Wundersame Geschichten II. Detlev Stäcker
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Название: Wundersame Geschichten II

Автор: Detlev Stäcker

Издательство: Автор

Жанр: Контркультура

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isbn: 9783899692396

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СКАЧАТЬ Burial Mounds, Barrows, oder Hügelgräber, lateinisch Tumuli, besichtigten, wie sie nicht nur in England, sondern in vielen europäischen und außereuropäischen Ländern für Edelleute ihrer Zeit errichtet wurden.

      Wohlgemerkt, Blackie reagierte in der ihm eigenen Weise nicht nur bei größeren Begräbnisplätzen wie Friedhöfen oder Massengräbern, sondern auch bei einzelnen Grabstätten, Mausoleen und half sogar dabei, einige unbekannte Begräbnisstätten zu finden.

      So entdeckte er bei einem Besuch auf der Farm eines alten Freundes von Oberst Burgess, einem pensionierten Obersten der Coldstream Guards, in der Nähe von Colchester in Essex, das bis dahin unbekannte Grab von römischen Soldaten. Als man bei einem Rundgang einem Weg an einer alten Steinmauer folgte, blieb Blackie an ein paar Steintrümmern mit allen inzwischen bekannten Anzeichen, dass er etwas ihn Interessierendes entdeckt habe, stehen und gab schließlich Laut. Es entspann sich ein längeres Gespräch, in dem Oberst Burgess seinem Freund auseinandersetzte, dass dieses Verhalten des Hundes auf eine Grabstätte hinweise, was der Freund zunächst belächelte, dann aber doch aufnahm. Er veranlasste jedenfalls an einem der Folgetage, dass Leute die Trümmer untersuchten und tatsächlich in ihnen Reste eines Denkmals fanden, das über einem Grab stand, in dem nach den Funden sechsundzwanzig römische Legionäre einschließlich eines höheren Offiziers begraben waren. Sorgfältige Analysen ergaben, dass es sich um Legionäre der IX. Legion handelte, die damals, im Jahr 60 A. D., gegen den Aufstand von Boadicea, der Führerin der Inceni und Trinovantes gegen die Römer, gekämpft hatten und hier offenbar einem Überfall durch die Inceni erlegen waren. Rang und Namen des Offiziers konnten nicht ermittelt werden.

       * * *

       Wird Ihnen die Aufzählung dieser verschiedenen Ereignisse mit ihren historischen Bezügen, die sich über die Jahre ereigneten, nicht langsam langweilig, mein Herr? Nein? Ich könnte noch ziemlich lange damit fortfahren. Insbesondere gibt es zwei Geschichten, in denen sich Blackie bei der Auffindung von Leichen und der Aufklärung von Verbrechen bewährte. Außerdem mehr als eine, in denen er sich als Beschützer von Amy und ihrem Vater verdient machte. Alle Leute bestätigten, dass sich der sonst so ruhige und zurückhaltende Hund in ein Untier verwandeln konnte, wenn irgendjemand Amy zu nahe trat. Er hat allerdings niemals einen Menschen verletzt oder gar getötet. Er machte sie mit seiner Wut und seiner Kraft nur bewegungsunfähig und, vor allem, wie soll ich sagen, schreckensstarr.

      Aber, ich sehe ein, das würde alles nur zu weit führen, und die Zeit ist fortgeschritten. Und manches wiederholte sich ja auch bei diesen Geschichten im Allgemeinen, obgleich die Details sehr unterschiedlich sein konnten. Wenn Sie mir ein bisschen mehr Zeit gönnen, dann will ich noch zu zwei weiteren Begebenheiten kommen, die mir jedenfalls immer besonders bemerkenswert erschienen. Also zur ersten:

       * * *

       Als Oberst Burgess und seine Tochter in einem Sommer eine kurze Ferienreise an die Ostküste von Kent machten, um einen anderen alten Freund des Obersten, Mr Thornton White, einen Verleger und Zeitungsbesitzer, zu besuchen, kamen sie in die Gegend von Ramsgate. Der Freund zeigte ihnen die Umgebung und führte sie unter anderem zu den Ruinen eines Klosters, das seine Ursprünge auf den heiligen Augustin zurückführte, der hier schon in frühchristlichen Zeiten missioniert hatte. Das Kloster sei, wie er sagte, sehr reich gewesen, später von den Wikingern mehrmals überfallen und ausgeraubt, zunächst aufgebaut worden, bis beim dritten Mal die Mönche alle umgekommen seien und sich für lange Jahrhunderte niemand mehr um die Reste der Priorei gekümmert habe. Die sei verfallen und erst Ende des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt und zu einem historischen Denkmal erklärt worden. In Begleitung des Aufsehers über das historische Denkmal, eines Kurator Blanes, gingen die Besucher erst durch ein kleines Museum und besichtigten dann die Ruinen der einstmals riesigen Anlage. Sie hatten sich in dem, was von der ehemaligen Klosterkirche übrig war, umgesehen und einige der Grabplatten mit den kaum noch lesbaren Inschriften besichtigt und gingen danach durch das Gemäuer der alten Abtei, als Blackie, der bis dahin Amy ruhig gefolgt war, einmal mit seiner tiefen Stimme bellte. Amy blieb stehen und beobachtete den Hund, der in einer Weise, die sie von anderen Fällen kannte, anzeigte, dass er etwas Wichtiges gefunden habe. Er stand über einer großen Steinplatte, die in der Ecke eines nur noch von Grundmauern gekennzeichneten Raumes eingelassen war, den man ›The Abbots Room‹ markiert hatte, also eines Raumes, der das Zentrum der ursprünglichen Priorei war.

      Auf Amys Zuruf blieben die drei Herren stehen und sahen dem Hund zu, der aufgeregt mit den Pfoten auf die Steinplatte tappte. Amy erklärte, dass ihr Hund diese Zeichen nur gebe, wenn er an einem Ort etwas Wichtiges gefunden habe. Der Kurator schien diesen Hinweis zunächst nicht ernst zu nehmen. Auf die Bemerkung von Oberst Burgess, dass er gelernt habe, dem Hund außergewöhnliche Fähigkeiten im Auffinden von Begräbnisstätten, vergessenen oder verlorenen Dingen und sogar Altertümern zuzutrauen, wurde er jedoch aufmerksam.

      »Merkwürdig, dass Sie das so betonen, Mr Burgess. Mir kommt dadurch eine alte Mär in Erinnerung, die wissen will, dass die Mönche der Abtei verstanden hätten, einiges von ihrem Reichtum vor den marodierenden Wikingern in Sicherheit zu bringen. Aber sie starben beim letzten Überfall ja alle und konnten nicht mehr reden. Eine Menge Leute sollen in den vielen Hundert Jahren nach einem solchen Schatz, von dem die Mär wissen wollte, gesucht haben. Nie wurde bekannt, dass tatsächlich etwas gefunden wurde.« Er schmunzelte. »Wenn es Sie tröstet: Ich werde morgen einmal mit Professor Elgan von Cambridge reden, der uns in wissenschaftlichen Fragen, die diese historische Stätte betreffen, berät. Vielleicht sieht der einen Sinn darin, der Aufforderung Ihres Wunderhundes zu folgen. Wir können heute, wie Sie wohl einsehen werden, kaum etwas unternehmen.«

      Nun musste auch Oberst Burgess lachen. Und die Gesellschaft wanderte weiter. Amy rief Blackie, der auf der Steinplatte sitzen geblieben war, ab, und der Hund folgte ihr, allerdings, wie es ihr schien, mit einigem Zögern.

       Drei Wochen waren vergangen, als sich Kurator Blanes telefonisch bei Oberst Burgess meldete und mitteilte, dass man die von seinem Hund gewiesene Spur auf Wunsch des wissenschaftlichen Beirats verfolgt habe und völlig unerwartet und in überreichem Maß fündig geworden sei. Unter der Grabplatte der angelsächsischen Adelsfamilie habe man Geröll gefunden, aber darunter den Zugang zu einer unterirdischen Krypta. Und in der habe man nicht nur Gräber früherer Äbte gefunden, die aus den Annalen des Klosters bekannt seien, sondern auch die sterblichen Überreste einer Reihe von Mönchen, die sich hier offenbar vor den marodierenden Wikingern versteckt hatten. Dazu habe unter anderem der letzte Abt Gero gehört, dessen Überreste man an seinen Insignien identifiziert habe. Im Übrigen sei dort unten der Schatz gefunden worden, von dem die Mär wusste und über den er bei dem Besuch der Burgess’ berichtet habe. Es handele sich dabei um silbernes kirchliches Gerät, einige beeindruckende Reliquien einschließlich eines kleinen Knochens von der linken Hand des heiligen Augustinus, der der ursprüngliche Stifter des Klosters war. Den Reliquiaren komme große Bedeutung zu. Ihr Wert sei schon wegen der Goldschmiedearbeit und der Juwelen unschätzbar. Darüber hinaus sei eine kleine Kiste mit goldenen und silbernen Münzen gefunden worden. Tatsächlich ein Schatz. Es sei eine Sensation. Ob der Oberst mit seiner Tochter und natürlich mit ihrem eindrucksvollen Hund Blackie nicht in vier Wochen zu einer Veranstaltung kommen wolle, in der diese neuen Funde der Öffentlichkeit vorgestellt werden würden. Selbstredend würde die Rolle, die ihr kürzlicher Besuch bei diesem großartigen Fund gespielt habe, nicht unerwähnt bleiben. Amy und ihr Vater entschlossen sich nach längerer Beratung, der Einladung nicht zu folgen. Aber sie nahmen mit großem Interesse zur Kenntnis, was in den nächsten Wochen über diese sensationelle Entdeckung in der Presse zu lesen war, und über die Rolle, die ihr außergewöhnlicher Hund beim Auffinden des Schatzes von St. Augustin bei Ramsgate gespielt habe.

       * * *

       »Eine ganz abenteuerliche Geschichte, liebe Frau Conston«, sagte ich, »und so großartig von Ihnen erzählt. Aber Sie müssen inzwischen ja heiser und Ihr Mund ausgetrocknet sein. Ich habe Ihre Großzügigkeit gegenüber meiner Neugier wirklich missbraucht. Es wird inzwischen dunkel und wir sollten hier nicht mehr viel länger sitzen bleiben. Erlauben Sie mir bitte, Ihnen СКАЧАТЬ