierte Conroy.

      Als sie ins Tal hinunterrollten, konnte er seine Erregung kaum noch unterdrücken. Es kostete ihn Anstrengung, seine Stimme gleichgültig klingen zu lassen.

      »Halten wir denn hier?«

      Chakatow schüttelte den Kopf.

      »Wie kommen Sie denn darauf? Die Straße führt nur nahe der Klostermauern vorbei. Nach Lhakpa wird sie breiter und wir können wieder schneller fahren.«

      Als er den Namen des Klosters hörte, hätte sich Conroy um ein Haar verraten. Das hier war das Widerstandszentrum für die ganze Gegend! Der ungesündeste Ort im gesamten Universum für zwei Söldner und einen Russen in einem chinesischen Militärfahrzeug, das zu allem Überfluss auch noch die Insignien des PPB auf seinen Flanken trug. Mit einem seltsamen Gefühl des Bedauerns verfolgte Conroy die Annäherung an das Kloster. Er wusste nicht, woher er die Gewissheit nahm, aber das Schicksal schien sich heute für Chakatow zu erfüllen; für ihn gab es kein Entrinnen mehr.

      Lhakpa bestand aus mehreren stufenförmig übereinandergebauten, gelbgestrichenen Gebäuden, die sich an eine Felswand schmiegten. Die ganze Anlage war von einer hohen Mauer umgeben. Das breite Doppeltor stand offen und gewährte Einblick in den Klosterhof. Unmittelbar neben den Mauern und auf der anderen Seite der Straße weideten Herden von Jaks und kleinen Tibetanerpferden. Drüben am Fluss standen die Lederzelte der Hirten. Ein paar Frauen standen trotz der Kälte bis an die Knie im Wasser und wuschen Wäsche. Zwischen den Zelten spielten barfüßige Kinder Verstecken.

      Der Rauch vieler Herdfeuer stieg zum blauen Himmel auf, und sein Geruch weckte in Conroy lange zurückliegende Erinnerungen aus seiner Kindheit.

      Etwa sechzig Tibetaner drängten sich um das offene Tor und blickten in den Klosterhof. Als der Buggy sich näherte, wandten sie sich wie auf ein geheimes Kommando dem Wagen zu. Meist waren es Hirten aus den Bergen, in schmutzigweiße Schubas gehüllt, viele mit breiten Jagdmessern im Gürtel, manche mit Krummsäbeln bewaffnet. Sie machten einen ausgesprochen unfreundlichen Eindruck. Der Söldner am Drehkranz entsicherte sofort die schwere Gatlingkanone und kontrollierte die Patronenzufuhr.

      Der Wagen musste seine Geschwindigkeit verlangsamen, um niemanden über den Haufen zu fahren. Ebenso langsam wichen die Menschen zurück, um Platz zu machen für den phantastischen Zug, der im gleichen Moment aus dem Klosterhof hervortrat. Eine Gruppe von Lamas in ihren traditionellen Festgewändern war gerade bei einer feierlichen Prozession. In ihren gelben, roten und blauen Seidenroben schritten sie würdevoll über die Straße auf die Zelte am Flussufer zu.

      Conroy saß regungslos da, gebannt von dem Gedanken, dass sich gleich etwas Furchtbares ereignen würde. Fluchend hielt der Fahrer den Buggy an, als der Zug vor ihm die Straße überquerte. Dann merkte Conroy, dass die tibetanischen Hirten allmählich einen Kreis um das Fahrzeug bildeten und es immer mehr einschlossen.

      Chakatow und seine beiden Söldner waren noch immer ahnungslos.

      Plötzlich zitterte ein tiefer, hallender Ton durch die Luft und wurde von den Talwänden als Echo zurückgeworfen.

      Conroys Blicke flogen hoch zum Dach des höchsten Gebäudes, wo ein Mönch die Glocke schlug.

      Einmal.

      Dann noch einmal.

      In die Menge kam Bewegung. Ein hochgewachsener Tibetaner drängte sich näher; er trug ein Krummschwert am Gürtel, sein Gesicht war vor Schmutz ganz unkenntlich. Plötzlich lag die breite Klinge in seiner Hand, und noch ehe überhaupt jemand reagieren konnte, vollführte das Schwert einen blitzenden Kreis in der Luft. Der Söldner an der Gatling fiel erst auf Chakatow und stürzte dann über die Bordwand zu Boden. Sein Kopf war fast ganz vom Körper getrennt.

      Für eine Sekunde schien die Welt den Atem anzuhalten. Dann begann die Menge zu toben und stürmte heran. Der Fahrer schrie nicht einmal, als СКАЧАТЬ