Pforte des Todes. Willi Voss
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Название: Pforte des Todes

Автор: Willi Voss

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783967526769

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СКАЧАТЬ das Fleisch in einer breiten Spur bis zum linken Halsmuskel.

      Jakob stöhnte, ließ das Wasser laufen, schaffte es nicht, den Kopf unter den Wasserhahn zu senken. Er mühte sich in die auf der anderen Seite stehende Badewanne und öffnete das Duschventil. Er blieb sitzen, bis nur noch ein dünner Blutfaden vom Hals in den Abfluss lief. Er kroch wieder heraus, entledigte sich mühsam seiner Kleider, hüllte sich in ein Badetuch, trocknete mit Papiertüchern die Wunde und versorgte sie in unendlicher Langsamkeit. Das Aufkleben des breiten Pflasters brachte ihn zum Schwitzen und seine Hände zum Zittern. Einer Ohnmacht nahe, wankte er ins Schlafzimmer, torkelte an Videokamera, Monitoren und Ordnern vorbei auf das Doppelbett zu und fiel erschöpft mit dem Gesicht voran hinein.

      Er roch den Duft eines aus dem Laken aufsteigenden Parfums, das die Erinnerung an ein verzückt lachendes Mädchengesicht und schwellende Brüste in ihm weckte. Er hatte das Gefühl, sich auf einer Scheibe zu drehen, tauchte in ein diffuses Dunkel und flog davon, einem Licht entgegen, aus dem stolz ein weißes Pferd galoppierte und ihn mit magischer Kraft erneut durch diesen hintergründig erleuchteten Hohlweg trug. Auf ein riesiges Gebäude zu, das im Schatten des Hintergrunds zu erkennen war. Voraus dieser glatt abgeschnittene Kopf mit den gütigen Augen, in der warmfeuchten Nachtluft eine stille Musik, als wenn filigrane Gläser aneinander klirrten und - einen jähen Schrecken auslösend - ein Schrei und eine Störung, die von einem auf ihn zu stürzenden verzerrten Gesicht ausging.

      Er richtete sich auf, setzte sich auf den Bettrand.

      Der Schmerz, dachte er, dieser Überfall ... Wenn ich nur wüsste, was es mit dem Pferd auf sich hat!

      Es lenkte ihn.

      Ein starkes Pferd mit vorgezeichnetem Weg. Der Reiter war nichts weiter als Last, abhängig von dem Willen des Tieres. Er, Jakob, war lediglich das Werkzeug und nicht der Wille gewesen.

      Er zuckte wie unter einem Schlag zusammen. Er sah das Bild, das ihn im Traum so maßlos erschreckt hatte, die Gestalt hinter der Dämonenmaske, die Hand, die den schwarzen Phallus gehalten und zugeschlagen und damit das Pferd vom Weg gezwungen hatte. Und es war kein weißes, es war ein fahles Pferd gewesen. - Und fahle Pferde, wusste er, sind Boten des Todes.

      Seine Augen wurden dunkel vor Sorge. Er richtete sich trotz seiner Schwäche vom Bett auf, wankte in den Flur und auf das Arbeitszimmer zu. In brutaler Klarheit stürzten nicht nur die Bilder des Überfalls auf ihn ein. Er erinnerte sich der ängstlichen Augen, sah dahinter den Mann, dem sie gehörten und wusste mit instinktiver Sicherheit dessen Absichten.

      Er stieß die Tür auf, roch, noch ehe er das Arbeitszimmer betrat, den Gestank verschmorter Kabel und bemerkte den offenen Wandsafe.

      Die Wertpapiere, auch die Schatulle, in der er antike Münzen aufbewahrte, waren vorhanden, doch der schwere Schlüssel für die Bergkapelle und das kostbare Medaillon fehlten.

      Sein Magen rebellierte. Er fiel nach vorne, barg das nasse, heiße Gesicht in den Händen, spürte Hitze Kälte und die Wand zugleich und hatte das sichere Gefühl, eine Hand würde ihn greifen und hinabziehen in einen Schlund, die ihn wegen seines Versagens niemals mehr loslassen würde.

      Kein Zweifel: Nur Deskin konnte den Kapellenschlüssel und das Medaillon an sich genommen haben. Deskin, ein erst seit wenigen Monaten zum Tempel gehörendes Mitglied, hatte nach der Abendandacht offensichtlich das Verlassen des Hauses vorgetäuscht. Er hatte sich - die Abdrücke seiner Sportschuhe waren auf dem Wannenboden abgedrückt - im Gästebadezimmer versteckt und abgewartet, bis im schräg gegenüber liegenden Andachtsraum Ruhe eingekehrt war. Er hatte sich mit der Dämonenmaske getarnt und mit dem fürchterlichen Knüppel zugeschlagen, als er, Jakob, die Garage in Richtung Wohnbereich verlassen hatte. Deskin hatte die Zeit der Bewusstlosigkeit ausgenutzt, um sich in das Arbeitszimmer zu schleichen und den Safe zu öffnen, in dem er das unersetzliche Medaillon wusste.

      Jakob presste den Kopf gegen den Spiegel, spürte das kalte Glas auf der Stirn und hoffte, der stechende Kopfschmerz werde sich nach Einnahme der beiden Tabletten rasch verflüchtigen. Er tastete nach dem Wasserhahn, öffnete ihn und ließ kaltes Wasser über seine Handgelenke laufen. Seine Lippen formten Worte, ein Gebet, mit dem er um Kraft flehte, um sich auf die Suche nach dem Verbrecher machen zu können.

      Tastend, als befände er sich am Rande eines Abgrundes, bewegte er sich in den Flur, ins Arbeitszimmer und stützte sich dort auf dem Schreibtisch ab. Er nahm den Hörer von der Gabel und wählte. Vierzehn Mal erklang das Freizeichen, bis sich eine verschlafene Mädchenstimme mit einem nörgelnden »bei Deskin« meldete.

      »Ist Florian zu sprechen?«

      »Wissen Sie, wie spät es ist?«

      »Entschuldigung, aber ich muss ihn unbedingt erreichen!«

      »Er ist aber nicht hier. Er musste was erledigen. Was, hat er nicht gesagt.«

      »Wo kann ich ihn finden?«

      »Das hat er mir nicht gesagt. Er hatte eine Verabredung, mit jemandem von der Presse und sagte, es werde sehr spät werden.«

      Jakob legte auf. Der offene Safe fiel in seinen Blick. Allmächtiger, lass diesen Kelch an mir vorüber gehen! Er rieb sich das glatte Kinn. Die Haut brannte. Gib mir Kraft, gib mir Kraft! Er tastete nach seinem Hals, der noch immer wie Feuer brannte und die ihn daran erinnerte, dass er seine Kräfte schonen musste. Aber das zählte nicht, es zählte, dass Judas Deskin Verrat geübt hatte und, wenn er den Hinweis des Mädchens richtig deutete, sein Wissen zu verkaufen gedachte.

      Jakob schob sich hinter den Schreibtisch, öffnete die oberste Schublade des Rollcontainers, tastete mit den Händen darin herum, bis er den kühlen Stahl eines Skalpells spürte. Er zog es heraus und steckte es ein. Er nahm die Schlüssel und verließ noch immer schwankend das Zimmer. Im lang gestreckten Flur prallte er gegen die Garderobe. Schmerz durchraste ihn. Er stützte sich an der Wand ab und schüttelte sich. Verzweiflung bemächtigte sich seiner. Er wusste, dass er es nicht alleine schaffen konnte. Schon das Autofahren war unter solchen Vorzeichen mehr als fahrlässig.

      Er atmete schwer, schob sich, die Flurwand als Hilfe nutzend, ins Arbeitszimmer zurück und ließ sich hinter den Schreibtisch fallen. Er zog das Telefon an sich heran und wählte.

      »Magdalena«, sagte er, als die junge Stimme sich meldete, »du weißt, dass ich dich niemals um etwas bitten würde, wenn es nicht unbedingt notwendig wäre, aber heute brauche ich dich. Kannst du bitte zu mir kommen?«

      »Wird es lange dauern?«

      »Ich möchte, dass Du mich fährst, und wie lange es dauern wird, kann ich noch nicht sagen.«

      »Es ist, weil ich morgen früh die Reise antrete.«

      »Was heißt früh?«

      »Um acht.«

      »Dann bist du längst wieder zu Hause. Kommst du?«

      »In den Tempel?«

      »Nein, nach nebenan«, sagte er. »Und beeile dich bitte.«

      Sie versprach es.

      

      1

      Irgendein Mitarbeiter hatte aus einem der Dienstfahrzeuge einen Klappstuhl herbeigeschafft, den Oberstaatsanwalt von Vennebeck ohne Dank, aber mit großer Skepsis auf seine СКАЧАТЬ