das Fahrrad der ewigen Stille. hedda fischer
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу das Fahrrad der ewigen Stille - hedda fischer страница 12

Название: das Fahrrad der ewigen Stille

Автор: hedda fischer

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783734520532

isbn:

СКАЧАТЬ nicht etwas anderes genommen hätte, und er hätte nicht gewusst, was er dann sagen sollte. Sollte er sagen, dass er aufgeregt gewesen war ? Dabei hatte er versucht, sich cool zu geben. Da konnte er doch nicht sagen, dass er aufgeregt gewesen war.

      Er betrachtete sie unauffällig. Sie hatte blonde, halblange Haare und braune Augen, war ein wenig pummelig ( was ihm gut gefiel ) und redete ganz offen. Lachte. Sie verabredeten sich zu einem Kinobesuch. Er sagte großzügig, sie solle den Film aussuchen. Er hätte ohnehin nicht gewusst, welchen.

      18 – Mutter Valentina

      Sie waren umgezogen, Hanno und sie. In den Harz, nach Wernigerode. Daher stammte seine Familie, bevor sie damals ausreisen durften. Mitte der siebziger. Da war er zwölf. Nun ja, er war seinen Weg gegangen, hatte eine Lehre abgeschlossen. Und jetzt machten sie zusammen einen Neu-Anfang. Richtig toll war das.

      Wernigerode war nur ein kleines Städtchen, aber hübsch. Natürlich nicht zu vergleichen mit Berlin. Hanno hat am Rande der Stadt in einem Industriegebiet eine kleine Halle gemietet, den hinteren Teil einer Autowerkstatt am Dornbergsweg. Eine gute Wohnung haben sie Gott sei dank auch gefunden. Im obersten Stock, hier und da schräge Wände, aber Neubau. Also dichte Fenster, helles Bad, neue Küche. Nicht so wie in der Cambridger Straße.

      Sie waren jetzt vier Wochen hier und gingen jeden Tag in den Betrieb. Ein Glaskasten war als Büro eingerichtet worden, da hat er seinen Schreibtisch und sie ihren. Sie war ganz stolz ! Den Papierkram musste sie noch lernen. Was den Computer anging, kannte sie sich ein ganz klein wenig aus, aber es wird jemand kommen, um die Abrechnungsprogramme einzurichten und zu erklären.

      Von Benjamin hörte sie kaum etwas. Wenn sie nicht mal bei Otto und Laura anrufen würde, hörte sie überhaupt nichts. Ihre Handynummer hatte er natürlich. Außerdem hatte sie ihm ihre neue Telefonnummer und die Adresse gesandt. Nichts. Keine Antwort. Kein Kommentar. Bruder und Schwägerin sagten wenig, aber immerhin schien es noch keinen Streit gegeben zu haben. Und das war ja auch etwas wert. Es schien sogar so zu sein, dass er einen festen Job in einem Eisenwarenladen hat, zwar nur im Lager, aber immerhin. Konnte ja noch was werden, wenn er sich denn anstrengte.

      Es machte Spaß, zusammen mit Hanno etwas aufzubauen, einem Mann, der weiß, was er will. Der etwas auf die Beine stellen kann.

       Also, dass sie den getroffen hat…

      19 – Benjamin

      Heute fanden sich große Überschriften in allen Zeitungen. Frauenmord in Tegel. Eine 30jährige Frau ist erwürgt worden. Abends auf dem Heimweg von ihrem Job. Angestellte einer Tankstelle. Hat da einer gedacht, sie hätte die Tageskasse bei sich ? Stand nicht dabei. Das wäre ein ausgesprochen dummer Gedanke. Das Geld ging doch in einen Tresor oder wurde abgeholt. Das schleppte die Frau doch nicht in ihrer Handtasche nach Hause. Nicht mal in einem Brustbeutel. Jedenfalls hat er sich extra drei Zeitungen gekauft und alles genau durchgelesen, sich auch die Abendschau im Fernsehen angesehen. Viel war weder den Zeitungen noch den Nachrichten zu entnehmen. Jetzt war er mal gespannt, ob sie den Täter schnappten. Wahrscheinlich ja, denn die meisten waren zu dämlich.

      Das könnte ihm nicht passieren !

      Schon die dritte Woche bei Sommermeyer. Der Job ließ sich ganz gut an. Sein Kollege Walter war schon sechzig und hat’s im Rücken. Und es gab halt viel zu tun, dauernd kamen Waren herein oder gingen hinaus. Sie mussten Kartons und Kisten ein- und ausladen, Inhalte kontrollieren und Waren einsortieren.

      Auf die Lieferscheine musste man achten, dass man nur das abzeichnete, was wirklich gebracht worden war. Anfangs haben einige gedacht, dass er - neu und jung wie er nun einmal war - alles und jedes gegenzeichnen würde. Hatte er aber nicht. Hat lieber zweimal geguckt und gezählt, auch wenn die Fahrer ungeduldig wurden und mit den Füssen trampelten. Schon klar. Mussten ja weiter.

      Walter war dankbar, dass Benjamin so viel schleppte und einsortierte, einfach weil er am frühen Nachmittag körperlich fix und fertig war. Es gab unzählige Einzelteile: Nicht nur Nägel, Schrauben und Muttern, sondern auch Dübel und Bohrer, Metallschienen und Rohre, Beschläge und Scharniere. Unzählige Werkzeuge. Benjamin fand es ausgesprochen interessant, ließ sich alles erklären ( sofern dazu Zeit war ). Und Walter erklärte gern. Auf jeden Fall interessanter als eine Bäckerlehre.

      Auch die anderen Kollegen, die direkt im Laden arbeiten, waren nett. Sie versuchten zwar mitunter, ihn zu scheuchen, aber eher auf eine nette Art. Susanne mochte er besonders. Die war sicher an die fünfzig, ein wenig mollig, hatte blonde kurze Haare mit roten Strähnen drin. Trug irre Ohrringe in allen erdenklichen Farben, passend zu den T-Shirts.

      »Na, Kleener«, sagte sie und strubbelte sein Haar. »Willste och ’ne Fluppe ?«

      Nein, wollte er nicht. Dann standen beide zusammen draußen vor der Tür des Lagers und redeten ein bisschen. Manchmal trank er zusammen mit ihr sein Kakao-Kaffee-Gemisch. Das hatte er sich angewöhnt, weil er Kaffee pur nicht mochte. Aber dieses Getränk schmeckte gut. Er konnte es sich rasch von der Bäckerei Thürmann drei Häuser weiter holen. Da sagte keiner was, wenn er eben hinüberging.

      Diese Frau war richtig. So eine Mutter hätte er sich gewünscht. Ihre Figur sah in den engen Jeans fest und prall aus. Aber sie richtig anzufassen traute er sich nicht. Er legte nur ab und zu einen Arm um ihre Schultern und drückte sie ein wenig an sich. Dann lachte sie. Dabei möchte er seinen Mund auf ihren legen, seine Lippen in ihre Lippen wühlen.

      Wie würde sie das auffassen ?

      20 – Marion

      Es war nun schon zwei Wochen her, dass sie sich mit Benjamin verabredet hatte. Aber dann konnte sie zum verabredeten Zeitpunkt nicht weg, weil ihre Mutter krank geworden war. Ein anderes Kino hätte sie auch suchen müssen, da sie Ocean’s Twelve sehen wollte und der Film im Thalia-Kino auf der Kaiser-Wilhelm-Straße schon durch war. Aber dann setzten sie ihn nochmal aufs Programm. Das passte gut, sie hatte späte Schicht und würde direkt vom Salon aus hinüber gehen.

      Sie überlegte, was sie anziehen sollte. Es war nicht das erste Mal, dass sie mit einem Jungen ins Kino ging, aber mit ihm war es irgendwie anders. Sein blauer, fast starrer Blick. Eine gewisse Zurückhaltung.

      Schließlich blieb sie bei Jeans und einem lockeren T-Shirt und nahm noch ein Kapuzenshirt für den Abend mit. Er wartete vor dem Kino. Sagte wie immer nicht viel. War eben kein Schwätzer. Sein prüfender Blick ? Sie wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte.

      Als es im Kinosaal dunkel geworden war, legte er eine Hand auf ihren Oberschenkel. Erst ganz leicht, dann drückte er fester zu. Sie ließ es sich gefallen, obwohl es ihr lieber gewesen wäre, wenn er einen Arm um sie gelegt und sie geküsst hätte. Schließlich lehnte sie sich zu ihm hinüber und küsste ihn auf die Wange. Erst blieb er steif sitzen, dann aber drehte er sich doch zu ihr und beantwortete ihre Küsse. Nicht viele. Den Film wollte sie sehen, und so richtig verliebt war sie auch nicht.

      Später fuhren sie mit dem Bus zum U-Bahnhof Alt-Mariendorf. Rund zehn Minuten. Dort fanden sie eine kleine Kneipe – die „Lockere Uschi“. Altmodische Einrichtung. Angeknabberte Holztische. Geblümte Sitzkissen auf den Stühlen. Bilder mit röhrenden Hirschen und Tannenwäldern an den Wänden. Sollte wohl irgendwie bayrisch aussehen. Es war voll und laut. Sie ergatterten zwei Plätze an der Theke. Das heißt, sie saß auf einem der Barhocker, und er stand daneben. Sie tranken Cola mit Schuss. Jeder zwei. Das war genug. Redeten wenig, da es so laut war, dass sie sich gegenseitig in die Ohren schreien mussten, um sich überhaupt verständigen zu können.

      Schließlich schlenderten sie zum Wendelsteinweg. Es war nicht weit. An der Kreuzung blieb sie stehen.

      »Ich wohne СКАЧАТЬ