Schlangen, Guillotinen und ein elektrischer Stuhl. Dennis Dunaway
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Название: Schlangen, Guillotinen und ein elektrischer Stuhl

Автор: Dennis Dunaway

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Музыка, балет

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isbn: 9783854456032

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СКАЧАТЬ woraufhin man ihn natürlich im ganzen Land zensierte. Von einem ortsansässigen Rowdy hatte ich eine interessante Geschichte gehört: Er polierte ständig seinen schwarzen 53er-Ford mit der gemalten Aufschrift „C.C. Rider“ auf dem Kotflügel. „Mädchen“, steckte er mir im vertraulichen Ton, „tragen keine Höschen beim Dirty Bop.“ Mit Stilaugen musste ich schleunigst herausfinden, ob das stimmte.

      Bislang hatte ich all die Versuchungen nur lüstern aus der Ferne erlebt, aber dann geschah es: in der achten Klasse. Washington Elementary School. Ein Lehrer gab bekannt, dass die Zeit für den Spotlight Dance gekommen sei, der ersten Tanzveranstaltung für Teenager. Ich sollte ihn eröffnen, was mir einen verdammten Schock versetzte. Noch erstaunlicher war die Ankündigung, dass meine Tanzpartnerin eine nette junge Dame namens Sharon sein würde. Sharon? Die Sharon? Dank ihrer aufblühenden Figur hatte ich sie schon längst bemerkt. Sharon brachte die Keimdrüsen sämtlicher Jungen auf allen Schulfluren zum Überkochen.

      Sie schwebte unter dem grellen Spotlight auf mich zu, presste ihre gottgegebenen Vorzüge an meine Brust und führte mich über den Tanzboden innerhalb eines Kreises aus Gaffern. Sie tanzte wesentlich langsamer als die Tempovorgabe durch die Musik.

      „In The Still Of The Night“ von den Five Satins verzauberte mein Herz, während der reine Duft ihrer gestärkten Bluse mich paralysierte und in eine himmlischen Trance versetzte. Plötzlich wurde aus meinem Schlaffen ein Knallharter. Oh nein! Nicht das! Nicht hier! Und nicht jetzt!

      Voller Verzweiflung versuchte ich an etwas anderes zu denken: Zum Beispiel an die Autounfälle in den Lehrfilmen des Automobilclubs. Als ich mich abplagte, das „Holz aus der Hölle“ niederzuringen, endete der Song. Die glorreiche Frau nahm den Arm von meiner Schulter, flüsterte ein „Dankeschön“ und ließ mich mit weichen Knien stehen. Langsam bemerkte ich das Starren der geifernden Freunde. So entstand also die Analogie Musik = Sexualkraft.

      In der Rangfolge der Coolness lagen Langstreckenläufer weit abgeschlagen hinter Baseball-Spielern und Ringkämpfern. Doch John, Vince und ich lernten den Wert und die Vorzüge kennen, Teil eines Teams zu sein. Wir mühten uns mit den gleichen Qualen ab – zogen Kakteennadeln aus den Füßen, schwitzten ungemein, stanken wie die Hölle und übergaben uns sogar gemeinsam. Voller Stolz nannten wir uns „The Pack“.

      Als Vince und John auch beim Tip Sheet mitmachten, war es nur normal, dass das Langstreckenteam redaktionell all die Anerkennung bekam, die es sich so mühevoll erkämpft hatte.

      Trotzdem darf man uns nicht als Hochstapler bezeichnen. The Pack stellte einen Saison-Rekord von neun Siegen und keiner Niederlage auf. Wir gewannen die Division II Cross-Country Championships. Zum Ende der Saison kamen wir auf über 450 gelaufene Meilen. Und ich stellte sogar einen Rekord für den 20-Meilen-Lauf auf, der noch Jahre nach meinem Abgang unerreicht blieb.

      Was als Nächstes geschah, ähnelt einem ekligen Highschool-Streich, doch durch das Ereignis kamen die Räder ins Rollen, die uns in die glorreiche Zeit und die Gefilde der Verrufenheit beförderten.

      Dank unserer Heldentaten als Geländeläufer qualifizierten John, Vince und ich uns für die Aufnahme in den Lettermen’s Club. Die Mitgliedschaft in so einer prestigeträchtigen Organisation wurde keinesfalls automatisch gestattet. Wir waren also verdammt nervös wegen der damit einhergehenden widerlichen Streiche, von denen man immer hörte.

      Möglicherweise wurde man mitten in der Wüste abgesetzt (nackt), mit nur einer Wahlmöglichkeit, was man auf dem strapaziösen Rückweg tragen durfte – Schuhe oder ein Suspensorium.

      Vielleicht musste man sogar aus einem nicht abgezogenen Urinal trinken? (Erst später erfuhren wir, dass es sich bei dem „Urin“ um mit Lebensmittelfarbe behandeltes Wasser handelte …)

      Eventuell band man dir einen Strick ans Ende der „Nudel“, wobei jeder wusste, dass er an einem Klemmbrett mit der Aufschrift „FESTE ZIEHEN“ endete. Ein Letterman platzierte dann das Brett in der Mädchenumkleide, während man draußen hinter einem Busch am langen Ende des Seils hockte und auf den schicksalsträchtigen Zugriff wartete.

      Als potenzielle Opfer zitterten John, Vince und ich wie nasse Chihuahuas. Die Lettermen hatten ein ausgeprägtes Gespür für sich zuspitzende Dramen, und wir mussten wirklich einige Torturen überstehen, doch schließlich nahm man uns auf. Plötzlich waren wir die coolsten Typen in der coolsten Verbindung auf dem Campus. Dann machte ich folgenden Vorschlag: „Hey, warum sollte man nicht – so zum Spaß – eine Talent-Show veranstalten?“

      Die Jungs murrten zuerst, gaben dann aber widerwillig nach. Denn zu unserer Überraschung kamen die anderen Clubs der Schule auf so viele beeindruckende Ideen, dass wir plötzlich in der Gefahr schwebten, von ihnen ausgestochen zu werden. Ein Notfalltreffen wurde einberufen.

      „Erklär ihnen deine Idee, Dunaway“, drängte John Speer.

      „Wir haben ja nicht viel Zeit“, schnitt ich das Problem an. „Wie wäre es da mit einer Überraschung. Vielleicht könnte man irgend so eine Verarsche abziehen. So eine Show, bei der wir die Beatles hochnehmen und veralbern.“

      Ich trug meine Idee vor, als hätte mich die Inspiration gerade wie ein Blitz erwischt, doch das gehörte alles zu meinem Plan. Ich hatte Duane Eddy and the Rebels gesehen. Seitdem wusste ich, was man für einen Tumult auf der Bühne abziehen konnte. Von John durfte ich keine große Hilfe erwarten, doch Vince unterstützte mich.

      Die Verbindungsleute waren schnell überzeugt, denn sie mochten die Vorstellung, einen Joke auf Kosten der langhaarigen Beatles zu reißen. Es war zu Beginn des Jahres 1964, und die Fab Four durchquerten die USA und räuberten wie eine Gang auf der Spritztour mit einem geklauten Auto. Nach der Abstimmung ernannten sie Vince, John und mich zu den Organisatoren des Auftritts. Die älteren Schüler schauten skeptisch und drohend auf uns herab und rieten uns, bloß gut genug zu sein.

      Ich muss zugeben, dass der Gruppe beim Versuch, die Beatles zu kopieren, einige entscheidende Fähigkeiten fehlten. Bis zu dem Zeitpunkt hatte sich unser Talent auf das Trällern einiger Beatles-Stücke bei Langläufen beschränkt. Um die Langeweile zu unterbrechen, sangen wir eigene Texte: „I’ll beat you/Yeah, yeah, yeah.“

      Doch zuerst gingen wir nun mutig zu Woolworth und kauften uns wuschelig wirkende Beatles-Perücken. Danach lieh ich mir die Gitarre von Dad, und Vince schnappte sich die Ukulele seines Vaters. Natürlich beherrschten wir die Instrumente nicht.

      Während der folgenden Wochen nahmen uns verschiedene bullige Lettermen auf dem Flur zur Seite und erklärten unmissverständlich, wie sehr unsere zukünftige Gesundheit von dem Erfolg abhänge.

      Ja, wir brauchten nun dringendst jemanden, der ein Instrument spielen konnte. Wir mussten den merkwürdigen Einzelgänger aus dem Fotografie-Kurs ansprechen. Er war einer dieser Typen, der gerne in der Dunkelkammer abhing, da er wusste, dass kein Lehrer reinkäme, wenn draußen das Rotlicht brannte. Somit hatte er genügend Zeit, um einige Züge an der Kippe zu machen – und allein zu sein.

      Er hieß Buxton. Eines Tages drängten Vince und ich Buxton in eine Ecke und stellten uns vor.

      „Alles klar?“, fragte er und reichte uns beiden die Hand. „Glen.“

      Für einen Wüstenbewohner hatte Glen eine ungewöhnlich blasse Hautfarbe. Obwohl er dünn und schmächtig war, wirkte er aber wie ein harter Typ. Bei seinen herabfallenden Haaren erkannte man am Hinterkopf den Versuch eines Elvis-Entenschwanzes. Auf der Nase trug er eine dicke Hornbrille im Buddy-Holly-Stil, die auf Schläger wie die Einladung zur Attacke wirkte. Das Haar, die Körperhaltung, das Aussehen und die Einstellung – ich glaube, er hatte das von James Deans Rolle in … denn sie wissen nicht, was sie tun. Dank des Ignorierens von СКАЧАТЬ