Название: Zu neugierige Mörder: 9 Krimis
Автор: Karl Plepelits
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783745213409
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Der Gangster sah ihn an, als wollte er sich verbitten, mit Aufträgen belegt zu werden, doch er sah wohl selbst ein, dass der Detektiv recht hatte.
Da Linda Rogers nicht mit den Männern in die Lehmhütte durfte, befahl Fernay Boiler, bei ihr zu bleiben.
„Das ist dir hoffentlich nicht unangenehm?“, meinte er grinsend.
„Im Gegenteil, Boss! Eine angenehmere Gesellschaft kann ich mir kaum vorstellen. Wir werden uns bestimmt gut unterhalten. Außerdem bin ich auf die Eidechsen und Skorpioneier, die man euch vorsetzen wird, nicht versessen.“
„Es wäre klüger, wenn ich bei Miss Rogers bliebe“, flüsterte Bount. „Ich könnte dann viel leichter zu der bewussten Hütte hinüber.“
Doch darauf ging Bark Fernay nicht ein.
„Damit du mit der Puppe abhauen kannst“, grollte er. „Das schlag dir aus dem Gehirn!“
Eidechsen und Skorpioneier mussten sie nicht essen, aber immerhin verschiedene fragwürdige Köstlichkeiten, nach deren Herkunft lieber keiner fragte.
Bark Fernay sah Bount Reiniger auffordernd an. Er hielt es für an der Zeit, dass dieser endlich eine Ausrede fand, die Hütte zu verlassen.
„In der Nacht ginge es leichter“, raunte der Detektiv.
Dieser Meinung war er allerdings nur in Bezug auf die arabischen Wächter. Etwaige Sprengladungen würde er bei Tageslicht leichter erkennen und ihnen ausweichen können.
„Die drei Stunden sind um“, beharrte der Gangster. „Soll ich Boiler das Zeichen geben? Ich könnte mir vorstellen, dass unsere arabischen Freunde eine weiße Frau als Gastgeschenk ebenfalls zu schätzen wüssten.“
Bount knirschte mit den Zähnen, während auf seinem Gesicht ein Lächeln blieb, das die Beduinen täuschen sollte. Er blickte auf seine Uhr, die ihm die Gangster bei der Durchsuchung nicht abgenommen hatten, und ihm kam ein Gedanke.
„Noch ein paar Minuten Geduld!“, murmelte er zwischen den Zähnen.
Er wischte sich die fettigen Finger an seinem Hemd ab und strich sich zufrieden über den Bauch. Dabei lobte er das ausgezeichnete Mal, was ihm ein strahlendes Lachen aus lückenhaften Zahnreihen einbrachte.
Er tat nun, als würde er schläfrig, und die Araber verloren gleichfalls ihr Interesse an ihren Gästen. Einer nach dem anderen warf sich mit dem Gesicht auf den Boden, und sofort hob ein singendes Geplapper an. Die Araber verrichteten ihr Mittagsgebet.
Bount wechselte mit Fernay einen kurzen Blick. Jetzt musste er es riskieren. Sie wurden nicht wie Gefangene behandelt, also würde ihn auch niemand daran hindern, die Hütte zu verlassen.
Geräuschlos schob er sich hinaus.
Er drehte sich nicht nach den Gangstern um, aber er wusste, dass sie ihn im Auge behielten.
Linda Rogers, an der er vorüberkam, sah ihn fragend an.
Er nickte ihr aufmunternd zu, doch sie erschrak, denn sie begriff, dass in den nächsten Minuten über ihr Leben entschieden wurde.
21
Wie erwartet, lagen auch die beiden Wächter im Sand und beteten.
Bount Reiniger ging einen weiten Bogen und brachte sich so in ihren Rücken. Nun flankierten sie die Hütte, die direkt vor ihm lag. Ihre Gesichter waren nach Nordwesten gerichtet, dorthin, wo die heilige Stätte Mekka lag.
Doch auch hinter sich wusste Bount Reiniger betende Gläubige, und diese hatten ihn, wenn sie ihren Kopf auch nur um eine Idee anhoben, genau im Blickfeld.
Die Hütte besaß nur einen einzigen Eingang auf der Nordseite, aber zwei Fenster, die nach Westen und Osten gingen. Sie war größer als die anderen.
Falls es Sprengladungen gab, waren diese in erster Linie in der Nähe des Eingangs zu suchen. Bount musste also eines der Fenster erreichen, und zwar jenes auf der Westseite, weil dies sich sämtlichen Blicken entzog.
Er huschte eilig zu der Lehmmauer und glitt um die Ecke.
Niemand hatte offenbar etwas gemerkt.
Das Fenster war mit einiger Anstrengung zu erreichen. Es war zwar reichlich schmal, eigentlich nur ein Spalt, aber Bount Reiniger war zuversichtlich, dass er sich würde hindurchzwängen können.
Doch dagegen hatte der Araber etwas, der sich nun links von ihm befand und ihn bemerkt hatte. Er gab die Andacht seines Gebetes auf und griff an seinen Bauch. Dort steckte wahrscheinlich unter dem Burnus eine Waffe.
Bount lächelte ihm zu und winkte ihm.
Der Beduine war einen Moment lang unschlüssig. Er überlegte wohl, ob er die anderen herbeirufen solle, doch er wollte die Freunde nicht durch sein Geschrei stören. Mit diesem Ungläubigen würde er auch allein fertig werden,
Misstrauisch näherte er sich dem Detektiv und stellte ihm auf Arabisch eine Frage, die er genauso gut für sich hätte behalten können, weil Bount Reiniger sie ohnehin nicht verstand.
Er dagegen verstand sich klarer auszudrücken. Er deutete geheimnisvoll auf das Fenster, und als der Araber seinen Hals reckte, schnellte er blitzartig herum und traf ihn mit der Handkante.
Trotz seiner momentanen körperlichen Schwäche, die er fehlendem Schlaf und mangelhafter Verpflegung zu verdanken hatte, reichte seine Kraft, um den Araber ins Land der Träume zu schicken, ohne dass dieser noch einen Seufzer von sich gab.
Nun musste er sich beeilen. Er hatte keine Ahnung, wie lange das Gebet der anderen noch dauerte. Sobald man den Bewusstlosen bemerkte, brach die Hölle los. Darauf konnte er sich verlassen.
Er zog den Mann dicht an die Mauer heran und stopfte ihm einen Fetzen in den Mund, den er von dessen Burnus abriss.
Dann suchte er die Waffe, und stellte erfreut fest, dass es sich um eine Schusswaffe handelte, allerdings um einen uralten Tranter Perkussionsrevolver, der zum Glück mit fünf Patronen voll geladen war.
Nun fühlte Bount sich schon bedeutend besser, denn er besaß noch etwas, von dem Bark Fernay nichts ahnte. Die Handgranate, die er ihm beim Betreten der Hütte des Beduinen aus der Tasche gestohlen hatte, ohne dass der Gangster etwas davon gemerkt hatte.
Von nun an musste sich Bount Reiniger darauf verlassen, dass das Glück bei ihm etwas nachzuholen hatte. Er zog sich an dem Fenster hoch und schloss sekundenlang die Augen, um sich an das Halbdunkel in dem Raum zu gewöhnen.
Die Hütte schien als eine Art Vorratsraum zu dienen. Für die Beduinen mochte sie unersetzliche Schätze enthalten. Wahrscheinlich wurde sie aus diesem Grunde und nicht wegen des Goldes so streng bewacht. Wüssten die Araber etwas von dem Schatz, würden sie ihn sich vermutlich selbst aneignen. Wie war es Jil Fernay gelungen, die einfachen Männer zu täuschen?
Bevor Bount ins Innere sprang, hielt er argwöhnisch nach einer Sprengladung Ausschau. Dass er keine entdeckte, musste noch lange nicht bedeuten, dass keine vorhanden war. Vielleicht war er in der nächsten Sekunde schon tot.
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