Der neue Sonnenwinkel Box 2 – Familienroman. Michaela Dornberg
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Название: Der neue Sonnenwinkel Box 2 – Familienroman

Автор: Michaela Dornberg

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der neue Sonnenwinkel

isbn: 9783740928636

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СКАЧАТЬ Sie sich, soll ich das sagen? Könnte es ihm oder ihr gefallen? Und so gehen Sie Schrittchen für Schrittchen vorwärts, und denken Sie daran, Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.«

      Roberta versuchte der ihr gegenübersitzenden Frau noch einige Hinweise zu geben, und als sie fertig war, war Rosmarie Rückert ziemlich überwältigt. Doktor Roberta Steinfeld hatte einen Fan, eine glühende Bewundererin gefunden.

      »Sehen Sie, Frau Doktor, das ist es. Mit wenigen Worten können Sie einem etwas klarmachen. Es ist schade, dass ich nicht zu Ihnen kommen darf, damit Sie mir das Leben erklären. Aber ich verstehe Sie schon. Patienten, die Sie wirklich brauchen, die sind wichtiger. Ich werde auf jeden Fall zu Ihnen kommen, wenn mir etwas fehlt, auch wenn es in Hohenborn genügend Ärzte gibt. So jemanden wie Sie habe ich noch nicht erlebt. Ich bin froh, dass Sie mich wenigstens als Patientin annehmen werden. Das tun Sie doch, oder?«

      »Ja, das tue ich gern. Und jetzt bedanke ich mich noch einmal für den wunderschönen Strauß, und wenn Sie die Adresse meines Kollegen doch noch haben wollen, dann rufen Sie mich bitte an. Ich will nicht unhöflich sein, aber ich habe noch, ehe die Nachmittagssprechstunde beginnt, Hausbesuche zu machen.«

      Sofort sprang Rosmarie auf, entschuldigte sich, was sie früher niemals getan hätte, dann verabschiedete sie sich.

      Als sie nach draußen kam, ihr Auto sah, bekam sie so etwas wie ein schlechtes Gewissen. Es war wirklich ziemlich ungehörig, einfach in der Einfahrt zu parken.

      War das auch ein Schritt in die richtige Richtung?

      Sollte sie sich die Adresse des Psychiaters doch geben lassen?

      Oder sollte sie einfach zu Inge Auerbach fahren, die war eine gute Ratgeberin, konnte ganz hervorragend zuhören, und bei Inge konnte man sicher sein, dass sie Geheimnisse für sich behielt.

      Sie fuhr in Richtung der Auerbachschen Villa, um kurz davor wieder abzudrehen.

      Sicher wäre es hilfreich, sich bei Inge auszuweinen, aber hatte die Frau Doktor nicht gesagt, sie solle Schrittchen für Schrittchen in ihr neues Leben gehen? Da gab es etwas, wo sie anfangen konnte, nämlich bei ihrer Tochter Stella. Es war an der Zeit, zu ihren Kindern ein anderes Verhältnis aufzubauen, und da konnte sie bei Stella anfangen. Mit der war es einfacher als mit Fabian, und von ihrer Tochter wusste sie, dass sie um diese Zeit zu Hause sein würde.

      Sie war keine gute Mutter gewesen, und Stella hatte im Grunde genommen das meiste abbekommen, weil sie sich am wenigsten aufgelehnt hatte. Eigentlich überhaupt nicht, sie versuchte noch heute, es ihren Eltern recht zu machen, sie kam regelmäßig zu Besuch, brachte selbst gemachten Kuchen mit, und Rosmarie schämte sich schon wieder, wenn sie daran dachte, wie wenig sie es Stella bislang gedankt hatte.

      Was war sie bloß für ein Mensch gewesen?

      Hatte da wirklich Cecile kommen müssen, um ihr die Augen zu öffnen?

      Warum war sie nicht von selbst darauf gekommen, dass bei ihr im emotionalen Bereich eine ganze Menge schieflief, und nicht nur da.

      Warum hatte ihr sonst niemand etwas gesagt?

      Rosmarie verstand die Welt nicht mehr, am wenigsten konnte sie mit sich selber umgehen.

      Es war wirklich verrückt. Ausgerechnet Cecile, die sie abgelehnt, ja, die sie sogar bekämpft hatte, war es gelungen, einen Hebel bei ihr umzulegen, man konnte auch sagen, ihr einen Spiegel vorzuhalten. Und was sie sah, gefiel ihr nicht, konnte ihr überhaupt nicht gefallen. Denn da sah sie eine bösartige, egoistische Frau, die glaubte, die ganze Welt müsse sich um sie drehen.

      Ja, es war wirklich nicht zu glauben, dass Cecile hinter die äußere Fassade geblickt hatte, und da war etwas zum Vorschein gekommen, das sie selbst nicht kannte.

      Lag es daran, dass sie so geworden war, weil sie in ihrer Kindheit und Jugend Armut erlebt hatte, bittere Armut, und dass dann irgendwann der brennende Wunsch entstanden war, nie mehr arm zu sein?

      Vielleicht hatte die Frau Doktor recht, und sie sollte zu einem Psychiater gehen. Es gab vieles in ihr, was sie verdrängt hatte, was von ihr in die dunkelsten Schubladen gesteckt worden war, und nun schien es ihr wirklich um die Ohren zu fliegen, und sie konnte damit nicht umgehen.

      Sie hatte alles dafür getan, wer zu sein, zur Gesellschaft zu gehören. Das war ihr gelungen, doch welchen Preis hatte sie dafür gezahlt?

      Darüber wollte Rosmarie jetzt nicht nachdenken, diese Wahrheit würde sie nicht verkraften.

      Eines war auf jeden Fall sicher, alles, was wirklich zählte im Leben, das hatte sie leichtfertig aufs Spiel gesetzt.

      Würden Stella und Fabian ihr verzeihen?

      Würde sie einen Weg zu ihnen finden, oder war der für immer versperrt?

      Darüber hatte Rosmarie niemals nachgedacht, und als sie jetzt ganz vorsichtig damit begann, verursachte es ihr Magenschmerzen.

      Sie war ein schrecklicher Mensch!

      Zu dieser Erkenntnis wäre sie ohne Cecile nicht gekommen, und das zu wissen, tat ziemlich weh.

      *

      Als Rosmarie vor der Haustür ihrer Tochter Stella stand, zögerte sie einen Augenblick, dann drückte sie entschlossen auf den Klingelknopf, und wenig später wurde ihr geöffnet.

      Wie nicht anders zu erwarten gewesen, war Stella daheim.

      »Du, Mama?«, erkundigte sie sich. »Ist etwas passiert?«

      Die Frage war nicht unberechtigt, denn Rosmarie kam niemals einfach nur so vorbei. Man konnte die wenigen Male zählen, die sie überhaupt gekommen war. Selbst bei den Geburtstagen der Kinder hatte sie meist Ausreden erfunden.

      Rosmarie wurde verlegen, und das bedeutete wirklich etwas.

      »Nein, ich …, äh …, ich war gerade in der Nähe«, was natürlich gelogen war, »und da dachte ich …, dass …, wir …, nun ja, vielleicht einen Kaffee zusammen trinken können?«

      Stella war so perplex, dass sie zunächst einmal nichts sagen konnte. Ihre Mutter kam einfach auf einen Kaffee vorbei? So etwas musste man im Kalender rot anstreichen. Aber in der letzten Zeit war einiges geschehen, dass sie sich eigentlich nicht wundern durfte. Seit Cecile mit ihr zusammen aufgetaucht war, war ihre Mutter anders geworden, und das hatte nichts damit zu tun, dass sie sich kaum noch schminkte, was ihr übrigens ganz hervorragend stand. Ihr Gesicht wirkte jetzt nicht mehr so maskenhaft, sondern weicher.

      Stella riss sich zusammen.

      »Komm rein, Mama. Es ist schön, dass du da bist«, sagte Stella, und das meinte sie sogar so.

      Stella führte ihre Mutter in das große, modern eingerichtete Wohnzimmer, in dem es als Highlight einen schönen alten Schrank gab, den Stella von ihrer Erbtante Finchen geerbt hatte und jetzt in Ehren hielt.

      Der Schrank erinnerte Rosmarie daran, wie wütend sie gewesen war, dass Finchen sie alle nicht nur an der Nase herumgeführt hatte, indem sie vorgab, eine arme Frau zu sein. Nein, sondern dass sie Stella zu ihrer Alleinerbin eingesetzt hatte. Sie hatte das Erbe für sich in Anspruch nehmen wollen, dabei war Stella es gewesen, die sich rührend um Finchen gekümmert hatte, die für sie einkaufen war, sie besucht hatte, und es hatte kein Fest gegeben, zu dem Stella Tante Finchen nicht geholt hatte.

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