Der neue Sonnenwinkel 70 – Familienroman. Michaela Dornberg
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Название: Der neue Sonnenwinkel 70 – Familienroman

Автор: Michaela Dornberg

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der neue Sonnenwinkel

isbn: 9783740960827

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СКАЧАТЬ hätte Inge Werner jetzt das Handy aus der Hand gerissen, es irgendwo hingeschmissen. Leider ging das nicht, aber zuhören konnte sie. Der Anrufer war ein Howard, von dem Werner besonders angetan war.

      Leider wusste sie ja nicht, was dieser Howard sagte, aber sie konnte sich auch so etwas zusammenreimen.

      »Du konntest mich ein paar Tage nicht erreichen, Howard, weil ich verreist war und dummerweise mein Handy daheim gelassen hatte.«

      Verreist! Von wegen! Warum erzählte Werner seinem Kumpel nicht die Wahrheit? Schon wollte sie etwas dazwischenrufen, als Werner wieder zuhörte, dann mit dem Kopf schüttelte, obwohl dieser Howard das doch überhaupt nicht sehen konnte, und dann sagte er etwas, was Inge kaum fassen konnte. Was für ein Glück, dass sie zuvor keine Bemerkung gemacht hatte.

      »Howard, es klingt wirklich alles sehr vielversprechend, doch ich steige aus. Ihr müsst ohne mich weitermachen, und ich wünsche euch von Herzen ein gutes Gelingen.«

      Wieder sagte Howard etwas, wahrscheinlich wollte er Werner umstimmen. Doch der sagte: »Weißt du, Howard, es gibt Augenblicke im Leben, da wird einem bewusst, was wirklich zählt. Ich werde nur noch Bücher schreiben, weil ich schließlich noch eine ganze Menge zu sagen habe. Ansonsten werde ich das Leben mit meiner geliebten Frau genießen. Der gegenüber habe ich nämlich ein ziemlich schlechtes Gewissen, weil ich mich in all den Jahren zu wenig um sie gekümmert habe. Mein Lieber, denk einfach mal darüber nach, ob du nicht auch etwas gutzumachen hast. Jedes Leben ist endlich. Und ich finde, es ist ein ganz gruseliger Gedanke, sich vorzustellen, dass man am Ende seines Lebens all den verpassten Möglichkeiten nachweint. Noch haben wir die Chance, es zu richten. Es lässt sich so viel Schönes erleben miteinander, und darauf freue ich mich, darauf bin ich neugierig.«

      Howard schien heftig zu widersprechen. Klar, er und die anderen Wissenschaftler wollten Werner in ihrer Runde haben, denn er war das Zugpferd.

      Inge hörte gespannt zu, und eigentlich glaubte sie, wie es ausgehen würde …, wie immer. Werners guter Wille würde schwinden. Er würde vergessen, was er versprochen hatte.

      Doch Inge irrte sich, und das ließ sie beinahe den Boden unter den Füßen verlieren. Damit hätte sie niemals gerechnet!

      »Nein, Howard, du kannst mich mit nichts umstimmen. Meine Entscheidung steht fest. Und ich will auch nicht beteiligt werden, und ja, meine Unterlagen dürft ihr gern behalten. Aber bitte, lass uns über das alles nicht jetzt sprechen. Ich stehe nämlich auf der Straße, in der Nähe einer Kirche, deren Glocken jeden Augenblick anfangen können zu läuten. Und dann versteh ich überhaupt nichts mehr. Doch das bedeutet nicht, dass du, dass ihr, euch irgendwelche Hoffnungen machen dürft. Nichts kann mich umstimmen.«

      Howard sagte etwas, Werner hörte zu, dann machte er eine Handbewegung, die sein Gesprächspartner natürlich nicht sehen konnte.

      »Nein, Howard, ich habe gewiss nichts getrunken, und mein Verstand war noch nie so klar wie jetzt. Wir telefonieren demnächst wieder.«

      Damit beendete er das Telefonat, und Inge war froh, dass sie dem gut hatte folgen können, weil sie perfekt Englisch sprach.

      Werner steckte sein Handy weg, sagte nichts. Doch ehe sie wieder ins Auto stiegen, um die Fahrt fortzusetzen, umarmte Inge ihren Mann und sagte leise: »Danke, Werner.«

      Von ihm kam keine Reaktion, und Inge bekämpfte tapfer die Gedanken, die wieder in ihr aufstiegen, weil sie unsinnig waren. Er hätte vor ihr doch nicht dieses Theater aufführen müssen. So etwas tat Werner nicht.

      Den Rest der Fahrt legten sie schweigend zurück, und Inge rief, und da hatten sie noch nicht einmal ihre Villa erreicht: »Da steht Rickys Auto.«

      »Wieso? Die ist doch mit ihrer Familie im Urlaub.«

      Inge schenkte ihm ein nachsichtiges Lächeln. »Werner, kein Urlaub dauert ewig an. Gewiss ist sie bei meinen Eltern, und hoffentlich hat sie jetzt auch noch ein wenig Zeit, die sie mit uns verbringen kann.«

      »Na ja, wenn man so viele Kinder hat, dann ist man schon ganz schön getrieben.«

      Vielleicht hätte Inge etwas darauf erwidert, doch da kam Ricky aus dem Haus ihrer Großeltern gestürzt, rannte über die Straße, und dann entdeckte sie ihre Eltern.

      Sie sah blendend aus, war braun gebrannt, schlank und dynamisch wie immer.

      »Wenn das kein perfektes Timing ist«, lachte sie, »ich hätte es sehr bedauert, nach Hause fahren zu müssen, ohne euch gesehen zu haben.«

      Dabei schaute sie allerdings ihre Mutter an, umarmte sie heftig: »Mama, ich habe dich sehr vermisst, es ist so schön, dich wiederzusehen.«

      Danach ließ sie ihre Mutter los, wandte sich ihrem Vater zu. »Hallo, Papa«, sagte sie mit einer merklich kühler klingenden Stimme.

      Werner wirkte ein wenig betroffen, und ihm wurde in diesem Augenblick wohl zum ersten Male seit vielen Jahren bewusst, dass er nicht nur vieles falsch gemacht, sondern dass er auch vieles versäumt hatte.

      »Hallo, Ricky, du siehst gut erholt aus.«

      »Ja, ich habe mich auch gut erholt, danke, Papa.«

      Inge blickte ihre Tochter an.

      »Hast du noch ein bisschen Zeit?«

      »Ja, klar, die habe ich mir für den Sonnenwinkel genommen. Ich war bereits bei Rosmarie, habe mich lange mit den Großeltern unterhalten.

      Was machst du denn für Sachen, Papa? Ich habe von diesem Zwischenfall erfahren. Es geht mich ja nichts an, doch ich denke, das solltest du jetzt wirklich ernst nehmen.«

      »Ja, ja, das will ich auch«, war seine knappe Antwort. Ihm war anzusehen, dass er sich unbehaglich fühlte in seiner neuen Rolle, in die er sich noch nicht hineingefunden hatte.

      Werner ließ es sich nicht nehmen, in der Gegenwart seiner ältesten Tochter seine Tasche persönlich ins Haus zu tragen, Ricky hatte sich bei Inge eingehakt und begann, munter zu plaudern.

      Sie betraten das Haus, Werner stellte seine Tasche ab.

      »Und jetzt koche ich uns erst einmal einen leckeren Kaffee«, bemerkte Inge, doch Ricky winkte ab. »Für mich bitte nicht, ich hatte bei den Großeltern genug davon bekommen. Aber die Omi hat mir gesagt, dass du einen Kuchen gebacken hast. Darauf habe ich Lust, große sogar.«

      Inge konnte sich nicht verkneifen zu sagen: »Das hast du mit deinem Vater gemeinsam. Er liebt Kuchen ebenfalls über alles.«

      Ricky lachte.

      »Mama, das musst du jetzt nicht extra erwähnen? Hast du schon vergessen, dass ich in diesem Haus gelebt habe?«

      Inge fiel in das Lachen mit ein, doch bei ihr wirkte es ein wenig gequält, weil sie nicht wusste, wie es derzeit bei Werner aussah. Zuletzt hatte er sich nämlich nichts mehr aus Kuchen gemacht. Doch sie konnte aufatmen, denn er rief: »Hoffentlich hast du einen Kuchen gebacken, den ich mag.«

      Ricky schüttelte den Kopf, doch es war gut gemeint.

      »Papa, diese Frage hättest du dir jetzt ersparen können. Mama kann gar keinen Kuchen backen, den du nicht magst. Das könnte höchstens passieren, wenn du nicht daheim bist. Da haben wir eine Chance, etwas zu bekommen, was nur wir mögen.«

      Sie СКАЧАТЬ