Sophienlust Classic 55 – Familienroman. Aliza Korten
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Название: Sophienlust Classic 55 – Familienroman

Автор: Aliza Korten

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Sophienlust Classic

isbn: 9783740967871

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СКАЧАТЬ einen etwas unscheinbaren Eindruck. Ihr hübsches schmales Gesicht war blass.

      »Du wirst mir doch jetzt keinen Strich durch die Rechnung machen?«, drängte Glenn und legte seine Hand schwer auf ihre Schulter. »Genau betrachtet tun wir ein gutes Werk.«

      »Wenn ich das Geld nicht genommen hätte …« Ihre Stimme klang unsicher. Zugleich schaute sie ängstlich zu Glenn auf.

      »Aber du hast es genommen, Darling. Wir mögen uns doch?« Er küsste sie mit etwas übertriebener Leidenschaft.

      Daisy blickte zu Boden, nachdem sie sich aus seiner Umarmung rasch befreit hatte. Einige Minuten später wurde der Flug nach Frankfurt aufgerufen. Das Mädchen atmete mit heimlicher Erleichterung auf.

      »So long, Daisy. Ein bisschen kannst du mir den Daumen halten.«

      »Ja, Glenn.«

      Er schwenkte seine Flugtasche und schloss sich den anderen Reisenden an, die jetzt zum Gate gingen. Daisy blieb zurück. Als sie den Mann nicht mehr sehen konnte, drehte sie sich um und verließ das Gebäude, umso schnell wie möglich in die Stadt zurückzukehren.

      Daisy McMiller war Kunststudentin und bettelarm. Sie musste sich das Geld für das Studium sowie für ihren Lebensunterhalt durch allerlei Gelegenheitsarbeiten verdienen und hatte Glenn Cassels kennengelernt, als sie Aushilfskellnerin in einer Imbissstube gewesen war. Ein paarmal waren sie zusammen ausgegangen. Glenn hatte ihr mit seiner sonnengebräunten Haut und seiner etwas unbeholfenen Art gefallen. Dass er vom Lande kam, konnte er nicht verleugnen.

      Das junge Mädchen war bis dahin in der Millionenwüste New York sehr einsam gewesen. So hatte es sich dankbar an den neuen Freund angeschlossen, der ihr anvertraut hatte, dass er sich in einer wichtigen geschäftlichen Sache in New York befinde.

      Als er sie gefragt hatte, ob sie ihn heiraten wolle, war sie etwas verblüfft gewesen. Er aber hatte ihre Hand genommen und ihr seine Geschichte erzählt.

      Eine kleine Verwandte von ihm sei verwaist, hatte er berichtet. Er sei der einzige lebende Angehörige. Selbstverständlich wolle er das vierjährige Mädchen zu sich nehmen. Dazu brauche er aber eine rechtmäßige Ehefrau. Daisy gefalle ihm! Deshalb wolle er sie heiraten.

      Daisy hatte sich Bedenkzeit ausgebeten. Die Aussicht, auf Glenns Farm Sicherheit und Geborgenheit zu finden, war verlockend für sie gewesen. Auch hatte sie Mitleid mit dem Kind gefühlt. das beide Eltern verloren hatte. Dagegen hatte ihr Wunsch gesprochen, es als Künstlerin zu etwas zu bringen. Allerdings war ihr längst klar geworden, dass der Weg zum Erfolg mühselig und dornenreich aussah – wobei der Erfolg nicht einmal sicher war. Für ein mittelloses Mädchen war es fast unmöglich, allein durchzukommen.

      So weit wäre alles in Ordnung gewesen, wenn Daisy dann nicht durch Zufall erfahren hätte, dass Glenn ihr nicht die volle Wahrheit gesagt hatte. Leider hatte sie kurz zuvor schon einen größeren Geldbetrag von ihm angenommen. So war es für Glenn nicht schwer gewesen, dem unerfahrenen, verstörten Mädchen klarzumachen, dass es nun nicht mehr zurückkönne und mitspielen müsse, ob es ihr passe oder nicht.

      Jetzt saß Daisy im Bus und fuhr in die Stadt zurück. Ihr schlug das Herz. Es war natürlich möglich, dass man drüben in Europa herausfand, wie sich die Dinge in Wirklichkeit verhielten. Aber allzu viel Hoffnung machte sie sich nicht. Glenn war ein geschickter Taktiker. Vielleicht war es für die kleine Moira auch tatsächlich das Beste, wenn sie auf seiner Farm ein neues Zuhause fand!

      Im Studio der Akademie malte Daisy an diesem Morgen ein Kinderporträt, das ihr besonders gut gelang. Vielleicht, weil sie intensiv an Moira Cassels denken musste und von dem aufrichtigen Wunsch beseelt war, dem Kind eine gute Mutter zu werden – obwohl sie gegen Glenn Cassels eine gewisse Abneigung empfand.

      Der Professor lobte die begabte Studentin und versprach, das Bild später öffentlich auszustellen. Außerdem bot er Daisy für das kommende Semester eine gut bezahlte Tätigkeit als Assistentin an der Akademie an.

      Damit war Daisy McMiller mit einem Schlag aus den ärgsten finanziellen Nöten heraus. Sie schöpfte sogleich neuen Mut und begann wieder an ihre künstlerische Begabung zu glauben.

      Warum ist mir das nicht vor vier Wochen passiert?, dachte sie, als sie die Akademie im Schwarm der anderen Studenten verließ. Jetzt ist es zu spät. Jetzt komme ich von Glenn nicht mehr los. Wenn er das Kind mitbringt, ist es meine Pflicht, für Moira zu sorgen! Wer weiß, was sonst noch passieren würde.

      Aber wenn es schiefgehen sollte, ja…, dann werde ich versuchen, ihm seine tausend Dollar zurückzuzahlen, überlegte sie.

      *

      Nick stand auf Ausguckposten, denn für diesen Tag hatte sich Moiras Onkel angemeldet. Man hatte dem kleinen Mädchen, das auch nach Fertigstellung des Porträts mit den Gänsen manche Stunde bei seinem Freund Roland verbrachte, von den zu erwartenden Änderungen vorerst nichts gesagt, um es nicht unnötig zu beunruhigen.

      Jetzt bog ein Wagen in den Gutshof ein. Nick rümpfte die Nase. Er hatte einen schnittigen amerikanischen Wagen erwartet. Doch es handelte sich nur um einen ganz normalen Volkswagen.

      Der Ankömmling stieg aus und sah sich aufmerksam um. Beim Anblick des stolzen Herrenhauses nickte er ein paarmal anerkennend.

      Nun gab der Junge seinen Beobachtungsposten auf und schlenderte auf den Besucher zu.

      »Guten Tag«, grüßte er höflich. »Ich bin Dominik von Wellentin-Schoenecker.«

      »Hallo«, antwortete Glenn in breitem Amerikanisch. »My name is Glenn Cassels.«

      Nick kratzte sein bestes Schulenglisch zusammen und bat den Gast ins Haus. Seine Mutter warte schon auf ihn, berichtete er.

      Denise begrüßte Glenn Cassels im Biedermeierzimmer, wo sie jeden Gast zu empfangen pflegte. Ein Imbiss wurde gebracht, und Nick musste sich zurückziehen, obwohl seine Mutter ihm ansah, dass er vor Neugier fast platzte.

      Ob er Moira gleich mitnehmen könne?, fragte Glenn Cassels ohne viel Umschweife. Das sei das einfachste seiner Meinung nach.

      Denise lächelte liebenswürdig. In ihrem tadellosen Englisch erwiderte sie: »Vom Konsulat wurden mir bisher keine Einzelheiten mitgeteilt. Besitzen Sie eine Ermächtigung, Moira mitzunehmen?«

      Glenn hob die Schultern. »Wieso Ermächtigung? Ich bin der einzige noch lebende Verwandte des Kindes. Das habe ich in New York nachgewiesen.«

      »Ich verstehe, dass es Ihnen umständlich erscheinen muss. Sicher lässt sich auch der formelle Teil mit Hilfe des Konsulats in Frankfurt schnell regeln. Doch für den Augenblick sind wir für Moira verantwortlich und deshalb auch nicht berechtigt, Ihnen das Kind zu übergeben.«

      »Wie umständlich«, beklagte sich Glenn. »So viel Zeit habe ich eigentlich gar nicht.«

      »Das tut mir leid«, beeilte sich Denise zu versichern. »Ich hoffe, dass man Ihnen in jeder Weise entgegenkommen wird. Uns war von Anfang an klar, dass wir Moira nicht für sehr lange behalten würden. Die Kleine hat sich erstaunlich schnell und gut bei uns eingelebt.«

      Glenn schaute zum Fenster hinaus. »Bei mir wird sie es auch ländlich haben. Ich bewirtschafte eine Farm.«

      Denise lachte. »Hoffentlich besitzen Sie auch Gänse!« Und dann erzählte sie ihm von den Tieren, die das kleine Mädchen von ihren freundlichen Rettern geschenkt erhalten hatte.

      Glenn СКАЧАТЬ