Название: Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 5 – Familienroman
Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der neue Sonnenwinkel
isbn: 9783740931940
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Alma aß zunächst ein wenig von der köstlichen Fischpfanne, dann sagte sie: »Ich habe zugehört, und ich habe verstanden. Doch was soll ich dazu sagen? Ich bin keine Malerin, ich will keine werden, und ich bin mit einem Leben mehr als zufrieden. Ich möchte kein anderes haben. Mein Job macht mir Freude, ich habe eine wunderschöne Wohnung, ich reise mit unserem Gospelchor herum, ich habe Freunde. Bislang hat mir die Malerei ebenfalls Freude gemacht, doch wenn ich andauernd bedrängt werde, dann lasse ich es.«
»Alma, bei Ihrem damaligen Lehrer war ich mir nicht so sicher, ob er Ihr Talent meint oder ob es sein Interesse an Ihnen ist. Aber dieser Kunsthändler. Dass der dieses Bild im Wartezimmer gesehen hat, das war ein Zufall. Der Mann wirkte seriös. Es ist eine Chance, die Sie sich nicht entgehen lassen sollten, Alma.«
Ungerührt trank Alma einen Schluck, dann blickte sie Roberta an.
»Frau Doktor, Sie sind nicht nur ein ganz besonderer Mensch, nein, Sie sind auch eine ganz besondere Ärztin. Sie hätten alle Möglichkeiten dieser Welt, und dennoch haben Sie sich für den Sonnenwinkel entschieden. Da könnte man auch sagen, dass Sie Ihre außergewöhnliche Begabung verschwenden.«
Das war ein Argument, auf das Roberta zunächst keine Antwort hatte. Etwas sagen konnte sie schon. »Aber ich arbeite in meinem Beruf, der mir Freude macht, der meine Erfüllung ist. Sie könnten mit Ihrer Malerei vieles bewegen, vor allem könnten Sie sehr viel Geld verdienen, und wenn Sie …«
Alma unterbrach ihre Chefin einfach, und das kam wirklich so gut wie überhaupt nicht vor.
»Frau Doktor, ich weiß ja, dass Sie es gut meinen, aber geben Sie sich bitte keine Mühe, ich bin nicht umzustimmen, weil das nicht mein Leben wäre, es sei denn, Sie wollen mich nicht mehr um sich haben.«
Roberta war so verblüfft, dass ihr die Gabel aus der Hand rutschte, auf dem Tellerrand landete.
»Alma, haben Sie den Verstand verloren? Sie sind das Beste, was mir passieren konnte. Ich bin so unendlich froh, dass es Sie gibt.«
Alma nickte zufrieden.
»Dann lassen Sie uns bitte mit diesem Thema aufzuhören. Es nervt, ehrlich gesagt.«
»Und der Kunsthändler, der erwartet Ihren Anruf, ich habe es versprochen.«
Alma seufzte.
»Also gut, geben Sie mir die Nummer, ich werde ihn anrufen und absagen. Am liebsten würde ich Sie bitten, das für mich zu erledigen, doch dann könnte er glauben, Sie hätten mir nichts erzählt. Und feige bin ich nicht … Möchten Sie einen kleinen Nachschlag haben?«
»Ja, bitte, Alma, Sie haben sich heute wieder einmal übertroffen. Diese Fischpfanne erinnert mich an etwas.«
Alma lachte.
»An den ›Seeblick‹, Roberto Andoni hat mir das Rezept vor seiner Abreise gegeben, weil er weiß, wie verrückt Sie nach der Fischpfanne sind.«
Ja sicher, dass sie nicht direkt darauf gekommen war.
»Das war wirklich nett von Roberto, er hat ja normalerweise seine Rezepte gehütet wie ein Staatsgeheimnis. Aber Sie hatten ja auch einen sehr guten Draht zu ihm.«
Alma nickte.
»Nachdem ich begriffen hatte, dass er kein Konkurrent für mich ist. Es ist schade, dass die Andonis nach Italien gegangen sind. Auch sie war ja eine sehr nette Frau, und die Kleine, die war wirklich zum Anbeißen. Ob sie das zweite Kind mittlerweile schon haben?«
»Nein, das dauert noch ein bisschen. Sie werden es mich sofort wissen lassen. Sie fehlen mir ebenfalls, ganz besonders die kleine Valentina. Aber sie fühlen sich in ihrer neuen Heimat unendlich wohl, und das ist es doch, was zählt.«
»Wer fühlt sich in der Toscana nicht wohl, das ist ein besonderes Fleckchen Erde. Als junges Mädchen war ich mal dort, und eine Reise dorthin steht bei mir noch immer ganz oben. Da gibt es wundervolle Motive, und das Licht soll ganz besonders sein.«
»Also bedeutet Ihnen die Malerei doch etwas, Alma«, rief Roberta.
»Ja, aber nur als Hobby, da kann ich herrlich entspannen. Es ist schon verrückt, dass ich es früher niemals mit der Malerei versucht habe. Da wäre mir manches erspart geblieben, und ich hätte nicht so höllisch gelitten.«
Alma hatte wirklich Schreckliches hinter sich, Roberta vermied es, darauf jetzt einzugehen. Sie sagte vielmehr: »Sie wissen schon noch, dass Robertos Einladung auch für Sie gilt. Es gibt auf dem Anwesen ein wunderschönes Gästehaus.«
Alma blickte ihre Chefin zweifelnd an.
»Ich weiß, das hat Herr Andoni gesagt. Doch glauben Sie, dass es ihm ernst damit war?«
»Sehr, sehr ernst, Alma. Und wenn Sie Lust haben, dieser Einladung zu folgen, dann können Sie es jederzeit tun. Die Andonis würden sich sehr freuen. Das sind ganz herzliche Menschen.«
»Das stimmt, ich glaube, das kann man von der neuen Besitzerin des ›Seeblicks‹ nicht behaupten. Ich war nur einmal da, da machte sie einen ein wenig abwesenden Eindruck, und es waren kaum Gäste im Restaurant.«
Darauf ging Roberta ein.
»Und das ist das Problem, Julia Herzog hat große Sorgen, sie hat sich von der Eröffnung ihres ersten eigenen Restaurants mehr versprochen. Immerhin ist sie eine erfahrene Köchin, sie hat für ihren früheren Chef sogar einen Stern erkocht.«
»Aber nicht mit vegetarischer und veganer Küche«, wandte Alma ein. »So etwas kann man nebenbei mit anbieten oder in einer Großstadt. Es hier zu tun, ist ein Wagnis. Ich glaube, das wird nichts, und es tut mir leid für die arme Frau. Niemand gesteht sich gern eine Niederlage ein.«
»Ich glaube, so schnell wird Frau Herzog nicht aufgeben. Es ist schließlich ihr Lebenstraum, den sie sich da erfüllt hat, so etwas lässt man nicht so schnell sterben. Ich empfehle den neuen ›Seeblick‹ immer wieder, ins Restaurant zerren kann ich niemanden. Aber den Grafen Hilgenberg habe ich dort schon gesehen, und ich weiß, dass er im ›Seeblick‹ auch das Mittagessen für seine Mitarbeiter bestellt.«
»Das wundert mich aber. So wie der sich abschottet, hätte ich eher vermutet, dass er da oben eine eigene Köchin hat, für sich und für sein Personal.«
Alma gab das wieder, was viele dachten. Mit dem Grafen Hilgenberg hatte sich halt alles verändert.
»Alma, der Graf ist ein sehr netter Mensch, und man kann ihm doch nicht vorwerfen, dass er einen anderen Lebensstil hat als die Münsters oder Marianne von Rieding.«
»Niemand darf das Grundstück betreten, und die Felsenburg ist nur über Umwege erreichbar.«
»Aber sie ist erreichbar, er hätte es nicht erlauben müssen. Und mal ehrlich, die Leute regen sich furchtbar auf, dabei ist kaum jemand mal zur Felsenburg hinaufgewandert. Und ich würde es auch nicht haben wollen, dass jemand quer über mein Anwesen läuft. Es gibt so etwas wie eine Privatsphäre.«
Alma zuckte die Achseln.
»Ich glaube, die Blaublüter halten sich für etwas Besseres, und Graf Hilgenberg, das ist ein großer Name. In der Siedlung erzählen sie, dass er einen unendlich langen Stammbaum hat.«
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