Название: Sophienlust Classic 55 – Familienroman
Автор: Aliza Korten
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Sophienlust Classic
isbn: 9783740967871
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Moira nickte.
Roland Gerhardt bewirtete das Kind mit einem Honigbrot. Dann beschäftigten sich beide gemeinsam damit, die Gänseküken einzufangen und in die Karre zu setzen, was gar nicht so einfach war. Endlich setzte sich die kleine Versammlung in Bewegung.
In Sophienlust war es Pünktchen mit den lustigen Sommersprossen, der sie zuerst begegneten. Pünktchen knickste artig. »Guten Tag.«
»Guten Tag«, antwortete der Maler. »Ich bin Roland Gerhardt und hätte gern die Heimleiterin gesprochen.«
»Frau Rennert ist nicht da. Aber Sie können bestimmt mit Carola Rennert reden. Das ist Frau Rennerts Schwiegertochter.«
Pünktchen betrachtete Roland ein bisschen neugierig. Schließlich konnte sie ihre Neugierde nicht verbergen. »Sind Sie der Maler, der das leere Haus gemietet hat?«
»Hm, der bin ich.«
»Das wird Carola interessieren. Sie malt nämlich auch«, platzte Pünktchen heraus.
Roland Gerhardt war überrascht.
»Roland malt ein Bild von mich«, verkündete Moira fröhlich.
Pünktchen war begeistert. »Kommen Sie, ich führe Sie zu Carola, Herr Gerhardt.«
Moira blieb mit ihren Gänsen zurück. Ein bisschen sehnsüchtig blickte sie Roland und Pünktchen nach, die nun das Herrenhaus betraten.
Auf dem kurzen Weg erklärte Pünktchen dem Besucher, dass Frau Rennerts Sohn Lehrer in Sophienlust sei und dass er Carola, die Malerin, geheiratet habe. »Sie hat schon richtige Preise gewonnen und hängt ihre Bilder in Ausstellungen auf. Außerdem hat sie Zwillinge.« Pünktchen fand, dass sie auf diese Weise alle wichtigen Merkmale der jungen Familie Rennert, die einen Anbau des Herrenhauses bewohnte, erwähnt hatte.
Carola begrüßte den Maler mit Herzlichkeit. Roland brachte seine Wünsche höflich zum Ausdruck. Ob er die kleine Amerikanerin mit den Gänsen porträtieren dürfe? Er erzählte auch, dass das Kind zu ihm gekommen sei.
Die junge Frau lachte. »Arme kleine Moira. Sie ist mit ihren sieben Gänslein überall im Weg, weil unsere Herde die Fremdlinge nicht aufnehmen will.«
»Hat sie die Gänse denn mitgebracht?«, erkundigte sich Roland.
Carola erzählte ihm mit wenigen Sätzen Moiras Geschichte.
»Dann müsste ich mein Porträt schnell malen, sonst wird die kleine Moira womöglich abgeholt. Übrigens, die Gänse könnten in meinem Stall Unterschlupf finden.« Roland war von seinem Einfall begeistert. »Der Stall steht leer. Da hätten die Gänse ihren Frieden und die grüne Wiese, die sie brauchen, gleich vor der Tür.«
»Ich glaube nicht, dass meine Schwiegermutter oder Frau von Schoenecker etwas dagegen einwenden werden. Die Gänse wachsen sich hier nämlich bereits zu einem kleinen Problem aus«, antwortete Carola belustigt. »Wegen des Porträts werde ich selbst ein gutes Wort für Sie einlegen. Ich weiß, wie es ist, wenn man sich in den Kopf gesetzt hat, etwas zu malen.«
Roland Gerhardt konnte nun endlich die Frage nach Carolas Malerei und ihren Bildern einflechten. Sehr rasch entspann sich ein intensives Fachgespräch zwischen den beiden Gleichgesinnten. Zuletzt nahm Carola den Maler mit in den Anbau und zeigte ihm ein paar von ihren Arbeiten.
»Ausgezeichnet«, sagte Roland leise. »Sie können mehr als ich, das gebe ich neidlos zu.«
Carola wurde rot. »Es ist eigentlich nur eine Liebhaberei von mir. Aber durch irgendein kleines Wunder habe ich fast immer Erfolg mit meinen Bildern.«
»Sie verdienen den Erfolg, Frau Rennert.« Roland deutete eine kleine Verbeugung an. »Wenn Sie meine Arbeiten interessieren, dann bringen Sie doch Moira morgen zu mir. Dabei können Sie sich meine Pinseleien mal anschauen. Außerdem wissen Sie dann gleich, dass Moira bei mir gut aufgehoben ist – samt den Gänsen.«
»Einverstanden, Herr Gerhardt. Um ehrlich zu sein, es reizte mich schon eine ganze Weile, den geheimnisvollen Maler im leeren Haus in unserem Dorf kennenzulernen.«
»Das Haus ist jetzt nicht mehr leer«, korrigierte er lächelnd. »Ich habe es neu bemalt und hübsch eingerichtet. Und in den Stall kommen nun sieben Gänse.«
»Wir müssen die Entscheidung meiner Schwiegermutter noch abwarten. Aber ich bin ganz sicher, dass es so werden wird, wie sie es vorschlagen, Herr Gerhardt. Gefällt es Ihnen im Dorf?«
»Sehr, Frau Rennert. Ich möchte nie wieder weg. Man lebt wie im Paradies, und ich kann ungestört arbeiten.«
Als sie wieder in den Gutshof kamen, sahen sie eben, wie Moira mit dem Mut der Verzweiflung versuchte, den angriffslustigen Ganter zu vertreiben.
»Moira, wenn du willst, nehme ich deine Gänse in meinen Stall«, schlug Roland vor, indem er den Gänserich mit ein paar lauten, drohenden Rufen verscheuchte. Vor dem großen Mann zog sich das kriegerische Tier gleich zurück.
»Aber sie müssen auch Futter kriegen. Das mache ich immer selbst«, piepste Moira, ausnahmsweise einmal in korrektem Deutsch.
»Nun, für heute Abend schaffe ich es vielleicht, wenn du mir deine Herde anvertraust.«
»What?«
»Sie dürfen sich nicht so kompliziert ausdrücken«, schaltete sich nun Pünktchen ein, die eben zu der Gruppe gestoßen war. »Moira versteht nicht viel Deutsch.«
»Okay«, sagte Roland und wiederholte sein Angebot, für die Gänse zu sorgen, auf englisch.
»Thank you«, antwortete Moira höflich und zufrieden, wobei sie Roland den Griff der Karre in die Hand gab und ziemlich erleichtert aussah.
Wenig später verließ der Maler den Gutshof, die Karre vor sich her schiebend und selbstverständlich von der Gänsemutter begleitet, die ihn etwas argwöhnisch musterte.
Da hab ich mir was eingebrockt, dachte Roland Gerhardt belustigt. Zuerst taucht Barb auf und verschwindet auf Nimmerwiedersehen – und dann verrenne ich mich in die Idee, dieses Kind mit seinen Gänsen zu malen. Resultat, ich habe eine Gänseherde im Stall und muss sie natürlich auch versorgen.
Moira berichtete indessen ihrem besonderen Vertrauten Henrik in ihrem lustigen Sprachgemisch, dass die »geese« nun endlich ein »home« hätten. Die Gänse waren in ihren Augen nun untergebracht.
*
»Natürlich geht es glatt«, sagte der breitschultrige Mann. »Ich habe mir alles gut überlegt. Wenn es sich machen ließe, würde ich dich gleich mitnehmen. Aber eins nach dem anderen, Daisy.«
Das Mädchen, blond und zart, ließ sich widerstrebend von dem Mann in die Arme nehmen. Auf einen unbeteiligten Zuschauer wirkten die beiden nicht gerade wie ein Liebespaar, das zärtlichen Abschied nahm.
Die Szene spielte sich auf dem New Yorker Kennedy-Flughafen ab. Daisy McMiller und ihr Freund Glenn Cassels sprachen englisch miteinander, denn sie waren beide Amerikaner.
Glenn Cassels war СКАЧАТЬ