Ein Buch für Keinen. Stefan Gruber
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Название: Ein Buch für Keinen

Автор: Stefan Gruber

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Афоризмы и цитаты

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isbn: 9783347043282

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СКАЧАТЬ der sie Aratum und ihr Gefährte Amurru genannt wurden.

      3 Al-Lāt ist das arabische Wort für »Göttin«, während Allah »Gott« bedeutet.

      4 Dieses semitisch-kanaanäische Götterpaar wiederum soll nach Ansicht einiger weniger Forscher das Vorbild für Aschera und Jahwe gewesen sein. Diese These kommt allerdings über vage Indizien nicht hinaus.

      5 - die in der griechischen Antike mit Aphrodite Urania gleichgestellt wurde.

      Der Kreis

      Die Urschuld

      Da sprach die Schlange zur Frau: Ihr werdet keineswegs des Todes sterben, sondern Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott

      1. Mose 3, 4-5

      In den kommenden Unterkapiteln werden die Namen dreier Persönlichkeiten immer wieder fallen: Paul C. Martin – Volkswirt und Wirtschaftsjournalist –, Gunnar Heinsohn – Soziologe und Ökonom –, und Otto Steiger – Wirtschaftswissenschaftler. Im Zentrum der Arbeiten von Heinsohn und Steiger steht die Eigentumsökonomik.1 Auf Grundlage dieser Theorie formulierte Paul C. Martin den sogenannten »Debitismus« und die »Machttheorie«. Gemeinsam bilden die Machttheorie und der Debitismus ein alternatives und in sich schlüssiges ökonomisches Gegenmodell zum längst überholten und dennoch an Universitäten unterrichteten neoklassischen Tauschparadigma2. Wenngleich Martins Modell nicht der Weisheit letzter Schluss sein mag und zur Stunde von Experten an einer allgemeinen Theorie gearbeitet wird, die sowohl die Neoklassik und den Postkeynesianismus, aber gleichzeitig auch Martins Debitismus und Heinsohns/Steigers Eigentumsökonomik jeweils als Spezialfälle einordnen kann3, basiert Martins Modell, anders als die neoklassische Volkswirtschaftslehre, nicht auf unbewiesenen Behauptungen und widerlegten Grundannahmen, die stets nur zu falschen Schlüssen und unzutreffenden Vorhersagen führen können. Dass diese falschen Grundannahmen nicht bloß historischer oder theoretischer Natur sind, sondern sogar dem Prozess der Geldschöpfung und -vernichtung heute eklatant widersprechen, wie jeder leicht anhand von Geschäftsbank- und Zentralbankbilanzen nachprüfen kann, ist der eigentliche Skandal einer Volkswirtschaftslehre, die für sich in Anspruch nimmt, auf dem Boden der Tatsachen und der Wissenschaft zu stehen. Eine Anerkennung der realen Gegebenheiten, wie sie der Debitismus vollzieht, würde dementsprechend mit einem massiven Gesichtsverlust im universitären Betrieb einhergehen. So haben die Anhänger neoklassischer Modelle (zusammen mit allen anderen Tauschtheoretikern von Marx bis zur Schule der österreichischen Nationalökonomie) mit ihrem »Geld ist Tausch- und Schmiermittel«-Paradigma zwar die wesentlich einfacheren (aber falschen) Antworten, gleichzeitig aber waren sie (anders als die Debitisten) nicht in der Lage, die bis heute andauernde Wirtschaftskrise ab 2007 vorherzusehen und ihren Verlauf zu begreifen. Der Keynesianismus1 andererseits schüttet seit Jahrzehnten noch mehr Öl ins Feuer, weil auch er die Zeit/Termin-Problematik des kapitalistischen Systems nicht erklären kann. Ein weiterer – und psychologisch betrachtet vielleicht sogar der eigentliche – Grund, warum sich der Debitismus wohl niemals im universitären Alltag durchsetzen wird, ist der, dass er den Leuten jegliche Hoffnung auf ein funktionierendes Wirtschaftssystem raubt. Derart nihilistische Positionen werden von der Massenpsychologie so gut es geht verdrängt, denn Hoffnung ist der wichtigste Treibstoff für den menschlichen Antrieb; sie erzeugt erst die Dynamik in der Geschichte des Homo sapiens sapiens. Da wir in diesem Buch Mystik2 (die Analogie als Werkzeug zur Beschreibung der Realität) und Wissenschaft (die Kausalität als Werkzeug zur Beschreibung der Wirklichkeit) als gleichberechtigt betrachten, werde ich im Folgenden den Debitismus/die Machttheorie erläutern und auf mystischer Ebene interpretieren.

      Am Beginn von Debitismus und Machttheorie steht die menschliche Urschuld. Als Urschuld wird die Schuld bezeichnet, die jeder Mensch sich selbst gegenüber hat. Paul C. Martin und Walter Lüftl schreiben dazu in Der Kapitalismus – ein System, das funktioniert: »Jedes Kind, das auf die Welt kommt, ist verschuldet bis unter seinen süßen Haarflaum. Es sind die Schulden, die der neue Mensch sich selbst gegenüber hat. Schulden, die aufgrund seiner Existenz entstanden sind. Diese Schulden lassen sich überschlägig berechnen: Es sind die Kosten, die der neue Mensch hat, um sein Leben lang am Leben zu bleiben. Die Ausgaben für Nahrung, Wohnung, Kleidung usw., alles abgezinst auf die Gegenwart.«

      Was wie selbstverständlich klingt, hat später weitreichende Konsequenzen, weshalb es für das Verstehen des Debitismus entscheidend ist, hier am Ursprung anzusetzen. Sich selbst etwas schuldig zu sein, bedeutet nichts anderes, als dynamisch zu sein, d.h. der Schuldige muss aktiv sein, um seine Schulden, den Zustand »Leben«, bedienbar zu halten.

      In vorstaatlicher Zeit musste er sammeln und jagen, um seine Grundbedürfnisse zu tilgen und je weniger der Mensch in der Lage war, seine Urschuld zu tilgen, desto geschwächter wurde er im Zeitablauf und desto schwieriger wurde es für ihn, von dieser Schuld nicht erschlagen zu werden, denn ein Bankrott war und ist gleichbedeutend mit dem physischen Tod. War für den paläolithischen Wildbeuter die Vorratshaltung von Nahrung noch eine Last für sein nomadenhaftes Dasein, versuchen dagegen der sesshafte Stammesgenosse des Neolithikums seine Urschuld und der Kapitalist heute seine Geldschuld durch Hortung von Nahrung bzw. Geld dauerhaft zu tilgen und beide stehen in einem Konkurrenzkampf mit anderen Teilnehmern, anderen Kapitalisten oder anderen Stämmen und Tieren. Dem Kredit (männliche Dynamik) steht dabei immer ein Guthaben (weibliche Ruhe) gegenüber, so wie im Ungleichgewicht der Natur die erlegte oder gehortete Beute des einen die fehlende Beute des anderen im Konkurrenzkampf ist.1 Über der Urschuld des einzelnen Stammesgenossen steht seine Schuld der Natur gegenüber, der er seinen materiellen Körper entliehen hat. Tilgt er zuvor nur die permanent anlaufenden Zinsen, um den Zustand »Leben« zu erhalten, begleicht er mit dem Tod seine Hauptschuld. Das Analogon hierzu im Wirtschaftsleben ist, wie wir später noch sehen werden, die monatliche Steuerschuld dem Staat gegenüber, welche erst die Kontraktschuld des Kapitalisten und mit ihr die Geburt des Zinses evoziert. Sie ist erst mit dem Tod des Kapitalisten/Konsumenten oder der Zersetzung des Staates beglichen. Die nicht zeitgerechte Tilgung der Urschuld wiederum erzeugt einen geschwächten Körper und Geist und erfordert ein Mehr an Nahrung und Ruhe, um sich wieder aufzupäppeln.2 Dieses Mehr im Zeitablauf ist das fraktale Analogon zum Zinseszins im staatlichen Wirtschaftsleben.

      Das Sein selbst ist, abstrakter gedacht, ohne Dynamik nicht definierbar, ja Sein ist Dynamik – das ständige Ungleichgewicht des materiellen Seins, das Systeme durch ständigen Anpassungsdruck evolviert, ist damit die Schuld des Seins sich selbst gegenüber. Nur die Leere ist in Ruhe und sich damit nur Erfahrung schuldig, womit sie das Sein aus der Taufe hebt. Jedes System des Seins ist für alle anderen Systeme (die das Milieu bilden) ein Störfaktor und vice versa. Gleichzeitig ist es erst diese Störung, die ein System bedingt und erhält. Jedes System ist sich die Selbsterhaltung schuldig – ist ein Jäger evolutionär bedingt im Überlebensvorteil, so steht die unterlegene Art als Beute unter »Zugzwang«1, d.h. sie muss sich den neuen Bedingungen anpassen. Sie ist sich also Information schuldig, um zu überleben. Passt sie sich an, ist seinerseits der Fressfeind unter Zugzwang. Diese Akkumulation von Information im dynamischen Wechselspiel erzeugt Komplexität – beispielsweise im betreffenden Wirtschaftsraum, der evolutionsgetriebenen Natur, aber auch in einer Ideologie oder Theorie, die permanent nach außen hin verteidigt oder an neue Erkenntnisse angepasst werden muss – und der Grad an Komplexität verläuft zuerst linear und gegen Ende exponentiell. Und das so lange, bis die »Kosten« zur Aufrechterhaltung der Komplexität – in Form von Geld im Wirtschaftsraum, des Energieaufwandes zur Lebenserhaltung der betreffenden Art in der Natur, der Propaganda- und Gewaltmaschinerie zur Aufrechterhaltung einer Ideologie oder der Verteidigung einer Theorie, nachdem sie durch permanente Anpassungen an neue Erkenntnisse und Entdeckungen verwässert wurde – den Nutzen »im Milieu« übersteigen. Dann geht das betreffende System unter, d.h. der Wirtschaftsraum wird von einer schweren Krise heimgesucht, die betreffende Tierart stirbt aus, eine Ideologie scheitert und die axiomatische Basis einer Theorie wird durch Zusatzannahmen so stark ausgehöhlt, dass sie als widerlegt gilt oder СКАЧАТЬ