Название: Der neue Sonnenwinkel Box 7 – Familienroman
Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der neue Sonnenwinkel
isbn: 9783740957780
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Nach diesen Worten ging Teresa endgültig, und Inge ermahnte ihren Mann, nicht noch mehr Kuchen zu essen, damit er abends tüchtig zugreifen konnte.
Inge freute sich auf jeden Fall auf das Beisammensein bei ihren Eltern. Sie sahen sich zwar täglich, aber ob man etwas gemeinsam unternahm, das war etwas anderes, und gemeinsam zu grillen, das war immer schön, für jeden.
Jörg brauchte Abwechslung, und er war gern bei den Großeltern, und Inge war sich sicher, dass er seinem Opa assistieren würde, wie er es bereits als kleiner Junge gern getan hatte.
Jörg …
Sein Seelenzustand bekümmerte Inge sehr, und sie hätte ihm so gern geholfen. Leider ging das nicht, da musste der Ärmste allein durch.
Weil Werner nicht auf sie hörte, nahm sie den Kuchenteller einfach weg.
»Das reicht wirklich, mein Lieber«, sagte sie, und er widersprach nicht.
*
Roberta war sehr erstaunt, Daniel Sandvoss, den Lebensgefährten von Julia Herzog bei sich in der Praxis zu sehen. Sie kannten sich aus dem ›Seeblick‹, und Daniel war immer ein sehr munterer, aufgeschlossener Mensch gewesen, was für einen Journalisten allerdings nicht ungewöhnlich war. Einen solchen Beruf ergriffen extrovertierte Menschen. Einen lebendigen Eindruck machte Daniel heute nicht auf Roberta.
Er war blass, nervös.
Daniel wirkte auf Roberta irgendwie erloschen.
Nachdem sie ihn begrüßt hatte, erkundigte sie sich nach seinem Befinden, nach dem Grund, der ihn in die Praxis geführt hatte. Daniel machte nicht den Eindruck, als ging er gern zum Arzt, was bei manchen Menschen tatsächlich der Fall war. Doch das war in erster Linie nicht, weil ihnen etwas fehlte, sondern weil sie Ansprache brauchten.
»Ich hätte gern von Ihnen ein Schlafmittel«, sagte er. »Die gibt es zwar freiverkäuflich in der Apotheke, doch ich möchte nicht einfach irgendwas in mich hineinstopfen. Mit Schlaftabletten habe ich noch keine Erfahrung, doch ich muss was nehmen, weil ich nur noch müde bin, das ist für meinen Job nicht zuträglich …, ich befinde mich in einem schrecklichen Kreislauf, nachts kann ich nicht schlafen, tagsüber muss ich mich zusammenreißen, damit mir die Augen nicht zufallen.«
Das hörte sich nicht gut an.
Roberta hielt zwar nicht von den allgemein in den Arztpraxen üblichen Blutdruckmessungen, weil die keine klare Aussagen machten. Die meisten Patienten mussten einen Arzt nur sehen, und schon schoss der Blutdruck in die Höhe. Roberta ließ sich von den Patienten wenigstens einen Monat lag morgens, mittags und abends die Blutdruckwerte aufschreiben. Das reichte ihr, um sich ein Bild zu machen. Jeder Arzt hatte eine andere Vorgehensweise, sie hatte mit ihrer Methode die besten Erfahrungen gemacht.
Sie entschloss sich, Daniel nicht nur abzuhören, sondern auch seinen Blutdruck zu messen.
Er war ein cooler Typ, der sich durch einen Arzt oder eine Ärztin ganz gewiss nicht einschüchtern ließ. Sein systolischer Wert lag bei 190, sein diastolischer Wert bei 100, die Pulswerte waren bei 90.
Roberta hielt sich nicht an die allgemein festgelegten Normwerte von 120/80, Puls 70.
Doch diese Werte waren zu hoch. Weil ihr das Abhören seines Herzens nicht ausreichte, ließ sie ein EKG machen, was ihre Voruntersuchungen bestätigte, es gab Extrasystolen, die Herzrhythmusstörungen anzeigten.
Daniel Sandvoss war ein ziemlich schlanker, durchtrainierter Mann, von dem sie wusste, dass er sich gesund und ausgewogen ernährte, der sich viel bewegte, sogar Marathon lief, der nicht rauchte, nicht trank, abgesehen von hier und da mal einem Glas Wein zum Essen.
Roberta erkundigte sich, was los in seinem Leben sei, ob sich etwas verändert hatte.
Es musste etwas geschehen sein. Er und Julia waren ein Liebespaar wie es im Buche stand, er hatte ihretwegen sein Leben aufgegeben, um mit ihr gemeinsam auf die Reise zu gehen. Sie hatte die beiden so sehr beneidet.
Er zögerte kurz, dann erfuhr Roberta, dass doch nicht alles eitel Sonnenschein im ›Seeblick‹ war, dass er und Julia sich zwar liebten, doch dass sie immer mehr auseinanderdrifteten.
»Ich bin nicht leichtfertig und blauäugig in das Leben mit Julia gegangen«, sagte er, »doch unsere Gemeinsamkeiten werden immer weniger, wir haben keine Zeit mehr, sie auszuleben. Julia ist immer in Aktion.«
»Das mit dem Fest für das Tierheim, das ist schon eine ganz große Nummer«, versuchte Roberta die junge Wirtin zu entschuldigen. Sie hatte Julia sehr gern und bewunderte sie dafür, mit welchem Elan sie bei der Arbeit war. Sie hatte den ›Seeblick‹ zu einem florierenden Unternehmen gemacht, dabei hatte es anfangs wirklich danach ausgesehen, als würde sie das Ganze gegen die Wand fahren.
Er blickte sie traurig an.
»Es ist nicht nur das Fest«, sagte er leise, »wenn das vorbei ist, kommt die Vorbereitung auf den Stern, den sie unbedingt erkochen will. Als ich Julia kennenlernte, wusste ich, dass sie viel Ehrgeiz besitzt und viel Einsatzfreunde für ihren Beruf mitbringt. Sie hätte sich sonst für ihren früheren Chef nicht den Stern erkochen können, sie hat die gesamte männliche Konkurrenz hinter sich gelassen …, seit ihr der ›Seeblick‹ gehört, hat sie sich verändert, sie ist ein Workaholic, sie ist mit ihrer Arbeit verheiratet …, und ich laufe nur so nebenher.«
Diese Worte machten Roberta betroffen, vermutlich in erster Linie, weil sie in Julia und Daniel das ideale Liebespaar gesehen hatte, das auch für sie und ihre Beziehung der Maßstab gewesen war.
An diesem Beispiel hatte sie die Unzulänglichkeit ihrer eigenen Beziehung erkannt. Das hatte sie unzufrieden gemacht, sie hatte alles infrage gestellt.
Vielleicht gab es ja im wahren Leben überhaupt keine perfekte Liebesbeziehung. Davon träumte man, doch die Realität sah anders aus.
Roberta riss sich zusammen.
Sie saß nicht hier, um über ihre Beziehung zu Lars nachzudenken, es ging letztlich auch nicht um Julia und deren Beziehung. Es ging um deren Lebenspartner, der zu ihr gekommen war, weil er gesundheitliche Probleme hatte. Sie war jetzt einzig und allein als Ärztin gefragt, nicht als psychologische Beraterin, auch wenn sie mit Julia, mittlerweile eigentlich auch mit Daniel, befreundet war.
Roberta besprach mit ihrem Patienten dessen gesundheitliche Problem. Er bekam von ihr ein leichtes pflanzliches Mittel, das ihm beim Einschlafen und ihn ein wenig zur Ruhe kommen lassen würde. Ein Blutdruckmedikament bekam er noch nicht direkt von ihr, sondern sie besprach mit Daniel ein paar Verhaltensregeln, und sie wollte ihn in einer Woche wieder in ihrer Praxis sehen.
Auch wenn es sie eigentlich nichts anging, riet sie ihm, sich mit Julia auszusprechen, ihr zu sagen, was für ihn in ihrer Beziehung nicht mehr rund lief. Das versprach er.
Nachdem er gegangen war, brauchte Roberta erst einmal einen Augenblick für sich, ehe sie den nächsten Patienten in ihr Sprechzimmer rief.
Julia und Daniel!
Sie hatte die beiden wirklich glühend beneidet, und eigentlich war es deren Vorbild, was sie in ihrer Beziehung zu ihrem Lars so unzufrieden gemacht hatte.
Eine gemeinsame Reise …
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