Gesammelte Werke von Rudyard Kipling. Редьярд Киплинг
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gesammelte Werke von Rudyard Kipling - Редьярд Киплинг страница 92

Название: Gesammelte Werke von Rudyard Kipling

Автор: Редьярд Киплинг

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9788027209255

isbn:

СКАЧАТЬ arrangierte, half den »Tempelrittern« Ausflüge zu stand bringen, war Mitglied aller erdenklichen Vereine und die Zuflucht derer, die Wohlthätigkeitsbazare, Theatervorstellungen und Austerndiners zu guten Zwecken und hohen Preisen in Scene setzten. Ohne wählerisch zu sein, nahm er an Austernessen wie an jedem andern Wohlthätigkeitssport in Topaz teil, und zwar nicht allein, Frau und Tochter mußten mitgehen und ihre Wohnstube füllte sich mit Puppen im Täuflingsputz, protestantischen Stickereien, katholischen Sofakissen und künstlerischen Spritzarbeiten – es entstand eine wahre Sammlung.

      Allein diese Allerweltsliebenswürdigkeit machte den Mann durchaus nicht so beliebt, als er es verdient hätte. Die dunklen Ehrenmänner nahmen sein Geld und hielten an ihrer Meinung über den Mann fest; Tarvin, sein Gegner, hatte den Leuten gezeigt, wie er über derartige Politik dachte, indem er sich offen weigerte, auch nur eine einzige Eintrittskarte zu nehmen. Dieser thörichte, erbärmliche Drang, es allen Leuten recht zu machen, war, wie Tarvin richtig erkannte, auch der Grund von Sheriffs schlaffem Verhalten der töchterlichen Narrheit gegenüber. Weil Käte eben durchaus gehen wolle, fand es der Vater schließlich bequemer, sie gehen zu lassen. Er versicherte, den Plan anfangs heftig bekämpft zu haben, und das glaubte ihm Tarvin auch, denn er wußte ja, daß der Vater an seinem Kind hing. Nicht Mangel an gutem Willen machte er ihm zum Vorwurf, aber Mangel an der Fähigkeit, seinen Willen durchzusetzen. Schließlich mußte er sich freilich sagen, daß die eigentlich Schuldige wie in allen Stücken so auch in diesem Käte selbst war, denn ihr Starrsinn war allen Vorstellungen unzugänglich.

      Als der Topazer Zug angekommen war, stiegen Sheriff und Tarvin in denselben Wagen. Tarvin hatte gerade nicht das Bedürfnis, sich während der Fahrt mit Kätes Vater zu unterhalten, aber es sollte auch nicht aussehen, als ob er ein Gespräch scheute. Im Wagen bot ihm Sheriff eine Cigarre an, und als dann Dave Lewis, der Schaffner, hereinkam, begrüßte ihn Tarvin als alten Freund und forderte ihn auf, sich ein wenig zu ihnen zu setzen, wenn seine Dienstpflichten erledigt wären. Tarvin mochte den Mann wohl leiden, wie er tausend andre Zufallsbekannte leiden mochte, die ihm irgendwo in den Weg gekommen waren und bei denen er sich großer Beliebtheit erfreute: die Aufforderung entsprang übrigens wenn auch nicht ganz, so doch teilweise dem Wunsch, ein Alleinsein mit Sheriff zu vermeiden. Redselig teilte ihnen der Mann mit, daß er den Präsidenten der C. C. C. im Zug habe, der mit seiner Gesellschaft in einem eigenen Salonwagen fahre.

      »Was der Tausend!« rief Tarvin und bat dann seinen Freund, ihn auf der Stelle dem Präsidenten vorzustellen, der ihm gerade recht käme.

      Lachend sagte der Schaffner, daß er doch kein Bahnvorstand sei und so etwas nicht wagen dürfe. Als er aber nach vollendeter Runde wieder in den Wagen kam, erzählte er, der Präsident habe ihn gefragt, ob er ihm nicht einen rechtschaffenen Mann in Topaz empfehlen könne, der ein Herz für öffentliche Angelegenheiten habe und mit dem sich die Frage, ob die drei C, nach Topaz kommen sollen, vernünftig erörtern ließe. Darauf hatte ihm der Schaffner gesagt, daß sich gleich zwei für diesen Zweck geeignete Herren im Zug befänden, und nun lasse der Präsident ihnen sagen, es würde ihm sehr angenehm sein, wenn sie sich in seinen Wagen bemühen und ihm ihre Aufmerksamkeit schenken mochten.

      Seit einem ganzen Jahr hatte der Verwaltungsrat der Central-Colorado-California-Eisenbahnlinie Beratungen gepflogen, ob die Bahn über Topaz geführt werden solle oder nicht, und die Mitglieder hatten sich in der leidenschaftslosen, unparteiischen Weise geäußert, die Verwaltungsräten eigen ist, solange sie Zuspruch und Aufmunterungen von allen Seiten erwarten. Die Handelskammer von Topaz hatte den Wink begriffen und es an der gewünschten Ermutigung nicht fehlen lassen. Diese hatte die Gestalt einer städtischen Anleihe und von Landschenkungen angenommen, und schließlich hatte man sich durch Ankauf von Aktien zu einem in die Höhe getriebenen Preis an dem Unternehmen selbst beteiligt. Das war aller Ehren wert, selbst für eine Handelskammer, aber von städtischem Hochmut und Ehrgeiz gespornt, hatte Rustler sie übertrumpft. Rustler lag fünfzehn Meilen von Topaz entfernt, höher in den Bergen, folglich auch näher bei den Bergwerken, und Topaz bekam seine Nebenbuhlerschaft auch in andern Angelegenheiten als der dieser Eisenbahnlinie zu fühlen.

      Nie beiden Städte waren ungefähr zu gleicher Zeit entstanden und erblüht, dann hatte die Lebenskraft Rustler verlassen und sich in Topaz niedergelassen. Das hatte Rustler eine gehörige Anzahl von Bürgern gekostet, die an den gedeihlicheren Ort übersiedelten: Manche davon hatten ganz einfach ihr Haus auf den Rücken genommen wie die Schnecken, das heißt es auf einen Güterwagen geladen und als Frachtgut nach Topaz geschickt, was den Zurückbleibenden einen großen Schrecken einjagte. Neuerdings aber rührte sich in Topaz das unbehagliche Gefühl, daß ihm etliches aus den Fängen glitt. Ein oder zwei Häuser waren schon nach Rustler zurückgewandert, Rustler nahm einen neuen Aufschwung, und wenn die Eisenbahn dort hingeführt wurde, so war Topaz verloren, riß es dagegen die Bahnlinie an sich, so war ihm der Sieg gewiß. Die beiden Städte haßten einander, wie man nur im Westen haßt – bösartig, leidenschaftlich, mit wolllüstigem Ingrimm. Wenn ein Erdbeben die eine oder die andre Stadt verschlungen hätte, die übriggebliebene wäre an mangelndem Lebensinteresse hingesiecht. – Hätte Topaz Rustler oder Rustler Topaz totschlagen können, durch größeren Unternehmungsgeist, Umsatz und Umtrieb oder auch durch Schmähungen in der Presse, man würde in der überlebenden Stadt Triumphzüge und Siegestänze gehalten haben. Aber die Zerstörung durch andre Mittel als die vom Himmel eingesetzten des lautern und unlautern Wettbewerbs würde dem überlebenden Teil herben Kummer verursacht haben.

      Das heiligste Gut des westlichen Mannes ist der Stolz auf seine Stadt, und der köstlichste Duft dieser Blume ist der Haß gegen die Nachbarstadt. Stadthochmut kann nicht bestehen ohne Stadtneid, und es traf sich deshalb glücklich, daß Topaz und Rustler gerade in der richtigen Haßweite von einander lagen, denn der lebendige Glaube des Menschen an den besonderen Fleck in der endlosen westlichen Wildnis, wo er zufällig sein Zelt aufgeschlagen hat, enthält die Zukunft und das sichere Gedeihen des Westens.

      Tarvin hegte dieses Gefühl wie eine Religion. Es war ihm außer Käte das Höchste auf der Welt, ja mitunter stand es ihm sogar höher als Käte. Dieses Gefühl ersetzte ihm, was andern Ideale und Streben sind. Er wollte Erfolge erringen, er wollte eine Rolle spielen, aber sein persönlicher Ehrgeiz fiel mit seinem Ehrgeiz für die Stadt zusammen. Wenn seine Stadt darnieder lag, konnte auch ihm nichts gelingen, wenn sie blühte, mußte auch ihm alles glücken. Sein Ehrgeiz für Topaz, sein Stolz auf Topaz, das war ein leidenschaftlicher, ganz persönlicher Patriotismus. Topaz war für ihn das Vaterland, und weil es so nah und greifbar vor ihm stand, weil er’s mit Augen sehen und mit Händen fassen konnte, besonders aber auch, weil er Stücke davon kaufen und verkaufen konnte, war es viel deutlicher sein Vaterland, als die Vereinigten Staaten von Amerika, die seiner nur in Kriegszeiten bedurften.

      Er war bei der Geburt von Topaz zugegen gewesen, er hatte die Stadt gekannt, als er sie schier noch mit den Armen hätte umfassen können, er hatte sie werden und wachsen sehen, hatte sie gehätschelt und aufgepäppelt; mit den Pfählen, die man bei der Abmessung eingetrieben hatte, war auch sein Herz eingerammt worden, er wußte also auch besser als Lucas, was ihr taugte. Ihr taugten die drei C.

      Der Schaffner führte Sheriff und Tarvin in den Salonwagen und stellte dem Präsidenten die Herren vor, und der Präsident machte diese mit seiner Frau bekannt, einer blonden jungen Dame, die sich deutlich bewußt war, hübsch zu sein und die Neuvermählte sehr zur Schau trug. Rasch von Erkenntnis, wie Tarvin war, ließ er sich sofort neben der Dame nieder. Der Salonwagen enthielt diesseits und jenseits von der Abteilung, worein sie geführt worden waren, noch andre Gemächer. Das ganze rollende Haus war ein Wunder von Bequemlichkeit und Raumausnutzung, die Ausschmückung von vornehmstem Geschmack. Der Salon schimmerte von Plüsch in gebrochenen unbenennbaren Farbtönen, blankem gedrehtem Nickelgeräte und Spiegelglas, und die in neuerem Stil ausgesucht einfache Täfelung dämpfte den Glanz ab, wie sie ihm zugleich als Folie diente.

      Der Präsident der noch ungeborenen Central-Colorado-Californialinie machte für Sheriff in einem der beweglichen Stühle aus Rohrgeflecht Raum, indem er einen ganzen Pack illustrierter Zeitungen beiseite warf, und sah sich dann unter buschigen Augenbrauen hervor mit runden, dunklen СКАЧАТЬ