Gesammelte Werke von Rudyard Kipling. Редьярд Киплинг
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Название: Gesammelte Werke von Rudyard Kipling

Автор: Редьярд Киплинг

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9788027209255

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СКАЧАТЬ weiß es nicht. O Käte, ich. will ja nichts für mich verlangen, das heißt vielmehr, ich verlange alles, aber bedenke, eh du deine Arme um die Erde schlingst und den Versuch machst, sie in deinen kleinen weißen Händen aufzuheben, daß du außer deinem eigenen auch andrer Leben zu Grund richtest. Großer Gott, Käte, du brauchst doch wahrhaftig nicht nach Indien zu gehen, um Unglücklichen zu helfen und Leiden zu lindern, du könntest ja einmal bei mir den Anfang machen.

      Sie schüttelte wehmütig den Kopf.

      »Ich muß da beginnen, wo ich meine Pflicht sehe, Nick! Ich sage ja nicht, daß ich die ungeheure Summe menschlichen Elends wesentlich herabmindern werde, ich sage auch nicht, daß alle thun sollen wie ich: für andre wäre es vielleicht nicht das Richtige, aber für mich ist es das. Ich weiß es, und das ist alles, was wir überhaupt wissen können. Die Gewißheit haben, daß unser Leben dazu gedient hat, die Menschen ein wenig, ach nur ein ganz klein wenig besser zu machen,« rief sie mit verklärtem Blick, »zu wissen, daß man Leid und Not, die ja freilich deshalb nicht aus der Welt verschwinden, ein wenig gelindert hat, das muß herrlich sein! Du empfindest das doch auch. Nick,« setzte sie, ihm leise die Hand auf den Arm legend, hinzu.

      Tarvin preßte die Lippen aufeinander.

      »Freilich, freilich, fühl’ ich’s!« gab er ingrimmig zu.

      »Aber du hast noch ein andres Gefühl – ich ja auch …« »O, dann laß dieses andre wachsen, gib ihm Gehör, laß es erstarken und vertraue dich mir an. Ich will dir eine Zukunft schaffen, einen Wirkungskreis, wo deine Güte vielen ein Segen werden soll. Glaubst du denn, ich möchte dich anders haben, als du bist, zweifelst du daran, daß ich gerade deine Güte liebe? Segne doch mich damit!«

      »Ich kann nicht! Ich kann nicht!« rief sie in schwerem innerem Kampf.

      »Du kannst gar nicht anders – am letzten Ende mußt du ja zu mir kommen! Glaubst du, daß ich weiterleben könnte, wenn ich das nicht voraussähe? Aber ich möchte dir ersparen, was dazwischen liegt, ich möchte nicht, daß du mir von der Not in die Arme getrieben würdest, mein kleines Mädchen! Ich will, daß du aus freien Stücken kommst, jetzt kommst.«

      Statt aller Antwort senkte sie das Gesicht tief auf den Aermel ihres Reitkleids und begann bitterlich zu weinen. Ricks Finger umschlossen die kleine Hand, die sich krampfhaft am Sattelknopf festhielt.

      »Du kannst nicht, Liebe?«

      Sie schüttelte heftig den Kopf. Tarvin biß die Zähne zusammen.

      »Nun denn, wie du willst – finden wir uns drein!«

      Er nahm ihre Hand, die den Halt am Sattel aufgab, sanft in die seinige und sprach so mild und beschwichtigend zu ihr, wie eine Mutter zu ihrem verzagten Kind. Es war vorüber – nicht seine Liebe, nicht sein unerschütterlicher Entschluß, sie doch noch sein eigen zu nennen, aber der Kampf um diese indische Reise. Tarvin streckte die Waffen, sie konnte gehen, wenn sie wollte, es würden dann eben zwei übers Meer reisen.

      Als sie die heißen Quellen erreicht hatten, ergriff Tarvin sofort die ihm freudig gebotene Gelegenheit, Frau Mutrie in Beschlag zu nehmen, während Sheriff dem Präsidenten den qualmenden Wasserstrudel und das Bad zeigte und ihm die Lage des geplanten Riesenhotels erklärte. Käte schloß sich den beiden Herren an, da sie keine Lust hatte, ihre verweinten Augen Frau Mutries neugierigen Blicken preiszugeben.

      Tarvin hatte die junge Flau am Fluß entlang geführt, der seitwärts von den Quellen in sein Felsengrab hinabstürzte, jetzt blieb er im Schatten einiger Baumwollsträucher plötzlich stehen.

      »Möchten Sie jenes Halsband wirklich haben, gnädige Frau?« fragte er sie ganz unvermittelt.

      Sie lachte abermals, gurrend wie ein Turteltäubchen, noch nicht erregt genug, um ihre kleinen Schauspielerkünste zu vergessen.

      »Ob ich’s haben möchte?« fragte sie zurück. »Versteht sich! Und, bitte, den Mond hätte ich auch gern!«

      Tarvin legte ihr Schweigen gebietend die Hand auf den Arm.

      »Sie sollen das Halsband haben,« erklärte er bestimmt.

      Jetzt verging ihr das Lachen, sie sah betroffen in sein ernstes Gesicht.

      »Was wollen Sie damit sagen?«

      »Es würde Ihnen große Freude machen? Sie legen wirklich Wert darauf? Was würden Sie thun, um es zu erlangen?«

      »Auf meinen Knieen würde ich bis nach Omaha rutschen, bis nach Indien, wenn es möglich wäre,« erwiderte sie mit gleichem Ernst.

      »Dann ist die Sache entschieden,« versetzte Tarvin herzhaft. »Jetzt hören Sie mich an! Ich will, daß die C. C. C. nach Topaz kommt, Sie wollen das indische Halsband haben – wollen wir einen Vertrag abschließen?«

      »Aber Sie können ja niemals …«

      »Das braucht Sie nicht anzufechten – ich werde meiner Verpflichtung nachkommen, können Sie die Ihrige erfüllen?«

      »Sie meinen …«

      »Ja, ich meine,« sagte er mit starker Betonung. »Können Sie mir eine bestimmte Zusage geben?«

      Mit zusammengebissenen Zähnen, die Hände gegen einander gepreßt, daß sich die Fingernägel ins Fleisch eingruben, stand dieser Mann vor ihr. Mit gewaltsamer Selbstbeherrschung wartete er ihre Antwort ab.

      Sie legte den blonden Kopf auf die Seite und schielte aus den Augenwinkeln zu ihm auf, herausfordernd, zögernd, aber ihre Zuständigkeit eingestehend.

      »Ich glaube, daß mein Wort viel gilt bei Jim,« sagte sie endlich mit einem verträumten Lächeln.

      »Also, der Vertrag ist geschlossen?«

      »Ja,« erwiderte sie.

      »Geben Sie mir den Handschlag.«

      Sie reichten sich die Hände und standen sich einen Augenblick schweigend gegenüber, jedes bemüht, in des andern Seele zu lesen.

      »Sie werden es mir wirklich verschaffen?«

      »Ja.«

      »Sie werden Ihr Wort einlösen?«

      »Ja.«

      Er drückte ihre Hand, daß sie einen leisen Schmerzensschrei ausstieß.

      »O! Sie thun mir weh!«

      »Abgemacht,« sagte er mit heiserer Stimme, indem er ihre Hand fallen ließ. »Der Handel gilt. Morgen reise ich nach Indien ab.«

      Fünftes Kapitel.

       Inhaltsverzeichnis

      Tarvin stand auf dem Bahnsteig der Station Rawut und sah der Staubwolke nach, worin der Postzug von Bombay sich entfernte. Als sie sich verzogen hatte und die heiße Luft wieder ungehemmt auf der weißen Steinbeschotterung tanzte, wandte er sich mit zwinkernden Augen Indien zu.

      Vierzehntausend Meilen weit zu reisen war, wie er jetzt erfahren hatte, eine überaus einfache Sache. СКАЧАТЬ