das Fahrrad der ewigen Stille. hedda fischer
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Название: das Fahrrad der ewigen Stille

Автор: hedda fischer

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783734520532

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СКАЧАТЬ aufmerksam wurden, lief er zu seinem Rad, öffnete das Schloss und schoss davon.

      Der Mann hatte der Frau inzwischen auf die Beine geholfen. Sie röchelte immer noch ein wenig.

      »Wir müssen die Polizei rufen«, sagte er immer wieder.

      Die Frau klopfte ihren Mantel ab, stellte fest, dass sie ihre Handtasche noch hatte, und wandte sich ihm zu.

      »Ich weiß nicht recht«, sagte sie und strich sich die Haare hinter die Ohren, »es ist ja nichts weiter passiert.«

      Ein Pärchen war stehen geblieben. Der Mann zog sein Handy aus der Tasche.

      »Natürlich rufen wir die Polizei«, sagte er. Seine Frau sagte nichts.

      Eine Streife erschien in wenigen Minuten.

      Zu Hause stellte Benjamin fest, dass er seine teuren Nikes verschmutzt und zerkratzt hatte. Er setzte sich wieder auf das Sofa, stellte den Fernseher lauter, sah aber überhaupt nicht, was gezeigt wurde, und ließ sich den Ablauf durch den Kopf gehen.

      Ein Park war schon mal günstig. Nicht zu viel Beleuchtung und spät abends nur wenig frequentiert. Kaum einsehbar. Allerdings konnte er nicht damit rechnen, dass eine Frau allein daherkäme. Und nur so konnte es funktionieren. Denn gegen zwei käme er nicht an. Es sei denn, es wären zwei Jugendliche, und er könnte den Jungen k.o. schlagen, würde damit aber riskieren, dass das Mädchen wie eine Irre kreischte.

      Jetzt hatte er das Rad in der Nähe anschließen können. Das war richtig gewesen. Anschließen musste er es auf jeden Fall, aus Angst, es könnte gestohlen werden. Er musste aber sein Rad schnell wieder erreichen können, das Schloss aufschliessen ( das kostete Zeit ) und dann wäre er – wie vorhin – blitzschnell und leise verschwunden. Nicht aufzuhalten.

      Dass die Frau oder der alte Mann ihn wieder erkennen würden, war nicht anzunehmen. Der Frau hatte er sich von hinten genähert, und der Alte war zu weit entfernt gewesen. Vielleicht konnte er ohnehin nicht mehr gut sehen. Außerdem hatte Halbdunkel geherrscht. Denn die Straßenlaternen standen weit entfernt, und die dicht belaubten Bäume nahmen Licht weg.

      Oder wäre es besser, dicht an eine Frau heranzufahren, sein Rad hinzuwerfen ( das täte ihm in der Seele weh, aber so würde er nachher keine Zeit mit dem Öffnen des Schlosses verschwenden müssen ), sie zu ergreifen, versuchen sie zu küssen oder mehr ? Und wenn sie nicht tat, was er verlangte ? Müsste er ihr dann endgültig die Luft abdrücken ? Ja. Gar keine Frage. Damit sie ihn nicht wiedererkannte. Es war doch so einfach: Ein klein wenig mehr zudrücken. Dann verschwinden. Spuren würde es nicht geben. Was gäbe das für ein Aufsehen ! Er sah die Schlagzeilen der Bild-Zeitung förmlich vor sich: „Unbekannter Mörder schlägt zu !“ Und er würde gemütlich zu Hause auf dem Sofa sitzen, die Aufrufe im Fernsehen angucken und vor sich hin grinsen. Oder sich im Betrieb ( den es momentan zwar nicht gab ) gar nicht erst an den Vermutungen beteiligen, sondern sich total cool geben, ab und zu eine kurze Bemerkung machen, bei der die anderen aufhorchen würden. Wieso wusste der Kollege so gut Bescheid ?

      Er lehnte sich zufrieden zurück. Dieses Machtgefühl war wieder da. Und es war so leicht zu befriedigen. Ein Test in dieser Richtung war schon mal richtig gewesen !

      10 – Mutter Valentina

      Sie wusste nicht, wie das gekommen war, dass er die Lehre geschmissen hatte, nach kaum einem Jahr. Er hat nichts gesagt, sich nicht beschwert, über die Chefs oder so. Auch nicht, dass die Arbeit zu schwer wäre. Also, früh aufstehen muss man schon, das war ja gar nicht die Frage. Lehrjahre waren eben keine Herrenjahre. Ein Spruch, den ihr Vater immer von sich gegeben hatte und der immer noch stimmte.

      Sie wäre gar nicht dahinter gekommen, wenn sie nicht in einer Spätschicht-Woche bemerkt hätte, dass ihr Sohn gar nicht aufgestanden war, sondern noch morgens um zehn Uhr im Bett herumlümmelte. Sie war drauf und dran gewesen, ihm eine zu scheuern, weil er dann auch noch freche Antworten gab.

       Also, ich brauch’ jetzt mal ’nen Schluck.

      Immer nur sein Fahrrad, sein Fahren, sein Traum, Radrennfahrer zu werden. Den hat er ihr entgegengeschleudert.

      »Was weißt du denn schon ?«, hat er gesagt.

      Dabei hat sie sich doch schließlich für ihn geplagt, oder ?

      »Ach was, für mich ?«, hatte er geantwortet. »Doch nicht für mich, ich war dir doch total egal.«

       Egal ? Gar nicht egal.

      Sie hatte ihn schließlich allein großgezogen, nachdem sein Vater verschwunden war. Da war Benjamin vielleicht vier Jahre alt gewesen. Weiß sie gar nicht mehr genau. Sie hatte den Mann danach kaum einmal gesehen. Geld hatte er auch nicht gezahlt. War immer auf Achse, angeblich wegen guter Geschäfte. Ab und zu tauchte er auf, war immer charmant …

      Schließlich faule Geschäfte und Gefängnis. Sie sollte ihn dort besuchen, tat das aber nur ein einziges Mal. Zu deprimierend diese Umgebung. Und dann noch seine großem Worte ! Alles Lügen. Nee, da kam sie allein besser zurecht.

       Also, ich brauch’ jetzt mal ’nen Schluck.

      Männer hatte sie immer wieder kennen gelernt. Bloß nicht den Richtigen. Nichts dauerhaftes. Sie sah ja immer noch gut aus, mit ihren achtunddreißig. Ein ganz klein wenig mollig und blond. Das mögen die Männer. Der Junge war ihnen egal.

      11 – Benjamin ( 18 Jahre )

      Das letzte Jahr hatte er gut hingekriegt. Ohne die Lehre war er eben ein freier Mann und konnte tun und lassen, was er wollte. Am Vormittag trainieren, am Nachmittag arbeiten oder umgekehrt. Seine Mutter kümmerte sich nach dem ersten großen Streit nicht mehr darum. Vielleicht war sie sogar erleichtert, sich nicht mehr kümmern zu müssen. Aber ein paar Fragen hätte sie ruhig mal stellen können, wie’s ihm so ginge und so … Tat sie aber nicht. War zu sehr mit dem neuen Mann beschäftigt – neben ihrem Putzjob. Sie fragte nicht nach Geld. Er fragte auch nicht. Das mit dem Sparbuch hatte ja sowieso nicht geklappt. Gut, dass er ihr damals von seinem Lehrlingsgehalt nur die Hälfte gegeben hatte, sonst wäre alles weg gewesen. Momentan verdiente er genug für seine Bedürfnisse, gab aber zu Hause nichts ab.

      Wie’s ihr so ging, hatte er allerdings auch nie gefragt. Wozu auch. Hatte es ja gesehen, beziehungsweise gespürt. Ein neuer Kreislauf ! Klare Kante eben !

      Noah sah er kaum noch. Der ging natürlich noch zur Schule und wieder Fußballspielen. Er klingelte ab und zu bei ihm, dann verabredeten sie sich für einen Kinobesuch oder um eine Bratwurst essen. Aber enger wurde die Freundschaft nicht, wenn es denn überhaupt eine war.

      Zu unterschiedliche Interessen, dachte er.

      Über Frauen konnte er gar nicht mit ihm reden. Noah hatte total romantische Vorstellungen, himmelte ein Mädchen aus der Klasse an. Ging mit ihr tanzen oder im Park spazieren. Dass er nicht ansprechbar war für härtere Dinge, war Benjamin von Anfang an klar gewesen. Aber dass der sich so soft, so weichgespült entwickeln würde, hatte er nicht vorausgesehen. Meine Güte, was sollte er mit diesen kichernden Dingern anfangen ?!

      Noah in seine Pläne eines Überfalls auf eine Frau einweihen oder dass der sogar mitmachen würde, kam überhaupt nicht infrage. Diese Idee hatte er schön für sich behalten, sich über Fernsehen und Internet informiert. Einen Computer konnte er sich zwar nicht leisten, aber dafür gab es Internetcafés, in denen er sich mitten in der Nacht in aller Ruhe die interessanten Seiten ansehen konnte. Und das alles für wenig Geld.

      Vor СКАЧАТЬ