Название: Der neue Sonnenwinkel Box 7 – Familienroman
Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der neue Sonnenwinkel
isbn: 9783740957780
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Vielleicht hatte es tatsächlich in den anfänglichen Werbewochen so etwas wie einen Reiseantritt gegeben. Wie es jetzt schien, trafen sich die beiden allenfalls hier und da mal auf den Bahnhöfen.
Lars hatte ihr nie etwas vorgemacht. Sie hatte von Anfang an gewusst, worauf sie sich einließ. Und für ihn hätte es auch ewig so weitergehen können. Sie hatte mehr von ihm erwartet, und das hatte den Riss in ihre Beziehung gebracht. Ihre Erwartungshaltung war für ihn zu groß geworden. Hatte er sich deswegen zurückgezogen? War er deswegen mehr unterwegs, als er vermutlich sein müsste?
Es gab keine Liebe ohne Probleme, und es mussten beide an einem Strang ziehen und sich darüber einig sein, wie ihr gemeinsames Leben verlaufen sollte. Beide. Keiner der Partner durfte bevorzugt, keiner benachteiligt werden.
Alles auf einen Nenner zu bringen, das war ein ganz schönes Stück harte Arbeit.
Sie würde ihre Beziehung zu Lars überdenken, und Julia und Daniel konnte man nur wünschen, dass sie wieder einen Weg zueinanderfinden würden.
Sie atmete tief durch, dann bat sie Ursel Hellenbrink, ihr den nächsten Patienten zu schicken.
*
Zu hohe Blutdruckwerte …
Herzrhythmusstörungen …
Das konnte auch einen coolen Journalisten wie Daniel Sandvoss aus der Spur bringen.
Er hatte es immer verdrängt, doch jetzt hatte er keine andere Wahl mehr. Er musste den Tatsachen ins Auge sehen.
Wo war die Euphorie ihres Anfanges geblieben?
Er hatte sich nichts vorgemacht. Er hatte wirklich geglaubt, dass man aus Liebe, aus dem Wunsch nach Zweisamkeit, sein Leben verändern konnte.
Wäre mit Julia alles so, wie es anfangs gewesen war, hätte er auch über die berufliche Unterforderung hinwegsehen können. Man konnte nicht alles haben. Irgendwo musste man zurückstecken, und er hatte ja in der Hinterhand auch noch das Buch gehabt, das er schreiben wollte.
Mittlerweile hatte er die bittere Erfahrung machen müssen, dass das Schreiben Kreativität bedeutete, dazu musste man den Kopf frei haben. Das war etwas anderes, als irgendwo eine Wand zu streichen, Nägel in die Wand zu klopfen, Steine zu mauern. Gegen all diese Arbeiten war nichts einzuwenden, die waren höchst ehrenwert. Doch die konnte man auch verrichten, wenn man nicht so gut drauf war, das erforderte handwerkliches Geschick.
Was war nur aus all den Träumen geworden?
Er musste mit Julia reden.
Die blickte ganz erstaunt, als sie Daniel bemerkte.
»Musst du nicht in der Redaktion sein, Daniel?«, erkundigte sie sich.
»Ich habe mir frei genommen. Wir müssen miteinander reden, Julia«, sagte er ernst, von dem Besuch bei der Frau Doktor sagte er nichts.
Da war etwas, Julia spürte es. Doch es war ganz ausgeschlossen, jetzt alles stehen und lieben zu lassen, um mit Daniel zu reden.
»Das können wir, mein Liebling. Aber doch nicht jetzt. Das Restaurant ist bis auf den letzten Platz besetzt, die Blumendekoration wird gleich geliefert, und da muss ich dabei sein, das kann ich niemandem überlassen. Ich habe da meine genauen Vorstellungen, wie es aussehen soll. Es kann doch nicht so wichtig sind, was du mir sagen willst, oder? Wichtig ist doch nur, dass wir uns lieben.«
Sie umarmte ihn flüchtig, drückte ihm einen ebenso flüchtigen Kuss auf den Mund, schenkte ihm ein hinreißendes Lächeln, und schon war sie fort.
Daniel blieb wie bedröppelt stehen und blickte ihr hinterher. » … dass wir uns lieben …«
Worte, nichts als Worte. Sie war so sehr in ihrem eigenen Ding, dass sie nicht einmal bemerkte, wie schlecht es ihm ging. Sie hatte nicht einmal gefragt, weswegen er mit ihr sprechen wollte. Und um diese Frage zu stellen, so viel Zeit wäre gewesen.
Noch während Daniel überlegte, ob er nicht doch in die Redaktion fahren sollte, bekam er eine Nachricht. Die wollte er zunächst ignorieren, weil ihm nach überhaupt nichts zumute war. Er fühlte sich nur elend. Vielleicht schlitterte er ja sogar in eine Depression, etwas, was andere Leute bekamen, was er für sich immer ausgeschlossen hätte.
Etwas veranlasste ihn schließlich doch, die Nachricht zu lesen. Und das tat er immer wieder, weil er nicht glauben konnte, was er da las.
Sein früherer Chef bat ihn, nicht nur an seinen alten Posten zurückzukehren, weil sein Nachfolger kläglich gescheitert war, nein, er bot ihm nicht nur viel mehr Kompetenzen, sondern auch noch viel mehr Geld an.
»Daniel, überleg nicht lange, mach dich auf den Weg. Du wirst gebraucht.«
Dann folgte die Unterschrift.
Daniel starrte immer wieder auf diese Nachricht, mit der er niemals gerechnet hätte, zumal sie nicht gerade im Frieden auseinander gegangen waren. Man hatte ihn halten wollen, ihm war sein Privatleben wichtiger gewesen.
Und nun das!
Er spürte, wie er aus seiner Lethargie erwachte.
Zwei Seelen stritten in seiner Brust. Da war die Chance, wieder an seinen Job zurückkehren zu können, zu erheblich verbesserten Bedingungen. Doch auf der anderen Seite war Julia. An seiner Liebe zu ihr hatte sich nichts verändert. Er liebte sie von ganzem Herzen. Es war nur eine große Ernüchterung bei der Art ihres Zusammenlebens eingetreten, oder sollte man sagen, ihres Nebeneinanderlebens?
Aus dem Festzelt heraus drangen Stimmen, ein Gehämmere, aus dem Restaurant kamen Gäste, gingen welche hinein.
Nein, das war kein Ort, um nachzudenken, und das musste er jetzt tun.
Er setzte sich in sein Auto, fuhr nach Hohenborn, ging in sein Büro, und dort angekommen, wusste er, was er auf jeden Fall zu tun hatte. Er würde hinschmeißen. Ja, das würde er. Vorerst war er nicht auf das Gehalt angewiesen, er besaß finanzielle Reserven.
Er übertrug einer Kollegin, die außer sich vor lauter Freude war, den Auftrag, über das Fest im ›Seeblick‹ zu berichten, dann schrieb er seine Kündigung, wobei er gesundheitliche Probleme vorschob, was nicht einmal gelogen war. Dann packte er seine privaten Dinge zusammen, viele waren es nicht, und ohne sich noch einmal umzusehen, verließ er die Redaktion, das Gebäude.
Dieser Weg war zu Ende.
Weg …
Mit Julia war alles offen. Würde es einen gemeinsamen Weg geben? Würden sie im letzten Augenblick das Ruder herumreißen können, oder würde ihr Weg in einer Einbahnstraße münden.
Ihm wurde ganz schwer ums Herz. In der Regel waren Frauen vielleicht emotionaler, doch wenn es um die Liebe, die Lebensliebe ging, da unterschieden Männer und Frauen sich nicht voneinander.
Der Tod einer Liebe war schmerzhaft.
Als er seine Sachen im Kofferraum seines Autos verstaute, zuckte er betroffen zusammen.
Wohin verirrten sich seine Gedanken? Tod der Liebe, an so etwas wollte und durfte er nicht denken.
Er СКАЧАТЬ