Pforte des Todes. Willi Voss
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Название: Pforte des Todes

Автор: Willi Voss

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783967526769

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СКАЧАТЬ vielleicht«, sagte Jakob und lehnte sich erschöpft zurück.

      

      3

      Wehner behauptete später, Reineking habe mindestens zwei Stunden auf der Seitenbank des Einsatzwagens gelegen, habe hin und wieder geröchelt und kurz vor dem Erwachen ein wirres Referat über die Logik der Gewalt gehalten. Reineking selbst hatte das Gefühl, noch nicht mal eingenickt, am Rande des Dahindämmerns und dennoch inmitten des Geschehens gewesen zu sein, alle Geräusche wahrgenommen zu haben, auch jene, die sein Kopf produziert hatte.

      »Dr. von Vennebeck hat angerufen«, sagte der Kollege, dessen Augen dunkel unterlaufen waren. »Er wollte wissen, wie sich die Sache entwickelt hat.«

      »Und?«

      »Ich habe ihm gesagt, was er sowieso schon wusste. Mehr ist ja nicht. Du sollst ihn auf jeden Fall anrufen

      »Wieso, wenn er schon alles weiß?«

      »Keine Ahnung. Wahrscheinlich haben seine Denkmalsfreunde ihn unter Druck gesetzt und er will die Untersuchung beenden.«

      Reineking gähnte.

      »Die LKA-Giganten haben auch eingepackt«, sagte Wehner nicht ohne Häme, »ziemlich frustriert, wenn du mich fragst. Ich wette, die haben mit ihrer Wahnsinnsapparatur auch nicht mehr herausgefunden als wir.«

      Damit angerückt waren sie jedenfalls. In schnieken Anzügen und sehr von sich überzeugt. Auf Reinekings Hinweis, keine Brandhilfsmittel gefunden zu haben, hatten sie ihn belächelt und ihm einen Vortrag über physikalische Gesetze gehalten. Wahrscheinlich war das ihre Art, ihm mitzuteilen, dass sie ihn für einen Deppen hielten.

      »Gibt es hier irgendwo Kaffee?«

      »Ich habe schon danach geschickt.«

      »Mein Gott, bin ich daneben!«, stöhnte Reineking. »Wie spät?«

      »Kurz vor elf.«

      »Hat die Nachsuche was gebracht?«

      »Ich habe kein Freudengeheul gehört. Wenn du mich fragst, haken wir die Geschichte bald als Müllsammelaktion und dann als Unfall oder Selbstmord ab.«

      »Den Dicken würd ‚s freuen, ich warte lieber auf den Spruch der LKA-Götter.«

      Reineking brauchte gute zehn Minuten, eine halbe Flasche Wasser, mehrere der Sparkaffees und gegen den pelzig-bitteren Mundgeschmack ein Pfefferminz, ehe er wieder einigermaßen aufnahmefähig war. Er streckte die vom ungemütlichen Liegen schmerzenden Glieder, zündete sich eine Zigarette an und freute sich über den ersten zaghaften Sonnenstrahl, der den schwarzgrauen Himmel marmorierte. Selbst der Bronzekaiser schien die Heiterkeit des Seins entdeckt zu haben, obwohl er vom Bauch abwärts in feinem Dunst badete.

      Es war feucht und warm, und die Luft, den ganzen Tag über von böigen Winden bewegt, war so lau, dass noch nicht mal das Laub der Bäume raschelte. In den Pfützen spiegelte sich der Himmel. Das jetzt freundlicher wirkende Gemäuer des gewaltigen Bauwerks, auf dem, erst kürzlich durch Sandstrahlen aufgefrischt, »Wilhelm der Große« in imperialer Fraktur zwischen zwei imponierenden Reichsadler-Wappen eingemeißelt war, erstrahlte in imposanter Pracht.

      Reinekings Handy klingelte.

      »Endlich!«, hörte er die erleichterte Stimme seiner Tochter. »Im Dienst haben sie nicht sagen wollen, wo ich dich finden könnte. Du meine Güte, ich bin schon vor Hamburg, und die Finger, die habe mir auch wund telefoniert!«

      »Tut mir leid.«

      »Mir auch. Besonders wegen des guten Frühstücks, das ich uns gemacht habe. Du hättest mir wenigstens Bescheid sagen können!«

      »Ich habe dir eine Nachricht auf das Nachtkästchen gelegt.«

      »Du hättest mich wecken können.«

      »Dann wärst du nicht wieder eingeschlafen.«

      »Danke für deine Fürsorge.«

      »Wann kommst du zurück?«

      »Die Freizeit dauert drei Tage. Wenn also nichts dazwischenkommt, am Wochenende.«

      »Kommt was dazwischen?«

      »Werde ich mir noch überlegen«, sagte Magdalena kühl und schaltete ab.

      »Mann, Mädchen!«, stieß Reineking enttäuscht hervor. Er rückte die grüne Taste seines Geräts, suchte Magdalenas Nummer und wartete ungeduldig auf das Freizeichen.

      Wie so viele Menschen, die mit praktischen Dingen zu tun haben und sich als nüchtern und aufgeklärt betrachten, war auch Reineking nicht frei von Ritualen, die er selbst bei näherem Betrachten als abergläubische Relikte definiert hätte. Er war überzeugt, Unglück heraufzubeschwören, sollte es ihm nicht gelingen, seine Tochter zu erreichen und ihre Missstimmung zu beseitigen. Wehner winkte ihm.

      Reineking hob abwehrend die linke Hand. »Gleich«, sagte er. Seine Unruhe wuchs. Bitte, Mädchen, rief er seiner Tochter in Gedanken zu, heb doch endlich ab!

      Endlich meldete sie sich.

      »Entschuldige, das war dumm«, sagte sie. »Aber manchmal behandelst du mich wirklich wie ein Kind.«

      »Tut mir leid.«

      Früher hatte sie aus solchen Situationen Kapital, ein Geschenk, einen Kino- oder Diskobesuch herausgeschlagen und ihm als Gegenleistung ein nicht von Gewissensbissen freies, aber tröstliches Alibi geboten. Seit dem grässlichen Freitod ihrer Mutter (Reineking fühlte sich noch immer nicht in der Lage, sich seiner Frau durch Nennung ihres Namens zu nähern) hatte sie nach einer langen, gut zwei Jahre währenden Phase heulenden Elends sozusagen über Nacht die Rolle der bemühten Hausfrau erfüllt, sorgsam darauf bedacht, sich in Ausdruck und Erscheinung wie eine gestandene Erwachsene zu präsentieren.

      Viel zu spät und erst nach mehreren Psychologengesprächen war ihm aufgegangen, dass seine Tochter nach der langen Leidensphase die Rolle ihrer Mutter übernommen hatte. Es war eine Art von unbewusst vorgenommener Metamorphose gewesen, die glücklicherweise das Erwachen aus ihrer Lethargie eingeleitet hatte. Aber – und das beobachtete Reineking mit Sorge – Magdalena hatte sich einer freikirchlichen Gemeinschaft angeschlossen, die ein Gottesbild predigte, das angeblich frei von den Fesseln der Konfession sei. Glücklicherweise hatte das Mädchen ihre Fröhlichkeit behalten.

      »Papa, bist du eigentlich zufrieden mit dem, was du machst?«

      »Du stellst Fragen!«

      »Unser Pfarrer meinte, solch ein Beruf könnte leicht zur Sucht werden.«

      »Zur Leidenschaft.«

      »Er meinte, die Gefahr sei umso größer, je mehr man sich als Hüter des kollektiven Gewissens fühlt.«

      »Der Bursche hat zu viele schlechte Western gesehen.«

      »Er nannte das nicht überwundenen Jagdtrieb. Kommt besonders häufig bei Männern mit der Blutgruppe Null vor. - Welche Blutgruppe hast du?«

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