Das Asam Vermächtnis. Rüdiger Woog
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Название: Das Asam Vermächtnis

Автор: Rüdiger Woog

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783969177112

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СКАЧАТЬ Cherr Dietz?«

      Leo fühlte plötzlich ein äußerst unangenehmes Gefühl in der Magengegend.

      »Gräber, Tim Gräber, vielleicht ist er auch noch gar nicht gekommen. Warum möchten Sie das wissen?«

      Wieder ein Blickwechsel.

      Dietz sah unwillkürlich zu dem geschlossenen Rettungswagen hinüber.

      »Moment mal! Sagen Sie jetzt nicht, dass …«

      »Kommen Sie!«, erwiderte die Landshuter Kommissarin anstatt einer direkten Antwort und ging mit Dietz hinüber zum RTW. Sie gab dem jungen Mann vom Kriseninterventionsteam, der sich gerade eine Zigarette anstecken wollte, ein Zeichen, der daraufhin wiederum eine Sanitäterin mit ungewöhnlich langem Pferdeschwanz anstupste, die schließlich die Heckklappen des Fahrzeugs öffnete. Leo stieg nach ihr ein und sah ihr zu, wie sie den Leichensack auf der Bahre öffnete, wobei ihr langer Pferdeschwanz beinahe das Gesicht der Leiche berührte.

      Der Tote war nicht Gräber. Der Professor war immer sehr korpulent gewesen und hatte eine richtige Wolle an rotem, krausem Haar, das ihm meistens auf der verschwitzten Stirn klebte. Diese Leiche jedoch war hager und hatte weder Kopfhaar noch Augenbrauen.

      »Er ist es nicht«, sagte Leo erleichtert, »Tim Gräber sieht anders aus«.

      Die Kollegin aus Landshut sah ihn irritiert an.

      »Es tut mir leid, Cherr Dietz: Doch, das ist Tim Gräber. Chier ist sein Personalausweis. Sie chaben Ihren Freund wohl schon länger nicht mehr gesehen.«

      Elena Hoffmann-Bühl hielt Leo einen Plastikbeutel mit dem Ausweis, dem Führerschein, einer Geldbörse und einem Schlüsselbund hin.

      Leo besah sich den dünnen Mann mit den wachen, fast listigen Augen, die ihn durch die Plastikhülle aus einem regungslosen Gesicht, wie es bei biometrischen Passbildern erforderlich ist, anstarrten. Lag da so etwas wie eine stille Anklage in Gräbers Blick? Vor zwei Tagen hatte Leo einen Anruf aus der Vergangenheit erhalten. Einer der Uncoolen und Loser hatte seine Hilfe gebraucht und er war zu spät gekommen. Nun lag dort drüben im RTW ein Toter, der mit Leos Erinnerung bis auf den Namen nichts, absolut gar nichts zu tun hatte. Wer zum Teufel mochte dieser zweite Tim Gräber sein?

      Dietz wandte sich seiner Landshuter Kollegin zu.

      »Könnte ich bitte die Tatwaffe sehen?«

      Hoffmann-Bühl antwortete nicht sofort. Sie schien die möglichen Konsequenzen ihrer Antwort abzuwägen.

      »Also gut, Cherr Kollege. Ich zeige sie Ihnen. Aber lassen Sie mich bitte von vorncherein etwas klarstellen: Die Ermittlungen führen wir Landschuter. Das chier«, sie machte eine ausladenden Handbewegung, »ist unser Einzugsgebiet, wie Sie wissen.«

      Leo hatte mitnichten vor, sich einzumischen. Er nickte schulterzuckend und hob den linken Daumen hoch.

      Elena Hoffman-Bühl öffnete den Kofferraum eines der Zivilfahrzeuge und zog die mangels einer größeren Folie in lauter kleine aufgeschnittene Plastikhüllen eingewickelte Lanze heraus. Sie war von der flachen, geschmiedeten Spitze bis zum hölzernen Schaft gänzlich schwarz und hatte einen Durchmesser von etwa vier Zentimetern. Im oberen Drittel des Schafts wies eine Fissur daraufhin, dass das Holz schon einmal gebrochen und wieder geleimt worden war. Auf der einen Seite der Spitze war eine Art Stift oder Nagel derart eingearbeitet, dass sich die dünnen, schnurartigen Eisenbänder wie Lederriemen ausnahmen. Leo drehte und wog die Lanze mit einer Hand. Die Waffe war überraschend leicht. Er tippte auf Eschenholz.

      »Können Sie damit etwas anfangen oder irgendwie mit Ihrem Freund in Verbindung bringen?«, fragte die Landshuter Kommissarin.

      »Er ist … er war nicht mein Freund. Wir haben uns seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen. Ich habe wirklich keine Ahnung, wo da ein Zusammenhang bestehen könnte«, antwortete Dietz.

      »Sie sieht irgendwie römisch oder frühmittelalterlich aus, finde ich«, sagte Hoffmann-Bühl.

      Leo nickte.

      »Mmh, wahrscheinlich stammt sie von irgendeinem Römeroder Ritterfest. Da kann man solche nachgemachten Waffen und alles Mögliche kaufen. Ich wollte mir auch schon einmal ein Langschwert, so eines wie in Braveheart, zur Deko kaufen, aber meine Freundin hätte mich wahrscheinlich rausgeworfen oder gleich mit dem Ding erschlagen.«

      Die Kommissarin lächelte kurz und mechanisch.

      »Dann sind Sie ja ein Spezialist mittelalterlicher Waffen. Denken Sie, es könnte auch ein Artefakt sein?«

      »Sie meinen, dass die Lanze wirklich alt ist? Bestimmt nicht. Ich kann Ihnen eine ganze Reihe Kunstschmiede nennen, die Ihnen so etwas für einen Fünfziger basteln. Die Frage ist nur, wer mit so einem Ding durch die Gegend läuft und Menschen umbringt.«

      »Stimmt, genau das ist die Frage, die ich mir stelle.«

      Sie betonte ich mit einem Nachdruck, der Leo ganz und gar nicht gefiel.

      »Vielen Dank für den Wink mit dem Zaunpfahl, Frau Kollegin. Ich werde Ihnen schon nicht reinpfuschen.«

      Damit reichte er der Kommissarin die Hand.

      »Also dann, ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Aufklärung; und natürlich können Sie mich jederzeit anrufen, wenn ich Sie doch noch irgendwie unterstützen könnte. Ich wohne übrigens nur ein paar Kilometer von hier entfernt.«

      Er hatte sich schon zum Gehen umgedreht, als sie ihn am Arm festhielt – am Arm festgehalten zu werden war etwas, das Leo auf den Tod nicht verknusen konnte, umso mehr verwunderte ihn diese barsche Geste von der bisher so reservierten jungen Polizistin.

      »Cherr Kollege, verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Sie waren wahrscheinlich einer der Letzten, der mit dem Opfer Kontakt hatte.«

      »Ich? Ich habe den Tim mindestens zwanzig Jahre nicht mehr getroffen. Sie haben ja gesehen, dass ich ihn nicht einmal mehr erkannt habe. Vor zwei Tagen haben wir das erste Mal nach all der Zeit wieder miteinander geredet, und das eine Minute lang.«

      Die Kommissarin machte ein gleichgültiges Gesicht.

      »Und jetzt ist er tot. Komisch, nicht wahr? Wie auch immer, chalten Sie sich bitte zu unserer Verfügung bereit. Wir werden sicher noch die eine oder andere Frage an Sie chaben.«

      Langsam wurde es Leo zu bunt.

      »Zur Verfügung bereithalten? Was soll denn das heißen? Bei aller Liebe, Frau Hoffmann-Bühl, ich habe Ihnen gerade meine Hilfe angeboten und Sie wollen, dass ich mich für Ihre Fragen zur Verfügung stelle, wie ein … wie ein Verdächtiger? Das kann ja wohl nicht Ihr Ernst sein!«

      Ein Hauch von Röte zog über Hoffmann-Bühls Gesicht.

      »Ich verstehe ja, dass Sie durch den Verlust Ihres Freundes –«

      »Er – war – nicht – mein Freund!«, unterbrach Leo sie um einiges lauter, als er beabsichtigt hatte.

      »Wie auch immer, Sie chören von uns. Schönen Tag noch, Cherr Kollege.«

      Damit drehte sie ihm den Rücken zu und wandte sich an die Leute vom Kriseninterventionsteam.

      Bevor Leo wegfuhr, lehnte er СКАЧАТЬ