das Fahrrad der ewigen Stille. hedda fischer
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Название: das Fahrrad der ewigen Stille

Автор: hedda fischer

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783734520532

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СКАЧАТЬ klare Vorstellungen hatte, der so genau wusste, was er machen und wie er das durchziehen wollte. Und er war der Typ, der das auch durchziehen konnte.

      Hanno hieß er.

      13 – die Oma

      Nu habe ick mir doch mal uffjerafft und meene Tochter besucht. Is ja immer een langer Weg für mich – wo ick doch so schlecht zu Fuß bin … Aber ’ne Taxe kann ick mir nich’ leisten. Würde sich och nich’ lohnen.

      Det se zu mir kommen täte, dat findet ja och nich’ statt. Da kann ick lange druff warten. Is immer beschäftigt, sagt se. Wer weeß womit. Dat se mir ab und zu mal anruft, is dat höchste der Jefühle.

      Und jetzt muss ick doch hören, dat der Benjamin schon ’ne janze Weile nich’ mehr uff seine Lehrlingsstelle jeht. Und da hatte er doch wat. Und wurde ja nich’ mal schlecht bezahlt. Die Lehrlinge bekommen doch heutzutage richtig ville Jeld. Det hatten wir früher och nich’. Ick schon ja nich’ als Verkäuferin bei Hefter.

      Er wollte nich’ mehr, wie se sagte. Und: Se konnte ihn nich’ dran hindern, hättse ja selba nich’ jewusst, sondern eher zufällig mitjekriegt.

      Also darauf mussten wa erst mal eenen nehmen.

      Se hat ja immer nur den einfachen Korn in’t Haus, trinkt ja nischt anderes. Ick koofe mir wenigstens Cognac. Den Juten. Aba ick trinke nur abends, wenn die Tagesschau anfängt een Glas. Täglich. Dat erhält jung und is’ jut für’n Kreislauf. Valentina trinkt mehr. Da kann se sich wohl nur den billigen Korn leisten. Viel verdient se ja wohl och nich’ auf ihren Putzjob. Aba ick kann ihr och nischt jeben, meine Rente is’ kleen. Reicht jerade ma für mich.

      Und denn kommt der Bengel nach Hause, und ick sare, wat ihm denn einfiele, seine Lehre zu schmeißen ? Da sagt der doch glatt, dass mich dat nüscht anjinge, dass er erwachsen wäre, dass er machen könne, wat er wolle. Und dabei sah er mir herausfordernd an. So richtig frech ! Also, ick hätte ihm am liebsten eene jescheuert, wenn ick denn vom Sofa hätte uffstehen können. Konnte ick aber nich’. Von diesem durchjesessenen Ding kommt ja keener hoch, und ick schon jar nich’ mit meine schlechten Knie.

      »Reg dich nicht auf, Mutter«, sachte meine Tochter.

      Und denn goss se uns noch eenen ein.

      Jedenfalls ist’s ’ne Schande. Und det habe ick och jesagt.

      »Du wirst wie dein Vadder«, habe ick jesagt.

      »Ach, lass mich doch in Ruhe mit deinem Gewäsch«, hat er geantwortet, is’ in sein Zimmer jegangen und hat die Tür zugeknallt.

      Ick sag’s ja immer wieder ’wie sein Vadder’ – große Klappe und nüscht dahinter !

      Na, und denn ham wa noch ’n Kleenen jenommen.

      Und dann hat mir meene Tochter jesagt, dat se noch ’ne Neuigkeit hätte, ’ne jute. Se hätte ’nen Mann kennenjelernt, was Besseres. Und det wär der Richtige.

      Naja, det hat se früher och schon mal jesagt. Ick war nich’ überzeugt.

      Der is’ Tischler und will sich selbstständig machen. Aba nich’ in Berlin. Und nu will se mit ihm nach ’m Harz ziehen …

      Da bin ick ja mal jespannt, wat dat jibt !

      14 – Benjamin ( 18 / 19 Jahre )

      Inzwischen hatte er einen Großteil der Stadt per Fahrrad erforscht. Der Führerschein interessierte ihn überhaupt nicht, obwohl er ihn sich hätte leisten können. Fahrrad fahren war eben etwas anderes. Zum Rennfahrer war er vielleicht nicht geboren, dafür hätte er intensiver und vor allen Dingen mit der Gruppe trainieren müssen. Hatte dazu aber nicht die rechte Lust. Denn er hätte sich ständig unterordnen müssen, so fahren wie der Trainer es vorschreibt, dem besseren Fahrer Windschutz bieten und so weiter … Nicht sein Ding !

      Fahren, ja ! Den Fahrtwind spüren ! Den Regen ! Das Gefühl der Freiheit !

      Mit dem Auto war man ja geradezu eingeschränkt. Mit dem Rad dagegen konnte man auch durch schmale Gassen, durch Hinterhöfe und über Waldwege fahren, quer durch die Fußgängerzonen, sogar Treppen hinauf und hinunter. Ging ganz leicht. Man musste natürlich Kraft haben, und die hatte er.

      Mittlerweile hatte sich seine Mutter entschlossen, mit diesem Typen in den Harz zu ziehen. Und er stand auf der Straße. Sozusagen.

      »Du kommst doch ohnehin gut allein zurecht«, hatte sie gesagt, »du verdienst auch dein eigenes Geld. Ich weiß zwar nicht womit und will es auch gar nicht wissen. Aber: Du kommst allein zurecht, das weiß ich.«

      Er stand erst einmal sprachlos da, als sie ihm ihren Umzug eröffnete. Ihr schien es fast ein wenig peinlich zu sein. Denn während sie sprach, hatte sie eine Zigarette im Mund und sortierte ihre Klamotten. Sie öffnete Schubladen und schloss sie wieder, nahm Kleider, Röcke, Blusen aus dem Schrank und ordnete sie nervös zu verschiedenen Haufen.

      »So«, sagte sie, wandte sich ihm zu und legte die Hände auf seine Schultern. Inzwischen war er ein ganzes Stück größer als sie.

      »Aber«, fuhr sie dann fort, »ich habe mit meinem Bruder gesprochen. Er und seine Frau sind bereit, dich bei sich aufzunehmen.«

       O Gott, nicht das auch noch !

      » … Du wirst dort also eine Weile wohnen können«, hörte er sie sagen, »natürlich musst du Kostgeld abgeben.«

      Ein letzter Zug aus der Zigarette, dann drückte sie sie aus und sah ihn verlegen an.

      Da stand er also. Von Entscheidungen überrascht, die er nicht einmal geahnt hatte. Der Mann war bereits eine Weile bei ihnen ein- und ausgegangen. Aber das waren andere vor ihm auch. Obwohl, irgendwie war der anders, hatte klare Vorstellungen und äußerte die auch deutlich. Hing nicht in Kneipen herum, auch wenn seine Mutter ihn in einer kennengelernt hatte. Sparte sein Geld, machte sich ständig Notizen, um nichts zu vergessen, was für seinen neuen Betrieb wichtig sein könnte. Rannte auf Ämter und zu Handwerkskammern, um sich Informationen zu beschaffen.

      Offensichtlich hatte er seiner Mutter den Vorschlag gemacht, mitzuziehen und beim Aufbau seines Betriebs mitzuhelfen, Papierkrieg erledigen oder so was. Und sie hatte zugegriffen. Eine letzte Chance, ehe der Knochenjob sie hier zugrunde richtete. Das war ihm schon klar. Aber eben nur vom Kopf her. Vom Gefühl her fühlte er sich allein zurückgelassen.

      Natürlich verdiente er sein eigenes Geld und gab es auch nur für sich aus. Aber er verdiente unregelmäßig. Ging nur arbeiten, wenn er Lust dazu hatte beziehungsweise wenn die Moneten knapp geworden waren. Es war mehr als fraglich, ob ihm überhaupt jemand eine Wohnung vermieten würde, so ohne festes Einkommen. Wahrscheinlich nicht einmal ein Zimmer. Für eine eigene Wohnung müsste er regelmäßig verdienen.

      Und jetzt ?

      Es würde ihm kaum etwas anderes übrigbleiben, als zu Onkel und Tante zu ziehen, zumindest erst einmal.

      Später würde man weitersehen.

      15 – Onkel Otto

      Als Valentina ihnen mitgeteilt hatte, dass sie mit ihrem Freund oder Partner oder wie auch immer in den Harz ziehen wollte, war er doch erstaunt. Der Mann arbeitete als Schreiner und wollte einen eigenen Betrieb aufmachen. Ganz schön mutig. Sie haben ihn kurz kennen gelernt, weil seine СКАЧАТЬ