Название: Der neue Sonnenwinkel Box 7 – Familienroman
Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der neue Sonnenwinkel
isbn: 9783740957780
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Hatte Daniel sich schon ins Bett gelegt? Das wäre ungewöhnlich. Er war eine Nachteule, außerdem wartete er immer auf sie, um wenigstens eine kurze Zeit mit ihr zu verbringen.
»Daniel?«
Er erfolgte keine Antwort.
Sie spürte, wie sie feuchte Hände bekam.
»Daniel?«
Wieder nichts.
Julia machte sich auf die Suche, von Daniel gab es keine Spur. Sie stieß die Schlafzimmertür auf, machte Licht, blieb wie angewurzelt stehen.
Die Schranktüren standen auf, Schubladen waren herausgezogen worden.
Da, wo Daniels Sachen gehangen oder gelegen hatten, gab es gähnende Leere.
Es dauerte eine Weile, ehe Julia realisiert hatte, was das bedeutete.
Daniel war weg.
Sie wankte zum Bett, setzte sich auf die Bettkante, und dann entdeckte sie den Brief, der mitten auf dem Bett lag. Sie erkannte sofort seine ausgeprägte, männliche Handschrift.
Sie starrte den Umschlag an, auf dem ihr Name stand, und sie war nicht in der Lage, nach dem Brief zu greifen, um ihn zu lesen.
Ihre Gedanken überschlugen sich.
Daniel war weg, das konnte sie immer nur denken. Sie war müde gewesen, als sie nach oben gekommen war, jetzt war sie hellwach.
Julia hatte das Gefühl, dass ihre Gedanken sich überschlugen, doch sie nahm nichts davon wahr, verspürte vielmehr eine große Leere, die sich überall ausbreitete und an ihr hochkroch, sie frösteln ließ.
Sie hatte sich nicht genügend um ihn gekümmert, sie hatte ihn nicht in das, was sie tat, einbezogen. Doch das interessierte ihn doch überhaupt nicht, vieles hatte er ihretwegen getan.
Immerhin hatte er das. Und sie?
Es war nicht der Augenblick für Schuldzuweisungen. Sie griff nach dem Briefumschlag, ihre Hand zitterte stark, als sie das eng beschriebene Blatt herauszog, und sie war so aufgeregt, dass zunächst einmal alle Buchstaben vor ihr verschwammen.
Meine Liebste, das bist Du, wirst es für immer für mich bleiben, und ich bereue keine Sekunde der mit Dir verbrachten Zeit. Mittlerweile habe ich jedoch eingesehen, dass wir unterschiedliche Lebenskonzepte haben, die uns immer weiter voneinander entfernen. Ich möchte meine Liebe zu Dir in meinem Herzen bewahren, glutvoll und schön. Ich möchte nicht abwarten, bis nur noch ein Häufchen Asche zurückbleibt.
Julia, Du bist eine wundervolle Frau, danke für die Zeit, die ich mit Dir haben durfte. Dafür werde ich Dir wirklich immer dankbar sein.
Pass auf Dich auf, in Liebe, Dein Daniel.
Er war für immer gegangen, und sie war so sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, dass sie die Anzeichen nicht bemerkt hatte, dass sie die nicht hatte sehen wollen, denn sie waren da und unübersehbar gewesen.
Daniel hatte selbstlos sein altes, sein erfolgreiches Leben aufgegeben, um mit ihr gemeinsam in ein neues zu starten.
Und sie?
Sie hatte sich darüber gefreut, sie hatte es als eine Selbstverständlichkeit hingenommen. Sie war glücklich gewesen, seine Liebe hatte ihr Selbstbewusstsein gestärkt, sie hatte sich sehr wohlgefühlt bei dem Gedanken, beides zu haben, ein sehr gut florierendes Restaurant, und den Mann an ihrer Seite, den sie liebte, der sie liebte mit der ganzen Kraft seines Herzens.
Sie hatte an sich gedacht, an ihre eigene Befindlichkeit, doch sie hatte keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, wie es wohl in ihm aussah, wie er sich fühlte. Dabei war er es allein gewesen, der Opfer gebracht hatte.
Liebe war kein Selbstbedienungsladen, in dem sich einer allein das holte, was er mochte.
Liebe war ein ständiges Geben und Nehmen. Julia schämte sich so sehr, als ihr bewusst wurde, dass sie immer nur genommen hatte.
Sie stand auf, holte ihr Handy, versuchte, ihn anzurufen.
Er durfte nicht gehen, sie liebte und sie brauchte ihn doch.
Er meldete sich nicht, stattdessen kam die unverbindliche Durchsage: »Dieser Anschluss ist vorübergehend nicht erreichbar.«
Er wollte nicht mit ihr reden, er hatte sie aus seinem Leben gestrichen, weil sie ihn überfordert hatte.
Ihr fiel ein, dass er immer wieder versucht hatte, mit ihr zu reden. Und sie hatte ihn immer wieder abgewimmelt.
Oh Gott!
Wie musste er sich gefühlt haben, immer hintenan gestellt zu werden.
Auch wenn die Vorbereitungen für das Fest wichtig, wenn das Restaurant überfüllt gewesen war. Das alles war keine Entschuldigung, Zeit für ein Gespräch wäre immer da gewesen. Sie hatte es sich einfach gemacht, weil das Leben mit dem verständnisvollen Daniel so herrlich einfach gewesen war.
Ein Satz fiel ihr ein, über den sie immer gelächelt hatte, jetzt bewahrheitete er sich für sie. »Der Krug geht solange zum Brunnen, bis er bricht.«
Wäre er ihr als Warnung bloß früher schon mal eingefallen. Dann hätte sie die Reißleine ziehen können. Sie hatte Daniel und seine große Liebe zu ihr als eine Selbstverständlichkeit hingenommen. Sie hatte das Leben mit ihm genossen, und er war immer für sie da gewesen.
Nein!
Oh nein!
Sie durfte nicht mehr darüber nachdenken, nicht über diese egoistische Frau, die sie an seiner Seite, neben ihm, gewesen war.
Sie hatte ihr Glück mit Füßen getreten. Sie hatte ihn verloren, dabei liebte sie ihn doch!
Wie gern hätte sie jetzt geweint, doch die Tränen der Erlösung wollten einfach nicht kommen.
Der ›Seeblick‹ war in einer Schieflage gewesen, den hatte sie auf die Spur gebracht, der florierte immer besser. Doch ihre Liebe, das Einzige, was zählte, hatte sie gegen die Wand gefahren, mit Krach und Getöse, und in ihr war nicht eine einzige Alarmglocke angegangen, die sie gewarnt hätte.
Daniel …
Er hatte mit ihr auf eine gemeinsame Lebensreise gehen wollen, und dafür hatte er alles getan.
Sie musste mit den Gedanken aufhören, die sich immer wiederholten und die letztlich in Schuldgefühlen endeten, die sie sich machte.
Sie versuchte erneut, ihn zu erreichen, und wieder kam nur die Ansage. Sie wollte es jetzt noch nicht wahrhaben, weil das ihr ganzes Elend nur noch vergrößern würde. Doch ganz tief in ihrem Inneren wusste sie, dass sie von Daniel nichts mehr hören würde.
Er war plötzlich und still in ihrem Leben aufgetaucht, und ebenso plötzlich und still war er wieder gegangen.
Sie griff erneut nach dem Brief, las ihn wieder und immer wieder, und irgendwann verschleierten Tränen ihren Blick.
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