Wundersame Geschichten II. Detlev Stäcker
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Название: Wundersame Geschichten II

Автор: Detlev Stäcker

Издательство: Автор

Жанр: Контркультура

Серия:

isbn: 9783899692396

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СКАЧАТЬ zu Ende ist, dass noch irgendetwas Spektakuläres kommen mag. Und das möchte ich nur zu gerne hören. Kann ich Sie nicht überreden, mit mir im ›The Lions Heart‹, wo ich logiere, das Abendessen einzunehmen? Man bekommt da einfache und gute englische Küche.«

      »Ich weiß, mein Herr. Ihre Einladung ist sehr freundlich ...«, sie zögerte, »... und etwas ungewöhnlich. Ich bin dort tatsächlich noch nie mit einem Gentleman zu einem Dinner gewesen. Andererseits: Es besteht ja wohl kein Verdacht, der meiner Reputation schaden könnte. Gut, erwarten Sie mich gegen halb acht. Nein, Ihre Hilfe brauche ich nicht. Die Entfernung kann man durchaus zu Fuß bewältigen.«

      Kurz nach der vereinbarten Zeit saß ich mit Jennifer Conston an einem kleinen Tisch im Lokal und bestellte das beste Gericht des Hauses, ›Veal Kidney Pot Pie‹, für 3.00 Pfund pro Person, das uns ausgezeichnet schmeckte. Sie trank dazu sogar wie ich einen leichten Bordeaux und nahm auf meine Anregung hinterher noch einen Nachtisch: einen dieser etwas übersüßen Trifles. Und Kaffee. Gesättigt lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück und lächelte mich an. »Und nun muss ich liefern, nicht wahr?«

      Sie zögerte nicht und begann: »Die wichtigste und letzte Geschichte um Amy und ihren Hund Blackie war, wie soll ich sagen, ziemlich rätselhaft und unerklärlich. Es ging damit los, dass der alte Oberst Burgess, angeregt durch Erzählungen von Offizierskameraden aus früheren Zeiten, eines Tages seiner Tochter offenbarte, er möchte gerne gemeinsam mit ihr Ägypten besuchen, wo er für fünf Jahre seiner Dienstzeit stationiert gewesen und sie selbst ja auf die Welt gekommen sei.«

       * * *

       »Glaubst du denn wirklich, Papa, dass du die Reise schaffst? Immerhin bist du mit deinen 78 Jahren nicht mehr der Jüngste. Und hast du mir nicht oft genug erzählt, wie anstrengend die Zeit in Ägypten mit der Hitze und bei den sanitären Bedingungen oft war? Auch Mama hat sich oft genug beklagt und ablehnend reagiert, dass niemand sie je wieder in das Land der Fellachen, wie sie es nannte, zurückbringen könne.«

      Der alte Herr schmunzelte und nahm einen kleinen Schluck von seinem abendlichen Whiskey Soda. Vater und Tochter saßen vor dem Dinner regelmäßig für eine Stunde vor dem großen Kamin beieinander und redeten über die Angelegenheiten des Tages.

      »Danke für deine Besorgnis, mein Kind. Du redest wie deine Mutter. Du solltest mich nicht so negativ an mein Alter erinnern, sondern mich lieber loben, wie erstaunlich rüstig ich für mein Alter bin, fast wie ein Mittsechziger, oder wenn du willst, wie Blackie, der zwischenzeitlich ebenfalls in die Jahre gekommen ist. Nach der üblichen Rechnung, die das Lebensjahr eines Menschen mit sieben des Lebens eines Hundes vergleicht, ist er rechnerisch somit über neunzig. Und er ist bis heute kregel und wohlauf. Im Übrigen: Wir haben so viele Reisen gemeinsam gemacht, und alle sind mir gut bekommen.«

      »Und was hast du im Einzelnen vor?«

      »Ich möchte gerne nach Kairo, wo wir eine ganze Zeit lebten und wo es viel zu sehen gibt, vor allem für dich, dann mit einem der besseren Hotelschiffe auf dem Nil, zunächst nach Luxor in Oberägypten, wo das Regiment für zwei Jahre stationiert war und nach Assuan, wo sie inzwischen den großen Staudamm gebaut haben. Dort, am Oberlauf, haben wir einmal bei Einfällen aus dem Sudan schlichten müssen. Eigentlich würde ich genauso gerne Khartum im Sudan wiedersehen wollen, wo das Regiment länger stationiert war. Aber ich muss zugeben, dass ich den Wunsch wegen der Unruhe, die da zurzeit herrscht, begraben habe.«

      »Na, da bin ich jedenfalls beruhigt. Wie sollen wir eine solche Reise denn organisieren, Papa? Soll ich das vorbereiten?«

      »Natürlich nicht, mein Kind. Dafür ist ein alter Offizier, der lange genug Dienst als ›Intelligence Officer‹ getan hat, noch durchaus in der Lage. Im Übrigen braucht man ja schon seit geraumer Zeit nicht mehr selbst viel dafür zu tun. Es gibt schließlich Leute, die das alles für einen erledigen, wenn man nur weiß, wohin man will und man das Geld dafür hat. Thomas Cook wird das alles für uns richten.«

      »Und Blackie?«

      »Ich denke, den gibst du in einen Zwinger, zu McBridle zum Beispiel, den kennt er ja.«

      »Papa, du weißt, dass ich mich von dem Hund nicht trennen mag – abgesehen davon, dass er meines Erachtens leiden und einen Zwinger kaum mehr ertragen würde. Können wir nicht einen Weg finden, den Hund mitzunehmen?«

      Oberst Burgess fühlte sich unbehaglich. Eine Reise per Luft und Schiff mit einem so großen Hund würde alles sehr komplizieren, und er versuchte deshalb, die Bitte abzuwehren.

      »Nein, Papa, der Hund benimmt sich ausgezeichnet und kann sich jeder Situation anpassen. Schließlich hat sein Vorbesitzer ihn auch von Ägypten hierher gebracht. Und ...«, und damit spielte sie ihren letzten Trumpf aus, »... hast du mir nicht selber gesagt, dass diese Rasse bei den Ägyptern eine Art Scheu oder Vorsicht auszulösen scheint? Er würde somit unserer Sicherheit dienen und uns in einem doch nicht so ganz einfachen Land durchaus eine Hilfe sein, oder?«

      Ihr Vater grummelte zwar ein wenig, andererseits mochte er seiner Tochter nicht gern eine Bitte abschlagen und gab schließlich nach: »Ich will sehen, was möglich ist. Ob wir tatsächlich den Hund mit ins Flugzeug kriegen und was mit den Hotels ist. Ich kann mir kaum vorstellen, dass man Hunde auf diesen Hotelschiffen akzeptiert. Aber ich werde zumindest nachfragen.«

       »Ich war heute Morgen übrigens bei der Thomas-Cook-Agentur am Strand in London ...«, berichtete Oberst Burgess seiner Tochter, als sie zwei Tage später wieder vor dem Kamin zusammensaßen, »... und habe dort meine Wünsche vorgetragen. Eine erstaunliche Organisation. Sie kannten sich mit Reisen nach Ägypten gut aus. Der Mann war sogar selbst mehrmals dort gewesen und empfahl als Reisezeit vor allem die Monate März und November. Als wenn ich nicht am eigenen Leibe erfahren hätte, wann man es dort am besten aushalten kann. Also, ich möchte für zwei bis drei Wochen im März nächstes Jahr planen. Man wird mir einen nach meinen Wünschen gestalteten, detaillierten Reiseplan mit Alternativen in zwei oder drei Tagen zuschicken, zu dem wir uns dann äußern müssen. Im Übrigen hat er mir dieses Informationsmaterial hier zusammengestellt, mit dem auch du dich befassen musst, Amy. Du solltest bei meinem nächsten Besuch bei Thomas Cook eigentlich dabei sein, damit deine Wünsche ebenfalls angemessen berücksichtigt werden.«

      »Ja und was ist mit Blackie? Hast du dich, wie versprochen, erkundigt, ob es Schwierigkeiten gibt, ihn mitzunehmen?«

      Oberst Burgess grinste. »Beinahe hätte ich vergessen, es zu erwähnen. Aber Spaß beiseite, Amy. Ich war verblüfft, wie einfach, fast selbstverständlich das ist. Offenbar haben nicht nur wir die Absicht, mit einem Hund zu reisen, sondern andere Leute auch, jedenfalls die, die nicht nur eine der Pauschalreisen buchen, sondern individuelle Pläne haben. Man ist also ganz darauf vorbereitet. British Air stellt spezielle Transportbehälter zur Verfügung. Die Hunde werden an Bord beaufsichtigt. Wenn man 1. Klasse fliegt, hat man sogar die Möglichkeit, nach den Hunden zu sehen. In den Hotels in Kairo und Luxor gibt es genügend Erste-Klasse-Häuser, die Hunde selbst in den Gasträumen akzeptieren und Hunde ausführen; auf Hotelschiffen der gehobenen Klasse gilt das Gleiche. Es ist doch gut, dass Ägypten ein Land ist, das sich mit den Vorlieben der Briten auskennt.« In Gedanken fügte er hinzu: »Lange genug haben sie sich ja an uns gewöhnen können!«

      »Nun, was sagst du dazu?«

      Amy war aufgestanden, hatte sich über ihren Vater gebeugt und ihm einen Kuss gegeben.

      »Du bist der Beste, Papa. Ich freue mich jetzt doppelt und verspreche, mich wirklich gut auf die Reise vorzubereiten und dir eine dankbare und gehorsame Begleiterin zu sein.«

       Die Vorbereitungen nahmen ihre Zeit in Anspruch. Da man auf der Tour durch Ägypten mehrere Klimazonen passiert, waren Sommer- und Herbstkleidung ein Muss. Auch was sonst alles СКАЧАТЬ