das Fahrrad der ewigen Stille. hedda fischer
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Название: das Fahrrad der ewigen Stille

Автор: hedda fischer

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783734520532

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СКАЧАТЬ gefahren, der kaum zwei Kilometer entfernt lag. Unübersichtliches Gelände. Ein Schwimmbad in der Nähe. Mehrere Kleingartenkolonien. Ein Sportplatz. Immer eine Menge Leute unterwegs. Tagsüber und auch nachts. Er war ziellos herumgefahren, hatte Liebespaare beobachtet ( die waren kaum zu trennen ), war einzelnen Frauen nachgefahren, hatte einzelne Frauen auf den Rasenflächen in der Abendsonne liegen sehen. Es war nichts dabei, was ihn interessiert hätte. Weitere Runden. Unauffällig. Der Park leerte sich. Die Leute, die sich gesonnt hatten, packten ihren Kram zusammen. Andere durchquerten den Park auf dem Weg zu den Sportplätzen oder zum Schwimmbad. Nur wenige blieben auf den Bänken sitzen.

      Aber auf einmal entdeckte er eine Frau, die unter einem Kastanienbaum auf einer Decke saß und las. Die Sonnenstrahlen berührten sie gerade noch. Er fuhr zweimal an ihr vorbei, aber sie achtete überhaupt nicht auf andere. Sie war etwas mollig, aber gut anzusehen. Blond. Er hielt in ihrer Nähe, legte das Fahrrad auf den Rasen und schlenderte zu ihr, setzte sich einen Meter entfernt hin und zündete sich eine Zigarette an. Nicht, dass die ihm schmeckte - als Sportler rauchte er nicht -, aber es fühlte sich an wie in den französischen Filmen, wenn Alain Delon sich eine ansteckte und sie cool im Mundwinkel hängen ließ. So musste ein richtiger Mann aussehen.

      Sie sah kurz auf, als er das Feuerzeug aufschnappen ließ, wandte sich aber sofort wieder dem Buch zu.

      »Was lesen Sie denn da ?«, fragte er schließlich ( etwas schlaueres war ihm nicht eingefallen ).

      Sie legte einen Finger zwischen die Seiten, sah ihn kurz an und sagte

      »Dan Brown – Sakrileg.«

      Das sagte ihm zunächst nichts. Und doch, entfernt hatte er den Titel mal gehört. Er las kaum, er guckte fern oder ging ins Kino.

      »Aha«, sagte er, »ist das spannend ?«

      »Ja, sehr«, sagte sie, »deshalb möchte ich gern weiterlesen.«

      Sie warf einen kurzen Blick auf die Uhr und wandte sich dann wieder dem Buch zu. Aber er merkte, dass sie ein wenig angespannt war, immer mal einen kurzen Seitenblick auf ihn warf, so aus den Augenwinkeln. Die Sonne verschwand hinter den Häusern, lange Schatten entstanden. Sie schien zu frösteln. Es waren nur noch wenige Leute unterwegs, aber es war noch nicht spät. Abendbrotzeit. Er rückte näher an sie heran und legte einen Arm um ihre Schultern. Sie erstarrte, klappte ihr Buch endgültig zu und steckte es in die Tasche. Ganz ruhig. Als ob es seinen Arm gar nicht gäbe.

      Er wusste nicht weiter. Sollte er sie jetzt versuchen, sie zu küssen ? Er wandte sich ihr zu und merkte, wie ihm heiß wurde. Wahrscheinlich war er sogar rot geworden. Er kam ihrem Gesicht näher. Sie zog sich ein wenig zurück, versuchte, seinen Arm von ihren Schultern zu schieben. Aber er hielt sie fest. Weiche Schultern … glatte Haut … Wieder kam dieses verdammt gute Gefühl auf !

      Sie legte eine Hand auf seine und bog dann ruckartig seinen kleinen Finger nach hinten. Das schmerzte höllisch. Dann sprang sie blitzschnell auf, gab ihm einen Schubs, riss die Decke an sich und rannte über den Rasen davon. Genau in dem Moment bog eine Gruppe Jugendlicher mit einem Netz voller Bälle um die Ecke.

      Er hatte das Gefühl, sein Finger sei gebrochen. Er stand auf, nahm sein Rad und fuhr los. Wut hatte ihn gepackt.

       Was fiel der denn ein ? Ihn zurückzustoßen, wo er sie doch nur küssen und ein wenig berühren wollte ? Fühlen wollte, wie eine Frau sich anfühlt ? Nicht mehr.

      Naja, vielleicht doch ein wenig mehr. Das hier und heute sollte doch nur ein Anfang sein. Er reagierte sich durch Radfahren ab, nahm richtig Tempo auf. Aber Wut war immer noch in ihm, sogar nachdem er zu Hause das Rad im Keller eingeschlossen und die Wohnung betreten hatte. Seine Mutter war da. Offenbar hatte sie heute Abend frei und erwartete auch keinen Mann. Sie sah gut aus, klein und blond wie immer. Er legte die Arme um ihre Taille, presste sie fest an sich und küsste sie. Wenn keine andere da war und keine etwas mit ihm zu tun haben wollte, dann eben sie. Sie ließ es sich gefallen, obwohl er merkte, dass sie sich ein klein wenig versteifte.

      Sie fühlte sich immer noch gut an. Aber als er mit den Händen ihren Körper weiter hinunter wanderte und ihre Pobacken umfasste, schob sie ihn sanft von sich. Und das ärgerte ihn schon wieder. Er ließ sie los, sagte nichts, ging in sein Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Sie kam nicht nach.

      Er warf sich auf sein Bett, starrte an die Decke und öffnete schließlich seinen Gürtel …

      12 – Mutter Valentina

      Schon wieder ein Jahr vorbei. Wie die Zeit verging. Gott sei dank hat sie ihren Job noch. Der war zwar anstrengend, rein körperlich, und dann noch der Schichtdienst. Aber was sollte sie als Ungelernte schon machen ? Viel Geld gab es nicht, gerade mal Mindestlohn. Reichte für die Wohnung und ein wenig drumherum. Aber große Sprünge konnte sie nicht machen. Und jetzt hat der Junge auch noch die Lehre geschmissen, der Dummkopf.

      18 ist er jetzt, ohne fertige Lehre, ohne Job, einfach so. Kindergeld gab’s da nicht mehr. Sie wagte gar nicht, eine Beihilfe zu beantragen. Denn dann würde gesagt werden, dass er doch arbeiten könnte, sich bewerben müsste, und genau das würde er ganz sicher nicht tun. Da kannte sie ihn genau.

      Irgendwie hat er immer Geld. Woher es kam, wollte sie lieber gar nicht wissen. Sollte sie interessieren, interessierte sie aber nicht wirklich. Sie war froh, dass er sie nicht um welches bat.

      Immer nur sein Radfahren, seine Idee, Rennfahrer zu werden. Dafür trainierte er nun den halben Tag. Und was macht er sonst ? Sie wusste es nicht.

      Neulich kam er nach Hause und nahm sie in die Arme. Das hatte er lange nicht getan. Sie merkte, dass er aufgeregt war. Er küsste sie sogar auf den Mund. Fuhr mit den Händen ihren Körper entlang, immer wieder. Das überraschte sie. Klar, früher als Kind hatte sie ihn berührt, wenn sie ihn gebadet hatte. Auch später noch ab und zu. Tat beiden gut, dachte sie. Aber diese Zeiten waren vorbei. Er drückte sie fest an sich. Doch sie schob ihn vorsichtig zurück, ganz sanft. Da stieß er sie von sich und ging in sein Zimmer. Sie ließ ihn in Ruhe.

      Ihre Schicht, mal morgens, mal abends, je nachdem wie sie eingeteilt wurde. Inzwischen war sie eine der wenigen, die lange in der Firma arbeiteten und führte eine Gruppe, meistens Ausländerinnen. Das gab ein bisschen mehr Geld. Ansonsten stand sie sich ganz gut mit dem Chef. Um noch mehr zu erreichen, müsste sie so richtig nett zu ihm sein ( wie er sich ausdrückte ). Und genau das wollte sie nicht. Dazu war er zu eklig fett.

      Klar, sie lernte schon Männer kennen. Aber sympathisch mussten sie sein, mollig konnten sie sein, so empfindlich war sie nun auch wieder nicht, aber nicht solche Fettsäcke wie der Chef. Sie wüsste gar nicht, wie sie mit dem im Bett klarkommen sollte. Unter ihm würde sie wahrscheinlich ersticken und über ihm ? Tja …

      Neulich hat sie einen wirklich netten Mann kennengelernt. Er war nur auf ein Bier in die Kneipe gekommen, in die sie ab und zu auf einen Absacker ging, wenn sie ihre Arbeit beendet hatte. War schließlich anstrengend, ihr Job. Er blieb neben ihr an der Theke stehen. Sie saß auf einem Hocker und trank ihr zweites Bier – mit ’nem Kleinen dazu. Sie kamen ins Gespräch.

      Meine Güte, man wechselte eben mit allen einige Worte. Ging locker zu.

      Es stellte sich heraus, dass er Schreiner war und nur eine Zeitlang in Berlin arbeitete, bei einer Spezialfirma für Büromöbel. Die machten nur Möbel auf Bestellung, nach Maß. Und er war der Fachmann. Dann erzählte er ihr, dass er sich selbständig machen wolle … Nicht in Berlin, da wäre es zu teuer, Räume anzumieten. Die Werkzeuge und Maschinen hätte er, sagte er, so nach und nach gekauft, gebraucht und neu. Nein, in den Harz wollte er. Da käme er her, da könnte er auch Gehilfen finden, die er nicht so СКАЧАТЬ