Sechs utopische Thriller. Conrad Shepherd
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Название: Sechs utopische Thriller

Автор: Conrad Shepherd

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Научная фантастика

Серия:

isbn: 9783745202267

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СКАЧАТЬ er den ersten Gang ein und steuerte den Buggy vorsichtig hinab.

      Die Holzbrücke war recht schmal und sah wenig vertrauenswürdig aus. Der Tibetaner hielt erneut an und stieg aus. Beinahe glitt er auf dem vereisten Boden aus. Dann hatte er sich wieder gefangen. Er betrat die Brücke und ging bis zur Mitte; mehrere Meter unter ihm floss das Wasser rauschend über große Steinblöcke. Er lief zum Buggy zurück.

      »Wird sie uns aushalten?«, fragte Conroy.

      »Sie ist so stabil wie die Golden Gate Bridge.« Tsamcho bemühte sich, seiner Stimme einen zuversichtlichen Klang zu verleihen. »Sie würde mit Leichtigkeit einen Panzer tragen.«

      Conroy hob eine Braue. »Hoffentlich weiß die Brücke das auch«, murmelte er misstrauisch.

      Der Dolpo-Pa grunzte nur abfällig und ließ den Buggy auf die Flussquerung rollen. Auf jeder Seite betrug der Abstand zum Geländer nur wenige Zentimeter; die Brücke war mehr für Jak-Karawanen gedacht, weniger für Fahrzeuge. Als in der Mitte die Planken bedrohlich knackten, brach Conroy leichter Schweiß aus. Aber sie kamen heil hinüber.

      Tsamcho hielt sofort wieder an, griff sich einen der eiförmigen Sprengsätze und lief zur Brücke zurück. Er deponierte ihn zwischen Fels und Stützpfeiler und aktivierte ihn. Dann entfernte er sich rasch ein paar Schritte. Als die vergleichsweise schwache Detonation erfolgte, drehte er sich halb um. Steine und Holzteile wirbelten durch die Luft. Die diesseitige Stützkonstruktion erhob sich ein bißchen und sackte wieder ab; als sich die Rauchwolke etwas verzogen hatte, sah Conroy, dass sich die Brücke auf ihrer Seite leicht nach rechts geneigt hatte, ansonsten aber den Eindruck von Unversehrtheit machte.

      Tsamcho lief inzwischen schon wieder zum Buggy zurück, sprang hinter das Steuer und trat den Beschleunigungshebel gegen das Bodenblech; die voluminösen, einzeln angetriebenen Räder drehten erst einmal auf dem vereisten Boden durch, ehe sie griffen und das Fahrzeug dann schnell an Fahrt gewann. Der Tibetaner fuhr so rücksichtslos, dass er auf der nächsten Kuppe einen regelrechten Luftsprung produzierte, der das Fahrzeug über die Kante katapultierte.

      Dahinter malträtierte Tsamcho die Bremsen. Es gab einen Ruck. Der Buggy schlitterte auf dem unbefestigten Weg noch ein paar Meter weiter, ehe er zum Stehen kam.

      Tsamcho schwang sich vom Sitz und bedeutete Conroy, ihm zu folgen.

      Sie gingen zum Rand zurück und spähten vorsichtig über die Kante in die Schlucht hinunter.

      In diesem Augenblick tauchte drüben am anderen Ufer ein dreiachsiges Radfahrzeug auf. Eine Patrouille der chinesischen Armee, wie unschwer an der Tarnbemalung und der Standarte am Heck des leicht gepanzerten Mannschaftswagens zu erkennen war. Er fuhr vorsichtig das letzte Steilstück zur Brücke hinunter.

      Tsamcho fluchte leise und ganz und gar unaristokratisch. »Wie ich vermutete«, sagte er halblaut, »eine von Oberst Xiangs Patrouillen.«

      Langsam schob sich das Fahrzeug auf die Brücke und kroch über die Planken.

      Fast sah es so aus, als käme es hinüber. Aber kurz vor dem anderen Ufer geschah, was der Tibetaner mit seiner Aktion bezweckt hatte: Das letzte Stück der Brücke verschwand plötzlich in der Tiefe. Mit der Vorderachse blieb das Fahrzeug der chinesischen PPB-Patrouille an der Kante des Abbruchs hängen und rutschte langsam nach vorn. Für eine Sekunde hatte man den Eindruck, als würde der Rest der hölzernen Konstruktion den Wagen halten – doch dann stürzte er ab und riß den Überrest der Brücke mit sich in die Tiefe. Aufspritzend fiel er ins Wasser, legte sich etwas auf die Seite. Während die Holztrümmer von den Fluten weggespült wurden, flogen die Luken auf, und die Soldaten kletterten unter lautem Rufen und Schimpfen über die Flanken ins Wasser, um zu Fuß an Land zu waten.

      »Sieht nicht gut aus«, murrte Tsamcho. Sie werden Hilfe herbeirufen. Wir müssen uns sputen, unser Ziel zu erreichen, ehe es hier vor Militär nur so wimmelt. Zum Glück wissen sie nicht, dass wir das Fiasko verursacht haben. Sie werden also erst einmal versuchen, sich eine Strategie für ihr ›Versagen‹ zurechtzulegen. Was uns den entsprechenden Vorsprung geben wird.«

      »Wie weit haben wir's noch?«, fragte Conroy.

      »Nach der Karte sind es zirka hundert Kilometer bis zum Dorf. Wir müssten es vor Einbruch der Nacht erreichen.«

      »Dann sollten wir uns beeilen.«

      Sie kehrten zum Buggy zurück

      Tsamcho schob sich hinter das Steuer. Langsam rollte er los; erst als er sicher war, dass ihn die Soldaten unten in der Schlucht nicht mehr hören konnten, beschleunigte er das Gefährt.

      Über dem Land hing jetzt ein feiner Dunstschleier, der die Entfernungen verzerrte.

      »Wir werden bald Schnee bekommen«, erklärte der Tibetaner, der in seiner Landestracht so gar nicht hinter das Steuer des modernen Kampfbuggys des Pan-Pazifischen Blocks zu passen schien. Er versuchte, wo immer es ging, die Geschwindigkeit zu erhöhen.

      Das Fahrzeug sprang oft meterweit über Bodenwellen oder bretterte halsbrecherisch durch Rinnen und Vertiefungen. Mit stoischer Ruhe hielt sich Morton an den seitlichen Rammbügeln fest. Am Himmel erschienen die ersten dunklen Wolken; Vorboten des von Tsamcho prophezeiten Wetterumschwunges.

      Das Terrain wurde ebener. Tsamcho trat das Gaspedal durch, und der Buggy raste mit zunehmendem Tempo dahin. Conroy hüllte sich in seine Schuba und stemmte die in Stiefeln aus weichem Jakleder steckenden Füße gegen das Bodenblech.

      Die Wolken am Himmel ballten sich immer drohender zusammen und warfen lange, dunkle Schatten über das Hochplateau.

      Etwa eine Stunde später begann es in großen, leichten Flocken zu schneien. Tsamcho mußte die Scheibenwischer einschalten. Die Berge kamen näher; dunkle, drohende Wände, im eigenartigen Licht ihrer Schnee- und Eisflächen schimmernd.

      Schließlich hielt Tsamcho an und berührte Conroy, der neben ihm döste, leicht an der Schulter. Das Dorf Salhée lag vor ihnen in einem weiten Tal an einem Flussufer. Es bestand aus einer Reihe flacher, aus Stein errichteter Häuser; sie erstreckten sich in Terrassen den gegenüberliegenden Berg hinauf.

      »Weiß man von unserer Ankunft?«, fragte Morton, während der Dolpo-Pa das Fahrzeug langsam im niedrigen Gang den steilen Weg hinunterrollen ließ. Als sie sich dem Dorf näherten, liefen ihnen ein paar kläffende Hunde entgegen. Ihr Bellen klang in der von Schnee erfüllten Luft irgendwie dumpf.

      »Natürlich«, erwiderte Tsamcho, und ein leichtes Lächeln huschte über sein Gesicht.

      Den Grund sah Conroy, noch ehe sie die ersten Häuser erreicht hatten: Am anderen Ende des Dorfes erhoben sich die filigranen Finger eines Funkmastes auf einer kleinen Erhebung. Natürlich. Die Tibetaner hatten zwar im Schutz ihrer hohen Bergketten ihre Traditionen auch nach der erneuten Invasion der Chinesen – jetzt unter dem Protektorat des Pan-Pazifischen Blocks – retten können und hielten überwiegend daran fest. Das hieß aber nicht automatisch, dass sie sich nicht der vorrückenden Zivilisation anpassten. Conroy wusste, dass sich selbst in den entlegensten Dörfern das Computerzeitalter längst etabliert hatte – und nicht wenige Mitglieder dieses zähen Bergvolkes waren in der Raumfahrtindustrie beschäftigt.

      Am Flussufer weideten Jakherden. Vor dem Dorf standen die vertrauten schwarzen Spitzzelte der Hirten. Die Behausungen der Nomaden bestanden selbst kurz vor Beginn des 22. Jahrhunderts noch aus zusammengenähten Jakhäuten, die über ein Gerüst aus zerlegbaren Fiberglasstäben gezogen waren; einziges Zugeständnis an die moderne Zeit. Früher СКАЧАТЬ