Pforte des Todes. Willi Voss
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Название: Pforte des Todes

Автор: Willi Voss

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783967526769

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СКАЧАТЬ und humpelnd in die nasse Nacht bewegte und zwischen hohen Sträuchern verschwand. Ein dünnes Licht schimmerte von links, von dort, wo das Hotel lag. Magdalenas Gedanken rasten. Sie dachte an das Brecheisen, an die Lampe, an das Blut, das den Halsverband nässte und gegen ihren Willen daran, das Auto zu wenden und zu flüchten. Aber sie blieb, lauschte auf das Trommeln des Regens und raffte sich schließlich dazu auf, die Türstifte nach unten zu drücken.

      ***

      Das Hotel, von einer schwachen Außenlaterne beleuchtet, ragte links von Jakob auf. In den vor Nässe triefenden Bäumen rauschte der Wind. Ein kalter Schauer überlief ihn, als ihn einige Meter hinter der ohne Mühe überwundenen Wegsperre das Geäst eines Strauches streifte und mit einem Schwall Wasser übergoss. Er wich zurück, bis er den steinigen Weg unter seinen Schuhen spürte und ging weiter, das Brecheisen fest umklammernd. Nach gut einhundert Metern sah er vor sich die aus roh behauenen Steinen erbaute Kapelle als düsteren Schatten vor dem helleren Himmel. Und in diesem Schatten bemerkte er einen schmalen Lichtstreifen.

      Er hielt den Atem an. Seine Rechte umklammerte das Brecheisen. In ihm blitzte die Hoffnung auf, Deskin läge ob seines Frevels als sichtbares Zeichen des göttlichen Zorns zertrümmert in der kleinen Kartause.

      Er lief los. Seine unregelmäßigen Schritte ließen ihn grotesk schwanken. Der Weg ging in Wiese über, öffnete sich links zu einem Feld. Vor ihm Büsche, die Kapelle, das Licht verschwand, tauchte erst wieder auf, als er schwer atmend vor dem kleinen Portal angekommen war und, das Brecheisen zum Schlag erhoben, innehielt.

      Die schwere, eisenbeschlagene Holztür war geöffnet. Wasser stand dunkel im Eingangsbereich. In ihm brach sich das schwache Licht einer Taschenlampe, die vor den Stufen des Altars lag.

      Er lauschte.

      Das Rauschen des Windes. In Lachen fallendes Wasser. Sein pfeifender Atem.

      Jakob trat über die Schwelle. Er blickte nach links. Er sah die heraus gebrochenen Steinplatten, das polierte Holz des Sarges, der in der schmalen Gruft inmitten des Raumes zu sehen war, den weißen Stoff des Kleides. Ihm war, als schlösse sich eine eiserne Klammer um sein Herz. Er spürte Feuer in den Eingeweiden, hatte das Gefühl, von den Beinen gerissen, empor und gegen den Altar geschleudert zu werden.

      Dicht vor sich sah er ein schwarzes, eckiges Gehäuse mit einem gelben, runden Schirm. Dahinter die Sandsteinstufen, den Altar, die Vasen, die er selbst hineingestellt und mit lange blühenden Sträuchern gefüllt hatte, um nicht jede Woche auf den Berg fahren zu müssen. Er drehte den Kopf. Der Eingang, die schmucklosen Wände, das Isis Bild, die aufgehobenen Bodenplatten, die im Schein der Lampe mächtiger erschienen als sie tatsächlich waren. Es war nicht schwer gewesen, sie von der darunter liegenden Gruft zu heben, den recht großen Raum von dem modernden Holz, den Knochen zu befreien, sie würdig in die dafür vorgesehenen Nischen zu bestatten und Boden und Wände zu säubern, um das neue Behältnis einzufügen, in dem der junge Körper lag.

      Jakob betrachtete den offenen Sarkophag, den unter den weißen Tüchern zu erahnenden Körper. Unter der Hülle zeichneten sich deutlich die auf der Brust gefalteten zarten Hände ab, über denen das Symbol der Wiederkehr lag, der Speer mit dem Kopf und den unterschiedlichen Säulen. Der Kopf war frei. Dort war das Leinen zerschnitten und auseinandergezerrt worden. In der Öffnung hob sich in mattem, durchscheinenden Glanz das Gesicht der jungen Frau heraus, die Lider offen, auf den Lippen der Eindruck eines wissenden Lächelns.

      Jakob stöhnte. Er heulte laut auf und begriff, dass Judas Deskin ihn und damit die gesamte Menschheit um den Lohn aller Mühen, um die letzte Erkenntnis gebracht hatte.

      »Deskin!«

      Seine Stimme hallte an den Wänden wieder. Der Raum, erkannte er, war leer, das Portal offen. Jakob sah seine Schuhabdrücke, die aus der Nässe vor dem Eingang bis in den Bereich der zweiten Taschenlampe und des mitgebrachten Brecheisens reichten.

      Er nahm Lampe und Eisen an sich, richtete sich auf und bewegte auf die Gruft zu. Er starrte in die Öffnung, auf den mit weißer Seide ausgeschlagenen Sarg und die in einem durchscheinenden, Gold gebördelten Tuch Eingehüllte.

      Das Mädchen schien zu leben, die Augen - er war sicher, dass ihre durchscheinenden Lider bei der Bestattung geschlossen waren – glänzten und gaben dem schmalen Gesicht den Ausdruck tiefsten Friedens.

      Er kniete nieder und senkte den Kopf. Sein Herz raste, das Blut pulste in seinen Ohren. Der Oberkörper schwankte vor und zurück. Er schlug sich in ohnmächtiger Trauer mit beiden Fäusten vor die Brust, während sein Blick sich nicht von dem Gesicht des Mädchens lösen konnte.

      Minuten lang verharrte er wie im stillen Gebet, richtete sich dann abrupt auf und begann zielstrebig, die Tücher zu richten und die Gruft mit steinernen Platten zu verschließen.

      Er prüfte seine Arbeit. Bis auf einige Sandreste, die er mit den Füßen verstreute, war alles wieder so wie zuvor. Er tastete nach dem Skalpell und spürte die Schärfe der Klinge. Deskin, er war sicher, würde für seinen Frevel vom Erdboden getilgt werden.

      ***

      »Ich hoffe, du hast dich nicht geängstigt«, sagte er, als er das Auto erreichte und sich auf den Beifahrersitz fallen ließ.

      »Angst hatte ich schon«, gestand das Mädchen mit flacher Stimme.

      »Kein Verbrecher ist so dumm, nachts im Wald auf Beutezug zu gehen«, sagte Jakob. »Außerdem stehen wir, wie du weißt, unter besonderem Schutz. - Hast du je von dem da-Vercelli-Protokoll gehört?«

      Sie schüttelte den Kopf.

      »Ich werde dir davon erzählen. Aber fahre bitte.«

      »Zurück zu Ihnen?«

      »Nur bis Bad Oeynhausen«, sagte er und warf Taschenlampe und Brecheisen auf den Wagenboden.

      Magdalena startete den Motor, setzte zurück und fuhr an.

      »Er war Notar, dieser Sicci da Vercelli«, sagte Jakob leise. »Notar eines Ordens, der in Jerusalem begründet worden war und zu jener Zeit schwere Zeiten zu durchstehen hatte. Geschrieben wurde das Jahr 1311 und es war der 1. März, als da Vercelli seine durch Folter und Todesdrohung erzwungene Aussage machte. Dabei ging es um ein vermeintliches oder tatsächliches Geschehen in einem Ort, der auch heute noch Sidon heißt. Er berichtete, in dieser Stadt habe ein Adliger, ein Ritter gelebt, der sich unsterblich in die Frau eines Armeniers verliebt habe. Niemals, das ist sicher, sei er mit ihr zusammen gewesen, erst als sie gestorben war, habe er sie in ihrem Grab besucht und … Nun, er hat sich an ihr vergangen ... Nach dem er es getan hatte, hörte er über sich eine Stimme. ‚Komm wieder‘, befahl sie ihm, `wenn die Stunde der Geburt gekommen ist. Dann wirst du die Frucht deines Werkes vorfinden. ´«

      »Das ist grässlich«, sagte Magdalena und schauderte.

      »Der Ritter«, fuhr Jakob wie in Trance fort, »kam wie verlangt an das Grab zurück. Er öffnete es und er fand zwischen den Schenkeln der Frau einen Kopf. Die Stimme erklang wieder. ´Nehme diesen Kopf und hüte ihn. Er wird dir alles in dieser Welt dienstbar machen´.«

      »Und das soll wirklich geschehen sein?«

      Jakob berührte Magdalenas Haar.

      »Es ist eine Legende«, sagte er gegen das Dröhnen des wieder anfahrenden Wagens, »eine Geschichte, die von Inquisitoren im Jahre 1311 für eine Anklage gegen den Templerorden protokolliert worden ist, um zu beweisen, dass die Männer des besagten Ordens mit dem Teufel СКАЧАТЬ